Für und Wider einer Beziehungsblase

Dabei
19 Mrz 2008
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#1
Moin ihr Lieben,

meine letzte Beziehung war nicht nur eine Fernbeziehung, sondern fand mehr oder weniger in einer Blase statt, ohne Absprache bewusst abgekoppelt vom Alltagsleben und dem sonstigen privaten Leben des Anderen. Dass das nicht lange gut ging, hatte mit sehr spezifischen Eingenheiten der Partner zu tun und sollte hier nicht im Mittelpunkt stehen. Soviel vorweggenommen: In meiner aktuellen Lebenssituation war das optimal, und ich bedaure das Ende.

Man muss das Modell nach Lebenssituation bewerten, denke ich. In einer Phase, in der sich die Leben eingespielt haben und Kinder ausgeschlossen sind, sehe ich keinen Grund, die Leben miteinander zu verwirken. Anlass der Gedanken ist meine Wiederkehr in die Welt der Foren und der Problem-Threads, die oft nicht mit den Partnern untereinander, sondern mit deren Umfeldern zu tun haben. Abgekoppelt von solchen Problemen sind sehr liebevolle Begegnungen der Partner möglich, auch kann eine solche Beziehung wachsen, ohne je den Wunsch nach sich zu ziehen, die Leben zu verflechten.

Wie seht ihr das? Ist eine solche Beziehung für euch vollwertig? Oder braucht ihr das Zusammenwachsen auf allen Ebenen? Wenn ja, worum geht es dabei?

Beste Grüße,

DB
 
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Dabei
6 Feb 2017
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#2
Da ich einen mit sozialen Aktivitäten relativ ausgelasteten Kalender habe, mag ich es meinen Freund da mit eingliedern zu können und nicht wählen zu müssen, ob ich die Zeit mit Freunden oder meinem Freund verbringe. Es kommt bei mir sehr häufig vor, dass ich mit Freunden verabredet bin und meinem Freund anbiete dazuzustoßen, oder dass ich mit meinem Freund verabredet bin und dann Freunde dazu eingeladen werden.
Dann sind Filme ein recht großes Interesse bei mir, ich gehe sehr oft ins Kino, gucke sehr viele Filme und bespreche sie danach gerne zusammen mit anderen Leuten. Da finde ich es auch schön, wenn mein Freund da genau so ist und man das teilt. Und dann gehe ich oft abends/nachts weg und ich trinke relativ oft Alkohol. Das muss mein Freund nicht teilen, aber zumindest damit zurechtkommen.
Ich habe auch schon eine längere Beziehung geführt mit jemandem, der sich nie betrunken hat, für den Filme gucken Zeitverschwendung war und mit dem ich immer nur zu zweit Dinge unternommen habe. Das ging auch ganz gut, aber jetzt so im Rückblick muss ich sagen, dass mir da vergleichsweise recht oft langweilig in der Beziehung war. Wir haben unsere gemeinsame Zeit meist mit reden, Essen, Sport und Sex verbracht. Das ist jetzt nicht so viel verschiedenes.
Mit meinem Freund jetzt gehe ich auf Konzerte, ins Theater, ins Kino, in Bars, in Restaurants, in Clubs usw. Das ist eben sehr unkompliziert und unaufwendig. Eine Fernbeziehung würde mich schon allein aus dem Grund abschrecken, dass ich in meinen Augen meine Wochenenden "opfern" müsste, an denen endlich mal jeder Zeit hat. Meine Wochenenden sind zB jetzt bis Mitte Januar verplant, also wenn da jetzt jemand zu besuch käme und mich unter 4 augen sehen wollen würde, müsste ich ganz schön umplanen.
 
Dabei
5 Jun 2015
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#3
hallo DocBrown
ich führe zur Zeit auch eine Beziehung mit einem Mann im Nachbarort.
Zur Zeit gefällt es mir sehr gut, das wir nicht zusammen wohnen.
Wir teilen zwar auch in bestimmten Bereichen Aktivitäten mit Anderen, aber das hält sich sehr im Rahmen.
Nun bin ich schon Rentnerin und er muß noch drei Jahre arbeiten, danach ist angedacht zusammen zu ziehen.
Doch ich mache mir wirklich Gedanken, ob und wie das gehen kann.
Wir brauchen beide sehr viel Freiraum. Und unser Sexleben lebt egentlich von der Spannung von Nähe und Distanz.
Wenn meine derzeitige Wohnsituation für meinen Freund nicht so schwierig wäre, ( Nähe zum Expartner)
Würde ich es, glaube ich gern so belassen wie es ist.
Das Verflechten auf allen Ebenen ist für mich keine Wunschvorstellung.
Ich langweile mich schnell, in Situationen, wenn mein Partner noch viel Zeit braucht darin zu verweilen.
Da ich weiß, das unsere gemeinsamen Zeitfenster begrenzt sind, stört mich das nicht.
da kann ich ihm zuliebe auf ihn warten.
Ich glaube in einer Dauernähe würde mir das einiges abverlangen.
Doch ich bin der typische Kopfmensch, während mein Partner der sensibele Gefühlsmensch ist .
Mich begeistert immer mehr das wachsende Vertrauen und die große Intimität, die aus dieser Verbindung erwächst.
Ich weiß nicht, ob ich mich nicht ganz von selbst immer weiter einbinden und zuwenden werde.
Ich werde das weiterhin neugierig auf mich zukommen lassen.
Ich sagte hier schon mal, eine Beziehung ist für mich wie ein eigenständiges Wesen.
Das sich weiterentwickel, je nach dem wie es gepflegt und gefüttert wird.
Aber es ist letztendlich unberechenbar.
Manchmal macht es sich dann auch einfach davon, wie bei dir jetzt.
Mein Freund hat unsere Bekanntschaft eröffnet, mit der Aussage, das er befürchtet beziehungsunfähig zu sein.
Er hätte sich damals sicher nicht träumen lassen, wie sehr er sich einlassen kann und was alles noch geht.

Ich hab vor ein paar Tagen mal so in deinen alten Beiträgen gestöbert und versucht mir vorzustellen, was für ein Typ Mann du bist.
Ich wollte dich nach deinen Andeutungen hier schon fragen, ob du nicht selbst ein Thema erstellen willst und bin dann am fehlendem "Offtopic"Buton hängengeblieben.
Wie fühlt es sich denn grad so an?
Du scheinst das mehr mit dem Kopf zu verarbeiten? Was macht der Bauch?
 
Dabei
3 Jan 2019
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#4
Wie seht ihr das? Ist eine solche Beziehung für euch vollwertig? Oder braucht ihr das Zusammenwachsen auf allen Ebenen? Wenn ja, worum geht es dabei?
Für mich wäre die Beziehung dann vollwertig, wenn die Partner auf möglichst allen Ebenen zusammenwachsen. Mir geht es dabei darum, sein Leben zu teilen - in guten wie in schlechten Zeiten. Für einander da zu sein, und nicht alles hinzuwerfen, wenn es mal stürmisch wird. Das heißt nicht, dass man völlig gleiche Interessen oder Hobbys haben muss. Ich fände es nur schöner, wenn man soviel wie möglich gemeinsam tun kann.

Eine Fernbeziehung kann für mich trotzdem Sinn machen, wenn einer von beiden die Möglichkeit sieht, irgendwann zum Partner bzw. in seine unmittelbare Nähe zu ziehen. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als ich das Bedürfnis hatte, meine Partnerin in den Arm zu nehmen oder einfach nur ihr nahe zu sein, aber es waren 700 Km zwischen uns. Sowas möchte ich nicht mehr.
 
Dabei
19 Mrz 2008
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#5
Danke für eure Gedanken und die Mühe, sie aufzuschreiben. Hier ist ja die ganze Spanne der Erwartungen abgedeckt! Sehr bunt :).

Ich fände es nur schöner, wenn man soviel wie möglich gemeinsam tun kann.
Ja, hab' ich lange so gesehen. Dieser Aspekt ist aber bestechend:

Und unser Sexleben lebt egentlich von der Spannung von Nähe und Distanz.
Das ist pragmatisch. Es wird sexuell in einer Fernbeziehung tatsächlich nie langweilig. Für mich auch ein Kernpunkt, hätte Angst, dass die Gefühle vom Alltagstrott weggespült werden.

Eine Fernbeziehung würde mich schon allein aus dem Grund abschrecken, dass ich in meinen Augen meine Wochenenden "opfern" müsste, an denen endlich mal jeder Zeit hat. Meine Wochenenden sind zB jetzt bis Mitte Januar verplant, also wenn da jetzt jemand zu besuch käme und mich unter 4 augen sehen wollen würde, müsste ich ganz schön umplanen.
Über sowas bin ich gestolpert. So eine isolierte Beziehung kann dahin führen, ein Termin im Kalender zu werden. Und wenn da die Vorstellungen darüber, wie oft man sich sehen möchte, und was eigentlich Priorität hat, divergieren, endet es eben manchmal auch böse.

Reagiert ganz normal auf Liebeskummer. Den Part kann man nicht wegdiskutieren und -denken, der muss von alleine verschwinden. Und das tut er natürlich auch irgendwann.
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#6
Ist eine solche Beziehung für euch vollwertig? Oder braucht ihr das Zusammenwachsen auf allen Ebenen?
Für die Vollwertigkeit einer Beziehung brauche ich keine ständige und keine große räumliche Nähe. Den Gedanken eines Zusammenwachsens auf allen Ebenen finde ich persönlich abschreckend (wie zB das Benutzen derselben EMail-Adresse durch ein Paar, das ist der Inbegriff des Grauens für mich :mrgreen:).

Ich glaube das liegt daran, dass eine Beziehung für mich den größten Wert auf mentaler Ebene hat. Hinzu kommt, dass ich von Anfang an das Konzept "Ich komme ggf alleine klar" lebe, was ich wahrscheinlich aus für mich abschreckenden Beispielen von Abhängigkeit abgeleitet habe.

Ich wollte nie Kinder und habe auch keine, weil ich da eine Abhängigkeit sehe: Kinder sind lange von mir abhängig, und auch mit dem Vater der Kinder wäre man über die Kinder dauerhaft verbunden; das möchte ich nicht, ich möchte etwas/ jemanden hinter mir lassen können, wenn es/ er mir nicht mehr taugt. Das heißt nicht dass ich die Flinte gleich ins Korn werfe wenn es Schwierigkeiten gibt, aber wenn ich nach ausreichend Ausdauer entschieden habe, dass ich etwas beenden will, will ich keine rechtlichen und faktischen Hindernisse mehr dafür überwinden müssen. Mir reichen meine beruflichen Verbindlichkeiten und Zwänge, auf die ich keinen so großen Einfluss habe wie auf meine privaten. Auch möchte ich meinen persönlichen Freiraum haben, ohne ständig begründen zu müssen, was ich gerade (nicht) tue. Ich sehe auch überhaupt keinen Sinn darin, dass mir jemand hilft, meine Wohnug zu putzen oder im Nachbarzimmer sitzt, wenn ich meinen lästigen Schreibkram erledige. Ich lebe gern allein in meiner Wohnung und werde das auch weiter so halten; trotzdem hab ich nicht das Gefühl mein Freund kommt "zu Besuch", und ich denke auch er fühlt sich nicht als "Gast". Wenn er hier ist, ist er hier zuhause, und sonst ist er eben bei sich zuhause. Man redet ja in diesem Zusammenhang oft von "Quality time miteinander verbringen" und so sehe ich das auch. Ich muss auch nicht dasselbe Hobby haben wie mein Freund. Im Gegenteil finde ich es ganz gut, wenn man NICHT alles miteinander macht und nicht alles teilt, denn dann bringt jeder mal einen neuen Input von draußen in die Beziehung rein.
Ich fühle mich meinem Freund, den ich schon lange kenne (wir haben auch über längere Phasen zusammengearbeitet, das war auch kein Problem für mich, das fand ich sogar schön), jedenfalls sehr verbunden, ich finde ihn nach wie vor einen spannenden Menschen, der gut zu mir passt, wir unterstützen uns auch in schwierigen Zeiten oder geben uns mal einen Rat.

Das Wichtigste ist, dass da beide die gleiche Einstellung haben oder der andere die Einstellung des "Individualisten" akzeptiert, ohne ständig an ihn hinzunölen, dass es doch viel schöner wäre, wenn man zusammenleben und alles teilen würde.
 
Dabei
5 Jun 2015
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#7
ich glaube nicht, das die Gefühle weniger wrden müssen.
Wenn sich BEIDE immer wieder neugierig neu auf einander einlassen.
Bei uns war es so, das es gerade dann, wenn wir viel Nähe hatten, nicht zum Sex kam.
Bei der zärtlichen Kuschelstimmung kam bei meinem Partner keine sexuelle Lust auf.
Darum haben wir für den Sex einen festen Tag in der Woche ausgemacht, ich berichtete hier davon.
Ich bin erstaunt, wieviel Spaß das macht, und wie kreativ ich werde, unseren "Turteltag" aufregend zu gestalten.
Dafür muß natürlich gesorgt werden.
Mein Freund hat da entweder weniger Fantasie, oder er traut sich immer noch nicht richtig.
Das macht nichts, ich genieße seine Begeisterung.
Doch sonderbarer Weise, haben wir plötzlich auch spontanen Sex in den Kuschelmomenten.
Ich glaube, bei Menschen mit Beziehungserfahrungen ist es alles eine Frage, des guten Willens, sich wirklich auf den anderen einzulassen und alte Dinge miteinander aufzuarbeiten.
Da geht sooo viel.
Wenn . falls ich mit meinem Freund zusammen ziehe, werde ich mir auf jeden Fall etwas einfallen lassen,
das diese Spannung lebendig bleibt.

ich denke mir immer, ich habe so zärtliche und liebevolle Gefühle für meine Kinder, die werden nie weniger werden,
da muß das doch in einer Beziehung auch zu halten sein.
Es ist jedenfalls Arbeit und immer währende neu Entscheidung, finde ich.

Hattest du nicht gesagt, Liebe ist ein Willensakt?
Ich bin da jedenfalls ganz dieser Meinung.
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#9
@Twi-n-light, das klingt richtig positiv und entspannt bei dir. Ich bin einigermaßen froh, diese Einstellung weniger selten als befürchtet zu finden.
Jo, das ist auch positiv und entspannt. Ich kann aber nicht beurteilen, wie häufig Frauen so eine Einstellung haben. Ich hatte allerdings das Pech, dass mein Ex diese Einstellung nicht hatte. Er kam mit der Fernbeziehung (die wir uns nicht ausgesucht hatten, das ging jobbedingt nicht anders) überhaupt nicht klar, er wollte in einer Partnerschaft immer irgendwie ein "gemeinsames Ding" machen, auch wenn er mir nicht so richtig erklären konnte, was er damit meinte. Ich bin mir sicher dass er mich bis zum Schluss wirklich geliebt hat, und ich habe es auch lange nicht verstanden, wieso er mich lieber gar nicht mehr sieht als selten, aber es war leider so.
 
Dabei
5 Jun 2015
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#10
ich bin aus einer anderen Generation und lebe zu ländlich um das zu beurteilen, aber ich kenne und kannte kaum Frauen, die das so unabhängig und selbsständig zelebrieren.
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#11
Ich glaube ehrlich gesagt dass das auch wieder rückläufig ist. Frauen die heute um die 25 sind, scheinen wieder deutlich konservativer zu sein - Heiraten, Kinderkriegen, als Frau dann den Job reduzieren, Mann als Hauptverdiener usw. Das Zeitfenster, in dem Frauen dankbar waren über die unendlichen Möglichkeiten, die sie haben, und diese Möglichkeiten intensiv genutzt haben, scheint sich wieder zu schließen. Nehmt ihr das auch so wahr - oder ist das jetzt eine Umfeld-Blase, in der ich mich befinde?
 
Dabei
19 Mrz 2008
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#12
Hier auf dem Land ist das so und war nie anders :(. Aber es gibt ländlicherweise auch oft einen deutlichen Männerüberschuss durch die Flucht der Damen in die Städte. Die Kulturen entwickeln sich offenbar willentlich unterschiedlich.
 
Dabei
5 Jun 2015
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#14
Ja, mein Gefühl ist auch, das die Gesellschaft insgesamt konservativer wird.
Sicherheitsbedürftiger...
Wenn ich so überlege, an was führ abgefahrenen Workshops und Selbsterfahrungskursen ich vor zwanzig Jahren noch teilgenommen habe, das würde sich heute keiner mehr trauen anzubieten.
Es gibt so enge Vorschriften und Bestimmungen in allen Lebensbereichen...
Da kann man hinschauen wo man will, alles ist genau reglementiert.
 
Dabei
24 Sep 2017
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#15
Ich fand's auf Dauer unbefriedigend, als ich mal in so einer Blase war. Eine Person, die sich nicht für die Personen interessiert, mit denen ich mich umgebe oder die Orte, an denen ich herumstreunere und die mir ihr Alltagsleben 'verheimlicht', langweilt mich.
 
Dabei
19 Mrz 2008
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#16
Ich fand's auf Dauer unbefriedigend, als ich mal in so einer Blase war. Eine Person, die sich nicht für die Personen interessiert, mit denen ich mich umgebe oder die Orte, an denen ich herumstreunere und die mir ihr Alltagsleben 'verheimlicht', langweilt mich.
Das wäre in dieser Absolutheit sicher eine unschöne Extremform. Berührpunkte mit dem "Außen" gibt's immer mal. Sich dem völlig zu entziehen, wäre schon zwanghaft, finde ich.
 
Dabei
24 Sep 2017
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#18
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