Kann eine schwere Depression die Liebe betäuben?

Dabei
8 Mrz 2006
Beiträge
2
#1
Liebe Leute,

ich muss wohl etwas weiter ausholen, um mein Problem zu schildern und wie es soweit gekommen ist.
Es geht um meine gescheiterten Beziehung ,die letztes Jahr Ende November in die Brüche ging. Die Vorgeschichte ist folgende:

Wir lernten uns 2004 im Krankenhaus kennen und kurze Zeit später auch lieben. Ich war damals schwer krank und bangte um mein Leben. Er war wie der Held in meinem Märchen, hat sich rund um die Uhr um mich gekümmert, seinen Job und Uni ein halbes Jahr an den Nagel gehängt und mich wieder weitestgehend gesund gepflegt. Oft fragte ich mich, wie er dass gemacht hatte, er war wirklich "nur" für mich da, hat sich vollkommen hinten angestellt. Wenn ich ihn gefragt hatte, wie er denn damit umgehe, sagte er nur, er komme schon klar und erstmal wäre "ich" wichtig! Ich konnte ihm dass nie so ganz glauben, aber naja. Als dann der Alltag wieder kam und er wieder arbeiten und zur Uni ging, stellte ich fest, dass er nach und nach sich veränderte. Er wurde zunehmend gereizter und fand dass Haar in jeder Suppe. Er ließ all seinen aufgestauten Frust an mir aus und zog sich immer mehr von mir zurück. Ich konnte auch nicht mit Ihm reden, er machte total zu und war nur noch in sich gekehrt. Ich versuchte ihn zu verstehen, war einfühlsam, aber er ließ mich dennoch nicht an sich ran. Auch wenn ich fragte was los sei, bekam ich nie eine Antwort. Vielleicht wusste er es auch damals selbst noch nicht. Irgendwann wurde es so schlimm, dass wir uns fast nur noch stritten, weil ich es ihm nicht mehr recht machen konnte. Egal was ich machte oder tat, ich konnte nur noch verlieren.

Die Lage spitzte sich erheblich zu. Was auch immer komisch war...die Wutausbrüche kamen so plötzlich. Er konnte davor noch supersanft und lieb sein und auf einmal regte er sich auf und brüllte. Er war nie gewaltätig oder dergleichen, aber manchmal wurde er einfach unausstehlich. Ich konnte immer weniger damit umgehen wollte aber für unsere Liebe kämpfen. So etwa Mitte letzten Jahres schrieb er mir dann in einem Brief, dass er sehr schwach sei und starke Probleme mit sich selbst habe. Ich war unheimlich überrascht, da er nach aussen hin immer fröhlich schien! Er sagte weiter dass er ungewöhnlich lange bräuchte um Dinge, große Sachen oder auch manchmal Kleinigkeiten zu verarbeiten und wäre zunehmend depressiv und labil, obwohl er sich sonst als recht gefestigte Person bezeichnet. Er wüsste nicht wie es in seinem Zustand mit uns weiter gehen sollte, da er mich nicht verlieren , aber auch nicht mehr weiter verletzen wolle. Er hätte Zukunftsängste und fühle sich total leer und aufgebraucht. In Folge dessen, würde er dann manchmal unaustehlich, was er jedoch nie wolle und ihm selber weh tue. Fakt ist, wir versuchten dann uns seltener zu sehen und wieder eine neue Vertrauensbasis aufzubauen. Leider scheiterten wir...denn er bekam es einfach nicht hin und hatte extrem starke Gefühlsschwankungen und Ausbrüche die unsere Beziehung weiterhin belasteten. Ich konnte auch nie richti mit ihm reden und es standen viele unausgesprochene Dinge zwischen uns, die die Beziehung auch extrem belasteten. Doch er kann einfach niemandem sein Gefühlsleben preis geben. In seinem Brief schrieb er dass er regelrecht Angst davor habe und es deswegen immer versucht zu überspielen.

Dann November letzten Jahres, sagte er dass er eine Ausszeit brauche weil er nicht mehr mit sich selbst und den Anforderrungen die andere an Ihn hätten klar kommen würde. Es läge nicht an mir, aber er fühle sich total ausgelaugt und könne mir und seiner Umwelt nicht mehr gerecht werden. Daraufhin zog er sich erstmal total zurück und wir hatten monatelang kaum Kontakt. Wenn wir welchen hatten gerieten wir oft in Streit, denn egal um was es ging er ließ sich nur noch gehen und wich mir auf all meine Fragen aus. Zwischen Uns existierte eine meterhohe Mauer. Er sah wie alles den Bach runterging, reagierte aber nich darauf. Wenn ich ihm sagte dass mich bestimmte Sachen und Dinge sehr verletzen, hat er oft genau diese Situationen provoziert, was ich nie wirklich begreifen konnte. Dann kam Weihnachten und wir fuhren zusammen zu einer Bekannten. Wir kamen uns wieder etwas näher und beschlossen es nochmal zu versuchen uns ganz langsam anzunähern und eine neue Vertrauensbasis zu schaffen Wir wollten uns einmal die Woche sehen, nichts überstsürzen. Alles lief wunderbar, doch auf einmal schottete er sich wieder total ab und ich hörte wieder wochenlang nicht von ihm. Ganz selten mal eine mail in der er schrieb dass er zur Zeit eine Menge mit sich selbst ausmachen würde usw.

Dann wollte ich endlich Geiwssheit und hatte ihn gestern zu mir hier herbestellt um nochmals zu reden und etwas Klärung in die ganze Sache zu bringen. Und da sagte er mir, dass er sich nicht sicher sei, ob er mich noch liebe. Er beschrieb es so, dass wenn er an mich denkt sein Herz aufgehen würde, dann aber auf einmal alle Probleme auf ihn einstürzen würde und es sich darauf wieder verschließen würde. Er fühle sich zwar immer noch zu mir hingezogen,wüsste aber nicht ob man es noch "Liebe" nennen kann. Er beschrieb es so, dass es wohl zu viel Gefühl für eine reine Freundschaft sei, aber zu wenig für eine Beziehung. Er könne auch im Moment keine Beziehung führen, weil er z.Zt wieder eine schwere Depression hätte und in einem Selbstfindungsprozess sei. Ist es denn denkbar, dass die Liebe bei Ihm nur verschüttet ist? Unter all den Sorgen und Problemen die wir hatten? Komisch war aber dass er mich an diesem gestrigen Abend die ganze Zeit, dennoch in den Arm nahm, oder meine Hand nahm, mir über die Wange streichelte, ich verstehe dass alles nicht mehr! Als ich ihn fragte, ob er dass aus Mitleid machen würde, sagte er Nein!
Dann als er mich umarmte, schaute er mir tief in die Augen und fragte: Was würde jetzt wohl passieren, wenn wir uns küssen würden? Was würde dass für "Uns" bedeuten. Ich war perlex und wusste nicht was ich sagen sollte und da war es auch schon geschehen. Wir zitterten beide und ich merkte, dass sein Herz ziemlich schnell schlug. Er holte zu einem weiteren Kuß aus, zog sich dann aber auf einmal merklich schwer zurück und sagte er gehe jetzt besser. Und eigentlich solle man jemanden nur küssen wenn man ihn noch liebt. Da war ich schon etwas vor den Kopf gestossen. Wollte er mit dem Kuss etwa rausfinden wie es in seinem Gefühlschaos aussieht und ob da noch mehr ist? Wenn er mich wirklich ncht mehr liebt, wieso raste dann sein Herz so bei diesem Kuß?

Ich weiß er würde es nie einfach nur so machen, also nur aus sexueller Hinsicht...denn er weiß wie sehr ich leide und er hatte bereits vor dem Kuss gesagt er könne nichts versprechen und will mir vorerst keine Hoffnungen machen. Es könne so oder so kommen, er könne aber nichts erzwingen.
Merkwürdig war aber, dass wir etwa 20 Minuten vor dem Kuss ein Gespräch darüber geführt hatten, wie ich denn merken würde, wenn er wieder bereit ist, bzw die Liebe bei Ihm wieder aufkeimen würde und da sagte er: Dann würde er mich "küssen" Ich verstehe dass nicht wirklich, denn 20 Minuten später setzte er es in die Tat um. Hatte er etwa vergessen was er da zuvor gesagt hatte? Nach dem Kuss war er jedenfalls merklich verwirrt und wechselte schnell das Thema, bzw. machte sich bereit um nach Hause zu gehen. Wir vereinbarten, dass wir uns versuchen auf freundschaftlicher basis 1 mal die Woche zu treffen und öfter mal zu telefonieren um wieder Vertrauen zueinander zu gewinnen und man alles weitere sehen wird. Nur jetzt stehe ich da und weiß gar nichts mehr, denn er drückte sich so widersprüchlich aus....einerseits dass er mich wohl doch nicht mehr liebe...andererseits küsste er mich leidernschaftlich ud sagte er könne mir nicht weiter in die Augen schauen, sonst würde er schwach werden usw. Wenn es ihm nur um sex gegangen wäre hätte er doch nich gesagt dass er jetzt besser ginge, damit nicht noch eine Dumheit passiere. Dann hätte er es geschehen lassen. Ich wollte aber vor allem fragen, ob es möglich ist , dass durch eine schwere Depression man auch nicht mehr fühlt oder weiß ob man den anderen noch sicher liebt? Kann man sich von sich selbst und seiner Umwelt so abschotten, dass man "nichts" mehr fühlt???

Klar wir hatten auch schwere Probleme, aber merkwürdig ist, dass er erst seit dieser Depression die Anfang Januar anfing, sich meiner Gefühle zu mir nicht mehr sicher ist...bzw sich abgestumpft hat. Er sagt auch z.B, dass er auch bei allen anderen Sachen nichts mehr fühlt...das Leben ziehe nur noch an ihm vorbei und er sei total leer. Kann man bei einer schweren Depression nicht mal mehr "Liebe" empfinden? Bzw...zulassen? Habe das Gefühl er schottet sich von allem ab!Das ist doch nich gut! Ich mache mir echt Sorgen, aber er will sich von keinem helfen lassen und sagt er komme alleine klar und würde sich da schon wieder rausziehen. Oh man, ich bin so durcheinander und weiß gar nicht was ich jetzt machen soll. Können die Gefühle bei ihm denn nochmal aufflackern? Er konnte mir weder ein ja noch ein nein sagen, nur dass er z.Zt nicht könne.

Wie soll ich mich ihm gegenüber verhalten? Ich möchte nichts falsch machen. Es tut halt auch ziemlich weh, wenn der andere sich so abschottet und nichts von seinem Gefühlsleben preis gibt. Es ist als wäre ständig eine Mauer zwischen Uns!

Habt Ihr vielleicht einen Rat?
Wäre unendlich dankbar, denn ich liebe ihn immer noch sehr:(

Liebe Grüße

Tina
 
Anzeige:
Dabei
29 Mai 2006
Beiträge
5
#2
Hi Tina,

wenn ich Deine Geschichte lese, dann sehe ich meine Vergangene vor mir, sie ist so .... gleich.
Ja ich denke schon dass Depressionen das anrichten und die Mauer eine Beziehung kaputt machen kann. Mit der Mauer macht er sich unangreifbar und angreifbar ist man nur wenn man Gefühle zulässt. Zwischen ihm und dem Bollwerk ist dann leider kein Platz für Gefühle und ich meine er macht das aus Selbstschutz. Meine Exfreundin hatte auch Depressionen und wann immer es so war hatte sie genau diese Mauer aufgebaut und die Kluft zwischen uns geschlagen. Sie war mit sich selbst und mit dem Druck nicht fertig geworden und konnte keine Emotionen "gebrauchen" (O Ton). Wann immer sie es geschafft hatte diese dann ndoch etwas einzureißen, sind die Tränen gelaufen, weil alles angestaute plötzlich über sie einbrach, worauf hin die Mauer um so stärker wieder aufgebaut wurde.
ich glaube nicht dass es an Dir liegt - vielmehr hat Dein Freund / Exfreund en Problem das er therapieren sollte, denn aus Erfahrund folgt auf die Nacht zwar wieder der Tag, aber irhgendwann auch wieder die Nacht.
Natürlich sind das nur meine schmerzhaften Erfahrungen an denen ich noch immer nage und es muss nicht so sein.
 
Dabei
20 Apr 2006
Beiträge
583
#3
so wie du das schreibst, hat dein freund nicht mehr nur ein problem, sondern eine krankheit.

das sind keine marotten mehr oder so, das sind schwere störungen.

für mich tönt das nach gespaltener persönlichkeit. das ist nicht selten und muss nicht so dramatisch gesehen werden. aber ohne therapie wird das nie besser. er sollte sich eingestehen, dass er sich nicht per se einfach selbst helfen (finden???) kann, sondern dass dazu allenfalls hilfe nötig ist.
 
Anzeige:

Oben