T
Liebe Community,
ich bin weiblich, 38. Jahre und muss mich wohl oder übel noch einmal mit einem Thema auseinander setzen, das ich über Jahre verdrängt hatte oder einfach annahm, es bestünde nicht mehr.
Es mag etwas seltsam anmuten aber ich vermute bei meiner Mutter einen Elektra-Komplex, den sie nun mit anders verteilten Rollen bzw. mit Stellvertretern der Eltern wiederholt und ich suche einen vernünftigen Umgang mit diesem Problem das mich sehr belastet.
Ich versuche mich kurz zu fassen:
meine Mutter war und ist eine sehr attraktive Frau, die aus einer dysfunktionalen Familie stammt, in der in der Hauptsache Gewalt (insbesondere durch ihre Mutter) an der Tagesordnung war. Sie spricht sehr wenig darüber aber das, was ich weiß, ist an Grausamkeit kaum zu überbieten. Ihre Mutter hasste sie und übernahm in keiner Weise die Mutterrolle (sondern lebte als jähzornige, schöne Diva ihr Leben auf Kosten ihrer Kinder). Ich lernte meine Großeltern kennen und schenke daher diesen Schilderungen Glauben.
Der Vater meiner Mutter stand seiner Frau in nichts nach, jedoch tat er ihr nicht im gleichen Ausmaß Gewalt an wie meine Großmutter. Ein wenig schonte er sie und die wenigen schönen Erlebnisse, die sie als Kind hatte, teilte sie mit ihm.
Meine Mutter kam in die Pubertät und erblühte zu einer Schönheit und bekam nun all die (falsche) Aufmerksamkeit, die sie sie nie zuvor erhielt. Viele junge Männer und auch mein Großvater verliebte sich in sie (er ist ihr Stiefvater), ließ zwar die Hände von ihr aber seine Liebe entging meiner Großmutter nicht und so entstand eine bittere Konkurrenz zwischen Großmutter und meiner Mutter. Und meine Mutter kannte ja keine andere Liebe als diese und klammerte sich natürlich daran fest.
Das zur Geschichte. Nun zur Gegenwart.
Meine Mutter hat dieses Familiensystem lange schon selbst durchschaut und in Therapie bearbeitet (aufgearbeitet vielleicht nicht) und hat versucht, mir eine bessere Mutter zu sein und in vielen Bereichen ist ihr das gelungen obwohl ich nicht behaupten kann, eine schöne Kindheit gehabt zu haben.
Ich habe drei Brüder und bin das jüngste Kind. Und lange Zeit konnte ich nicht benennen, was in meiner Kindheit und Jugend geschah, durch ein aktuelles Erlebnis aber wurde ich wieder erinnert. Meine Mutter hat sich immer auf eine merkwürdig verbrüdernde Art und Weise mit meinen Brüdern gegen mich verbunden. Sie hat sie über den grünen Klee gelobt und mich klein gemacht "Du kannst nichts, bist dümmer als Deine Brüder". Sie hat mich manchmal verhöhnt und als ich in die Pubertät kam, wurde ich zur Bedrohung und sie hat mir meine Sexualität madig gemacht etc. Gleichzeitig aber war ich immer dafür zuständig, wie eine Mutter zu ihr zu halten. Widerspruch wurde hart bestraft.
Ich habe mir mein Leben lang immer sehr distanzierte Partner gesucht und wusste nie warum ich das tat. Sie gingen nie wirklich in den Kontakt zu meiner Mutter, was sie ärgerte und mich erleichterte. Ich fühlte mich bei diesen Männern von der Vereinnahmung durch meine Mutter geschützt (ist mir damals nicht bewusst gewesen).
Die Zeiten änderten sich...Ich hatte einen neuen Partner, der viel offener als die vorigen war und meine Mutter war ganz Feuer und Flamme. Sie war so begeistert von ihm, dass sie sich völlig kritiklos immer auf seine Seite schlug wenn wir ein Problem miteinander hatten. Weder mein Partner noch ich wünschten Parteinahme und er ließ sich zwar auch nicht drauf ein aber sie verhielt sich in solchen Situationen mir gegenüber immer ganz widerlich. Mit lieber Stimme fragte sie nach meinem Partner und mir und wenn ich von einem Streit erzählte, schwieg sie oder sagte Dinge wie "Naja, er wird seine Gründe haben" Oder "Es wird an Dir liegen." und verweigerte das weitere Gespräch. Es ist nicht so, dass ich mir wünsche, dass meine Mutter sich auf meine Seite schlägt. Nein, darum geht es mir gar nicht. Ich möchte einfach, dass sie mir zuhört, dass sie mir als Mutter zuhört wenn sie dann schon nachfragt.
Und ich merke, dass sie nicht wirklich eine eigene Meinung vertritt wenn mein Partner und ich stritten, sondern dass sie aus Prinzip und völlig kritiklos zu ihm hält- blind und nahezu unterwürfig- und mir gegenüber versteckt giftig. Das fühlt sich ganz fürchterlich an denn wir haben ansonsten heute eigentlich eine recht harmonische Beziehung.
So, meinen aktuellen Ex-Freund (vor wenigen Wochen getrennt) betet sie geradezu an. Das hat schon etwas von blinder Folgschaft! Sie würde nie wagen, einem Gedanken von ihm zu widersprechen! Er distanziert sich übrigens davon. Diese Beziehung war für mich eine absolute Katastrophe (die anderen Beziehungen waren harmonisch). Ich weiß nicht, unter was für einer Störung er leidet aber er hat regelmäßig wie aus dem Nichts heraus toxische Wutanfälle bekommen, schrie mich an, demütigte mich verbal bis aufs Blut und als ich merkte, dass sich nichts ändern wird, habe ich das Handtuch geworfen. Meine Freunde unterstützten meine Entscheidung mich zu trennen, empfanden ihn als sehr destruktiv. Nun das für mich so schmerzliche. Als ich meiner Mutter davon erzählte, ihr sagte, dass es nicht leicht für mich ist, mich zu trennen, es aber besser für mich sei, da schwieg sie einfach und ihr Schweigen heißt stets "Wenn er Dich so demütigt, solche Wutanfälle bekommst dass Du fast schon um Dein Leben fürchtest, dann musst Du ihm ja Gründe für seine Wut gegeben haben." Wie krank ist das bitte?! Selbst wenn ich ihm mit irgend etwas Unrecht getan hätte, so rechtfertigt das doch nicht so ein destruktives Verhalten.
Versteht jemand das? Ich brauche gar nicht ihre Parteinahme aber ich habe gemerkt, welch Mangel an Mutterliebe in ihr stecken muss. Ihre Tochter ist mit einem hochaggressivem Mann zusammen, der mir übrigens auch schon Mal drohte, und sie sieht die Gefahr nicht einmal und versucht mir noch Schuldgefühle zu machen wenn ich mich trenne. Ich denke, jede Mutter, die normal tickt, würde erleichtert aufatmen, wenn so eine destruktive Beziehung endlich zu Ende geht. Ich hatte nie zuvor im Leben Angst vor einem Mann aber dieser hat mich mehrmals zu Tode erschrocken mit seinen verbalen Drohungen. Meine Mutter aber wehrte ab und meinte, sie vertraue zu 100% dass alles, was er tue, immer nur zu meinem Besten sei- auch seine Hasstiraden!
Ja was geht bloß in ihr vor? Es scheint mir so, als sei sie resistent dagegen Gewalt zu erkennen, wo sie doch in allen anderen Lebensbereichen einen völlig normalen und differenzierten Verstand hat.
Ich selbst habe all das ja ebenfalls lange übersehen wollen da mein Ex auch wirklich ein sehr beeindruckender Mann ist.
Was geschieht hier bitte?! Bin ich jetzt in der Rolle der bösen Mutter und sie ist in Komplizschaft mit dem Stellvertreter ihres Vaters??? Meine Mutter ist in allen anderen Alltagssituationen ausgesprochen Warmherzig darum irritiert mich dieses Verhalten zutiefst.
Und warum habe ich 35. Jahre lang ganz normale Beziehungen geführt und springe dann plötzlich auf so einen aggressiven Mann an??? Was habe ich da getrieben?
Entschuldigt bitte die Textlänge. Ich wäre sehr dankbar für den einen oder anderen Denkanstoß denn mir wirds langsam echt zu verrückt.
nächtliche Grüße,
Tristis
ich bin weiblich, 38. Jahre und muss mich wohl oder übel noch einmal mit einem Thema auseinander setzen, das ich über Jahre verdrängt hatte oder einfach annahm, es bestünde nicht mehr.
Es mag etwas seltsam anmuten aber ich vermute bei meiner Mutter einen Elektra-Komplex, den sie nun mit anders verteilten Rollen bzw. mit Stellvertretern der Eltern wiederholt und ich suche einen vernünftigen Umgang mit diesem Problem das mich sehr belastet.
Ich versuche mich kurz zu fassen:
meine Mutter war und ist eine sehr attraktive Frau, die aus einer dysfunktionalen Familie stammt, in der in der Hauptsache Gewalt (insbesondere durch ihre Mutter) an der Tagesordnung war. Sie spricht sehr wenig darüber aber das, was ich weiß, ist an Grausamkeit kaum zu überbieten. Ihre Mutter hasste sie und übernahm in keiner Weise die Mutterrolle (sondern lebte als jähzornige, schöne Diva ihr Leben auf Kosten ihrer Kinder). Ich lernte meine Großeltern kennen und schenke daher diesen Schilderungen Glauben.
Der Vater meiner Mutter stand seiner Frau in nichts nach, jedoch tat er ihr nicht im gleichen Ausmaß Gewalt an wie meine Großmutter. Ein wenig schonte er sie und die wenigen schönen Erlebnisse, die sie als Kind hatte, teilte sie mit ihm.
Meine Mutter kam in die Pubertät und erblühte zu einer Schönheit und bekam nun all die (falsche) Aufmerksamkeit, die sie sie nie zuvor erhielt. Viele junge Männer und auch mein Großvater verliebte sich in sie (er ist ihr Stiefvater), ließ zwar die Hände von ihr aber seine Liebe entging meiner Großmutter nicht und so entstand eine bittere Konkurrenz zwischen Großmutter und meiner Mutter. Und meine Mutter kannte ja keine andere Liebe als diese und klammerte sich natürlich daran fest.
Das zur Geschichte. Nun zur Gegenwart.
Meine Mutter hat dieses Familiensystem lange schon selbst durchschaut und in Therapie bearbeitet (aufgearbeitet vielleicht nicht) und hat versucht, mir eine bessere Mutter zu sein und in vielen Bereichen ist ihr das gelungen obwohl ich nicht behaupten kann, eine schöne Kindheit gehabt zu haben.
Ich habe drei Brüder und bin das jüngste Kind. Und lange Zeit konnte ich nicht benennen, was in meiner Kindheit und Jugend geschah, durch ein aktuelles Erlebnis aber wurde ich wieder erinnert. Meine Mutter hat sich immer auf eine merkwürdig verbrüdernde Art und Weise mit meinen Brüdern gegen mich verbunden. Sie hat sie über den grünen Klee gelobt und mich klein gemacht "Du kannst nichts, bist dümmer als Deine Brüder". Sie hat mich manchmal verhöhnt und als ich in die Pubertät kam, wurde ich zur Bedrohung und sie hat mir meine Sexualität madig gemacht etc. Gleichzeitig aber war ich immer dafür zuständig, wie eine Mutter zu ihr zu halten. Widerspruch wurde hart bestraft.
Ich habe mir mein Leben lang immer sehr distanzierte Partner gesucht und wusste nie warum ich das tat. Sie gingen nie wirklich in den Kontakt zu meiner Mutter, was sie ärgerte und mich erleichterte. Ich fühlte mich bei diesen Männern von der Vereinnahmung durch meine Mutter geschützt (ist mir damals nicht bewusst gewesen).
Die Zeiten änderten sich...Ich hatte einen neuen Partner, der viel offener als die vorigen war und meine Mutter war ganz Feuer und Flamme. Sie war so begeistert von ihm, dass sie sich völlig kritiklos immer auf seine Seite schlug wenn wir ein Problem miteinander hatten. Weder mein Partner noch ich wünschten Parteinahme und er ließ sich zwar auch nicht drauf ein aber sie verhielt sich in solchen Situationen mir gegenüber immer ganz widerlich. Mit lieber Stimme fragte sie nach meinem Partner und mir und wenn ich von einem Streit erzählte, schwieg sie oder sagte Dinge wie "Naja, er wird seine Gründe haben" Oder "Es wird an Dir liegen." und verweigerte das weitere Gespräch. Es ist nicht so, dass ich mir wünsche, dass meine Mutter sich auf meine Seite schlägt. Nein, darum geht es mir gar nicht. Ich möchte einfach, dass sie mir zuhört, dass sie mir als Mutter zuhört wenn sie dann schon nachfragt.
Und ich merke, dass sie nicht wirklich eine eigene Meinung vertritt wenn mein Partner und ich stritten, sondern dass sie aus Prinzip und völlig kritiklos zu ihm hält- blind und nahezu unterwürfig- und mir gegenüber versteckt giftig. Das fühlt sich ganz fürchterlich an denn wir haben ansonsten heute eigentlich eine recht harmonische Beziehung.
So, meinen aktuellen Ex-Freund (vor wenigen Wochen getrennt) betet sie geradezu an. Das hat schon etwas von blinder Folgschaft! Sie würde nie wagen, einem Gedanken von ihm zu widersprechen! Er distanziert sich übrigens davon. Diese Beziehung war für mich eine absolute Katastrophe (die anderen Beziehungen waren harmonisch). Ich weiß nicht, unter was für einer Störung er leidet aber er hat regelmäßig wie aus dem Nichts heraus toxische Wutanfälle bekommen, schrie mich an, demütigte mich verbal bis aufs Blut und als ich merkte, dass sich nichts ändern wird, habe ich das Handtuch geworfen. Meine Freunde unterstützten meine Entscheidung mich zu trennen, empfanden ihn als sehr destruktiv. Nun das für mich so schmerzliche. Als ich meiner Mutter davon erzählte, ihr sagte, dass es nicht leicht für mich ist, mich zu trennen, es aber besser für mich sei, da schwieg sie einfach und ihr Schweigen heißt stets "Wenn er Dich so demütigt, solche Wutanfälle bekommst dass Du fast schon um Dein Leben fürchtest, dann musst Du ihm ja Gründe für seine Wut gegeben haben." Wie krank ist das bitte?! Selbst wenn ich ihm mit irgend etwas Unrecht getan hätte, so rechtfertigt das doch nicht so ein destruktives Verhalten.
Versteht jemand das? Ich brauche gar nicht ihre Parteinahme aber ich habe gemerkt, welch Mangel an Mutterliebe in ihr stecken muss. Ihre Tochter ist mit einem hochaggressivem Mann zusammen, der mir übrigens auch schon Mal drohte, und sie sieht die Gefahr nicht einmal und versucht mir noch Schuldgefühle zu machen wenn ich mich trenne. Ich denke, jede Mutter, die normal tickt, würde erleichtert aufatmen, wenn so eine destruktive Beziehung endlich zu Ende geht. Ich hatte nie zuvor im Leben Angst vor einem Mann aber dieser hat mich mehrmals zu Tode erschrocken mit seinen verbalen Drohungen. Meine Mutter aber wehrte ab und meinte, sie vertraue zu 100% dass alles, was er tue, immer nur zu meinem Besten sei- auch seine Hasstiraden!
Ja was geht bloß in ihr vor? Es scheint mir so, als sei sie resistent dagegen Gewalt zu erkennen, wo sie doch in allen anderen Lebensbereichen einen völlig normalen und differenzierten Verstand hat.
Ich selbst habe all das ja ebenfalls lange übersehen wollen da mein Ex auch wirklich ein sehr beeindruckender Mann ist.
Was geschieht hier bitte?! Bin ich jetzt in der Rolle der bösen Mutter und sie ist in Komplizschaft mit dem Stellvertreter ihres Vaters??? Meine Mutter ist in allen anderen Alltagssituationen ausgesprochen Warmherzig darum irritiert mich dieses Verhalten zutiefst.
Und warum habe ich 35. Jahre lang ganz normale Beziehungen geführt und springe dann plötzlich auf so einen aggressiven Mann an??? Was habe ich da getrieben?
Entschuldigt bitte die Textlänge. Ich wäre sehr dankbar für den einen oder anderen Denkanstoß denn mir wirds langsam echt zu verrückt.
nächtliche Grüße,
Tristis