Fremdverliebt trotz fast perfekter Beziehung :-(

Dabei
11 Jul 2011
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#1
Ich bin in einer verzwickten Situation:
Ich bin mit meinem Freund nun etwas länger als 4 Jahre zusammen. Eigentlich hätte ich nicht den geringsten Grund, mich zu beschweren. Er liebt mich aus tiefstem Herzen und trägt mich auf Händen. Die "typischen Beziehungsprobleme" haben wir nicht. Er hört mir immer zu, ich kann mit ihm über alles reden, er ist immer für mich da, er akzeptiert mich voll und ganz (und das rechne ich ihm hoch an, denn ich weiß, dass ich ein komplizierter Mensch bin und manchmal ziemlich anstrengend sein kann). Er ist immer lieb und zärtlich. Er gibt mir das Gefühl etwas ganz Besonderes und für immer die Einzige für ihn zu sein. Wenn es kleinere Probleme gibt, ist er extrem einsichtig und lernwillig und bemüht sich Dinge zu ändern. Wir haben viele gemeinsame Interessen, die wir auch zusammen ausleben können. Er ist auch für alles offen und lässt sich gerne von Dingen überzeugen, die er von sich aus nie machen würde, die mir aber am Herzen liegen und findet dadurch oft noch Gefallen daran. Er unterstützt mich in allem was ich mache und würde alles für mich tun. Klingt wie eine perfekte Beziehung. Ist es aber anscheinend nicht. Die Nachteile sind: Er ist zu sehr wie ein Schoßhündchen, das immer nur fast bedingungslos begeistert von mir ist. (Das mir sogar auch noch begeistert wäre, wenn ich es nicht gut behandeln würde). Ich behandel ihn natürlich nicht schlecht. Ich habe ein strenges Gewissen und bemühe mich immer fair und ehrlich zu sein. Selbst wenn es wehtun könnte.
Aber manchmal denke ich, mir fehlt etwas. Es ist schwer zu benennen. Er ist etwas zu viel Schoßhündchen und zu wenig "Kerl". Ich stehe überhaupt nicht auf Machos, Arschlöcher und hohle Angeber. Und ich bin echt keine Frau die das Bedürfnis hat sich irgendwem zu unterwerfen. Schon gar nicht einem Mann! Aber er zeigt zu wenig Eigeninitiative. Er fokussiert sich zu sehr auf mich und richtet sein ganzes Leben zu sehr nach mir aus. Ist ja alles schön, nur halt etwas zu viel. Seit er mich hat, hat er den Kontakt zu seinen Freunden extrem reduziert. Ich ermuntere ihn immer wieder, sich mehr um seine Freundschaften zu kümmern. Aber ich scheine ihm völlig zu reichen. Mit meinen Freunden hat er wesentlich mehr zu tun als mit seinen eigenen, weil ich meine Kontakte eben trotzdem noch pflege. Seine Hobbies übt er mehr oder weniger nur aus, um mit mir etwas gemeinsam zu unternehmen. Trotzdem lässt er mir aber genug Freiraum. Ich kann nicht sagen, dass ich mich in irgendeiner Weise von ihm eingeengt fühle. Es fehlt mir nur etwas Profil an ihm. Ich habe das Gefühl er führt zu wenig eigenes Leben, weil ICH sein Leben bin. Ich habe ihm das auch schon öfters erklärt, aber ich merke, dass dies etwas ist, was er nicht ändern kann. Er kann seine Haltung mir gegenüber, seine extreme Anhänglichkeit nicht abstellen und mehr Leben.
Wir führen eine schöne, gut funktionierende Beziehung. Aber bei mir fehlt die Leidenschaft. (Bei ihm ist sie umso mehr vorhanden). Ich mag ihn wirklich und er ist mir wichtig. Er ist ein ganz lieber und toller Mensch. Aber manchmal bin ich mir nicht sicher, ob ich ihn wirklich noch liebe oder es von meiner Seite her einfach nur eine intensive Freundschaft und Vertrautheit ist, die sich eingestellt hat. Ich weiß was ich an ihm habe. Er gibt mir Sicherheit. Aber ich spüre meine Gefühle ihm gegenüber oft zu wenig. Es ist als wären sie häufig verschüttet und sie kommen nur ab und zu mal mehr, mal weniger zum Vorschein.
Seit längerem hatte ich auch das Gefühl, dass es mir passieren könnte, mich in einen anderen zu verlieben, wenn denn nur jemand käme.
Und nun ist es passiert. Ich glaube habe mich in Jemanden aus meinem Studium verliebt, mit Magenkribbeln und allem was dazugehört. Ich verstehe mich gut mit ihm und wir sind in erstaunlichem Ausmaß auf einer Wellenlänge. Ich habe keine Anzeichen dafür, dass der „Andere“ mehr als nur freundschaftliches Interesse an mir hat. Und er ist auch in einer Beziehung. Und wenn seine Beziehung gut ist (darüber habe ich mit ihm nicht geredet) möchte ich mich eigentlich auch gar nicht dazwischen drängen. Er geht mir aber nicht mehr aus dem Kopf und auf der anderen Seite wünsche ich mir doch, dass sich mehr draus entwickeln könnte. Wenn ich alleine bin vermisse ich diesen Typ mehr als meinen Freund. Selbst wenn ich ihn mir aus dem Kopf schlage denke ich, dass mir sowas wieder passieren könnte.
Mit meinem Freund deswegen Schluss zu machen halte ich für übertrieben, da unsere Beziehung trotzdem sehr viel besser funktioniert als bei vielen Anderen und er mir ja schon einiges bedeutet. Vor allem finde ich, ist er der Letzte der es verdient hätte, dass man ihm so etwas antut. Ich weiß, dass ich sein Leben zerstören würde, wenn ich ihn einfach abschießen würde. Und ich habe es selber erlebt wie es ist, wenn jemand einem scheinbar „ohne Grund und Vorwarnung“ das Herz bricht. Ich möchte ihm nicht das antun was ich schon mal durchmachen musste. Aber wenn ich mit ihm zusammenbleibe, befürchte ich, dass ich mich immer sehr stark nach etwas sehnen würde, das mir fehlt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mit ihm wirklich „Glücklich“ werden kann.
Ich möchte fair und offen sein. Und er weiß, dass es etwas gibt, das ich bei ihm vermisse. Aber ich denke, wenn ich ihn über das, was ich hier geschrieben habe, in Kenntnis setzten würde, würde ich ihn einfach nur kreuzunglücklich machen und bringen würde es auch nicht viel, da dies etwas ist, das er wohl kaum ändern kann.

Hat jemand einen Rat, wie man sich in so einer Situation verhalten sollte?
Vielen Dank im Vorfeld!
 
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Dabei
27 Mai 2011
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742
#2
Du musst der Ehrlichkeit und Offenheit folgen, die Du angesprochen hast. Es ist schade, weil sich Eure Beziehung wirklich super anhört aber nichtsdestotrotz fehlt Dir etwas und Du kannst in dieser Beziehung nicht voll und ganz aufgehen.
Du sagst zwar, dass Du ihn nicht verletzen willst aber damit tust Du Dir erstens selber keinen Gefallen und zweitens belügst Du ihn, was der Ehrlichkeit widersprechen würde. Er hat ja nunmal auch das Anrecht darauf zu erfahren, wie genau seine Beziehung definiert ist, daher darfst Du es ihm nicht vorenthalten.
Da ihr in punkto Kommunikation gut zu harmonieren scheint und er sich ja auch auf Deine Wünsche einlässt und dem gegenüber offen ist, besteht ja vielleicht doch die Möglichkeit einer Änderung, die einem letzten Versuch gut tun und zum Erfolg führen würde (sprich, alte Gefühle in Dir wiedererweckt).
 
Dabei
6 Okt 2009
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42
#3
Wenn und Offen und Ehrlich sein willst, dann sei mal offen und ehrlich.
Damit machst du keinem von euch ein gefallen.
Deine Bezeihung ist echt beneidenswert, ganz ehrlich.
Aber wenn du so vorgehst(ihn sozusagen lügst und so), dann machst du deine Beziehung kaputt und nicht besser.
Außer reden, reden, reden und daran arbeiten,arbeiten, arbeiten, kannst du nichts machen, wenn du nicht schluss machen willst.

p.s.: Mach es dir nicht schlimmer, "als es anscheinend sein sollte".
 
Dabei
11 Jul 2011
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#4
Danke erst mal für eure Reaktionen.
Das mit dem Ansprechen ist so eine Sache. Ich habe es zwar schon angedeutet, aber vielleicht ist es nicht so deutlich rübergekommen. Ich habe mit meinem Freund schon oft drüber geredet. Er weiß, dass mir an ihm etwas fehlt und er weiß auch was es ist. Er geht auch schon zum Psychologen deswegen. Nicht weil er für meinen Geschmack zu sehr Schoßhündchen ist, sondern (das hätte ich wohl auch noch reinschreiben sollen) weil er sich wie ein ewiger Berufsjugentlicher aufführt und irgendetwas ihn daran hindert sein Leben in solchem Ausmaß in die eigenen Hände zu nehmen, wie es für einen 32 jährigen angemessen wäre. Er möchte immer in einer Lebenssituation verharren wie ein 18 jähriger. " Vielleicht mache ich heute dies, oder morgen das. Vielleicht auch nicht. Mal sehen, wird schon irgendwie", rein theoretisch auch irgendwann mal damit anfangen, aber natürlich nicht heute... 11 Jahre nicht mit dem Studium fertig werden. Jetzt hat er es doch fertig, aber weiß nicht ob er in dem Bereich wirklich arbeiten will. Halbherzig ab und zu nach Promotionsstellen suchen (denn ohne Promotion kein Job), aber nicht so viel Eigeninitiative hineinstecken, dass es klappen könnte. Zwischendurch wieder zurück zu Mutti ziehen, weil er gerade knapp bei Kasse ist. (Neuen Job suchen mit dem er sich finanziell besser über Wasser halten könnte als mit dem alten war natürlich nicht drin.) Es artet immer wieder darin aus, dass ich ihm Arschtritte verpassen muss, damit er einen Schritt in die Richtung bewegt, ein altersangemessenes Leben zu führen. Nach viel Kampf und Mund fusselig reden meinerseits, schreibt er dann in Zeitlupentempo mal eine Bewerbung, die so von Fehlern und Ungeschicklichkeiten wimmelt, dass ich sie ihm hinterher komplett umschreiben muss, damit es überhaupt Sinn hat sie abzuschicken. Er ist echt nicht dumm. Aber er hat in dieser Hinsicht irgendeine psychische Blockade. Er zwingt mich somit immer mehr in eine unfreiwillige Mutterrolle. Und das belastet mich sehr. Es raubt mir sehr viel Kraft, nicht nur mein eigenes Leben managen zu müssen, sondern das Leben von zwei Leuten zu organisieren und für zwei Hirne mitdenken zu müssen. In diesem Punkt ist er nicht wie ein Partner, sondern wie mein Kind. Aber den Lebensabschnitt, indem ich Kinder möchte habe ich noch nicht nicht erreicht. (Ich bin jetzt 25). Und ich will einen MANN und keinen pubertären Sohn als Partner. Über diesen Punkt weiß er bestens Bescheid. Ich habe mit ihm viel drüber geredet und er sieht auch ein, dass es so nicht weitergehen kann und rennt jetzt zum Psychologen deswegen. Aber es hat sich noch nicht wirklich was geändert seit dem. Ansonsten läuft auf der zwischenmenschlichen Ebene alles total super (wie bereits beschrieben). Aber das hier ist glaube ich auch ein echt wichtiger Grund warum bei mir die Gefühle, die man normalerweise einem Partner gegenüber hat, zu verschwinden drohen. Er ist mir in dieser Hinsicht manchmal eher ein Klotz am Bein und kein Mann an, den man sich auch mal selber anlehnen kann.
Ich könnte ihm jetzt sagen, dass ich mich in einen anderen verguckt habe. Aber ich weiß dass ich den Anderen zumindest im Moment sowieso nicht haben kann und ich bezweifle auch, dass ich, wenn ich könnte, die beiden jetzt wirklich gegeneinander austauschen würde. Ich müsste nicht mal heucheln, um die Beziehung so weiterzuführen wie bisher. Deshalb halte ich es für überdimensioniert, ihn mit so einer Nachricht fertig zu machen. Ich denke er weiß über den eigentlichen Knackpunkt auf den es wirklich ankommt Bescheid. Und er möchte sich ja ändern. Aber ich denke ich würde ihm die letzte Kraft dazu rauben, wenn ich ihn jetzt noch mit solchen akuten Verlustängsten belasten würde.
Oder sehe ich das falsch?!
 
Dabei
28 Feb 2008
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1.605
#5
Ich glaube, ihr passt schlicht und ergreifend nicht zu einander. Er bietet dir einerseits viel zu wenig Reibungspunkte (wie in deinem Eingangspost beschrieben), und andererseits belastet dich die Art wie er lebt.
Nun kann es aber nicht das Ziel einer Beziehung sein, den anderen soweit verändern zu müssen, bis er endlich zu einem passt. Du suchst jemand zum anlehnen, jemand bei dem du auch mal schwach sein kannst, und ich glaube, das wird er einfach nie sein, Psychologe hin oder her.
Dass du dich fremdverliebt hast, ist in sofern auch nur ein Symptom, der Andere ist sicher kein möglicher Partner für dich.

Versuch dir darüber klar zu werden, ob du noch weitere 4 oder mehr Jahre mit ihm verbringen kannst, auch wenn er sich nicht verändert. Wenn du das mit ja beantworten kannst, sehe ich noch eine Chance für euch, wenn nicht, dann... schätze ich, wird es mit euch nicht mehr lange gut gehen.
 
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