Ich hatte immer Probleme damit, körperliche Nähe zuzulassen und Menschen zu vertrauen. Was nicht zuletzt auch an Unfallnarben lag, die meinen ganzen Körper überzogen.
Mit Anfang 20 war ich immer noch Jungfrau, obwohl sich einige wenige Gelegenheiten geboten hatten, die ich oft erst ablehnte, wenn wir nebeneinander im Bett lagen und es ans Ausziehen gehen sollte. Die Überwindung einem anderen Menschen zu vertrauen war zu groß. Ehrlich gesagt habe ich aber auch nicht wirklich ein Sexualtrieb oder ein Bedürfnis nach Berührung, beschreibe mich als A-Sexuell. Was teilweise vielleicht auch an Antidepressivan liegt, die ich nahm. Meine einzigen kurzen beziehungsähnlichen Erfahrungen zu der Zeit beschränkten sich auf eine Internetbeziehung.
Und später eine Frau die ich sehr geliebt hatte. Die mich vor die Wahl stellte entweder jetzt mit mir zu schlafen oder mich zu verlassen und sich einen anderen zu suchen. Die Überwindung war zu groß und so verließ sie mich. Zu der Zeit steckte ich bereits einige Jahre in einer tiefen Depression. Und allgemein war ich ziemlich alleine und sozialscheu.
Zwei Jahre später traf ich dann sie. Eine Anfang 40 Jährige Arbeitskollegin. Am Anfang war ich mir sogar nichtmal sicher, ob ich sie siezen soll. Aber ich merkte schnell, dass sie wahnsinnig locker drauf ist und nicht wirkt wie andere in ihrem Alter. Eher wie Mitte 30, sowohl optisch als auch vom Charakter. Jeden Tag kam sie mit einem Strahlen im Gesicht zur Arbeit und steckte mich damit an. Sie hatte wahnsinnig schiefe Zähne und Segelohren und hatte wohl anderen gegenüber auch mal erwähnt, dass sie das stört.
Für mich hatte sie das atemberaubenste Lächeln, dass ich je gesehen hatte und das wunderschönste Gesicht. Ich war ganz geflasht, von ihrer Stimme, ihrer Art zu gehen, der Art wie sie immer ihre Augen zusammenkniff wenn sie nachdachte, die Duftwolke aus Zuckerbonbons und Seife die sie umgab… wir hatten uns auf anhieb verstanden, waren irgendwie auf der selben Wellenlänge. Und nachdem wir uns einige Monate täglich sahen, beendeten wir bereits gegenseitig unsere Sätze, hatten Insider-Witze und lachten viel…
Und ich dachte mir: Oh Gott, was ist bloß los mit mir? Ich kann mich doch nicht in eine 20 Jahre ältere verlieben. Das ist ja irgendwie … eklig? Wie soll ich das vor irgendwem rechtfertigen und mit Kindern wird das dann auch nichtsmehr bis ich so weit bin, und sie stirbt sicher auch viel früher oder ist vielleicht dement und ein Pflegefall wenn ich erst 50 bin…
(Ich hatte mich zwar in der Vergangenheit öfters in Ältere verliebt, aber maximal 12 Jahre. Dazu muss man sagen, dass ich auch Halbwaise bin und das vielleicht auch irgendwelche Sehnsüchte nach einer älteren Bezugsperson ausgelöst hat). Alles sprach krampfhaft dagegen und ich habe mich mit Händen und Füßen gegen meine Gefühle gewehrt und es mir ausgeredet. Aber je öfter wir uns sahen, umso mehr merkte ich, wie diese Person mich mit Glück erfüllt, wie niemand anderes zuvor. Wie ich jeden Tag freudig aus meinem Bett springe und nicht erwarten kann, sie wieder zu sehen. Und irgendwann waren die negativen Gedanken vom Anfang weg.
Nach einem Firmenabendessen kam es dann dazu, dass sie alle Gäste zum Abschied umarmte. Und so auch mich, ganz zögerlich und verunsichert. Und spätestens da, war es vollkommen um mich geschehen. Einfach das Gefühl, sie ihm Arm zu halten und sie aus nächster Nähe zu riechen…
Und irgendwann vertraute ich mich einer befreundeten Kollegin an, dass ich vermutlich etwas für diese Frau empfinde. Diese sagte mir dann, dass sie vermutet, dass sie mit einem anderen Kollegen zusammen ist. Und ich kannte diesen Kollegen nur zu gut. Er war ziemlich cholerisch und machte täglich abwertende und beleidigende Sprüche, vor allem gegen jüngere und untergestellte Mitarbeiter. Und ich hatte mich schon einige Male von ihm schikaniert gefühlt, was mir aber versichert wurde, dass es jeden mal trifft. Ich fragte sie daraufhin, ob das stimmt. Und sie sagte ja, das ist ihr Freund.
Das tat weh. Aber ich dachte mir: Okay, es ist genau das selbe wie immer. Ich mag jemanden den ich nicht haben kann und beobachte die Person nur aus der ferne. So muss ich wenigstens niemanden berühren. Irgendwie kann sie dann doch auch doch nicht so toll sein, wenn sie mit so einem Ekel zusammen ist. Das nächste halbe Jahr ging es mir dann langsam immer besser damit, mich damit abzufinden. Und die Gefühle ließen immer mehr nach.
Bis zu dem Zeitpunkt, als ich das Getratsche hörte, dass die Beiden sich eigentlich schon lange nichtmehr leiden können, deswegen auch nie heiraten wollten. Dass er Affairen hätte, zum Beispiel die, die ihm immer anzügliche Kommentare unter seine Fotos postet. Erzählt wurde das von denen, die ihn geaddet hatten und schon lange dort arbeiteten. Bestätigt wurde mir das dann, von den Streits auf dem Flur, die ich mitbekam. Wie ihr Freund über sie herzog, die Augen hinter ihrem Rücken verdrehte und sie nachäffte. Wie sie wütend rausging und ihn ignorierte. Und so änderte sich mein Bild von ,,Sie kann doch nicht so toll sein, wenn sie mit so einem Idioten zusammen ist'' zu ,,Sie ist wohl selber Opfer von ihm und unglücklich''. Und ich dachte mir über die Monate immer mehr: Ich glaube das dauert nicht mehr lange, und sie trennen sich. Und meine Gefühle fingen wieder an, etwas mehr aufzuflammen.
Und dann kam der Morgen, an dem wir uns in der Bäckerei trafen. Und so fanden wir heraus, dass wir fast Nachbarn waren. Und ich fragte sie einfach, ob wir uns nicht öfter in der Bäckerei treffen und gemeinsam Frühstücken wollen. Und kam mir bei der Frage so dumm vor. Aber sie sagte tatsächlich direkt ja. Und so wurde das ein wiederkehrendes Ritual vor der Arbeit. Und wir unterhielten uns und lernten uns immer besser kennen. Ich hatte keine Ahnung, ob ihr Freund das wusste, aber ich wollte auch nicht fragen. Für den Fall, dass sie es dann vielleicht nichtmehr möchte. Aber was ist denn schon dabei, wenn zwei Leute sich alle zwei Wochen auf einen Kaffee beim Bäcker treffen und sich unterhalten, oder? Was ich für sie empfinde sieht man ja von außen nicht.
Unsere Gespräche wurden mit der Zeit immer tiefgründiger. Und ich vertraue ihr alles an, was mich bedrückte. Alles was ich nie jemandem anvertraut habe. Bei ihr fühlte ich mich plötzlich sicher. Vielleicht weil sie so viel Älter war und so viel mehr Lebenserfahrung hatte. Sie sagte auch, dass Freunde von ihr Geheimnisse haben und sie niemals im Leben etwas weitersagen würde.
Sie fing dann auch an, sich mir immer mehr zu öffnen. Und ich hörte raus, das ihr Partner wirklich nicht respektvoll mit ihr umgeht. Was mir still die Hoffnung gab, dass sie sich bald trennen. Manchmal drückten wir uns kurz zum Abschied. Und irgendwie bedeutete mir das alles unendlich viel, auch wenn es nicht viel war. Sie sagte manchmal echt süße Sachen dabei wie ,,Mmmhh einmal kurz knuddeln'' und strichelte dann meinen Rücken und drückte sich fest an mich. Und irgendwann war ich mir sicher, dass sie mich eigentlich echt gerne mag.
Und wir fingen dann auch irgendwann an, über WhatsApp zu schreiben. Über die selben Sachen, über die wir auch schrieben. Smalltalk, persönliche Probleme, was uns bedrückt… wie gute Freunde halt. Und ich sagte ihr, dass ich ihren Charakter mag, dass unsere Freundschaft und ihr Rat mir viel bedeutet und dass ich ihr dankbar bin dass sie immer die richtigen Worte findet. Sie hat sich immer wahnsinnig geschmeichelt gefühlt, gelächelt und gesagt, sie ist immer für mich da.
Zu der Zeit fing es dann an, dass das mit den abwertenden und beleidigenden Sprüchen auf der Arbeit von ihrem Freund immer öfter speziell gegen mich gerichtet wurde. Und das auch irgendwann täglich. Mir wurde zwar immer noch von Kollegen bestätigt, das sei sein normales Verhalten. Aber ich sah nicht, dass es gendwen ansatzweise sonst so oft trifft.
Deshalb fragte ich meine Kollegin dann irgendwann, ob es sein kann, dass es ihn stört, dass wir auf WhatsApp schreiben. Sie meinte, das könne er gar nicht wissen, da er keinen Zugriff auf ihr Handy hat, aber wenn würde es ihn auch nicht stören. Wir waren auch beide der Meinung, dass wir nichts geschrieben hatten, was irgendwie nicht okay ginge, da es nur platonische Freundschaftsgespräche waren. Trotzdem bat ich sie darum ihre Pin zu ändern, da ich ihr auch persönliche Probleme anvertraute, die ich nur ihr anvertrauen wollte. Sie versicherte mir dann, dass sie es gemacht hat. Dennoch war ich etwas misstrauisch und schrieb ihr ab da keine privaten Sachen mehr über meine Familienprobleme und so weiter.
Dennoch ging das Mobbing auf dem Arbeitsplatz durch ihren Partner immer weiter. Er beleidigte mich nun nichtmehr nur bei Gelegenheit. Sondern er lief mir auf dem Flur hinterher und beschimpfte mich. Und das ging langsam über sein normales Ausmaß an Leute beleidigen hinaus. Ich sprach noch ein paar Mal mit meiner Kollegin darüber, ob ihn das wirklich nicht stört wenn wir schreiben, und sie meinte wieder nur, nein sowas würde ihn nicht stören und er kontrolliert auch nicht ihr Handy und ihre Pin hätte sie auch geändert. Ich habe sie auch gefragt, ob sie irgendwie über mich reden oder so und ihn das stört. Und sie meinte nein, warum auch. Ich schrieb ihr auch immer seltener. Das Meiste war eh auch nur: Ich komme heute zu spät zur Arbeit sag mal Bescheid. o.ä.
Die nächsten Monate lauerte er mir dennoch täglich auf. Er wusste wo ich lang gehen werde, und stand dort schon um mir ab da hinterher zu laufen und mich zu beschimpfen. (es war nicht auf deutsch, deshalb verstand ich das Meiste nicht.) Er lief mir manchmal schimpfte bis zur Badtür nach, wartete dort und lief mir schimpfend zurück nach. Er wartete hinter Türen um sie mir ins Gesicht zu knallen und ähnliches. Stellte sich mir auf dem Flur in den Weg, sodass ich nicht durchkommen sollte oder stellte sich einfach nur vor die Scheibe und starrte mich ununterbrochen an.
Je schlimmer er sich mir gegenüber verhielt, um so mehr fing sie an, mir leid zu tun. Und ich bekam das Gefühl, ich müsse diese Frau vor diesem Psycho beschützen. Ich merkte bereits, dass er mich krampfhaft aus der Arbeit rausmobben will, aber den Gefallen wollte ich ihm einfach nicht tun. Dafür liebte ich diesen Job zu sehr, und meine Mitarbeiterin, die ich dann wohl nie wieder sehen würde, da wir uns außer beim Bäcker privat nie trafen. (Zu der Zeit bekam ich auch mehrmals am Tag Telefonanrufe von unterschiedlichen oder unterdrückten Nummern, wo dann einfach nur Stille war oder geatmet wurde. Da er meine Nummer theoretisch aber nicht haben dürfte, habe ich das erstmal als Zufall abgetan.)
Irgendwann erzählte ich ihr das alles. Sie sagte mir: ,,Der ist halt so. Ignorier das einfach.'' Die nächsten Monate erzählte ich ihr das regelmäßig und sagte ,,Du musst doch irgendwie wissen, warum er sowas macht. Bist du sicher, dass er sich nicht daran stört, dass wir auf WhatsApp schreiben?'' Und sie meinte ,,Wie gesagt, nein das macht er nicht. Das ist halt einfach sein Charakter und Dominanzgehabe. Ignorier das!'' Erstmal sah ich auch keinen Anlass dafür, dass er einen Grund hätte, so zu reagieren. Wer denkt etwas komisches, bei einer Mitte 40 Jährigen und einem halb so alten Jugendlichen der ihr Sohn sein könnte? Und wenn er wirklich den Verlauf lesen würde, sollte er das eigentlich auch merken.
Und ja, ich nahm es einfach nur schweigend hin und reagierte nicht darauf. Weil ich auch irgendwie immer noch dachte, ich wolle es mir nicht mit ihm verscherzen, nachher kann ich dann nichtmehr mit ihr befreundet sein. Ich ignorierte es. Monatelang, insgesamt zweieinhalb Jahre lang, und das letzte halbe Jahr dann jeden einzelnen Tag. Mit der Zeit machte es mich dann immer wütender und dachte mir: Es kann nicht sein, dass diese wundervolle Person, an so einen Psycho verschwendet ist. Sie muss tot unglücklich mit ihm sein. Mit mir wäre sie glücklicher, ich würde sie behandeln wie sie es verdient. Und ich lasse mich von ihm nicht aus der Arbeit rausmobben. Sie wird sehen, was ich alles auf mich nehme damit wir uns weiterhin täglich sehen. Was er für eine furchtbare Person ist und wird ihn verlassen.
Sie selbst redete mir gut zu, ich solle es weiter ignorieren. Es sei doch egal was andere sagen, auch wenn es er ist. Er ist halt so. Da mich sie ständigen Telefonanrufe zusätzlich störten, änderte ich meine Handynummer und nur ca zwei Tage später fing das Gleiche auf der neuen Nummer an.
In den letzten Monaten wo ich dann dort war, war ich psychisch irgendwann ziemlich am Ende. Und ich beschloss zu kündigen. Aber sie redete mir gut zu, dass ich nicht kündigen solle. Sie kenne ihn schließlich, wenn man sowas nur lange genug ignoriert, hört es irgendwann wieder auf. Und sooo schlimm sei das doch nun auch alles nicht, dass er mal ein bisschen beleidigt oder einem hinterher läuft. Ungefähr zwei Monatelang weiter hielt ich es dann aus.
Und da wurde es dann immer schlimmer, immer lauter, immer Aggressiver auf dem Flur. Und ich war mir sicher, dass die anderen das doch langsam auch mal hören mussten. Aber auf Nachfrage hatte angeblich keiner was gehört. Ich war dann irgendwann an dem Punkt wo ich nochmal mit den Tratschtanten redete, die damals meinten, er hätte Affairen und loggte mich unter deren Account ein um mir das selber mal genauer anzuschauen. Ich klickte mich durch die Profile der Frauen, die komische Dinge kommentierten und fand nur immer mehr solcher Kommentare. Ich machte erstmal einen Screenshot.
Als wir uns wieder beim Bäcker trafen sagte ich ihr: ,,Ganz ehrlich, ich erstehe es einfach nicht, dass es für ihn offenbar so ein Problem ist wenn du Freunde hast dass man täglich belästigt wird, aber er darf sich mit Frauen treffen wie er will.'' Dazu lächelte sie nur und zuckte mit den Achseln. ,,Das ist mir eigentlich egal. Ich vertraue ihm da und ich kenne manche ja auch.'' Irgendwann fragte ich sie dann, ob es sein kann, dass sie eine offene Beziehung haben und er deshalb nicht will, dass sie mit anderen Männern befreundet ist, aber sie verneinte das.
Die nächsten zwei Wochen, eskalierten die Beschimpfungen und dem Nachlaufen auf dem Flur dann vollkommen. Und diesmal sagte ich laut ,,Wenn das nicht aufhört, könnte es sein, dass ''jemand'' mal sieht, was auf Facebook so abgeht.'' Es hörte aber nicht auf. Und ich sagte das noch einige Male. Als ich dann wütend zurück ins Büro ging sagte ich zu ihr ,,Ist es okay, wenn ich dir mal was zeige, was auf Facebook abgeht, in Bezug auf das Thema nachdem ich dich gefragt habe?'' Sie sagte ,,Weiß ich noch nicht.'' Das ging dann etwa zwei Wochen so, dass ich das auf dem Flur androhte und sie fragte. Bis es mir dann reichte und ich ihr unkommentiert einen Screenshot auf WhatsApp von den Kommentaren schickte wo er auf facebook in den Kommentaren öffentlich mit anderen Frauen flirtet.
Am nächsten Tag kam sie traurig zur Arbeit und ich fragte sie, ob das wegen dem war, was ich geschickt hatte. Und sie meinte nein, sie konnte nur wegen Vollmond schlecht schlafen. Die nächsten drei Tage war mein Leben auf dem Flur dann quasi vorbei und, auch wenn es immer noch nicht auf Deutsch war und ich nichts verstand, hätte es mich nicht gewundert, wenn es Morddrohungen sind. Ab da war es mir klar, dass er irgendwie den Verlauf liest, weil jetzt habe ich wirklich was geschrieben, was ihn abfuckt. Aber zu dem Zeitpunkt war es mir bereits egal. Und als ich dann am dritten Tag auf den Flur gehen wollte, bekam ich eine Tür ins Gesicht geknallt. Er rannte weg, fluchte und schimpfte dabei… nur diesmal stand sie, was er nicht sah, genau neben mir und hatte alles gesehen und gehört. Sie lächelte mir aufmunternd zu, umarmte mich und sagte, wir können am Samstag beim Bäcker darüber reden…
Am nächsten Tag stand er dann den gesamten Tag im Büro ca 5cm von mir entfernt und schaute mich böse an. Egal wo ich hin ging, er klebte an mir und schaute als wolle er mich gleich zusammenschlagen. Ich stand auf und sagte zu ihm: ,,Was ist eigentlich dein Problem?!'' Da fing er dann an mich vor dem gesamten Büro aufs übelste zu beschimpfen. Es war totenstille und alle schauten schockiert zu uns rüber. Auch sie. Dann gingen alle wieder zur Arbeit als sei gerade nichts passiert. Als der Arbeitstag vorbei war, schaute ich sie an. Sie schaute zurück und sagte: ,,Ich habe gerade nichts mitbekommen.'' und ging. In dem Moment ist alles in mir zerbrochen.
Ich ging nach Hause und betrank mich zum ersten Mal. Mit eineinhalb Flaschen Rotwein die ich in einem Restaurant auf dem Weg kaufte. Und in dem Zustand schickte ich ihr dann Sprachnachrichten auf Whatsapp. Ich sagte ihr ungefiltert alles was mir in meiner puren Wut durch den Kopf ging. Dass ihr Partner ein A*chloch ist und ein Narzisst, dass sie das weiß, dass ihre ganze Beziehung fake ist, er sie eh nur betrügt und psychisch missbraucht und wie einen Besitz behandelt, dass jeder sagt, dass er ein A*schloch ist und er jeden beleidigt. Ich habe dann auch irgendwann sachen gesagt die nicht stimmen. Wie, dass er bestimmte Leute beleidigt hat, obwohl er eigentlich nur über sie gelästert hat.
Sie wurde an dem Abend komplett von mir vollgespammt. und ich hatte eigentlich bereits nach der ersten Nachricht einen kompletten Filmriss. Manche Sachen waren danach aber noch lesbar, manche nicht. Ich hatte den Chat irgendwie abwechselnd auf ,,nach 24 Stunden löschen'' und zurück gestellt. Gleichzeitig schrieb ich noch in die Arbeitsgruppe, dass ich kündige weil ich es leid bin, jeden Tag von ihm belästigt zu werden.
Und der einen Lästertante die mir das alles erzählt hatte schrieb ich, dass sie doch glücklich mit ihrem Fremdgeher werden soll. Ebenso schickte ich meine Kündigung per Mail ab, die ich aufgrund meines Zustandes einige Tage danach nochmal anständig formuliert abschicken musste. Die nächsten drei Tage habe ich mich dann nur noch betrunken und bin nur zum Weinholen rausgegangen. Es kam keine Nachricht mehr von ihr.
Vier Tage danach, wartete ich an unserem Bäcker. Sie kam vorbei und ihr Blick war voller hass. ,,Du hast dich in Dinge eingemischt, die dich nichts angehen. Was du geschrieben hast… Es tut mir Leid, dass es so endet. Aber ich will nichts mehr mit dir zutun haben.'' Ich stammelte noch ein ,,es tut mir leid.'' Und sie war weg, wie sie gegangen war.
Mit Anfang 20 war ich immer noch Jungfrau, obwohl sich einige wenige Gelegenheiten geboten hatten, die ich oft erst ablehnte, wenn wir nebeneinander im Bett lagen und es ans Ausziehen gehen sollte. Die Überwindung einem anderen Menschen zu vertrauen war zu groß. Ehrlich gesagt habe ich aber auch nicht wirklich ein Sexualtrieb oder ein Bedürfnis nach Berührung, beschreibe mich als A-Sexuell. Was teilweise vielleicht auch an Antidepressivan liegt, die ich nahm. Meine einzigen kurzen beziehungsähnlichen Erfahrungen zu der Zeit beschränkten sich auf eine Internetbeziehung.
Und später eine Frau die ich sehr geliebt hatte. Die mich vor die Wahl stellte entweder jetzt mit mir zu schlafen oder mich zu verlassen und sich einen anderen zu suchen. Die Überwindung war zu groß und so verließ sie mich. Zu der Zeit steckte ich bereits einige Jahre in einer tiefen Depression. Und allgemein war ich ziemlich alleine und sozialscheu.
Zwei Jahre später traf ich dann sie. Eine Anfang 40 Jährige Arbeitskollegin. Am Anfang war ich mir sogar nichtmal sicher, ob ich sie siezen soll. Aber ich merkte schnell, dass sie wahnsinnig locker drauf ist und nicht wirkt wie andere in ihrem Alter. Eher wie Mitte 30, sowohl optisch als auch vom Charakter. Jeden Tag kam sie mit einem Strahlen im Gesicht zur Arbeit und steckte mich damit an. Sie hatte wahnsinnig schiefe Zähne und Segelohren und hatte wohl anderen gegenüber auch mal erwähnt, dass sie das stört.
Für mich hatte sie das atemberaubenste Lächeln, dass ich je gesehen hatte und das wunderschönste Gesicht. Ich war ganz geflasht, von ihrer Stimme, ihrer Art zu gehen, der Art wie sie immer ihre Augen zusammenkniff wenn sie nachdachte, die Duftwolke aus Zuckerbonbons und Seife die sie umgab… wir hatten uns auf anhieb verstanden, waren irgendwie auf der selben Wellenlänge. Und nachdem wir uns einige Monate täglich sahen, beendeten wir bereits gegenseitig unsere Sätze, hatten Insider-Witze und lachten viel…
Und ich dachte mir: Oh Gott, was ist bloß los mit mir? Ich kann mich doch nicht in eine 20 Jahre ältere verlieben. Das ist ja irgendwie … eklig? Wie soll ich das vor irgendwem rechtfertigen und mit Kindern wird das dann auch nichtsmehr bis ich so weit bin, und sie stirbt sicher auch viel früher oder ist vielleicht dement und ein Pflegefall wenn ich erst 50 bin…
(Ich hatte mich zwar in der Vergangenheit öfters in Ältere verliebt, aber maximal 12 Jahre. Dazu muss man sagen, dass ich auch Halbwaise bin und das vielleicht auch irgendwelche Sehnsüchte nach einer älteren Bezugsperson ausgelöst hat). Alles sprach krampfhaft dagegen und ich habe mich mit Händen und Füßen gegen meine Gefühle gewehrt und es mir ausgeredet. Aber je öfter wir uns sahen, umso mehr merkte ich, wie diese Person mich mit Glück erfüllt, wie niemand anderes zuvor. Wie ich jeden Tag freudig aus meinem Bett springe und nicht erwarten kann, sie wieder zu sehen. Und irgendwann waren die negativen Gedanken vom Anfang weg.
Nach einem Firmenabendessen kam es dann dazu, dass sie alle Gäste zum Abschied umarmte. Und so auch mich, ganz zögerlich und verunsichert. Und spätestens da, war es vollkommen um mich geschehen. Einfach das Gefühl, sie ihm Arm zu halten und sie aus nächster Nähe zu riechen…
Und irgendwann vertraute ich mich einer befreundeten Kollegin an, dass ich vermutlich etwas für diese Frau empfinde. Diese sagte mir dann, dass sie vermutet, dass sie mit einem anderen Kollegen zusammen ist. Und ich kannte diesen Kollegen nur zu gut. Er war ziemlich cholerisch und machte täglich abwertende und beleidigende Sprüche, vor allem gegen jüngere und untergestellte Mitarbeiter. Und ich hatte mich schon einige Male von ihm schikaniert gefühlt, was mir aber versichert wurde, dass es jeden mal trifft. Ich fragte sie daraufhin, ob das stimmt. Und sie sagte ja, das ist ihr Freund.
Das tat weh. Aber ich dachte mir: Okay, es ist genau das selbe wie immer. Ich mag jemanden den ich nicht haben kann und beobachte die Person nur aus der ferne. So muss ich wenigstens niemanden berühren. Irgendwie kann sie dann doch auch doch nicht so toll sein, wenn sie mit so einem Ekel zusammen ist. Das nächste halbe Jahr ging es mir dann langsam immer besser damit, mich damit abzufinden. Und die Gefühle ließen immer mehr nach.
Bis zu dem Zeitpunkt, als ich das Getratsche hörte, dass die Beiden sich eigentlich schon lange nichtmehr leiden können, deswegen auch nie heiraten wollten. Dass er Affairen hätte, zum Beispiel die, die ihm immer anzügliche Kommentare unter seine Fotos postet. Erzählt wurde das von denen, die ihn geaddet hatten und schon lange dort arbeiteten. Bestätigt wurde mir das dann, von den Streits auf dem Flur, die ich mitbekam. Wie ihr Freund über sie herzog, die Augen hinter ihrem Rücken verdrehte und sie nachäffte. Wie sie wütend rausging und ihn ignorierte. Und so änderte sich mein Bild von ,,Sie kann doch nicht so toll sein, wenn sie mit so einem Idioten zusammen ist'' zu ,,Sie ist wohl selber Opfer von ihm und unglücklich''. Und ich dachte mir über die Monate immer mehr: Ich glaube das dauert nicht mehr lange, und sie trennen sich. Und meine Gefühle fingen wieder an, etwas mehr aufzuflammen.
Und dann kam der Morgen, an dem wir uns in der Bäckerei trafen. Und so fanden wir heraus, dass wir fast Nachbarn waren. Und ich fragte sie einfach, ob wir uns nicht öfter in der Bäckerei treffen und gemeinsam Frühstücken wollen. Und kam mir bei der Frage so dumm vor. Aber sie sagte tatsächlich direkt ja. Und so wurde das ein wiederkehrendes Ritual vor der Arbeit. Und wir unterhielten uns und lernten uns immer besser kennen. Ich hatte keine Ahnung, ob ihr Freund das wusste, aber ich wollte auch nicht fragen. Für den Fall, dass sie es dann vielleicht nichtmehr möchte. Aber was ist denn schon dabei, wenn zwei Leute sich alle zwei Wochen auf einen Kaffee beim Bäcker treffen und sich unterhalten, oder? Was ich für sie empfinde sieht man ja von außen nicht.
Unsere Gespräche wurden mit der Zeit immer tiefgründiger. Und ich vertraue ihr alles an, was mich bedrückte. Alles was ich nie jemandem anvertraut habe. Bei ihr fühlte ich mich plötzlich sicher. Vielleicht weil sie so viel Älter war und so viel mehr Lebenserfahrung hatte. Sie sagte auch, dass Freunde von ihr Geheimnisse haben und sie niemals im Leben etwas weitersagen würde.
Sie fing dann auch an, sich mir immer mehr zu öffnen. Und ich hörte raus, das ihr Partner wirklich nicht respektvoll mit ihr umgeht. Was mir still die Hoffnung gab, dass sie sich bald trennen. Manchmal drückten wir uns kurz zum Abschied. Und irgendwie bedeutete mir das alles unendlich viel, auch wenn es nicht viel war. Sie sagte manchmal echt süße Sachen dabei wie ,,Mmmhh einmal kurz knuddeln'' und strichelte dann meinen Rücken und drückte sich fest an mich. Und irgendwann war ich mir sicher, dass sie mich eigentlich echt gerne mag.
Und wir fingen dann auch irgendwann an, über WhatsApp zu schreiben. Über die selben Sachen, über die wir auch schrieben. Smalltalk, persönliche Probleme, was uns bedrückt… wie gute Freunde halt. Und ich sagte ihr, dass ich ihren Charakter mag, dass unsere Freundschaft und ihr Rat mir viel bedeutet und dass ich ihr dankbar bin dass sie immer die richtigen Worte findet. Sie hat sich immer wahnsinnig geschmeichelt gefühlt, gelächelt und gesagt, sie ist immer für mich da.
Zu der Zeit fing es dann an, dass das mit den abwertenden und beleidigenden Sprüchen auf der Arbeit von ihrem Freund immer öfter speziell gegen mich gerichtet wurde. Und das auch irgendwann täglich. Mir wurde zwar immer noch von Kollegen bestätigt, das sei sein normales Verhalten. Aber ich sah nicht, dass es gendwen ansatzweise sonst so oft trifft.
Deshalb fragte ich meine Kollegin dann irgendwann, ob es sein kann, dass es ihn stört, dass wir auf WhatsApp schreiben. Sie meinte, das könne er gar nicht wissen, da er keinen Zugriff auf ihr Handy hat, aber wenn würde es ihn auch nicht stören. Wir waren auch beide der Meinung, dass wir nichts geschrieben hatten, was irgendwie nicht okay ginge, da es nur platonische Freundschaftsgespräche waren. Trotzdem bat ich sie darum ihre Pin zu ändern, da ich ihr auch persönliche Probleme anvertraute, die ich nur ihr anvertrauen wollte. Sie versicherte mir dann, dass sie es gemacht hat. Dennoch war ich etwas misstrauisch und schrieb ihr ab da keine privaten Sachen mehr über meine Familienprobleme und so weiter.
Dennoch ging das Mobbing auf dem Arbeitsplatz durch ihren Partner immer weiter. Er beleidigte mich nun nichtmehr nur bei Gelegenheit. Sondern er lief mir auf dem Flur hinterher und beschimpfte mich. Und das ging langsam über sein normales Ausmaß an Leute beleidigen hinaus. Ich sprach noch ein paar Mal mit meiner Kollegin darüber, ob ihn das wirklich nicht stört wenn wir schreiben, und sie meinte wieder nur, nein sowas würde ihn nicht stören und er kontrolliert auch nicht ihr Handy und ihre Pin hätte sie auch geändert. Ich habe sie auch gefragt, ob sie irgendwie über mich reden oder so und ihn das stört. Und sie meinte nein, warum auch. Ich schrieb ihr auch immer seltener. Das Meiste war eh auch nur: Ich komme heute zu spät zur Arbeit sag mal Bescheid. o.ä.
Die nächsten Monate lauerte er mir dennoch täglich auf. Er wusste wo ich lang gehen werde, und stand dort schon um mir ab da hinterher zu laufen und mich zu beschimpfen. (es war nicht auf deutsch, deshalb verstand ich das Meiste nicht.) Er lief mir manchmal schimpfte bis zur Badtür nach, wartete dort und lief mir schimpfend zurück nach. Er wartete hinter Türen um sie mir ins Gesicht zu knallen und ähnliches. Stellte sich mir auf dem Flur in den Weg, sodass ich nicht durchkommen sollte oder stellte sich einfach nur vor die Scheibe und starrte mich ununterbrochen an.
Je schlimmer er sich mir gegenüber verhielt, um so mehr fing sie an, mir leid zu tun. Und ich bekam das Gefühl, ich müsse diese Frau vor diesem Psycho beschützen. Ich merkte bereits, dass er mich krampfhaft aus der Arbeit rausmobben will, aber den Gefallen wollte ich ihm einfach nicht tun. Dafür liebte ich diesen Job zu sehr, und meine Mitarbeiterin, die ich dann wohl nie wieder sehen würde, da wir uns außer beim Bäcker privat nie trafen. (Zu der Zeit bekam ich auch mehrmals am Tag Telefonanrufe von unterschiedlichen oder unterdrückten Nummern, wo dann einfach nur Stille war oder geatmet wurde. Da er meine Nummer theoretisch aber nicht haben dürfte, habe ich das erstmal als Zufall abgetan.)
Irgendwann erzählte ich ihr das alles. Sie sagte mir: ,,Der ist halt so. Ignorier das einfach.'' Die nächsten Monate erzählte ich ihr das regelmäßig und sagte ,,Du musst doch irgendwie wissen, warum er sowas macht. Bist du sicher, dass er sich nicht daran stört, dass wir auf WhatsApp schreiben?'' Und sie meinte ,,Wie gesagt, nein das macht er nicht. Das ist halt einfach sein Charakter und Dominanzgehabe. Ignorier das!'' Erstmal sah ich auch keinen Anlass dafür, dass er einen Grund hätte, so zu reagieren. Wer denkt etwas komisches, bei einer Mitte 40 Jährigen und einem halb so alten Jugendlichen der ihr Sohn sein könnte? Und wenn er wirklich den Verlauf lesen würde, sollte er das eigentlich auch merken.
Und ja, ich nahm es einfach nur schweigend hin und reagierte nicht darauf. Weil ich auch irgendwie immer noch dachte, ich wolle es mir nicht mit ihm verscherzen, nachher kann ich dann nichtmehr mit ihr befreundet sein. Ich ignorierte es. Monatelang, insgesamt zweieinhalb Jahre lang, und das letzte halbe Jahr dann jeden einzelnen Tag. Mit der Zeit machte es mich dann immer wütender und dachte mir: Es kann nicht sein, dass diese wundervolle Person, an so einen Psycho verschwendet ist. Sie muss tot unglücklich mit ihm sein. Mit mir wäre sie glücklicher, ich würde sie behandeln wie sie es verdient. Und ich lasse mich von ihm nicht aus der Arbeit rausmobben. Sie wird sehen, was ich alles auf mich nehme damit wir uns weiterhin täglich sehen. Was er für eine furchtbare Person ist und wird ihn verlassen.
Sie selbst redete mir gut zu, ich solle es weiter ignorieren. Es sei doch egal was andere sagen, auch wenn es er ist. Er ist halt so. Da mich sie ständigen Telefonanrufe zusätzlich störten, änderte ich meine Handynummer und nur ca zwei Tage später fing das Gleiche auf der neuen Nummer an.
In den letzten Monaten wo ich dann dort war, war ich psychisch irgendwann ziemlich am Ende. Und ich beschloss zu kündigen. Aber sie redete mir gut zu, dass ich nicht kündigen solle. Sie kenne ihn schließlich, wenn man sowas nur lange genug ignoriert, hört es irgendwann wieder auf. Und sooo schlimm sei das doch nun auch alles nicht, dass er mal ein bisschen beleidigt oder einem hinterher läuft. Ungefähr zwei Monatelang weiter hielt ich es dann aus.
Und da wurde es dann immer schlimmer, immer lauter, immer Aggressiver auf dem Flur. Und ich war mir sicher, dass die anderen das doch langsam auch mal hören mussten. Aber auf Nachfrage hatte angeblich keiner was gehört. Ich war dann irgendwann an dem Punkt wo ich nochmal mit den Tratschtanten redete, die damals meinten, er hätte Affairen und loggte mich unter deren Account ein um mir das selber mal genauer anzuschauen. Ich klickte mich durch die Profile der Frauen, die komische Dinge kommentierten und fand nur immer mehr solcher Kommentare. Ich machte erstmal einen Screenshot.
Als wir uns wieder beim Bäcker trafen sagte ich ihr: ,,Ganz ehrlich, ich erstehe es einfach nicht, dass es für ihn offenbar so ein Problem ist wenn du Freunde hast dass man täglich belästigt wird, aber er darf sich mit Frauen treffen wie er will.'' Dazu lächelte sie nur und zuckte mit den Achseln. ,,Das ist mir eigentlich egal. Ich vertraue ihm da und ich kenne manche ja auch.'' Irgendwann fragte ich sie dann, ob es sein kann, dass sie eine offene Beziehung haben und er deshalb nicht will, dass sie mit anderen Männern befreundet ist, aber sie verneinte das.
Die nächsten zwei Wochen, eskalierten die Beschimpfungen und dem Nachlaufen auf dem Flur dann vollkommen. Und diesmal sagte ich laut ,,Wenn das nicht aufhört, könnte es sein, dass ''jemand'' mal sieht, was auf Facebook so abgeht.'' Es hörte aber nicht auf. Und ich sagte das noch einige Male. Als ich dann wütend zurück ins Büro ging sagte ich zu ihr ,,Ist es okay, wenn ich dir mal was zeige, was auf Facebook abgeht, in Bezug auf das Thema nachdem ich dich gefragt habe?'' Sie sagte ,,Weiß ich noch nicht.'' Das ging dann etwa zwei Wochen so, dass ich das auf dem Flur androhte und sie fragte. Bis es mir dann reichte und ich ihr unkommentiert einen Screenshot auf WhatsApp von den Kommentaren schickte wo er auf facebook in den Kommentaren öffentlich mit anderen Frauen flirtet.
Am nächsten Tag kam sie traurig zur Arbeit und ich fragte sie, ob das wegen dem war, was ich geschickt hatte. Und sie meinte nein, sie konnte nur wegen Vollmond schlecht schlafen. Die nächsten drei Tage war mein Leben auf dem Flur dann quasi vorbei und, auch wenn es immer noch nicht auf Deutsch war und ich nichts verstand, hätte es mich nicht gewundert, wenn es Morddrohungen sind. Ab da war es mir klar, dass er irgendwie den Verlauf liest, weil jetzt habe ich wirklich was geschrieben, was ihn abfuckt. Aber zu dem Zeitpunkt war es mir bereits egal. Und als ich dann am dritten Tag auf den Flur gehen wollte, bekam ich eine Tür ins Gesicht geknallt. Er rannte weg, fluchte und schimpfte dabei… nur diesmal stand sie, was er nicht sah, genau neben mir und hatte alles gesehen und gehört. Sie lächelte mir aufmunternd zu, umarmte mich und sagte, wir können am Samstag beim Bäcker darüber reden…
Am nächsten Tag stand er dann den gesamten Tag im Büro ca 5cm von mir entfernt und schaute mich böse an. Egal wo ich hin ging, er klebte an mir und schaute als wolle er mich gleich zusammenschlagen. Ich stand auf und sagte zu ihm: ,,Was ist eigentlich dein Problem?!'' Da fing er dann an mich vor dem gesamten Büro aufs übelste zu beschimpfen. Es war totenstille und alle schauten schockiert zu uns rüber. Auch sie. Dann gingen alle wieder zur Arbeit als sei gerade nichts passiert. Als der Arbeitstag vorbei war, schaute ich sie an. Sie schaute zurück und sagte: ,,Ich habe gerade nichts mitbekommen.'' und ging. In dem Moment ist alles in mir zerbrochen.
Ich ging nach Hause und betrank mich zum ersten Mal. Mit eineinhalb Flaschen Rotwein die ich in einem Restaurant auf dem Weg kaufte. Und in dem Zustand schickte ich ihr dann Sprachnachrichten auf Whatsapp. Ich sagte ihr ungefiltert alles was mir in meiner puren Wut durch den Kopf ging. Dass ihr Partner ein A*chloch ist und ein Narzisst, dass sie das weiß, dass ihre ganze Beziehung fake ist, er sie eh nur betrügt und psychisch missbraucht und wie einen Besitz behandelt, dass jeder sagt, dass er ein A*schloch ist und er jeden beleidigt. Ich habe dann auch irgendwann sachen gesagt die nicht stimmen. Wie, dass er bestimmte Leute beleidigt hat, obwohl er eigentlich nur über sie gelästert hat.
Sie wurde an dem Abend komplett von mir vollgespammt. und ich hatte eigentlich bereits nach der ersten Nachricht einen kompletten Filmriss. Manche Sachen waren danach aber noch lesbar, manche nicht. Ich hatte den Chat irgendwie abwechselnd auf ,,nach 24 Stunden löschen'' und zurück gestellt. Gleichzeitig schrieb ich noch in die Arbeitsgruppe, dass ich kündige weil ich es leid bin, jeden Tag von ihm belästigt zu werden.
Und der einen Lästertante die mir das alles erzählt hatte schrieb ich, dass sie doch glücklich mit ihrem Fremdgeher werden soll. Ebenso schickte ich meine Kündigung per Mail ab, die ich aufgrund meines Zustandes einige Tage danach nochmal anständig formuliert abschicken musste. Die nächsten drei Tage habe ich mich dann nur noch betrunken und bin nur zum Weinholen rausgegangen. Es kam keine Nachricht mehr von ihr.
Vier Tage danach, wartete ich an unserem Bäcker. Sie kam vorbei und ihr Blick war voller hass. ,,Du hast dich in Dinge eingemischt, die dich nichts angehen. Was du geschrieben hast… Es tut mir Leid, dass es so endet. Aber ich will nichts mehr mit dir zutun haben.'' Ich stammelte noch ein ,,es tut mir leid.'' Und sie war weg, wie sie gegangen war.
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