Hörigkeit... wer erkennt sich wieder ???

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15 Mrz 2008
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#1
Hörigkeit, Liebessucht, Beziehungssucht oder einfach Abhängigkeit ist ein Thema mit großer Bandbreite, denn Abhängigkeiten entstehen in jeder Beziehung und gehören bis zu einem gewissen Grad sogar zu unserem Liebesideal. So sind z.B. Aussagen wie "Ich tue alles für Dich", "Ich bin nichts ohne Dich" höchste Liebeserklärungen und beinhalten doch die Möglichkeit der Selbstaufgabe. Gesellschaftlich gesehen ist Abhängigkeit ein durchaus erwünschtes Moment, stabilisiert sie doch die Verhältnisse und trägt nicht selten zur Stabilität von Partnerschaften bei. Daher werden manche Formen der Hörigkeit von Betroffenen auch als "normale" romantische Liebe interpretiert. Hörigkeit entsteht in einem längeren Prozeß, in dem der eigene Wille allmählich und in zunehmendem Maß verloren wird. Dies ist für den Betroffenen selbst meist erst spät zu erkennen und oft nur durch Eingriffe von außen oder therapeutische Hilfestellung zu bewältigen. Auch Sekten u.a. Gruppierungen können Unerfahrenheit und das Bedürfnis nach Geborgenheit ausnutzen, um Hörigkeit zu schaffen.
Unter Hörigkeit versteht man ganz allgemein die gefühlsmäßige Bindung an andere Menschen in einem Ausmaß, in dem die persönliche Freiheit und menschliche Würde aufgegeben werden. Der Wille der herrschenden Person(en) kann insofern über die sich unterwerfende Person verfügen, als die Grenzen von Recht und Moral mißachtet werden. Man kann bei Hörigkeit nicht generell von Tätern und Opfern sprechen, denn es gibt Menschen, die sich an ihren Partner oder eine Gruppe klammern und sich völlig auf diese fixieren. Sie haben in der Regel kaum soziale Kontakte und ihr Selbstbewußtsein speist sich ausschließlich aus der Fixierung auf den meist idealisierten Partner, was diesen auch sehr belasten kann. Diese Form der Hörigkeit ist in der Regel aber nicht sexuell ausgeprägt, sondern allgemein auf das Zusammenleben mit dem Partner oder Gruppe bezogen.
Typisch für ein Hörigkeitsverhältnis ist, daß es nicht auf Gegenseitigkeit beruht, vielmehr ordnet sich die hörige Person dem Partner fast sklavisch unter, was dieser nicht selten ausnutzt. Meist werden diese Beziehungen nicht mit der Absicht zur Ausnutzung eingegangen, sondern entwickeln sich meist schleichend auf Grund der Persönlichkeitskonstellation der jeweiligen Partner. Der Hörige idealisiert die verehrte Person und die Beziehung in einer Weise, die Außenstehenden häufig unverständlich bleibt, zumal diese die Einseitigkeit erleben. Ein weiteres charakteristischer Merkmal von Hörigkeitsbeziehungen ist auch die Teilnahmslosigkeit der verehrten Person, was zwangsläufig zu Abweisungen und Demütigungen führt, die der hörig Liebende als unabwendbar und scheinbar unbelehrbar in Kauf nimmt. Zur Situation des hörigen Menschen gehört auch, daß er sich nicht mehr aus eigener Kraft lösen kann und hilflos in der psychische Abhängigkeit von einem anderen Menschen oder auch einer Gruppe bleibt.


Hörigkeit kann sich auch in der Aufgabe der sexuellen Selbstbestimmung äußern und wird in dieser Form leicht mit Masochismus (s.u.) verwechselt. Sexuelle Hörigkeit, ein Begriff, den Richard Freiherr von Krafft-Ebing im Jahre 1892 zur Bezeichnung der Tatsache gewählt hat, daß eine Person einen ungewöhnlich hohen Grad von Abhängigkeit und Unselbständigkeit gegenüber einer anderen Person haben kann, mit der sie im Sexualverkehr steht. Der oder die sexuell Hörige ordnet sich dem Partner dabei bedingungslos unter. "Klassische" Beispiele für sexuelle Hörigkeit finden sich bei älteren Männern, die eine wesentlich jüngere Frau lieben, der sie häufig in sozialem Status und finanziellen Möglichkeiten überlegen sind. Dennoch unterwerfen sie sich in ihrer Leidenschaft der Partnerin total und nicht selten lassen sie sich dabei ausnutzen.


Es kann aber mit Hörigkeit auch eine rein emotionale Abhängigkeit gemeint sein, bei der die Sexualität nicht im Vordergrund steht. Als Motiv für den unterwerfenden Teil gilt der eigene Egoismus und die Möglichkeit, den eigenen Spielraum und die eigenen Regeln zu bestimmen. Als Motiv für den untergeordneten Teil wird der Wunsch gesehen, den anderen als liebenswürdig und zur Sexualität bereit zu erleben.
In solchen Abhängigkeitsbeziehungen ist die Autonomie von Entscheidungen bei beiden Partnern stark eingeschränkt, da auch der anscheinend bestimmende Partner von der Hörigkeit des anderen abhängig ist. Hörigkeit kann gelegentlich bis zum Verlust jedes selbständigen Willens und bis zur Erduldung der schwersten Opfer gehen.
Verbindungen, in denen Frauen ihrem Partner sexuell hörig sind, sind oft von körperlicher Gewalt geprägt. Auch daran läßt sich erkennen, daß Hörigkeit im Ursprung mit der Vernachlässigung der eigenen Person zusammenhängt. Voraussetzung für Hörigkeitsverhalten ist stets, daß man Liebe und Anerkennung nicht aus sich selber heraus beziehen kann, sondern auf eine andere Person fixiert ist, die diese schenkt bzw. von der sich der Hörige allein vorstellen kann, sie zu bekommen.

In der öffentlichen Wahrnehmung, scheint Abhängigkeit in der Beziehung ein Frauenthema zu sein. Auch die einschlägige Literatur ist fast nur aus Frauensicht geschrieben! Aber es ist vor allem ein Tabu-Thema. In einer Zeit, in der auf der einen Seite die Autonomie des Individuums einen hohen Stellenwert hat, auf der anderen Seite die Zweierbeziehung, die Familie zum letzten Ort von Geborgenheit und Nähe stilisiert wird, ist es schwer, sich öffentlich zum Scheitern in beiderlei Hinsicht zu bekennen. Und dies gilt besonders für Männer. Ihnen fällt es noch schwerer, sich zu ihrer Abhängigkeit zu bekennen und darüber zu sprechen. Es widerspricht dem Männerbild in unserer Gesellschaft. Nach Ansicht der Fachleute sind Männer genauso häufig und schmerzhaft abhängig in der Beziehung wie Frauen. Ein Mann kann vielleicht sagen, daß er von seiner Partnerin sexuell abhängig ist, aber nicht zugeben, daß er die Nähe und Geborgenheit seiner Partnerin braucht, um leben zu können. Das hat vermutlich in erster Linie mit der häuslichen Versorgung und emotionalen Zuwendung einer Frau zu tun, wie Männer das schon von ihrer Mutter her gewohnt waren. Aus der Bewusstheit der eigenen Hilflosigkeit beim Alleinsein reagieren Männer häufig aggressiv, sie wenden sich dann gegen die Frau, die sie eigentlich brauchen, und werden verletzend bis gewalttätig. Frauen reagieren häufig mit Autoaggression oder leiden zunächst still vor sich hin, bis es irgendwann zu Selbstverletzungen und Selbstzerstörung kommt.
Männer nehmen ihre Abhängigkeit oft erst wahr, wenn die Partnerin sich bereits verabschiedet hat -und Trennungen gehen immer häufiger von den Frauen aus. Dann kämpfen die Männer um die Beziehung und suchen häufig jahrelang Beratungsstellen auf, obwohl die Frau die Trennung bereits vollzogen hat. Frauen sind - auch heute noch - ökonomisch abhängig, besonders dann, wenn Kinder vorhanden sind. Manche Männer sind von Kindesbeinen an abhängig von der emotionalen und häuslichen Versorgung durch eine Frau. Frauen reagieren häufiger in ihrer Abhängigkeit eher mit stillem Leiden und Selbstschädigung bis hin zur Selbstzerstörung. Männer dagegen mit Aggressionen: Obwohl sonst friedfertig, schlagen sie gerade die Person, die sie vorgeben am meisten auf der ganzen Welt zu lieben. So verstecken sie ihre Hilflosigkeit und Abhängigkeit.
In der Psychotherapie wird Hörigkeit ähnlich wie andere Suchtverhaltensmuster behandelt. Sexuell Hörigen ist es unangenehm, sich zu ihrem Problem zu äußern und suchen daher erst dann, wenn der Leidensdruck sehr groß ist, Hilfe bei anderen Menschen oder Therapeuten. Sexuelle Hörigkeit ist in der Regel schwer therapierbar, da die Ursachen meistens in Erlebnissen der frühen Kindheit liegen (s.u.), daher können Betroffene ohne professionelle Hilfe, etwa eine Gesprächspsychotherapie, kaum aus dieser suchtähnlichen Beziehung entkommen. In seltenen Fällen, wenn beide Partner ihre Beziehung ändern wollen, bietet sich eine Paartherapie an, allerdings stehen hörige Personen dabei vor dem fast unmöglichen Dilemma, sich aus der Abhängigkeit befreien zu wollen, ohne sich vom Partner endgültig zu lösen.
 
Dabei
14 Jul 2008
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#2
Ich habe meine Freundin damals nicht geschlagen. Kommt für mich natürlich niemals in Frage. Allerdings erkenne ich mich besonders im unteren Abschnitt ein bisschen wieder. Ehrlich gesagt, habe ich ein Jammer-Syndrom in mir. Es ist nicht so, dass ich meiner Ex jeden Tag die Ohren zugeheult habe. Erst recht nicht jeden Tag erzählt habe wie scheiße alles ist.
Grundsätzlich bin ich gut gelaunt, albere herum und versuche das auf meine Mitmenschen so gut es geht zu übertragen. Aber immer dann, wenn ich merke ich brauche diese Frau wie die Luft zum Atmen, kamen Gefühle in mir hoch und ich wurde beängstigend abhängig. Mein Fehler war, dass ich zu dumm war zu erkennen, dass es absolut unattraktiv, gerade für eine Frau ist, sich so zu unterwerfen, so zu verbiegen, das Leben an ihr anzupassen, als zwei Leben miteinander arbeiten zu lassen.

Die Abhängigkeit von ihr, habe ich bereits vor der Beziehung zu ihr gemerkt und nicht erst nachher.^^ Sowas kann anfangs als Kompliment aufgefasst sein, aber jetzt kann ich verstehen warum meine Ex dass so auf die Nüsse ging. Auch wenn ich Anfangs ja ach so sauer war und jeder sich denkt: Aaach, die hatte ihre Tage. Nein, hatte sie nich.... 1. Passte das zeitlich nich :D^^ hehe, spaß .. nein und 2. Hatte das alles einen Grund und Sinn.

Irgendwann will man es einfach nicht mehr hören, dieses ständige: Neein, ich brauche dich, ich kann nicht. Irgendwann muss man wissen wann Schluss ist. Doch vor ungefähr nem halben Jahr war ich wohl noch zu dumm um das zu kapieren. Dafür lerne ich dazu, dafür mache ich ja Erfahrungen.

Scheiße nur, wenn man heute noch, nach knapp 4 Monaten Auszeit immer noch der Beziehung hinterher trauert. Wenn auch nich mehr so stark und so fest abhängig wie damals. Die Liebe ist noch da, definitiv und ich befürchte mit jedem Morgen mehr, an welchem ich aufstehe und in den Spiegel schaue und mich selber nicht wieder erkenne, dass wohl eine psychologische Behandlung meinerseits die einzige Lösung aus dieser Misere zu sein scheint.
 
R

Ronja83

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#3
hey chrissel,
darf ich fragen wie lange ihr zusammen gewesen seid? und was bedeutet auszeit? also ist die trennung nicht endgültig?

LG, Ronja

zum eigentlichen Thema:
hat nicht jeder der bedingungslos liebt den hang zur hörigkeit??
 
Dabei
15 Mrz 2008
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#4
nein, ich denke bedingungslose liebe ist meilenweit entfernt von hörigkeit... denn wer in der lage ist bedingungslos zu lieben, kann dies ohne sich dafür zu opfern und aufzugeben...


was mir aber aufgefallen ist, das in beiden fällen in meinem leben, in denen ich hörig war (bzw immer noch bin).. fallen die männer auch unter das im 2ten teil beschriebene muster, d.h. ich bin ihnen hörig.. und sie mir... nur ich zeige es und sie verstecken das hinter ihren aggressionen und wenn ich mich trenne dann kommen die eine sehr lange zeit nicht klar, weil sie es erst dann realisieren.... und das ist der moment der mich am glücklichsten macht, wenn die leiden... das hört sich krank an, aber es ist irgendwie als würde ich mich für das was mein dad mit meiner mom gemacht hat rächen, aber das gehört wohl eher wieder in meinen thread... sorry...
naja jedenfalls ist es doch komisch das man sich soviel antut obwohl man schon hörig ist... wenn 2 personen so fixiert auf einander sind könnte es doch eigentlich auch schön sein...
 
Dabei
14 Jul 2008
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#7
hey chrissel,
darf ich fragen wie lange ihr zusammen gewesen seid? und was bedeutet auszeit? also ist die trennung nicht endgültig?
Eine Trennung ist es. Die ist endgültig. Ich kann sie gut einschätzen und sie hat einen sehr konsequenten Charakter, steht hinter ihrer Entscheidung, hoppst nich von A nach B. Insofern....^^
Wir waren ein Jahr zusammen.

Naja, seltsam. Ich habs nie in Aggressionen verarbeitet, sondern eher in Gefühlsausbrüchen. Das schmerzte mir sehr, aber ich wollte ihr so wenig wie möglich weh tun. Wie gesagt, ich war gehörig und hab sie bedingungslos geliebt. Doch das muss nich immer zusammen gehören denke ich mal, wie GO schon überlegte.
 
R

Ronja83

Gast
#8
ich denke auch nicht dass es zusammen gehört aber ich bin dennoch der meinung das jemand der aus tiefster seele liebt alles für diesen menschen tun würde. ich bin das überschneidet sich da schon und ich finde es auch gut so. ich finde beziehungen die fast ausschließlich mit dem verstand geführt werden nicht nachvollziehbar...dann lieber einen tick zu viel emotion..
 
H

HeyKleines75

Gast
#9
nein, ich denke bedingungslose liebe ist meilenweit entfernt von hörigkeit... denn wer in der lage ist bedingungslos zu lieben, kann dies ohne sich dafür zu opfern und aufzugeben...
Damit hast du Recht, denn sobald es "um sich opfern"-oder "sich selbst aufgeben"geht, hat es nichts mehr mit bedingungsloser Liebe zu tun, sondern dann geht es um Hörigkeit.

"Hörigkeit"kommt von "gehören", "Macht und Kontrolle haben", wer sowas mit Liebe verwechselt, hat rein gar nichts über wahre Liebe verstanden.

Niemand hat das Recht über einen Menschen bestimmen zu können, sei es auf psychischer oder physischer Ebene und ihn zur Marionette seines Egos werden zu lassen.
 
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Dabei
23 Dez 2008
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#10
wie ich schon bei mir schrieb kenn ich mich wieder...Ich glaube das ich dadurch da ich schon so psychisch labil bin in die hörigkeit abgerutscht bin...Wie kommich da raus denn ich will nicht ,ehr der Fusabtreter sein
 
Dabei
15 Jan 2009
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#11
Ich erkenne mich auch einwenig wieder hatte vor einer woche ein date mit einen mann aus den internet haben uns gut verstanden und landeten auch in bett..hatten in der einen woche 3 treffen zudem es zum sex kam...joaa nun bin ich etwas abhängig von ihn würd am liebsten den ganzen tag bei ihn sein ihn sms schreiben und so halt kontakt haben, denke aber das es für ihn nur sex ist..was auch ok ist nur meine ängste sind das er es irgendwann nicht mehr will...den ich bin jetzt schon süchtig nach ihn!!
 

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