Er, ich und der Geist seiner Familie

Dabei
25 Mai 2010
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#1
Hallo,

ich hoffe es ist okay, dass ich so kurz nach der Anmeldung schon ein Thema eröffne, aber ich bin gerade wirklich in einer Krise und für jede Meinung und jeden Ratschlag dankbar.

Seit ca. 9 Monaten bin ich jetzt mit einem Mann zusammen, den ich wirklich sehr liebe. Leider ist diese Liebe nicht einfach. Seine Frau und seine Tochter sind vor zwei Jahren ums Leben gekommen und ich bin die erste Frau, auf die er sich seitdem eingelassen hat. Wir hatten auch am Anfang unserer Beziehung ein Gespräch, in dem er mir von seiner Familie erzählt und gesagt hat, dass er Zeit braucht und es langsam angehen will.
Das war auch okay für mich, ich fand es auch gut, dass er offen mit mir darüber gesprochen hat, dass er am Anfang Schuldgefühle hatte und deswegen Probleme, sich auf mich einzulassen.
Wir hatten bisher eigentlich eine schöne Zeit zusammen, auch wenn ich merke, dass er manchmal noch leicht depressiv wirkt und sich dann vor mir verschließt.
Ich kann verstehen, dass es für ihn nicht einfach ist, aber für mich wird es immer schwieriger, mit der Situation umzugehen.
Ich will nicht, dass er seine Familie und seine Gefühle wegen mir aus seinem Leben verbannt, aber machmal habe ich das Gefühl, dass es Überhand nimmt. Wenn wir zusammen im Bett liegen und Musik hören und er sagt plötzlich "Das ist das Lieblingslied meiner Frau" o.ä., das überfordert mich, das tut mir weh.

Kurz hatte ich das Gefühl, es würde besser, aber dann habe ich einen Fehler gemacht. Ich habe ihm gesagt, dass ich noch nie einen Mann so sehr geliebt habe wie ihn. Er hat sich auf einmal von mir zurückgezogen und meinte: "Ich werde meine Frau immer lieben."
Ich weiß nicht, vielleicht habe ich überreagiert, aber seine Reaktion hat mich extrem hart getroffen und ich habe mich die nächsten 2 Stunden im Bad eingeschlossen und geheult.
Er hat einmal geklopft und gefragt ob es mir gut geht, dann kam nichts mehr. Als ich mich wieder rausgetraut habe, war er gegangen.
Das war vor 3 Tagen. Am nächsten Tag hat er nochmal versucht anzurufen, aber ich konnte mich nicht überwinden ranzugehen, seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört.

Ich liebe ihn wie wahnsinnig, aber ich habe Angst vor dem Gespräch, dass uns notwendigerweise bevorsteht. Ich habe Angst, dass er mir sagt, dass er mich nie genug lieben wird, dass er noch zu sehr an seiner Familie hängt, dass für mich kein Platz ist.
Ich will ihn nicht verlieren, aber ich weiß auch nicht, wie ich mich richtig verhalten und mit seiner Situation umgehen kann.

Vielen Dank fürs Zuhören.
Jane
 
Dabei
14 Feb 2010
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2.610
#2
Ich glaube er wird niemals aufhören an seiner famlie zu hängen.
Er hat einen geliebten Menschen verloren und sein eigenes kind.
Er wird vielleicht immer Schuldgefühle haben weil er laut seiner Moral seine vertorbene Frau betrügt.
Ob das je besser wird, kann man nicht sagen, ich denke Liebe und Verständnis ist das Einzige womit du ihm helfen kannst, aber wie du gemerkt hast, sind das mehr als 2 Worte ...
 
Dabei
22 Mai 2010
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#3
hmmm... das ist eine verzwickte situation...
aber wie du schon sagtest, reden musst du mit ihm. du liebst ihn ja. aber ich denke wenn er bei dir anruft hat er vielleicht schuldgefühle und das würde beweisen wie wichtig du ihm bist, und dass er viel für dich empfindet. aber reden müsst ihr darüber. und ich denke es ist schon ein froßer beweis seiner gefühle, dass er sich überhaupt auf dich eingelassen hat
 
Dabei
24 Mrz 2010
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#4
Hallo Jane,

das ist wirklich eine schwierige Situation. Dein "Fehler" hätte vielen anderen genauso passieren können, da solltest du dir nicht zu viele Vorwürfe machen. Du frägst, wie du dich richtig verhalten kannst. Ich denke, da gibt es keine Patentlösung. Du könntest versuchen, deinem Freund die Aufarbeitung zu erleichtern, ihm zu einer Therapie raten oder gar eine Paartherapie machen. Außerdem mit ihm viele Dinge unternehmen, aus denen er neue Lebensfreude schöpfen kann. Natürlich solltest du dich davor hüten, Liebesbeweise einzufordern.
Das kommt auch in langjährigen, stabilen Beziehungen nicht unbedingt vor, dass man zu solchen Kalibern greift ("noch nie so geliebt" etc...).

Viele Grüße
DB
 
F

FallinfromHeaven

Gast
#5
Hallo,

ich hoffe es ist okay, dass ich so kurz nach der Anmeldung schon ein Thema eröffne, aber ich bin gerade wirklich in einer Krise und für jede Meinung und jeden Ratschlag dankbar.

Seit ca. 9 Monaten bin ich jetzt mit einem Mann zusammen, den ich wirklich sehr liebe. Leider ist diese Liebe nicht einfach. Seine Frau und seine Tochter sind vor zwei Jahren ums Leben gekommen und ich bin die erste Frau, auf die er sich seitdem eingelassen hat. Wir hatten auch am Anfang unserer Beziehung ein Gespräch, in dem er mir von seiner Familie erzählt und gesagt hat, dass er Zeit braucht und es langsam angehen will.
Das war auch okay für mich, ich fand es auch gut, dass er offen mit mir darüber gesprochen hat, dass er am Anfang Schuldgefühle hatte und deswegen Probleme, sich auf mich einzulassen.
Wir hatten bisher eigentlich eine schöne Zeit zusammen, auch wenn ich merke, dass er manchmal noch leicht depressiv wirkt und sich dann vor mir verschließt.
vorweg mal, finde ich es klasse das Du Dich so zu ihm bekennst und auch sein Schicksal annimmst !
Ich kann verstehen, dass es für ihn nicht einfach ist, aber für mich wird es immer schwieriger, mit der Situation umzugehen.
leider kannst Du es sicherlich nicht verstehen, denn Du hast nicht das Gleiche erlebt wie er, Du kannst nur versuchen es nachzuvollziehen, Das ist wie wenn Jemand an Krebs erkrankt oder sonst irgendwelche Leiden hat, solange Du den Schmerz und die Qualen nicht am eigenen Leib und in der Seele selbst empfunden hast oder empfindest kannst Du nur erahnen wie es dem Anderen geht, es wäre ja auch schlimm wenn wir alle den gleichen Schmerz empfinden würden, ohne es selbst erfahren zu haben.
Ich will nicht, dass er seine Familie und seine Gefühle wegen mir aus seinem Leben verbannt, aber machmal habe ich das Gefühl, dass es Überhand nimmt. Wenn wir zusammen im Bett liegen und Musik hören und er sagt plötzlich "Das ist das Lieblingslied meiner Frau" o.ä., das überfordert mich, das tut mir weh.
ich kann Dir nur auf den Weg mitgeben einen Therapeuten mit ihm aufzusuchen, bitte ihn darum, sag´ihm das genau so wie Du es hier beschreibst, denn er will Dich sicherlich nicht verletzen, er kann es einfach nicht anders und Das ist auch verständlich.

Kurz hatte ich das Gefühl, es würde besser, aber dann habe ich einen Fehler gemacht. Ich habe ihm gesagt, dass ich noch nie einen Mann so sehr geliebt habe wie ihn. Er hat sich auf einmal von mir zurückgezogen und meinte: "Ich werde meine Frau immer lieben."
Du hast damit sicherlich keinen Fehler gemacht und solltest Dir Das auch bitte nicht einreden denn es ist DEIN Gefühl und Das darfst Du jederzeit äussern, denn es geht nicht nur um ihn, sondern auch um Dich !
Ich weiß nicht, vielleicht habe ich überreagiert, aber seine Reaktion hat mich extrem hart getroffen und ich habe mich die nächsten 2 Stunden im Bad eingeschlossen und geheult.
wie gesagt, friss´es bitte nicht länger in Dich hinein, denn sonst verkümmerst Du, vielleicht ist er auch wirklich noch nicht in der Lage tiefere Gefühle für Dich zuzulassen, aber dann sollte Das schnellstmöglich geklärt werden, bevor Du zu ohnmächtig neben der Situation stehst und Deine Gefühle nicht erwidert werden.
Bitte ihn um Hilfe, wenn Du ihm wichtig bist wird er Deinen Kummer verstehen und versuchen den Weg mit Dir zu gehen.
Er hat einmal geklopft und gefragt ob es mir gut geht, dann kam nichts mehr. Als ich mich wieder rausgetraut habe, war er gegangen.
er war also hilflos und hat sich mit Sicherheit schlecht gefühlt weil er Dir nicht weh tun will, aber erstmal muss er seine Frau und sein Kind auch "loslassen" können bzw. begreifen das sie zwar nichtmehr in seinem realen Leben sind, aber das er sie niemals wirklich verlieren wird weil sie, solange er lebt durch ihn und seine Erinnerungen immer weiterleben werden !
Er muss sich selbst verzeihen und Das ist ein weiter Weg, wenn ihr Diesen aber miteinander begeht wird Euch ein Band zusammenhalten das Euch niemals voneinander trennen wird, aber es wird sehr schwer und sehr steinig werden und auch viele Rückschläge für Euch beide bedeuten .
Das war vor 3 Tagen. Am nächsten Tag hat er nochmal versucht anzurufen, aber ich konnte mich nicht überwinden ranzugehen, seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört.
wenn Du ihn aber so sehr liebst, dann musst Du mit ihm reden, am Besten gehst Du direkt zu ihm und siehst ihm dabei in die Augen, versteck´Deine Tränen nicht, aber versuche nicht "zerstört" zu wirken, sondern entschlossen an seiner Seite zu bleiben, vorausgesetzt das Du diese Chance auch wirklich hast und er mehr als "nur" Zuneigung empfindet, gib´ihm/Euch Zeit.

Ich liebe ihn wie wahnsinnig, aber ich habe Angst vor dem Gespräch, dass uns notwendigerweise bevorsteht. Ich habe Angst, dass er mir sagt, dass er mich nie genug lieben wird, dass er noch zu sehr an seiner Familie hängt, dass für mich kein Platz ist.
Ich will ihn nicht verlieren, aber ich weiß auch nicht, wie ich mich richtig verhalten und mit seiner Situation umgehen kann.
rede mit ihm und zeige ihm das es Dir ernst ist, mehr bleibt Dir ohnehin nicht.
 
Dabei
25 Mai 2010
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3
#6
Ich bin in einer ähnlichen Situation wie der Mann, denn Du liebst.

Ich habe im Jahre 2006 meine Freundin bei einem Flugzeugunglück verloren. Auch ich hätte in diesem Jet sitzen müssen, was ich aber aufgrund einer Krankheit nicht konnte.

Ich war mit ihr bis zu ihrem Tod 4 Jahre zusammen und es war eine Liebe, die ewig halten sollte. Und das tut sie bis heute noch. Ich habe nach ihrem Tod kein einziges Mädchen so geliebt wie sie. Jedes Mal, wenn ich dachte, dass ich loslassen kann und das Mädchen es sah, zog ich mich zurück. Auch wie bei Dir konnte ich es nicht hören, wenn sie mir sagten, dass sie mich liebten. Immer und immer wieder habe ich mich zurückgezogen. Wie kann jemand lieben, wenn die Liebe für immer gegangen ist? Das ist mein Leitsatz.

Jetzt habe ich jedoch ein Mädchen kennengelernt, bei dem ich Gefühle an den Tag lege, die ich bisher noch nicht kannte. Sie hat aber einen Freund, was jedoch eine andere Baustelle ist.

Was ich sagen will ist, dass ich niemals loslassen werde. Es ist wie einige schon sagten, das Gefühl des "Im-Stich-Lassens" des Menschen, den man geliebt hat und immer noch liebt. Es ist das Gefühl, dass man die Liebe seines Lebens verletzen könnte. Weil man eben im letzten Moment nicht da war, weil man den Unfall nicht erwartet hat und weil man keine Chance hatte, sich zu verabschieden. Ich denke, dass auch bei mir ein Tag kommen wird, an dem ich jemanden kennenlerne, für den ich was empfinde. Ich weiß aber noch mehr, dass ich niemanden mehr lieben werde, als meine verstorbene Freundin. Empfindungen und Liebe sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Jeder Mensch, der sich leider in einer solchen Situation befindet, reagiert anders. Jedes Jahr treffen wir (die Angehörigen der Opfer) uns an der Absturzstelle. Dort gibt es eine Frau, die ihren Mann verloren hat. Und es gibt auch einen Mann, der seine Frau und sein Kind verloren hat. Die beiden haben sich bei den Treffen ineinander verliebt und sind seitdem unzentrennlich zusammen. Ich finde dies schön. Für meinen Teil kann ich ausdrücklich sagen, dass es niemals ginge.

Wenn Du meine Freundin wärst und ein Gespräch mit mir suchtest, dann ginge ich wahrscheinlich für immer. Es sind jedoch meine Ansichten und sollen keinesfalls andere Situationen verallgemeinern.

Du kennst den Mann bereits ganz gut. Schätze ihn ein. Versuche herauszufinden, wie er wirklich reagieren wird und verlasse Dich auf Dein Herz. Wenn er geht, dann könnte zumindest ein Trost sein, dass er Dich nicht wegen einer anderen Frau verlassen hat, sondern wegen einer Frau, die da sein sollte und den "Normalzustand" darstellen würde. So hart es auch klingen mag: es könnte sein, dass er niemals loslassen wird.

Ich wünsche Dir alles Gute
 
F

FallinfromHeaven

Gast
#7
Bearfly, ich denke Du hast es sehr, sehr schön und richtig geschrieben - ich bin jetzt ganz ehrlich, mir sind jetzt gerade ein paar Tränen entwischt als ich Deine Zeilen gelesen habe...es muss sehr, sehr, sehr schwer sein und es tut mir sehr leid das Du so einen Schmerz in Dir tragen musst, ich hoffe aber das dieser Schmerz irgendwann nur noch ein Lächeln in Deinem Herz ist, weil Du sie in Deinem Leben wusstest....die Menschen sehen nie, wie schnell das Leben zu Ende sein kann, ich hab´s mal hautnah miterlebt und bin seither sensibler als vorher, Niemand weiß wie lange er hier ist und daher, wenn man die Liebe gefunden hat, von Der man denkt/weiß das sie etwas besonderes ist, sollte man dafür kämpfen und sie festhalten und auch dafür arbeiten, denn wie oft findet man sie schon....wie mein Wandtattoo sagt : Ein Tropfen Liebe ist mehr als ein Ozean Verstand....leider sehen Das viele Menschen scheinbar anders, unendlich schlimm wenn ich es aus Deiner Sicht sehe, denn Dein Leben hat ohne sie sicherlich einen gewissen Sinn verloren....
 
Dabei
25 Mai 2010
Beiträge
2
#8
Ich danke euch für eure Antworten, auch wenn sie nicht ganz so ermutigend ausgefallen sind, wie ich es mir erhofft hatte ....
Aber so ist es wohl, die Frage "Wie soll ich mit ihm umgehen?" hat sich mitlerweile erledigt.

Freitag haben wir uns getroffen, zuerst lief es ganz gut und ich dachte, ich könnte mir noch Hoffnungen machen. Er sagte, er wollte mich nicht verletzen und das ich ihm etwas bedeute. Er sagte, dass er manchmal gar nicht an seine Frau denkt, wenn wir zusammen sind und er deswegen unsicher ist und Schuldgefühle hat.
Wir haben darüber gesprochen, wir hatten einen schönen Abend, er hat bei mir geschlafen und dann hat er mich auf einmal um halb vier Uhr morgens geweckt. Er meinte, er geht jetzt und es tut ihm leid, aber er will mich nicht verletzen und ich soll einen Mann finden für den ich die "einzige große Liebe" bin.

Und jetzt ist er weg. Ich habe versucht mit ihm zu reden, ihn anzurufen, aber er reagiert nicht.
Das heißt wohl es ist aus.

Naja, trotzdem nochmal Danke.

Jane
 

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