Elektra-Komplex?

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Tristis

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#1
Liebe Community,

ich bin weiblich, 38. Jahre und muss mich wohl oder übel noch einmal mit einem Thema auseinander setzen, das ich über Jahre verdrängt hatte oder einfach annahm, es bestünde nicht mehr.

Es mag etwas seltsam anmuten aber ich vermute bei meiner Mutter einen Elektra-Komplex, den sie nun mit anders verteilten Rollen bzw. mit Stellvertretern der Eltern wiederholt und ich suche einen vernünftigen Umgang mit diesem Problem das mich sehr belastet.

Ich versuche mich kurz zu fassen:

meine Mutter war und ist eine sehr attraktive Frau, die aus einer dysfunktionalen Familie stammt, in der in der Hauptsache Gewalt (insbesondere durch ihre Mutter) an der Tagesordnung war. Sie spricht sehr wenig darüber aber das, was ich weiß, ist an Grausamkeit kaum zu überbieten. Ihre Mutter hasste sie und übernahm in keiner Weise die Mutterrolle (sondern lebte als jähzornige, schöne Diva ihr Leben auf Kosten ihrer Kinder). Ich lernte meine Großeltern kennen und schenke daher diesen Schilderungen Glauben.

Der Vater meiner Mutter stand seiner Frau in nichts nach, jedoch tat er ihr nicht im gleichen Ausmaß Gewalt an wie meine Großmutter. Ein wenig schonte er sie und die wenigen schönen Erlebnisse, die sie als Kind hatte, teilte sie mit ihm.

Meine Mutter kam in die Pubertät und erblühte zu einer Schönheit und bekam nun all die (falsche) Aufmerksamkeit, die sie sie nie zuvor erhielt. Viele junge Männer und auch mein Großvater verliebte sich in sie (er ist ihr Stiefvater), ließ zwar die Hände von ihr aber seine Liebe entging meiner Großmutter nicht und so entstand eine bittere Konkurrenz zwischen Großmutter und meiner Mutter. Und meine Mutter kannte ja keine andere Liebe als diese und klammerte sich natürlich daran fest.

Das zur Geschichte. Nun zur Gegenwart.

Meine Mutter hat dieses Familiensystem lange schon selbst durchschaut und in Therapie bearbeitet (aufgearbeitet vielleicht nicht) und hat versucht, mir eine bessere Mutter zu sein und in vielen Bereichen ist ihr das gelungen obwohl ich nicht behaupten kann, eine schöne Kindheit gehabt zu haben.

Ich habe drei Brüder und bin das jüngste Kind. Und lange Zeit konnte ich nicht benennen, was in meiner Kindheit und Jugend geschah, durch ein aktuelles Erlebnis aber wurde ich wieder erinnert. Meine Mutter hat sich immer auf eine merkwürdig verbrüdernde Art und Weise mit meinen Brüdern gegen mich verbunden. Sie hat sie über den grünen Klee gelobt und mich klein gemacht "Du kannst nichts, bist dümmer als Deine Brüder". Sie hat mich manchmal verhöhnt und als ich in die Pubertät kam, wurde ich zur Bedrohung und sie hat mir meine Sexualität madig gemacht etc. Gleichzeitig aber war ich immer dafür zuständig, wie eine Mutter zu ihr zu halten. Widerspruch wurde hart bestraft.

Ich habe mir mein Leben lang immer sehr distanzierte Partner gesucht und wusste nie warum ich das tat. Sie gingen nie wirklich in den Kontakt zu meiner Mutter, was sie ärgerte und mich erleichterte. Ich fühlte mich bei diesen Männern von der Vereinnahmung durch meine Mutter geschützt (ist mir damals nicht bewusst gewesen).

Die Zeiten änderten sich...Ich hatte einen neuen Partner, der viel offener als die vorigen war und meine Mutter war ganz Feuer und Flamme. Sie war so begeistert von ihm, dass sie sich völlig kritiklos immer auf seine Seite schlug wenn wir ein Problem miteinander hatten. Weder mein Partner noch ich wünschten Parteinahme und er ließ sich zwar auch nicht drauf ein aber sie verhielt sich in solchen Situationen mir gegenüber immer ganz widerlich. Mit lieber Stimme fragte sie nach meinem Partner und mir und wenn ich von einem Streit erzählte, schwieg sie oder sagte Dinge wie "Naja, er wird seine Gründe haben" Oder "Es wird an Dir liegen." und verweigerte das weitere Gespräch. Es ist nicht so, dass ich mir wünsche, dass meine Mutter sich auf meine Seite schlägt. Nein, darum geht es mir gar nicht. Ich möchte einfach, dass sie mir zuhört, dass sie mir als Mutter zuhört wenn sie dann schon nachfragt.

Und ich merke, dass sie nicht wirklich eine eigene Meinung vertritt wenn mein Partner und ich stritten, sondern dass sie aus Prinzip und völlig kritiklos zu ihm hält- blind und nahezu unterwürfig- und mir gegenüber versteckt giftig. Das fühlt sich ganz fürchterlich an denn wir haben ansonsten heute eigentlich eine recht harmonische Beziehung.

So, meinen aktuellen Ex-Freund (vor wenigen Wochen getrennt) betet sie geradezu an. Das hat schon etwas von blinder Folgschaft! Sie würde nie wagen, einem Gedanken von ihm zu widersprechen! Er distanziert sich übrigens davon. Diese Beziehung war für mich eine absolute Katastrophe (die anderen Beziehungen waren harmonisch). Ich weiß nicht, unter was für einer Störung er leidet aber er hat regelmäßig wie aus dem Nichts heraus toxische Wutanfälle bekommen, schrie mich an, demütigte mich verbal bis aufs Blut und als ich merkte, dass sich nichts ändern wird, habe ich das Handtuch geworfen. Meine Freunde unterstützten meine Entscheidung mich zu trennen, empfanden ihn als sehr destruktiv. Nun das für mich so schmerzliche. Als ich meiner Mutter davon erzählte, ihr sagte, dass es nicht leicht für mich ist, mich zu trennen, es aber besser für mich sei, da schwieg sie einfach und ihr Schweigen heißt stets "Wenn er Dich so demütigt, solche Wutanfälle bekommst dass Du fast schon um Dein Leben fürchtest, dann musst Du ihm ja Gründe für seine Wut gegeben haben." Wie krank ist das bitte?! Selbst wenn ich ihm mit irgend etwas Unrecht getan hätte, so rechtfertigt das doch nicht so ein destruktives Verhalten.

Versteht jemand das? Ich brauche gar nicht ihre Parteinahme aber ich habe gemerkt, welch Mangel an Mutterliebe in ihr stecken muss. Ihre Tochter ist mit einem hochaggressivem Mann zusammen, der mir übrigens auch schon Mal drohte, und sie sieht die Gefahr nicht einmal und versucht mir noch Schuldgefühle zu machen wenn ich mich trenne. Ich denke, jede Mutter, die normal tickt, würde erleichtert aufatmen, wenn so eine destruktive Beziehung endlich zu Ende geht. Ich hatte nie zuvor im Leben Angst vor einem Mann aber dieser hat mich mehrmals zu Tode erschrocken mit seinen verbalen Drohungen. Meine Mutter aber wehrte ab und meinte, sie vertraue zu 100% dass alles, was er tue, immer nur zu meinem Besten sei- auch seine Hasstiraden!

Ja was geht bloß in ihr vor? Es scheint mir so, als sei sie resistent dagegen Gewalt zu erkennen, wo sie doch in allen anderen Lebensbereichen einen völlig normalen und differenzierten Verstand hat.
Ich selbst habe all das ja ebenfalls lange übersehen wollen da mein Ex auch wirklich ein sehr beeindruckender Mann ist.

Was geschieht hier bitte?! Bin ich jetzt in der Rolle der bösen Mutter und sie ist in Komplizschaft mit dem Stellvertreter ihres Vaters??? Meine Mutter ist in allen anderen Alltagssituationen ausgesprochen Warmherzig darum irritiert mich dieses Verhalten zutiefst.

Und warum habe ich 35. Jahre lang ganz normale Beziehungen geführt und springe dann plötzlich auf so einen aggressiven Mann an??? Was habe ich da getrieben?

Entschuldigt bitte die Textlänge. Ich wäre sehr dankbar für den einen oder anderen Denkanstoß denn mir wirds langsam echt zu verrückt.

nächtliche Grüße,

Tristis
 
Dabei
7 Jan 2014
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#2
35 Jahre lang normale Beziehungen? Und das mit 38 Jahren, Respekt.....was ich mich frage: Ist Dein komplettes Umfeld wirklich so "komisch", oder bist das nur du? Sind den alle schlecht, böse und gemein, nur Du nicht? Falls dem so sein sollte, ist das eine sehr traurige Lebensgeschichte und ich wünsche Dir viel Kraft und Energie....ich glaube was hier hilft, ist Distanz zu Deiner Mutter...was soll das, wenn Sie so ist wie du sie beschreibst, dann will Sie leider nichts gutes für Dich....versuch nicht Sie zu ändern, ändere Dein Leben, durch Distanz wäre das ein erster wichtiger Schritt...tja und mit den Männern, shit happens, du bist jetzt ja weg von Ihm, ist auch wohl besser so, der nächste kommt bestimmt...
 
Dabei
6 Aug 2014
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#3
Danke für Deinen Beitrag Donnerwetter.

35 Jahre lang normale Beziehungen? Und das mit 38 Jahren, Respekt....
Ich ging davon aus, dass klar ist, dass meine kranke Beziehung fast 3 Jahre lang ging Donnerwetter. Ich lernte ihn mit 35. kennen und bin heute 38. Ich habe bis zu meinem 35. Lebensjahr konstruktiv gelebt und frage mich, warum ich mir die letzten Jahre gegeben habe. Verstehst Du das? Meinst Du, ich schreibe mitten in der Nacht einen so ernsten, langen Text um mir einen Spaß zu machen?

was ich mich frage: Ist Dein komplettes Umfeld wirklich so "komisch", oder bist das nur du?
Ich finde es sagenhaft wie schnell Du urteilst. Mein "komplettes Umfeld"? Nein Donnerwettter. Ich pflege keinen Umgang mit meiner Verwandtschaft, ausgenommen meiner Mutter. An meinem sozialen Umfeld habe ich doch gar nichts ausgesetzt (ausgenommen mein Ex), habe es bewusst nicht auch noch thematisiert weil ich den Text nicht sprengen wollte. Auch meine Mutter ist heute ein Herzensguter Mensch und verhält sich eben nur in diesem Punkt nach meinem Empfinden ziemlich verrückt.

Sind den alle schlecht, böse und gemein, nur Du nicht? Falls dem so sein sollte, ist das eine sehr traurige Lebensgeschichte und ich wünsche Dir viel Kraft und Energie....
Ich bin wirklich überrascht. Ich habe hier einen winzigen Ausschnitt aus meinem Familienleben geschildert. Und zugegeben, meine Familie ist gestört. Noch nie von sowas gehört? Aber wie schließt Du daraus, das "alle" in meinen Augen "schlecht, böse, gemein" sind?! Dem ist ganz und gar nicht so. Ich bin ein lebensbejahender Mensch und mein Menschenbild ist das Gegenteil von dem, was Du hier schreibst.

ich glaube was hier hilft, ist Distanz zu Deiner Mutter...was soll das, wenn Sie so ist wie du sie beschreibst, dann will Sie leider nichts gutes für Dich....versuch nicht Sie zu ändern, ändere Dein Leben, durch Distanz wäre das ein erster wichtiger Schritt...
Danke Dir aber ich glaube, Du verstehst nicht, worum es mir geht. Ich versuche zu verstehen, was in meiner Mutter vor sich geht und weiter fühle ich mich zerrissen weil sie wie gesagt in allen anderen Bereichen ein sehr liebevoller Mensch ist. Kannst Du das verstehen? Wir haben beide (u.A. durch Therapie) unsere Geschichte bearbeitet, haben lange gebraucht um eine neue, schöne Beziehung aufzubauen- Distanz übrigens eingeschlossen und nur was dieses Thema betrifft, scheint es, sie hätte ein Brett vor dem Kopf. Kannst Du nachvollziehen, dass man manchmal sehr an sich zweifelt oder tief irritiert ist, wenn man mit so einem Verhalten konfrontiert ist?

tja und mit den Männern, shit happens, du bist jetzt ja weg von Ihm, ist auch wohl besser so, der nächste kommt bestimmt...
Ich habe nicht danach gefragt, ob der nächste kommt Donnerwetter. Ja, die einen sagen sich "Shit happens" und gehen weiter. Ich frage mich aber, warum ich 35. Jahre lang schöne Beziehungen führe und mir dann fast 3 Jahre lang die Psycho-Kante mit einem Mann gebe. Denn was ich hier die letzten Jahre abgezogen habe, finde ich selbst nicht mehr ganz normal.

liebe Grüße,
Tristis
 
Dabei
31 Jul 2011
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#4
Hi
Ich denke da gibt es nichts zu verstehen. Manchmal gerät man eben an Arschlöcher und manchmal braucht es auch 3 Jahre bis man das erkennt.
Ich habe 12 gebraucht.;)
Man hofft und denkt ja immer das sich noch was ändert,das es ne Illusion ist,zu der erkenntniss kommt man leider auch erst oft nach Jahren.

Ich denke du solltest damit abschließen und dir nicht mehr soviele Gedanken machen. vorallem weil es erst 1 Mal passiert ist.
Zu Deiner Mutter....

Manchmal sind sie in gewissen Sachen so festgefahren,das sich das einfach nicht mehr ändern lässt.
Da nützt auch alles verstehen wollen nichts mehr.

In einem Punkt gebe Ich Donnerwetter recht,gehe ein bisschen auf Distanz.
 
Dabei
6 Aug 2014
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#5
Danke auch Dir Meli,

jetzt gerade erfasse ich, was mich genau bewegt: für mich ist es nach so einem Verhalten meiner Mutter schwer, ihr vertrauensvoll zu begegnen. Das zerreisst mich ein wenig. Es geht ja nicht um eine bloße Meinungsverschiedenheit (die haben wir hin und wieder und ich habe kein Problem damit, wenn sie mir Kontra gibt) aber wie kann ich einem Menschen vertrauen, der mir in einer Lage, in der ich in seelischer Not bin noch Schuldgefühle macht und sich abwendet. Für mich ist das ein großer Vertrauensbruch verstehst Du? Ich kriege die zwei Teile meiner Mutter in meinem Kopf nicht zusammen.Wir haben bisher über vieles sehr offen miteinander gesprochen aber mir fällt es seither schwer, mich ihr überhaupt noch zu öffenen. Wie gesagt, in allen anderen Beireichen ist sie ja klar im Köpfchen. Irgendwann sagte ich mal zynisch zu ihr "Du würdest Dich auch dann noch auf seine Seite schlagen wenn er mir an den Kragen gegangen wäre stimmts?" Und sie stimmte augenzwinkernd zu.

Nach meinem Empfinden handelt es sich um eine so essentielle Sache, dass ich das als einen Bruch in unserer Beziehung empfinde. Ich bin nicht wütend auf sie, ich muss sie auch nicht von meiner Sicht überzeugen aber ich kann darüber auch nicht hinwegsehen und wieder so vertarut wie vorher mit ihr sprechen.

Daher habt ihr natürlich recht mit der Distanz. Ich hatte vielleicht nach einer Lösung gesucht, dennoch ein Vertrauensverhältnis zu ihr aufrecht zu erhalten aber es gelingt mir nicht.

liebe Grüße,

Tristis
 
Dabei
31 Jul 2011
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#6
Ich denke wenn du auf Distanz gehst das sie vielleicht mal zum nachdenken kommt warum das so ist.

Ich kenne das von meiner Mutter,wir haben eine wirklich schwere Vergangenheit hinter uns.
Wir konnten und können über vieles reden aber eben nicht über alles,weil da blockt sie,will nix davon wissen.
Das sie sich nicht noch die Finger in die Ohren steckt und lala macht ist alles.

Und ich bin einfach zu dem Entschluss gekommen das es auch nix mehr bringt,sie ist so festgefahren in manchen Dingen
das gäbe nur unnötige (aus ihrer Sicht) Diskussionen,Streit und Tränen. Und ich bin es leid.
Ich bin immerhin noch ihr Kind auch mit fast 37 aber manchmal habe ich das Gefühl das es genau umgekehrt ist.

Fazit meinerseits entweder ich gehe ihr für ein paar Wochen aus dem Weg bis sie wieder klar im Kopf ist.
Meissten kommt sie dann nach ein paar Tagen von selber an.
Oder aber ich zwinge Sie dazu sich mit dem Problem auseinander zu setzen.
Dann gibt es eben geheule ond was weiss ich noch alles.
Gefällt ihr beides nicht sonderlich gut aber entweder so oder Kontaktabbruch.
 
Dabei
5 Sep 2011
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#7
Mich würde vor allem interessieren, warum du deine Mutter unbedingt verstehen musst. Warum sie analysieren?
Versteh mich nicht falsch, aber ich würde sie "einfach mal sein lassen".

Es geht dir ja scheinbar nicht primär darum, sie oder eure Beziehung zueinander zu ändern, sondern sie zu erfassen.
Ich bezweifle, dass wir dir dabei eine große Hilfe sein können - es sei denn, es tummeln sich hier einige Psychologen oder sonstwie therapeutisch oder soziologisch versierte User. Ich gehöre leider nicht dazu, ich bin ein rationaler Denker mit emotionalen Schüben. Da ich ferner aus einer kleinen harmonischen Familie stamme, kann ich wenig zu deiner Thematik beitragen.

Aber vielleicht hat noch jemand einen Ansatz, der dir hilft?
 
Dabei
28 Jul 2014
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#8
Mir ging da das gleiche wie MissMackie durch den Kopf. Wieso musst du sie analysieren, verstehen und ihrem Verhalten einen psychologisch fundierten Stempel aufdrücken? Für mich klingt das schlicht und ergreifend danach, dass sie dich nicht mag, und/weil sie in dir zeitlebens keine Tochter, sondern eine Konkurrentin gesehen hat. Ähnlich wie das wohl mit ihr selbst und ihrer Mutter lief. Dass sich Problematiken der einen Generation auf die nächste weiter"vererben", ist durchaus nichts ungewöhnliches. Egal ob in gleichen Verhaltensweisen, oder dem kompletten Gegenteil "um alles besser zu machen".

Aber dennoch: Schau mal, ob du unter "Töchter narzisstischer Mütter" ein paar Dinge wiedererkennst. Deine Erzählungen passen oberflächlich, aber mehr als ein Gedanke ist das nicht.
 
Dabei
6 Aug 2014
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#9
Danke MissMackie und Meli.

Es geht mir nicht in erster Linie ums Verstehen. Ich schrieb es vorhin schon einmal:

Nach meinem Empfinden handelt es sich um eine so essentielle Sache, dass ich das als einen Bruch in unserer Beziehung empfinde. Ich bin nicht wütend auf sie, ich muss sie auch nicht von meiner Sicht überzeugen aber ich kann darüber auch nicht hinwegsehen und wieder so vertarut wie vorher mit ihr sprechen.
Es geht um mich. Ich befinde mich in einer tiefen emotionalen Ambivalenz. Wäre sie eine Freundin, ein Partner, könnte ich mich abwenden, was ich bei Freunden tun würde, wenn sie mir noch Schuldgefühle einreden weil ich mich von einem aggressiven Partner trenne. Aber Eltern bleiben Eltern. Ich bin bereits auf Distanz aber weiß gar nicht so recht, wie ich jetzt emotional zu ihr stehe.

Dass es unwahrscheinlich ist, dass hier jemand Rat hat, das weiß ich aber ein Versuch ist es doch wert.

Liebe Grüße
 
Dabei
5 Sep 2011
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#10
Allgemein halte ich Konflikte zwischen den Generationen für relativ üblich. Die Frage ist dann wohl, wie man damit umgeht. Ich kann mir nur schwer vorstellen, wie es ist, ein so schlechtes Verhältnis zur eigenen Mutter zu haben. Meine Mutter und ich hatten auch schon harte Auseinandersetzungen, aber am Ende ist sie immer meine Mutter, die mich liebt. Bei deiner Mutter sehe ich diese Liebe nicht wirklich. Ich weiß ja nicht, was ihr alles in Form von Therapien aufgearbeitet habt, aber für deine Mutter scheint obiges Zitat nicht zuzutreffen.

Ich weiß wirklich nicht, was ich dir raten soll. Ich frage mich wirklich gerade, wie ich meiner Mutter begegnen würde, befänden wir uns in eurer Situation.
 
Dabei
31 Jul 2011
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#11
Aber Eltern bleiben Eltern. Ich bin bereits auf Distanz aber weiß gar nicht so recht, wie ich jetzt emotional zu ihr stehe.
Ja Eltern bleiben Eltern und du wirst sie auch immer ein Stück weit lieben egal wie sie zu dir sind oder auch nicht sind.
Das du momentan emotional verwirrt bist ist normal,das dauert auch eine Weile.

Den einzigen Rat den ich dir mitgeben kann ist:
Hab Geduld und versuch nicht alles verstehen zu wollen.
Entweder das legt sich wieder von alleine oder aber eben wie in meinem Fall
Du nimmst es hin,aber mit einer gewissen "scheiss egal" haltung
Das soll jetzt nicht heissen das ich meine Mutter nicht liebe aber ich leide nicht mehr so drunter wenn wir Krach haben.

Früher war ich es immer die wieder angekrochen kam,mach ich nicht mehr. Sie hält das dann nie länger als 2 Tage aus.
 
Dabei
6 Aug 2014
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#12
Hallo Miki,

Mir ging da das gleiche wie MissMackie durch den Kopf. Wieso musst du sie analysieren, verstehen und ihrem Verhalten einen psychologisch fundierten Stempel aufdrücken?
es fällt mir nicht leicht, das zu erklären. Es geht mir nicht darum, eine Diagnose zu stellen, sondern darum, zu verstehen, was da zwischen uns passiert. Ich will versuchen, es verständlich zu machen.
Das recht normale, heile Elternhaus von dem MissMackie schreibt, kenne ich nicht. Für mich sind wahrscheinlich die verrücktesten menschlichen Interaktionen normal weil ich sie mit der Muttermilch aufgesogen habe. Wenn man aus sehr kranken Strukturen kommt, fehlt einem jeglicher Instinkt für das was richtig und falsch ist im zwischenmenschlichem Umgang. Man muss lernen, es rational zu verstehen, um dann damit umgehen zu können.
Hat man beispielsweise Verwandte mit Borderline-Störung, wird man vergeblich versuchen, mit ihnen klarzukommen...Wenn man aber ein wenig weiß, was in so einem Menschen vorgeht, dann kann man Verhaltensweisen lernen, um sich zu schützen. Du musst Dir vorstellen, dass die "gesunden" Instinkte einfach nicht richtig funktionieren. Einem wurden z.B. Schuldgefühle eingeimpft und erst wenn man rational weiß, dass man sie aus Gründen x und y nicht zu haben braucht, kann man sein eigenes Verhalten ändern. Wenn man so viel Verrücktheit wie ich erlebt hat, dann muss man zunächst rationalisieren um erstmal nur mit dem Kopf erahnen zu lernen, dass da etwas gravierend falsch läuft.

Verstehst Du? Ich habe Schwierigkeiten, zu fühlen, ob meine Mutter mir Unrecht tut. Vielleicht suchte ich hier einen Spiegel, um besser fühlen zu können, was recht und unrecht ist. Ich taste im Nebel herum, auch wenn an manchen Tagen rational erfasse, dass das alles sehr verquer ist. Ein Beispiel, das dies veranschaulicht, sind Menschen, die mit körperlicher Gewalt aufwuchsen. Sie empfinden diese Schläge noch als Erwachsene oftmals gerechtfertigt.

Mir ist vieles so fremd. Heute sah ich eine junge Mutter, die ihre Kinder so zärtlich umknuddelte. Ich schaute minutenlang zu und mich bewegte sehr, mit welch blinder Selbstverständlichkeit sie das tat. Auch wenns hart klingen mag, ich denke, ich wäre noch vor wenigen Jahren nicht einmal auf die Idee gekommen, meine Kinder so viel zu berühren. Da setzt man dann ganz unbeholfen mit dem Kopf an. Tja, eine harte Erkenntnis. Vielleicht versuche ich auch nur herauszufinden, ob ich geliebt wurde/werde.

Für mich klingt das schlicht und ergreifend danach, dass sie dich nicht mag, und/weil sie in dir zeitlebens keine Tochter, sondern eine Konkurrentin gesehen hat. Ähnlich wie das wohl mit ihr selbst und ihrer Mutter lief. Dass sich Problematiken der einen Generation auf die nächste weiter"vererben", ist durchaus nichts ungewöhnliches. Egal ob in gleichen Verhaltensweisen, oder dem kompletten Gegenteil "um alles besser zu machen".
Ja und daher hat man keine andere Wahl, als das Gute, was man mitbekommen hat (was es bei mir durchaus auch gab) zu nehmen und das Beste daraus zu machen.
Und, wie sieht bei euch die Mutterliebe gegenüber euch als erwachsenen Töchtern aus? Wie feühlt sich das an? Kann mir jemand das erklären? Gabs bei euch nie das Thema Konkurrenz?

Ich denke nicht, dass noch Heute das Thema Konkurrenz im Zentrum steht. Es ist eher so, dass sie Männer seit jeher ernster nahm als Frauen und das sagt sie auch so. Ich denke, in ihr steckt eine Verachtung gegenüber Frauen. Und ich merke genau, dass sie mit dem Kopf alles versucht, um ihrer Mutterrrolle gerecht zu werden aber emotional sieht das etwas anders aus. Wenn ich meinen Ex kritisiere, hat sie eine geradezu verächtliche Haltung mir gegenüber.

Übrigens Donnerwetter,

ich kann sehr gut nachvollziehen, dass man hier den Eindruck gewinnt, ich würde über meine Verwandtschaft herziehen und mich als das arme Opfer sehen. Ich empfinde mich aber ganz und gar nicht als Opfer. Ich weiß, dass ich lernen muss, es besser zu machen. Das wäre ja eine Endlosspirale: meine Mutter könnte sagen "Ich armes Opfer, meine Mutter hat mic nicht geliebt" und ihre Mutter würde das gleiche sagen usw. Und gerade weil ich so einen großen Widerstand in mir fühle, einen anderen Menschen Unrecht zu tun, schlecht über ihn zu sprechen, habe ich noch nie in meinem Leben so offen über diese Thematik gesprochen wie hier (Ausnahme ist die Thera). Und auch das zu tun, fällt mir alles andere als leicht. Ich suche keinen Schuldigen, ich versuche zu verstehen, um gesünder zu werden.

Aber dennoch: Schau mal, ob du unter "Töchter narzisstischer Mütter" ein paar Dinge wiedererkennst. Deine Erzählungen passen oberflächlich, aber mehr als ein Gedanke ist das nicht.
Vielen Dank. Diese Adresse kenne ich und wollte meine Frage auch in diesem Forum stellen, aber es ist seit einiger Zeit gesperrt.

Ich weiß ja nicht, was ihr alles in Form von Therapien aufgearbeitet habt, aber für deine Mutter scheint obiges Zitat nicht zuzutreffen.
Was meine Mutter genau aufgearbeitet hat, weiß ich natürlich nicht aber sie hat jahrelang Therapie gemacht und sie hat sich sehr zum positiven verändert aber bei so einer Familiengeschichte hat das "Aufarbeiten" wohl seine Grenzen. Und ich selbst? Hmmmm, glaube, es ging in den Theras erstmal darum, außerhalb der eingeimpften, vertrauten Strukturen und Denkweisen einen eigenen Blick für die Dinge zu gewinnen, mich selbst kennenzulernen. Meine eigene "Wahrheit" zu finden.

Vielen Dank,

Tristis
 
Dabei
6 Aug 2014
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#13
Hallo Meli,

Das du momentan emotional verwirrt bist ist normal,das dauert auch eine Weile.
Das Problem an der Sache ist, dass ich bezüglich meiner Familie bereits ein Leben lang verwirrt bin :roll: Es fühlt sich manchmal wie ein Labyrinth an, aus dem ich wie eine Böde einen Ausgang suche.

Den einzigen Rat den ich dir mitgeben kann ist:
Hab Geduld und versuch nicht alles verstehen zu wollen.
Entweder das legt sich wieder von alleine oder aber eben wie in meinem Fall
Du nimmst es hin,aber mit einer gewissen "scheiss egal" haltung
Der Rat ist gar nicht so schlecht :) Mir fehlt eindeutig diese "Scheiß drauf!"- Haltung. Das hat sicherlich auch etwas mit innerer Distanz zu tun. Aber das impliziert auch, das Gegenüber nicht mehr wirklich ernst zu nehmen oder?
 

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