Hallo Meli,
vermutlich wird Dich dieser Forumsbeitrag etwas mehr als die anderen verwundern, doch ich habe mir das jetzt immerhin seit 19.00 Uhr einige Stunden überlegt und entschieden, Dir zu schreiben, um Dir einen etwas ungewöhnlichen Vorschlag zu machen. Dazu aber erst weiter unten mehr.
Warum ich das mache, kann ich gar nicht mit einem einzigen Satz beantworten. Ich setzte mich heute Abend nach der Arbeit zuhause vors Internet und schrieb in die Google-Suche so was wie „verlassen und verzweifelt“ oder „in den Wind geschossen“ oder „Freundin und Boden unter den Füßen – beides weg“. Komischerweise war der erste Suchtreffer eine Amazon-Seite ([URL="http://www.amazon.de/tag/ratgeber%20und%20lifestyle/forum/ref=cm_cd_dp_rt_tft_tp?_encoding=UTF8&cdForum=Fx1ELIGOKLI3K5V&cdThread=TxKDFOA3AS67G2"]http://www.amazon.de/tag/ratgeber%20und%20lifestyle/forum/ref=cm_cd_dp_rt_tft_tp?_encoding=UTF8&cdForum=Fx1ELIGOKLI3K5V&cdThread=TxKDFOA3AS67G2[/URL]), auf der eine Dame einen Text ähnlich Deinem hier hinterlassen hatte, und dann von einem zweiten Forumsmitglied ganz nett darauf hingewiesen wurde, dass dies bei Amazon ein Bücherforum sei und sie es doch mal bei [URL="http://www.lovehelp.de/"]www.lovehelp.de[/URL] versuchen sollte. Na ja und ich, der ich wie diese Dame genauso falsch bei Amazon gelandet war, weil ich auch kein Buch, sondern eher Leidensgenossen suchte, habe den Vorschlag dann auch sofort umgesetzt und bin jetzt hier auf Deinen Beitrag gestoßen.
Jetzt hab ich’s ja schon anklingen lassen: ich wurde auch verlassen und das Ganze lief jetzt schon zum vierten Mal (immer nach ca 4 Jahren) ziemlich genauso ab wie bei Dir. Sicher sind da immer Ähnlichkeiten, aber gerade in Deinem Fall sehe ich ganz viel Überschneidungen: Dass Du Dich von Niemandem belehren lässt, obwohl alle hier in Deinem Beitrag auf mich einen sehr reifen und erfahrenen Eindruck machen und Dir ganz gewiss die richtigen Ratschläge geben. Oder dass Du ganz ehrlich zugibst, für Deinen Exfreund sogar Deine Würde zu opfern, käme er einfach nur zurück. Die Wellen, die Deine Gefühlswelt schlägt, kann ich spüren und nachempfinden. Diese großen Fragen, die nur widersprüchliche Antworten zulassen. Der wohl einzigste Mensch, der Dir (d.h. Deinem Herzen) wirklich richtig weh tun konnte, tat es wirklich. Damit kündigt er Dir das Größte, was es auf der Welt gibt: die Liebe. Und erreicht damit, dass Du ihn noch mehr liebst (zumindest fühlt es sich so an, oder?)
Freunde, die es natürlich gibt, können nur ein wenig helfen, stecken aber selbst (und das ist schon in Ordnung) in ganz anderen Lebenssituationen. Deshalb meidest Du sie gerade und hast vielleicht auch da ein bisschen die Angst, so missverstanden zu werden. Es ist kopfmässig kaum auszuhalten, weil einen die Gedanken vom Zeitpunkt des Aufwachens bis zum Endlich-Einschlafen-Können nicht in Ruhe lassen. Dass dies auch noch körperliche Spuren hinterlässt, ist doch eigentlich fast logisch, oder? Du sagtest, Du musstest Dich sogar übergeben!
Wie oben schon gesagt: bei mir ist es jetzt das vierte Mal, dass sich meine Freundin „in Liebe“ von mir trennt und wieder frage ich mich, warum ich mein Herz wieder so ganz und gar geben musste, so dass es wieder so weh tut, als würde es zerreißen. Warum musste ich mich wieder so abhängig machen? Ich glaube heute dennoch, es ist wie es ist. Man kann da nichts machen oder lassen. Es kommt immer so wie es kommen muss. Auch wenn ich Dich nicht kenne, glaube ich, dass Du in diesem Punkt vielleicht ein wenig (oder auch ein wenig mehr) so bist wie ich – nämlich etwas zu extrem. Andere mögen vielleicht sagen „Entweder richtig oder gar nicht“ oder „Mit einem Mann, den ich nicht heiraten wollen würde, könnte ich erst gar nicht zusammen kommen“. Zu „diesen Anderen“ gehörte ich sogar selbst immer. Doch es gibt da – glaube ich – auch eine etwas gesündere Sichtweise (also einen Standpunkt in einer Beziehung), der sowohl ganze Erfüllung der Liebe, ganzes Ich-Sein und ganze Hingabe ohne ganze Aufgabe zulässt. Im Trennungsfall können sich dann Beide noch wertvoll fühlen.
Vermutlich warst Du vor der Trennung ein unglaublich stolze Frau. Damit meine ich nicht nur, dass Du stolz auf Deinen Freund warst und darauf, ihn zu haben (zu „besitzen“). Damit meine ich Deinen Stolz auch in anderen Dingen und Lebensbereichen, die sich aber – weil Du so gestrickt bist – immer aus Deiner Liebe zu Deinem Partner ableiteten. Und deshalb hat jetzt Dein Stolz dort vermutlich auch gelitten. Stolz ist – wie ich denke – gerade in diesen Lebensmomenten sehr sehr wichtig. Und trotzdem kann man auch da dann ganz große Fehler – eben durch „falschen Stolz“ – machen.
Meine Exfreundin hat mich vor 4 Wochen 6 Tage nach meinem 40sten Geburtstag verlassen. Sie ist 19 Jahre jünger als ich, war für mich immer die Frau, die ich in ihrem Stolz eher bestärken musste. Und jetzt ist sie seit 4 Wochen die reife Frau, die sich für fantastische 4 Jahre bedankt, mir völlig selbstlos wieder ein liebe Partnerin wünscht – und einfach geht. Hallo! Geht das? Ich denke immer, ich selbst könnte das gar nicht. Doch die Wahrheit ist vermutlich, dass ich aus irgendwelchen Gründen (oder Zufall) noch nie „in die andere Situation“ geraten bin. Aber gerade deshalb kann ich auch nicht sagen, was nun leichter zu ertragen ist: das Verlassen oder das Verlassen-Werden.
Viele Worte, Meli. Was ich damit wollte, ist, Dir zu zeigen, dass Du nicht alleine bist mit diesem großen Leid. Vielleicht habe ich Dir Angst gemacht damit, dass ich Dir erzählte, dass sich dieses leid (so bei mir) sogar wiederholen kann. Vielleicht habe ich Dir aber auch ein wenig geholfen einfach dadurch, dass Du spürst: es gibt auch Menschen inmitten dieser vielen glücklichen, die Dein Leid auf wunderbare Weise irgendwie teilen, weil sie zum gleichen Zeitpunkt Gleiches erleben. So kannst Du vielleicht sehen, dass wir alle – ob jung oder alt – die gleichen Dinge erleben, nur eben zeitversetzt. Und ein paar wenige (so wie Du und ich) auch manchmal gleichzeitig. Das hilft doch, oder nicht?
Geh rauß, Meli! Mit Freunden, mit einem Freund, einer Freundin, Bekannten oder vielleicht auch alleine. Geh rauß! Stell Dich dem Leben und Du wirst wieder erfahren, wie toll Du bist. Ich rede nicht von sinnlos Party machen und Betrinken, aber vielleicht rede ich von zwischen auch manchmal sinnlos Party und Betrinken. Geniesse das Leben, kümmere Dich um andere, höre zu, sei ein guter Freund. Du wirst sehen, dass Dich das Glück sehr schnell wieder findet!
Jetzt zu dem Vorschlag, von dem ich ganz oben sprach. Ich bin mir überhaupt nicht im Klaren darüber, ob das gut ist, denn ich bin kein Therapeut und auch nichts Ähnliches. Bei dem Vorschlag denke ich auch nicht nur an Dich. Ich selbst bin auch manchmal einsam und wünschte mir vor allem sonntags einen Freund, der am besten gerade das Gleiche erlebt wie ich. Doch obwohl ich viele Freunde habe – diesen Freund habe ich nicht. Deshalb möchte ich Dich einladen, mich zu besuchen an einem Wochenende. Gemütlich etwas trinken, mit Knabberzeugs oder einfach ein paar belegte Brote, ein paar Kerzen und sonst nur Quatschen. Alles von der Seele reden vor einem Menschen, der einen nicht kennt. (Das hätte dann doch wohl etwas therapeutischen Charakter). Und wäre doch auch irgendwie spannend, oder? Ich wohne – vermutlich nicht mehr sehr lange – in einer für mich wunderschönen Wohnung. Das Ambiente würde also wohl stimmen. Die Musik bringst Du vielleicht mit…
Damit Du nicht denkst, ich sei irgend so ein Typ, der auf lovehelp.de Liebeskummer-Frauen anbaggert, schlage ich vor, Du bringst vielleicht Jemanden, dem Du vertraust, mit. Oder wir suchen hier gemeinsam unter den vielen netten Forumsmitgliedern Jemanden, dem wir beide vertrauen könnten, und der bereit dazu ist, sich die Leiden zweier frisch Getrennten an zu tun. Zum Beispiel eine Studentin oder Studenten der Psychologie oder Soziologie oder einfach einen netten Menschen mit dem Herz am rechten Fleck.
Kannst ja mal über meinen Vorschlag nachdenken…
Ich würde mich jedenfalls freuen und auch sehr gespannt sein. Ausserdem bin ich gespannt darauf, wie die anderen hier auf diesen Vorschlag reagieren…
Liebe Grüße,
Carsten