Dafür daß dein Nick Möse heißt bist du ganz schön spießig
ach Kalle... naja, ich glaub, hier wundert mich eh nix mehr. Jedenfalls nicht so schnell.
@ Punani: Menschen sind halt verschieden. Ich mit meinem "schlimmen" Werdegang, wäre beispielsweise zu spießig, mich Punani zu nennen, obwohl ich finde, dass das Wort an sich ganz nett klingt.
Aber ok, dass sind Nebensächlichkeiten. Zurück zum Thema Ehe

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Weißt Du, es tut mir leid, wenn ich Dich schockiere, weil der Eindruck entsteht, Ehe sei für mich ne Nebensächlichkeit, das ist es nicht. Ich weiß auch, dass es unglaubwürdig bis lächerlich klingen mag, wenn ich sagen würde, ich nehme Ehe sehr ernst. Aber ich sag was anderes: Spielspaß ist Ehe für mich nicht.
Und doch kann ich mir mal nen Spaß erlauben und wie zum Bsp. hier im Verlauf meines Threads schreiben, dass Max und ich die gesammelte Erfahrung von 5 Ehen mit ins Bett bringen, wenn wir zusammen im Bett liegen - denn es ist eben so.
Ehen glücken, Ehen scheitern, Ehen werden nicht mehr nur durch Tod beendet. So ist das halt. Weil aber der Gedanke, sie sollten mit dem Tod enden, tief in den Menschen verwurzelt ist, ist es beschämend, wenn sie es nicht tun, sondern geschieden werden. Und schon haftet an der geschiedenen Frau oder dem geschiedenen Mann ein Makel. Muss ja irgendwas falsch sein mit ihr oder ihm, erst recht, wenn sie/er schon mehrfach geschieden ist. Stimmts?
Und weil ja dann irgendwas falsch sein muss, müssten die Eltern oder sonst wer verbal eines reinhauen. Richtig? Man gehört gestraft, wenn die Ehe nicht bis zum Tode hält. Versteh ich das richtig?
Oh, mein Vater hat mal ordentlich eins verbal reingehauen als meine erste Ehe scheiterte. Leider war das ohne mein Wissen und Einverständnis und gegenüber meiner Schwiegermutter am Telefon, die wie Du Dir vielleicht vorstellen kannst, ihren Sohn deckte und sehr viel Schützenhilfe leistete zum Scheitern unserer Ehe, die sie zu ihrem tiefsten Bedauern nicht verhindern hatte könnnen, aber versucht hatte sie es bis zum letzten Moment, noch am Tage unserer Hochzeit.
Dieser verbale Schlag meines Vaters war der letzte Rest für meine Ehe und machte jegliche allerletzten Hoffnungsfunken meinerseits zu Nichte. In dem Moment als ich davon erfuhr, wusste ich, ich hatte verloren, was auch immer ich noch versuchen würde. Mit und gegen meinen Mann hätte ich ja vielleicht noch weiter kämpfen wollen, aber die Löwenmama hätte eh keinen weiteren Kontakt mehr geduldet, selbst wenn Sohnemann seine Liebe zu mir urplötzlich von alleine wiederentdeckt hätte. Gut, hinter ihrem Rücken hatten wir trotzdem noch Kontakt, aber dass sie davon wusste und wir womöglich wieder zusammen leben, war undenkbar. Es sei denn, mein Ex-Mann hätte sich von seinen Eltern losgesagt, aber das hätte er nie. Er war das einzige Kind und geliebter Adoptiv-Sohn. Ich hätte das auch nie von ihm verlangt.
Wir haben keinen Kontakt mehr, seit seine Mutter mal anrief, um mir mitzuteilen, dass ihr Sohn - der alle Möbel und nahezu alle Sachen mitgenommen hatte, die ich auch noch einpacken musste, damit der Umzug überhaupt mal ein Ende hat - keine Handtücher hat, weil ich ihm keine eingepackt habe. Das war aber nicht mal eben nach dem Umzug sondern wir lebten bereits 3 Monate getrennt. Mir war nicht mal ne Sitzgelegenheit gelassen worden, obwohl die Couchgarnitur aus 3er, 2er und 1 Sitzer uns beiden geschenkt worden war und problemlos hätte geteilt werden können. Ich lebte in einer leeren 146 qm Wohnung mit einem 2türigen Kleiderschrank, yep, zugegeben, voller Bettwäsche und Handtücher. Tatsächlich hatte ich vergessen, die halbe halbe zu teilen, ich hatte einfach nicht mehr auch noch in meinen Schrank geguckt beim Packen unter Zeitdruck, bevor die Möbel abgeholt wurden. Kann passieren, wenn man sich um alles kümmern muss. Mein Mann lebte bereits seit 3 Monaten in einer Wohnung, die sie gesucht, angemietet und renoviert hatte lange bevor uns überhaupt klar war, dass wir uns trennen würden. Ich frag mich, wie er die 3 Monate ohne Handtücher und Bettwäsche überhaupt überleben konnte... Aber ich weiß es, es war ihm scheiß egal, es interessierte ihn nicht. Er wollte nur sterben in einer eigentlich gleichen Situation in der ich jetzt bin: seine große gebundene Liebe, mit der er 9 Monate ein Verhältnis hatte und wegen der, nein für die er doch sogar unsere Ehe geopfert hatte, wollte nach unserer Trennung nichts mehr von ihm wissen. Taadaaa. Ist doch fast so ähnlich wie bei mir und Max jetzt. Jetzt wo ich geschieden bin, fällt ihm ein, dass er seine Ehe retten muss.
In diesem Telefonat wegen der Handtücher hab ich mal nen verbalen Schlag an meine Ex-Schwiegermutter ausgeteilt und ihr gesteckt, dass wir noch Kontakt haben und sie ihn in Zukunft selbst aus dem Wald oder sonst wo her holen dürfe, wenn er sich mal wieder umbringen will. Seit dem hab ich Ruhe. Vor beiden.
Ich weiß, dass interessiert Dich nicht so, was in meinem Leben los war oder ist. War nur mal ein Beispiel als Ausflug in die Realität.
Die Geschichte meiner ersten Ehe kennen hier einige, ich will die jetzt auch nicht komplett wiederholen, aber ich will Dir sagen, ich wurde geschieden - und hey, ich war nicht stolz drauf. Aber abwenden, ändern, aufhalten hätte ich es auch nicht können, es lag nicht mehr in meiner Hand. Schön fand ich es nicht, geschieden zu sein. Aber es war eben so.
Weil niemand es vom Grund her schön findet, geschieden zu sein (sondern höchstens nach einer Ehe, wenn er es als Befreiung empfindet, aus dieser heraus zu sein), wollen sich viele vor der Scheidung drücken. Oft genug auch auf dem Weg, dass sie gar nicht erst heiraten.
Ganz so feige war ich dann doch nicht. Nein, ich war so mutig, es nochmal zu wagen. Und soll ich Dir was sagen: beim zweiten Mal war es sogar leichter, den Schritt zu wagen, ich hatte nämlich nix mehr zu verlieren, ich konnte doch im Grunde nur gewinnen. Wenn es schief geht, wäre ich nämlich wie zuvor geschieden, und wenn es gut geht ... tja, ordentlich verheiratet bis an mein oder sein Lebensende. Wäre doch vorbildlich gewesen, oder? Hat nicht sollen sein.
Und bevor das jetzt wieder einer als typisch und passend zum egoistischen Bild ansieht: es war nicht meine Idee, zu heiraten. Er wollte unbedingt. Also hab ich drüber nachgedacht und mich letzten Endes dafür entschieden. Aus ner Vielzahl von Gründen, aber eben nicht aus nur dem einen: romantisch überquellende Liebe.
Jetzt, nach Ehe Nr. 2 wäre ich noch mutiger. Wenn es sich ergibt und passt, würd ich es immer noch mal wagen - nicht mit Max - aber mit jemand anderen, warum nicht? Aber nach Ehe Nr. 2 bin ich auch noch so mutig, dass ich mir vorstellen kann, mit dem Status "geschieden" bis an mein Lebensende zu leben - und find es gar nicht mehr schlimm.
Das Geheimnis für meine vermeintliche Lockerheit in Bezug auf Ehe ist, ich kann zu dem stehen, was war und ist und was ich getan hab. Ich weiß, warum ich heiratete und weiß, warum ich geschieden wurde - und alles ist ok.
Nur in einem Punkt stimme ich Dir zu: meinen zweiten Mann zu heiraten, obwohl ich ihn gar nicht wirklich liebte oder sagen wir mal so, mir zumindest meiner Gefühle nicht 100%ig sicher war, war keine Glanzleistung und würde ich auch nicht nochmal machen. Aber solche "Kompromissehen" werden durch Einstellungen wie die Deine, die mir gar nicht mal so fremd ist, begünstigt. Und am Ende sag ich Dir noch, dass es vermutlich mehr Parallelen zwischen uns gibt, als Dir bewusst ist und lieb sein kann. Aber Du hast trotzdem Recht, dass Du nicht alles so wie ich machen musst. Würde ich Dir auch nicht zu raten. Aber mein Leben ist für mich ok. Und mein Ehe- und jetzt nicht mehr Eheleben ist für meinen Ex-Mann auch ok. Ich wüsste auch nicht, warum wir gestraft werden sollten, wir sind gestraft genug. Und es ist ok. Dass wir geschieden sind, heißt nicht, dass wir die Ehe nicht ernst nehmen. Gilt glaub ich für die meisten Geschiedenen.