Hallo Joy, leider lese ich deine Antwort erst jetzt. Vielen Dank dir.
Du sprichst da einen Punkt an, Gespräche.
Ob wir richtig ehrlich miteinander reden?
Wir versuchen es, schlagen uns aber schlecht damit.
Wir kommen dabei nicht auf einen gemeinsamen Nenner.
Wir unterbrechen einander zu häufig und fühlen uns missverstanden. Und ich merke selbst, dass ich sie immer weniger verstehe, und sie wohl auch mich. Wir nehmen so vieles unterschiedlich wahr.
Sie fragt mich zum Beispiel mehrmals im Monat, ob ich mir denn
jetzt es schon mehr vorstellen könnte, mit ihr zusammenzuziehen/ein Kind zu haben. Wenn ich ehrlich bin, und ich geb mir alle Mühe, es nett rüberzubringen, flippt sie fast immer aus. Wenn ich ausweichend antworte ebenfalls. Lügen will ich nicht.
So ist das mit vielen Dingen.
Auch wenn ich ihr mal sage, dass mich etwas belastet, höre ich nur, dass sie sich meine Sorgen wünschen würde, dann wäre sie glücklich.
Das mag ja sein, aber auch ich brauche mal ein offenes Ohr und will mal sagen können, was mich beschäftigt. Dass das nicht geht, bzw. dass ich dann so oft nur Spott höre, nimmt mir alle Offenheit.
Ich verstehe sie einerseits. Ihr geht es schlecht und sie sieht, dass es mir weniger schlecht geht. Und dann fällt mir auch noch ein, zu jammern.
Aber OK, du fragtest, ob wir offen reden bzw. dies können. Nein, das können wir wohl nicht
Zu ihrer Therapeutin wäre ich gern mitgegangen, aber das wollte sie in keinem Fall. Auch die Therapeutin wollte mich kennenlernen, aber das wollte sie nicht, sie will in keinem Fall, dass ich Kontakt zu der Frau aufnehme. Sie wolle da ihre Insel haben, ohne mich.
Von ihr weiß ich fast nichts über ihre Störung. Sie meint, das sei alles individuell verschieden und Borderliner und Co seien erfunden worden, um Leute krank zu therapieren.
Ich hab natürlich selbst schon gelesen, sie zeigt meines Erachtens viele Symptome eines Borderliners. Was mir sonst noch auffällt: Wenn wir mal andere treffen, versucht sie fast immer, denen zu imponieren. Das steht in solch krassem Unterschied zu dem, was ich fast alltäglich erlebe. Sie ist dann laut, scherzt dann, bewegt sich viel, wirkt lebenslustig und fordert Anerkennung geradezu ein. Wenn wir allein sind, klagt sie dann, bewegt sich nicht mehr als nötig und spricht verächtlich über die anderen. Ich hab auch das Geühl, dass sie mir gegenüber Krankheiten erfindet und ihre Gemütslage als düsterer darstellt, als sie ist.
Wenn ich nicht bei ihr bin, trifft sie sich schonmal mir einer Freundin. Davon hat sie mir über Monate hinweg nichts erzählt. Ich dachte, ich fall aus allen Wolken, als ich mittags bei ihr vorbeifuhr und die Freundin da war. Das freute mich sehr, aber sie hatte mir diese Freundin ganz bewusst verschwiegen, angeblich auch, weil sie eine Insel ohne mich bräuchte. Mir hatte sie stattdessen erzählt, dass sie überhaupt keine Freunde habe.
Das hat mich sehr enttäuscht. Ich hab ihr keinen Vorwurf gemacht, ich hab ihr nur gesagt, dass ich ihr die Freundin wünsche, dass es mich aber enttäuscht, dass sie sie mir gezielt verschwiegen hat. Darauf meinte sie nur, dass mich diese Enttäuschung nicht umbringen wird. Dazu schweigt sie seitdem.
Dass sie neidisch auf mich ist, weiß ich.
Aber weh tut es trotzdem und es bringt uns nicht weiter.
Ich merke nur, dass wenn ich bei allem sage: OK, sie meint es nicht so, es ist ihre Krankheit, sie hat letztendlich mehr darunter zu leiden als ich, also stelle ich mich über ihre Angriffe und seh sie ihr nach
was beibt dann?
Ich merke, dass meine Gefühle für sie weniger werden, je mehr ich diese Sichtweise einnehme.