Mal wieder ein Update von der Poly-Front.
Status: Mir geht es derzeit eigentlich super. Recht ueberraschend, nachdem ich die letzten Wochen mit IMHO neutralem (alle anderen sagen traurigem/niedergeschlagenem) Gesichtsausdruck durch die Gegend gelaufen bin.
Ich hatte mich die letzten 2-3 Wochen sehr auf mich selbst konzentriert, kaum gemeinsame Zeit mit meiner Gattin verbracht und Sachen aufgearbeitet, die in letzter Zeit liegengeblieben sind. Also Fahrraeder auf Vordermann gebracht, Vereinsvorsitz abgegeben, viel Sport getrieben, ... Viel
Alleinzeit, die mir mittlerweile wieder extrem wichtig ist. Daher auch einige soziale Events mit meiner Gattin abgesagt (Silberhochzeit der besten Freunde der Schwiegereltern, ...). Seeeehr entspannend.
Meine Gattin macht gute Miene zu nicht ganz boesem Spiel - naja, ich reagiere auf sie nur noch passiv, Kuesschen gibt's nur noch auf die Wange, hin und wieder kurz kuscheln ist noch drin. Aber sie vermeidet ihre hin- und wieder auftretenden Launen, da sie weiss, dass das definitiv kontraproduktiv waere.
Um zur eigenen guten Laune zurueckzukommen: Seit diesem Wochenende ist diese besonders ausgepraegt, was an mehreren Gegebenheiten liegt. Ich habe es bei meinen Eltern verbracht, mit denen ich die Situation das erste mal besprochen hatte. Sie sind natuerlich aus allen Wolken gefallen, schliesslich hatten wir vor zwei Wochen nocht
heile Welt vorgespielt. Aber sie stehen definitiv hinter mir, und sind der Meinung, dass die Ehe tatsaechlich gescheitert ist. Sie kennen mich schliesslich am laengsten, und meinten, dass ich fuer eine solche Dreiecksbeziehung definitiv nicht geeignet waere. Ich will ihre Meinung allerdings nicht in meine Entscheidungsfindung einfliessen lassen, wichtig ist nur, dass sie hinter mir stehen, egal wie ich mich entscheide. Das war anschliessend eigentlich sehr entspannend, sind bei lecker Essen und Wein zusammengesessen und haben diskutiert.
Der zweite Punkt ist: Mein Date (das mich immer noch ca. 50% der Tageszeit gedanklich beschaeftigt) hatte letzten Freitag Geburtstag. Hatte ihr natuerlich gratuliert, auch eine Kleinigkeit geschickt. Hm, vergebene Liebesmuehe (im wahrsten Sinne des Wortes), habe bisher kein Lebenszeichen, kein
Dankeschoen erhalten.
Das Erstaunliche: Seitdem bin ich gluecklich, da ich meine Entscheidung treffe, ohne dass sie dabei eine Rolle spielt. Ich wuensche mir zwar nichts sehnlicher, als eine Zukunft mit ihr zu versuchen, aber ich bin der Ueberzeugung, dass auch ohne sie und ohne meine Gattin mein zukuenftiges Leben gut verlaufen wird.
Ich denke zu 99%, dass meine Entscheidung zu einer Trennung feststeht, auch wenn die naechste Sitzung mit unserem Psychologen noch aussteht. Ich will noch das naechste Wochenende abwarten, da ich hierbei
sturmfrei habe, aber es spricht wirklich
alles fuer eine Trennung: Ich liebe meine Gattin nicht mehr, ich koennte in der Dreierbeziehung (die sie definitiv nicht aufgeben wuerde) keine glueckliche Zukunft erhoffen und das alternative Leben ohne sie klingt derart vielversprechend, dass ich es immer bereuen wuerde, es nicht versucht zu haben.
Dabei habe ich noch eine kleine Frage an alle Interessierten: Meine Gattin erlebt meine gute Laune natuerlich aktiv mit: dass ich auch in ihrem Beisein wieder laechle, dass wir abends sehr lecker kochen&essen (fast schon im Stile eines Rendevouz, mit Kerze, Wein und Leckereien), und ich ihre Annaeherungsversuche eher akzeptiere, als vorher. Daraus zieht sie jedoch den falschen Schluss, dass ich mich in unserer Beziehung wieder wohlfuehle.
Allerdings konnte ich sie bisher nicht ueber die Beweggruende aufklaeren. Das liegt einerseits daran, dass sie unserem Psychologen glaubt, der meinte, dass mein Entscheidungsprozess Wochen/Monate braeuchte, und ich noch ganz am Anfang stehe. Andererseits will sie, dass ich meine Entscheidung nicht von den Ideen meiner Eltern abhaengig mache. Naja, wenn ich jetzt direkt nach dem Besuch meiner Eltern mit den Trennungsgedanken bei ihr ankomme, wuerde sie mir das sicherlich uebel nehmen, auch wenn das definitiv nur eine Gleichzeitigkeit der Ereignisse waere.
Was meint ihr: Ist es moralisch verwerflich, die letzten 1-2 Wochen zu geniessen, und meine Gattin bewusst im Unklaren zu lassen??? Zu sehen, wie sie sich freut, teilweise auch wieder unsere gemeinsame Zukunft anspricht, und was wir gemeinsam alles tolles erleben koennen? In der Gewissheit, dass die Trennung sie damit umso haertere treffen wird?
Viele Gruesse
Variatio
PS: Interessant ist in dem Zusammenhang, dass die beste Freundin meiner Gattin gerade nach ~5 Jahren von ihrem Freund verlassen wurde (das war allerdings auch abzusehen, meine Gattin und ich hatten eher darauf gewettet, dass sie ihn verlaesst). Naja, seit letzter Woche heult sie sich bei ihr aus. Ich denke und hoffe, dass sie sich gegenseitig eine Stuetze sein werden.