Boah, was mach ich? Schreib ich oder schreib ich nicht? Einiges spricht dafür, anderes dagegen. Aber ich denk, ich tu es doch und halte mal ein paar Entwicklungen fest in meinem Thema, vielleicht blick ich ja später dann noch mal drauf zurück und finde es ganz interessant, es noch mal so zu lesen.
Also: witziger Weise hat es das Schicksal hinbekommen, dass ich auf den Tag genau 15 Jahre nach meiner ersten Heirat das zweite Mal rechtskräftig geschieden bin. Mir geht es damit weder besonders schlecht noch besonders gut, ich denke allerdings, dass ich mit dem Thema Ehe vorerst, vielleicht auch auf ewig, durch bin. Über Sinn und Unsinn dieser Institution kann man sich ja trefflich streiten, grundsätzlich gehöre ich nicht zu denen, die danach verlangen würden, sie abzuschaffen, aber, so paradox das angesichts meiner Geschichte auch klingen mag, ich nehme die Sache mit der Ehe grundsätzlich ziemlich ernst - und sehe im Moment nicht, dass ich Platz für eine neue Ehe in meinem Leben habe. Einen Mangel an Gelegenheiten hab ich noch immer nicht zu beklagen, aber ich will einfach gerade weder wieder heiraten noch eine feste Beziehung.
Durch all das, was sonst noch so passierte, merke ich deutlich, dass es mir immer schwerer fällt, Menschen zu vertrauen. Das wiederum hat zur Folge, dass ich kaum neue Leute kennenlerne, bzw. es meist nicht über eine Unterhaltung irgendwo hinaus geht, weil ich weder Bock habe, mich in die Höhle des Löwen = zu jemand Fremden nach Haus zu wagen, noch jemanden zu mir in mein Reich zu lassen. Das hat auch damit zu tun, dass mein Reich gerade erst meins geworden ist, denn mein Mann, ups, jetzt Ex-Mann, hat erst jetzt im Juni eine eigene Wohnung bezogen. Wir reden noch miteinander und sind auch letztendlich nicht im Bösen auseinander gegangen. Obwohl wir zwischenzeitlich beide schon andere Beziehungen hatten, findet mein Mann das Ende mit dem finalen Auszug wohl gerade trotzdem weniger lustig und hat die alte Platte, er finde nie wieder ne Frau wie mich, rausgeholt. Er sagt, er müsse damit aufhören, andere Frauen mit mir zu vergleichen und an mir als Messlatte zu messen, weil sie dem alle nicht stand halten würden, und er so nie zu einer neuen, ihn zufrieden stellenden Beziehung kommen würde. Ok. Er soll machen, was er will, das ist alles nicht mehr meine Sorge. Ich denke, er bräuchte grundsätzlich ne andere Herangehensweise an eine neue Partnerschaft, aber wie gesagt, es ist nicht mehr mein Bier. Und ich hab mit mir genug zu tun.
Mittlerweile teile ich die hier im Forum von mehreren geäußerte Auffassung, dass die Liebe stirbt, wenn der geliebte Mensch zu weit geht und einen zu sehr verletzt. Ich denke, genau das ist mir auch mit Max passiert. Es hat mich am Ende einfach zu sehr verletzt. Zeitweise hab ich mich gefühlt, als würde es mir die Kehle zuschnüren ... und im Ergebnis ist einiges in mir gestorben, auch meine Liebe zu ihm. Ich war lange traurig, hab viel durchlebt, hier und mit Menschen, die ich hier kennengelernt hab, aber auch mit anderen wichtigen Personen in meinem Leben. Mit der Zeit ging es mir wieder besser. Und gerade als ich mich letztes Jahr so einigermaßen mal eben wieder erholt hatte von meinem aufregenden Liebesleben, hat es mich nochmal voll reingerissen, denn ich hab mich total plötzlich und unerwartet ganz fürchterlich verliebt. Ich war so derbe glücklich, dass es kaum zu fassen/glauben war. Aber das Glück hielt nur zwei Monate, dann ging er zurück zu seiner Ex mit dem gemeinsamen Kind. Grundsätzlich finde ich das ok, nur es war plötzlich und unerwartet von 0 auf 100 und im Grunde genauso plötzlich und unerwartet von 100 wieder zurück, bzw. gefühlt noch deutlicher in den Keller, das war anstrengend und wenig zu verstehen. Es hat mich auch sehr verletzt, aber nicht so sehr, dass meine Gefühle für ihn gestorben sind. Ein weiterer wesentlicher Grund, warum ich momentan keine neue Bezi möchte. Ich hab keine Ahnung, wie ich dieses Gefühl je "ganz um die Ecke" bringen soll und so mal wieder frei werden, aber ich hab inzwischen gelernt, mit der Situation zu leben und mich damit ganz gut arrangiert. Und ich hab meine Gefühlssituation getestet. Ich hab Max getroffen. Letzte Woche. Das erste Mal seit damals. Ich wollte es einfach genau wissen. Und es ist vorbei. Ich hab keinerlei herzerwärmende Gefühle mehr für Max übrig. Er hat sich entschuldigt und wir haben uns ganz gut unterhalten, er hat einiges erklärt und sich dabei sogar spürbar bemüht, aber es ändert nichts für mich. Es ist mir egal. Er ist mir nicht mehr wichtig.
Ich habe ihn nicht reingelassen. Wir waren einen Kaffee trinken und sind dann ein Stück spazieren gegangen. Die Runde, die ich früher gejoggt bin. Auf der mein V-Trauma hoch kam. Es war komisch, mit ihm da lang zu gehen, hatte er doch die Anfänge von meiner großen Krise damals noch mitbekommen. Und war er doch der Mensch, der schon ewig wußte, dass ich mit 16 vergewaltigt worden war - und trotzdem jahrelang zu mir eine für mich ganz besondere Beziehung hatte. Mein Mann und meine Eltern wußten nicht mal von den Vergewaltigungen, bis ich mich irgendwann im Zuge der posttraumatischen Belastungsstörung und der polizeilichen Ermittlungen ihnen erklären musste... Aber Max war auch der Mensch, der mich mittendrin in meiner größten Lebenskrise ohne ein Wort der Erklärung einfach im Stich gelassen hat. Er hat gesagt, er sei selbst in einer Krise gewesen und er hätte sich deswegen zurück ziehen müssen. Mag sein. Aber doch nicht einfach so, ohne ein Wort der Erklärung, oder wenigstens des Abschieds. Ich bin ihm nicht mehr böse. Ich bin nicht mehr wütend auf Max. Ich will nur einfach mein Leben, meine Zukunft auch nicht mehr mit ihm teilen. Und ich vermisse ihn nicht mehr. Es hat mich nicht mehr wie der Schlag getroffen als wir uns nach langer Zeit wiedergesehen haben.
Und nur der Vollständigkeit halber: Max ist immernoch mit seiner Frau verheiratet. Sie doktern immernoch an ihrer Ehe herum, ihre Probleme haben sich fast nicht gelöst/verbessert, nur seine Einstellung und seine Sicht auf die Dinge hätte sich in der Zwischenzeit verändert, wodurch es ihm persönlich besser ginge als früher, aber der Ehe an sich oder seiner Frau eben nicht. Und ja, wenn es nach ihm ginge, würde er immernoch den früheren Status gern wieder herstellen - und hätte gern weiter zwei Flaschen Wein geöffnet, wie mal in einem schönen bildlichen Vergleich in meinem Thema geschrieben wurde.