"Gegensätze ziehn` sich an, oder gleich und gleich gesellt sich gern"?

Dabei
15 Aug 2009
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#1
Hallo ihr Lieben,
ich hab mal ne ganz allgemeine Frage an euch...

Denkt ihr, dass wenn der Partner aus einem absolut konträren sozialen, kulturellen und meinetwegen auch familieren Umfeld stammt, eine wirklich langfristige Beziehung mit ihm funktionieren kann?

Einer Freundin von mir geht es grade so und aus den Gesprächen mit ihr entwickelt sich so langsam aber sicher eine Diskussionen über soziale Klassen und Gesellschaftssysteme.

Sie kommt aus einem akademischen Elternhaus, ihr ganzen Leben ist auf Bildung, Kunst und Kultur ausgerichtet (sie kanns sich ja auch leisten). Jetzt hat sie einen Mann kennengelernt, der einen "Handwerksberuf" ausübt und mit vielen Dingen, die ihren Alltag bestimmen, einfach nichts anfangen kann. Ich finde es nicht gut, dass sie diese junge Beziehung gleich analysiert und nicht einfach mal auf ihr Herz hört, aber andererseits kann ich auch ihre Ängste verstehen.

Sie war z.B. schockiert, dass er keinen Anzug besitzt. Sie war zu einer Hochzeit eingeladen und er wollte sie begleiten- dafür musste dann erstmal neu eingekauft werden... von den Socken bis zur Krawatte. Als sie mir das erzählte konnte ich natürlich nur die Augen rollen- aber ich verstehe ihren Grundkonflikt...

So denkt sie, dass ihnen die gegensätzlichen Vorstellungen vom Leben im Weg stehen könnten- und so keine gemeinsame Zukunft möglich ist. Andererseits ist sie begeistert, dass er Möbel zusammen bauen kann und das Auto selber repariert... ich hoffe ihr versteht, worauf ich hinaus will??

Das führt mich also zu der Überlegung, ob sich, getreu der Sprichwörter "Gegensätze ziehn´sich an" und "Gleich und gleich gesellt sich gern" daraus irgendeine "Norm" ableiten lässt...

Was denkt ihr??
 
Dabei
13 Dez 2007
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#2
Ich schätze mal das kommt ganz darauf an ob sie beide in der Lage sind mit dem "anderssein" des Partners zurecht zu kommen... Es kann sein das aus sowas nur Streit entsteht, es kann aberauch sein das man neugierig ist auf diese Dinge von denen man eben nichts weiß. Genau das selbe mit Menschen die gleich sind... den einen wird es irgendwann zu langweilig weil nichts neues mehr passiert die anderen sind froh das sie jemanden haben der sie versteht die selben dinge mag etc.
 
Dabei
19 Mrz 2008
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#3
Sie kommt aus einem akademischen Elternhaus, ihr ganzen Leben ist auf Bildung, Kunst und Kultur ausgerichtet (sie kanns sich ja auch leisten).
Aha. Und Parties sind billiger als ein Schulbuch oder ein Museumsbesuch? Schwache Ausrede für Desinteresse ;-)

Ich finde es nicht gut, dass sie diese junge Beziehung gleich analysiert und nicht einfach mal auf ihr Herz hört
Da gibt's nichts gut oder schlecht zu finden. Diese 'Analysen' entspringen immer auch einem schlechten Gefühl, in diesem Sinne *hat* sie auf ihr Herz gehört.

Das führt mich also zu der Überlegung, ob sich, getreu der Sprichwörter "Gegensätze ziehn´sich an" und "Gleich und gleich gesellt sich gern" daraus irgendeine "Norm" ableiten lässt...

Was denkt ihr??
Nein. Die Sache ist komplizierter, als dass sie in einen LH Beitrag passen würde.
 
Dabei
15 Aug 2009
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#4
Ich denke diese "schlechten Gefühle", die du ansprichst kommen daher, dass sie relativ viel negatives Feedback bekommt- auch wenn man sich einbildet davon total frei zu sein, so ist man als soziales Wesen doch enorm an seine Mitmenschen und an deren Meinung gekettet- und wenn es nur unbewusst geschieht...

Ich weiß nicht, warum in unserem Jahrhundert eine solche Diskussion überhaupt noch sein muss, aber jeder aus ihrem Umfeld, der ihn (ihren Freund) kennenlernt, der fragt ihn gleich, ob ihm sein Beruf ausreicht, ob er denn keine Bestebungen habe, sich höher zu qualifizieren, warum er nicht studiert habe usw...Er hat eben keine Anrechtskarten für die Oper und weiß nichts von der neu eröffneten Ausstellung und anhand dieser Dinge wird er in eine Schublade gesteckt.
Dabei hat sie ihn wirklich gerne, dass spüre ich, aber sie ist extrem unsicher, weil sie sich so "verkopft". Ich denke man sollte am Anfang einer Beziehung von der wunderbaren, rosaroten, absolut naiven Malerei entsprechenden Zukunft träumen und nicht schon drüber nachdenken, wie sich dort mehr oder weniger glückliche Kompromisse zusammenzimmern lassen. Ich versuche mir das ganze (als Geschichtsstudentin wohl vorprogrammiert^^) irgendwie historisch- sozial zu erschließen... Dass man in seiner (gebürtigen oder durch Besitz aufgestiegenen) gesellschaftlichen Klasse verkehrt und auch heiratet schien mir eigentlich tendenziell in ein vergangenes Jahrhundert zu gehören...aber was solls :)

P.s. dieses Schubladendenken funktioniert übrigends auch andersherum...seine Familie war schockiert, dass das Mädel promoviert- schließlich sei sie Gift für die Wirtschaft... und gemeinsame Gesprächsthemen kommen auch eher selten zustande...
 
Dabei
26 Mai 2010
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#5
Ich schätze mal das kommt ganz darauf an ob sie beide in der Lage sind mit dem "anderssein" des Partners zurecht zu kommen... Es kann sein das aus sowas nur Streit entsteht, es kann aberauch sein das man neugierig ist auf diese Dinge von denen man eben nichts weiß. Genau das selbe mit Menschen die gleich sind... den einen wird es irgendwann zu langweilig weil nichts neues mehr passiert die anderen sind froh das sie jemanden haben der sie versteht die selben dinge mag etc.
sehe ich im grunde genauso. als student aus eher mittelmäßigen verhältnissen war ich persönlich auch schon öfter mit der thematik konfrontiert. aus meiner erfahrung kann ich sagen, dass in diesem fall aus den gegensätzen wie die TE ja schon schreibt auf jeden Fall attraktion durch die unterschiede entsteht. Für eine Beziehung brauch man aber in der hauptsache symmetrien, weil die einen in schwierigen zeiten zusammenhalten lassen. daher denke ich, dass sowas nicht langfristig funktionieren kann, weil einfach das grundverständnis für die welt des anderen fehlt und nur für stress sorgt.

und klar, auf beiden seiten stehen vorurteile, das sehe ich auch in meiner familie. schreibtischtäter sind alles nichtsnutzer, heißt es da. und von der anderen seite heißt es, arbeiter sind alles dumme leute. vorurteile gibt es in allen schichten, in allen gruppen. die frage ist, ob man in dem fall diese der liebe willen überwinden kann. wenn sie sich allerdings schon selbst solche gedanken macht, dann stehen die chancen wohl eher schlecht.
 

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