Salut LaFolie,
ich nehme mir jetzt einfach mal die Zeit ein bißchen ausführlicher auf Deine Punkte einzugehen, denn ich denke, dass sie es angesichts des spannenden Themas durchaus wert sind.
Vorneweg allerdings sei schon mal gesagt: ich persönlich glaube nicht daran, dass man irgendjemanden wortwörtlich verliebt MACHEN kann - entweder beide verspüren dieses Lodern füreinander, oder eben nicht. Allerdings kann man mit Sicherheit DENKEN es wäre nötig, in seinem auserwählten Gegenüber die Liebe erst großartig evozieren zu müssen und deshalb dann zu besagten Theorien greifen. Die werden jedoch nur insofern funktionieren, als dass sie Emotionen verstärken, bzw. jemanden dazu ermutigen können seine wahren Gefühle zu offenbaren, o.Ä.
1.1. Fingerzeig der Zuneigung
Tja, das könnte nun alles oder nichts bedeuten, ich fasse es mal als ein "nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, aber dennoch auf charmante, subtil deutliche Weise Interesse Bekunden" auf. Klaro, was sollte daran verkehrt sein. Irgendwer muss ja mal damit anfangen sein Empfinden kundzutun.
Fazit: das kann klappen
1.2. Begehren erwacht vor allem dann, wenn wir das Gefühl haben selbst begehrt zu werden.
Nja, zu einem gewissen Punkt ist generell auch Freundlichkeit schon so eine entwaffnende Maßnahme. Nicht umsonst gilt Lächeln ja als die netteste Art jemandem die Zähne zu zeigen *zwinker*. Und wenn man ohne Ende angeschmachtet wird, läßt einen das unmöglich kalt, sondern schmeichelt und lullt so irgendwie auch klammheimlich ein. Dass es aber zu wirklicher Liebe, zu Beziehung, statt bloßer genießender Freundschaft oder ausnutzender Affaire, kommt, das halte ich nur für machbar, wenn wie gesagt das Feeling schon vorher da war. Da aber eben hier genau behauptet wird, dass Begehren dadurch
erwacht, statts vertieft zu werden, ist mein
Fazit hierfür:

so kann das nicht klappen.
1.3. "Jemandem das Gefühl zu geben, dass man ihn beachtet, dass man ihn gern hat, dass er etwas besonderes ist, gehört zu den stärksten Aphrodisiaka, die jedem von uns zur Verfügung stehen."
Auf den ersten Blick ist dieser Punkt verwandt mit dem darüber. Aber "Aphrodisiaka" ist besser gewählt meines Erachtens nach, als zuvor "Begehren erwacht". Denn aphrodisierende Kräfte sagt man auch Nahrungsmitteln nach und dennoch hat noch niemand je einen Sellerie geheiratet, ähöm. Außerdem ist ein Aphrodisiakum ja auch innerhalb einer Beziehung anwendbar, nicht nur davor, und wer ohnehin über beide Ohren verliebt ist, der wird auch auf jedes noch so schwache Betörungsmittelchen anspringen. Wobei das Gefühl zu vermitteln etwas Besonderes zu sein, siehe oben, sicher kein allzu Schwaches ist, kleine Komplimente erhalten sicherlich den Prickelfaktor. Insofern bringt mich das zu folgendem
Fazit:

jau, das haut hin.
1.4. Nicht die Zuneigung irgendeiner Person erweckt unsere Ganz großen Gefühle, sondern die Zuneigung einer für uns attraktiven Person.
Na, wie wußten schon die alten Dichter: "der liebt nicht, der die Fehler des Geliebten nicht zu Tugenden erhebt". Im Zuge solcher Interpretation (Erkennen der für einen innerlichen und äußerlichen Attraktivität einer Person = vorab herrschende Verliebtheit, die im Weiteren noch durch deren offenkundige Zuneigung getoppt wird) kann das
Fazit doch nur lauten:

jawollja, das ist true love.
Hmm, eigentlich lassen sich alle bisherigen Punkte zu einem zusammenfassen:
1*. Wahre Liebe ist keine Marionette und kann somit nur dann, mittels Zuneigung, Begehren und das Gefühl etwas Besonderes zu sein zeigen, auf fruchtbaren Boden fallen, wenn bereits auch im Anderen zärtliches Gefühl aufkeimte, weil er einen physisch wie psychisch attraktiv findet.
Immerhin ist Liebe doch keine (Ketten)reaktion verschiedener gut arrangierter Umstände, sondern muss (mehr oder weniger) parallel ablaufen in zwei verwandten Seelen. Da bleibt wenig Spielraum zur Manipulation - kommt allerdings auch auf die Liebesdefinition an, man sagt ja auch "herrje, ich liiiiebe Eisdreme" - so eine Liebe kann man bestimmt mal schnell herbeizaubern... Insofern würde ich auch Deinen Bericht, Waldfee, nicht gar so erschreckend finden. Man behauptet schließlich auch, dass
1.5. Menschen in Extremsituationen sich rasch ineinander verlieben.
und mal abgesehen davon, dass so ein Test sicher auch eine gewisse Extremsituation an sich ist, führen die dort absichtlich herbegeführten sehr persönlichen Momente zw. zwei Menschen schon ganz logisch zu einer außergewöhnlichen Nähe. Normalerweise erzählt man sowas ja keinem x-Beliebigen zwischen Tür und Angel, sondern erst nach Jahren, in denen sich Vertrauen aufbaute, etc. Das Ganze wurde quasi im Schnellverfahren simuliert. Und bei denen, die schon vorher vom Schicksal geplant zusammengehörten, hat das sicher auch gehalten, doch bei einem Großteil wird die vermeintlich erzeugte Liebe wohl auch wieder so schnell verpufft sein, wie sie entstand. Es wurde ja so etwas wie eine Vertrauensbasis erschlichen, die nur Bestand hat, wenn da "mehr" ist, aber für eine Weile ausreichend beiden Parteien etwas Familiäres, Echtes suggerieren kann.
Fazit zu Punkt 1.5. somit:

Vorsicht, solang's nur an der Extreme liegt wird Gefühl verwechselt.
Ich habe dann auch noch Theorien aufgetan, die beiden ersten von Elmar Kupke:
1.6. Frauen verlieben sich eher in einen schlechten Ruf als in einen klugen Kopf….
Auf die Weise auf die sie ihren neuen Nagellack lieben eventuell, aber auch das sind dann nicht die Hellsten, echte Verliebtheit jedoch beginnt nie mit dem Herbeisehnen eines Ekels. Hingegen, jeder weiß: Intelligenz macht (Frauen und Männer) sexy.
Fazit:

Bullshit.
1.7. Du mußt deine körperlichen Mängel vor Frauen so dreist zur Schau stellen, daß sie sich wenigstens in deine Eitelkeit verlieben…
Das ist zumindest die richtige Lebenseinstellung, jedem Unglück noch etwas Positives abzuringen, da kann man nie verlieren. Diese Mängel sollten natürlich wiederum nicht so überhand nehmen, dass sie schon wieder zu einem schlechten Ruf werden, der stößt Frauen mit Klasse gar nur ab. Aber das "life is easy"-Prinzip demonstrieren und zu vermitteln, dass man eigene Maßstäbe hat, die sich nicht am Schubladendenken Fremder orientieren, und denen man gerecht werden will, selbst wenn sie mal unpopulär sind, das ist mit Sicherheit eine Attitüde, die einen in besserem Licht dastehen läßt und insofern das Herz einer Frau durchaus ein Stück gewinnen könnte.
Fazit:

bringt einen dem Ziel ein Stück näher.
1.8. Die Liebe beginnt damit, daß man sich selbst betrügt, und sie endet damit, daß man andere betrügt.
Vom berühmten Oscar Wilde. Zunächst war ich geneigt das vehement zu verneinen, doch so verkehrt ist das gar nicht, wenn man sich mal treiben läßt vom Fluss der Silben. Sich selbst zu betrügen - mal mehr, mal weniger das, was jedem zu Anfang geschieht, wenn er sich besonders toll präsentieren will und bereit ist sich so zu ändern, wie er denkt, es müsse sein - bedeutet ja immerhin so ziemlich das Schlimmste, das einem passieren kann, man wird sich selbst untreu, kann nicht mehr aufrecht in den Spiegel schauen - das alles für die Liebe, welch Wertbeweis. In der Partnerschaft relativiert sich das freilich, doch wenn dann dieses anfängliche Verhältnis kippt und man nur noch einen schönen Schein wahren will, somit andere betrügt, evt. gar den Partner in etwas hintergeht, dann selbstverständlich, ist die Liebe bereits erloschen.
Fazit:

yep, nothing good comes for free.
1.9. Eine feste und beständige Liebe beginnt stets mit einer Beredsamkeit, die sich handelnd kundtut: die Augen tun das meiste dabei. (Blaise Pascal - man höre und staune Begründer der Wahrscheinlichkeitsrechnung, der muss es ja wissen *g*)
Das halte ich für eine ausnehmend schön formulierte Theorie über den Beginn (und eigentlich auch deren dauernde Fortsetzung) einer großen Liebe: beiderseits beredte Blicke! Die Iris als Spiegel der Seele kann ja, ach, so viel vermitteln, bewirken, auskosten. Dieses kurze, geflügelte Wort drückt im Grunde alles aus. So ist es aber auch wirklich, man läßt einander nicht mehr aus den Augen, sucht die Nähe, findet, genießt und pflegt sie, schaut einander an, ebenso blickt man in dieselbe Richtung, hat sich unendlich viel zu sagen, vertraut einander alles an, sagt "ja" zueinander
(dieses Bekenntnis habe ich im Forum doch schon mal gelesen... *strahl* einen Kuss an meinen Liebstenbei dieser Gelegenheit), ist treu, neu, erstmalig, versteht sich ohne Worte und und und.
Fazit:

Treffer!
Hui, jetzt isses doch arg lang geworden, na vielleicht hat ja sonst noch jemand was zu sagen und ich habe die Diskussion wieder etwas angeregt. Bis zum nächsten Mal,
Deianyra