Paar-Freundschaft mit Ex-ONS möglich?

Dabei
9 Sep 2013
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#1
Hallo, liebe Community.


Ich (23) bin seit fast drei Jahren glücklich mit meinem Mann (52) - nennen wir ihn mal Konrad - zusammen. Wir kennen uns bereits seit fünf Jahren, lieben uns sehr und führen eine relativ harmonische (von Entwertungsphasen weitgehend befreite) Beziehung, obwohl wir beide mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung "gesegnet" sind.


Vor etwas über einem Jahr sah unsere Beziehung allerdings noch nicht so "rosig" aus. Mein Mann ist Alkoholiker und leidet unter einer stark ausgeprägten, beinahe chronischen Depression. Mittlerweile versucht er trocken zu leben und zu denken, aber zu Anfang unserer Beziehung hat er noch "Wodka wie Wasser" gekippt. Er war vor mir zweimal verheiratet und hat eine recht konservative Vorstellung von einer Beziehung. Ich hingegen hatte immer offene Beziehungen, die - typisch Borderline - allerdings nie sehr lange gehalten haben.


Dann, vor eben etwas über einem Jahr, hatte ich einen ONS mit einem Mann (25) - nennen wir ihn mal Ansgar - mit dem ich seit mehreren Jahren, bevor ich mit meinem Mann zusammen kam, eine "Freundschaft mit Extras" pflegte. Ich hatte mich zwar von Anfang an dafür entschieden, monogam mit meinem Mann zu leben (auf seinen Wunsch hin), aber er trank immer mehr, schlief nicht mehr mit mir (fast ein Jahr lang nicht!), sah unter meinen Freunden überall Konkurrenz für sich, bezichtigte mich des Fremdgehens (obwohl ich bis dato niemals daran gedacht hatte, ihn zu betrügen!) etc. Er trieb mich förmlich von sich weg, in die Arme des anderen Mannes. Klischee, Klischee. Aber so kam es eben zu diesem ONS. Selbsterfüllende Prophezeiung nennt man das wohl. Wie auch immer.


Ich habe den Betrug recht schnell gebeichtet, mein Mann hat mir vergeben (wenn auch nichts vergessen) und ich beendete den Kontakt zu Ansgar. Das fiel mir auch nicht besonders schwer, da Ansgar sich in der Zwischenzeit in mich verliebt hatte und vom "Badboy zum Schmalzkasper" mutierte - womit ich nun so gar nicht klar kam. Ich mag echte Kerle, keine Süßholz raspelnden Softies, auch nicht unter meinen Freunden. Aber das tut nichts zur Sache.


Vor gut einem Monat meldete Ansgar sich via Facebook. Es täte ihm leid, dass er sich in meine Beziehung "reingedrängt" habe, er hätte sich verändert, wäre nicht mehr in mich verliebt und vermisse einfach unsere Freundschaft. Er wollte wieder Kontakt. Und zu meiner Schande muss ich gestehen - ich auch. Ich mag Ansgar noch immer, bin auch von seiner veränderten Persönlichkeit ziemlich fasziniert, will aber definitiv keinen Sex mehr mit ihm. Ich vermisse wirklich "nur" die Freundschaft, die Vertrautheit, ohne irgendwelche romantischen oder sexuellen Gefühle! Ich erzählte es meinem Mann, der flippte (verständlicherweise) total aus und die Beziehung stand ernsthaft auf der Kippe. Also fingen wir eine Paartherapie an.


Im Laufe der gemeinsamen Sitzungen kamen wir zu folgendem Kompromiss: ich würde den Kontakt zu Ansgar halten dürfen, ihn allerdings bis Ende des Jahres wieder "ausschleichen" lassen und ihn endgültig aus meinem Leben streichen. Bis dahin dürfte mein Mann jeden Schriftverkehr mitlesen, sofern er das überhaupt möchte. Meine stille Hoffnung bei dieser Vereinbarung war (und ist nach wie vor), dass Konrad die Freundschaft zu Ansgar akzeptieren kann, wenn er merkt, dass keine "Gefahr" mehr von ihm ausgeht. Ich gehe sogar noch weiter und sage: mein größter Wunsch wäre es, mit Konrad und Ansgar zusammen zu feiern, zu lachen, eine neue Ebene der Freundschaft entstehen zu lassen. Mein Mann kennt meinen Wunsch, will sogar ganz langsam versuchen daran zu arbeiten (!WAHNSINN!), ist sich aber nicht sicher, ob ich Ansgar nicht doch bis Dezember "verjagen" muss, weil er die Situation evtl. doch nicht ertragen kann.


Meine Frage ist nun: gibt's hier Paare, die Ähnliches durchgemacht haben? Kann sowas funktionieren (so unmöglich sich das für die meisten Menschen auch anhören mag)?


Ich weiß, dass ich meinem Mann viel zumute (und die meisten Frauen werden jetzt wohl wild nicken und mich zur Hölle schicken) - aber Ansgar fehlt mir! Ich habe nicht viele Freunde, schon gar keine guten! Ich liebe meinen Mann (ob ihr's glaubt, oder nicht), aber ich brauche auch einen Freund in meinem Leben - und mit Ansgar war immer alles leicht, frei, unkompliziert.


Hätte es diesen ONS nicht gegeben, wäre eine so wundervolle Dreier-Freundschaft möglich gewesen - sagt selbst mein Mann!


Also - was meint ihr? Utopie? Durchaus machbar, wenn auch schwierig? Mein Gedanke ist folgender: wenn mein Mann mir mit Ansgar vertrauen kann, kann er mir mit jedem Menschen wieder vertrauen! Ich will lieber gemeinsam "an der Situation wachsen" - statt sie stillschweigend zu begraben. Denn das löst unser "Vertrauensproblem" auch nicht.
 
Dabei
19 Mrz 2008
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#2
Keine Antwort, aber eine Frage aus Interesse dazu: Was ist an einer solchen Konstellation so reizvoll, dass man die Ehe dafür aufs Spiel setzt?
 
Dabei
9 Sep 2013
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#3
Wir sind nicht verheiratet - dass ich ständig "mein Mann" sage/schreibe verwirrt da vielleicht etwas. Was im Allgemeinen so interessant daran sein könnte, kann ich dir leider nicht sagen. Für mich persönlich ist "Ansgar" einfach sehr wichtig. Wir haben früher eine tolle Freundschaft gepflegt (das Sexuelle mal außenvorgelassen) und ich möchte diesen Menschen einfach wieder in mein Leben integrieren. Klingt's arg dämlich/egoistisch/utopisch?
 
Dabei
19 Mrz 2008
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#4
Nein, alles passt gut zusammen. Man handelt ja nicht ohne ein Abwägen. Auch wenn Du hier nach Meinungen fragst, wirst Du sicher die worst/best case Szenarien bereits kennen. Die sind ja offensichtlich. Völlig uninteressant sind in diesem Zusammenhang Statistiken, z.B. geschöpft aus den Erfahrungen anderer, die niemals etwas über den Einzelfall aussagen: Man nimmt mit jeder Entscheidung das schlechteste Resultat in Kauf, das denkbar ist, egal, wie unwahrscheinlich es sein mag. Darum sind Privathaftpflichtversicherungen auch bei ehrlichen Menschen sehr beliebt.

Sprich, wenn Du weißt, was Du tust, ist alles schön :). Aber danach hattest Du ja nicht gefragt.
 
Dabei
9 Sep 2013
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#5
Natürlich spielt man alle denkbaren Szenarien durch! Und selbstverständlich liegen die Optionen auf der Hand. Menschen sind individuell, das sollte jedem klar sein, daher brauchen wir uns über den Nutzen von Statistiken in diesem Fall nicht unterhalten. Darum ging's ja auch gar nicht. Ich will keine Zahlen - ich will "Erfahrungsberichte", um zu gucken, was ich für mich daraus ziehen kann.

Ich weiß so gut wie nie, was ich tue - ich lass' mich einfach von dem leiten, was mir gut tut und richtig erscheint. Und nebenbei versuche ich, dabei nicht auf die Schnauze zu fliegen und nicht all zu viele Scherben zu hinterlassen.
 
P

Papatom

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#6
Moin,
oha...Borderlein x2, Depression und Alkohol? Nun, ich sehe es so, wenn Dein Mann so furchtbar war, dass es nicht mehr zu ertragen wear (und das nicht auf Dein Borderline zurückzuführen ist) dann hättest DU Dich trennen sollen. Spätestens nach dem ONS. Es stellt sich dir Frage, warum Du zurück bist? Was aht sich geändert? Wenn Neuanfang dann richtig. Ohne Affärenkontakt und ohne Alk und Kontroll- Eifersuchtswahn. Denn sonst ist es kein Neuanfang.

Wie sieht es denn jetzt aus? Bessert er sich? Ich für meinen Teil finde Deinen Therapueten seltsam. Denn ich finde Du verlangst für einen Neuanfang recht viel von Deinem Partner. Bist Du Dir sicher, dass Du mit diesen Spielche nicht lediglich Zuneigung sammeln, bzw. bestätigt haben willst (musst)?

Gruß
 

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