Liebes Forum,
mit meiner Freundin Tina habe gerade eine echte Krise, bei der ich mir unsicher bin, ob die Beziehung sie aushält. Da ich einige der Punkte ungerne vor Freunden ausbreiten würde, hätte ich gerne eure Meinung dazu.
Zuerst die Basics: ich (männlich) damals 30, sie damals 29, kennengelernt im Januar 2008 bei einer Singlebörse, zusammen seit Juli 2008, zusammengezogen (sie ist bei mir mit eingezogen) im November 2010. Wir blicken also auf 6 Jahre Beziehung zurück.
Es gibt zwei grundlegende Kritikpunkte, die wir uns gegenseitig vorwerfen. Den Vorwurf, den sie mir macht, habe ich mittlerweile auch halbwegs verstanden, glaube ich.
Ihr Vorwurf an mich: keine gemeinsame Zukunftsplanung mit ihr zu machen und meine Eltern auf das gleiche Niveau wie sie zu stellen bzw. ihr Wohl nicht dem meiner Eltern voranzustellen. Sie hat schon mehrfach und über einen längeren Zeitraum erwähnt, dass sie gerne heiraten und eine Familie gründen würde. So stelle ich mir meine Zukunft auch vor, wir stimmen da also überein. Aber irgendwie scheine ich es unterbewußt zu vertagen. Faktisch stimmt das (da wir eben weder Hochzeit noch Familie umgesetzt haben), ich kann aber nicht sagen, dass ich das absichtlich tue oder dass ich mich bewußt dagegen wehre.
Meine Eltern sind beide Lehrer und entsprechen leider dem Stereotyp des Lehrers: was sie sagen, ist schon von Berufs wegen korrekt. Darin bestätigen sie sich auch gegenseitig. Wenn jemand eine andere Meinung hat, muss er umgestimmt werden oder wird belächelt. Sie waren tolle Eltern für mich und haben mir und meinem Bruder sehr viel ermöglicht, aber ich kann mich nicht einmal (wirklich nicht!) an einen Satz wie "das tut mir leid, ich habe mich geirrt" erinnern - mein Bruder sieht es genauso. Mein Bruder hat inzwischen geheiratet und hat zwei Kinder. Die Hochzeitsfeier hat nicht so stattgefunden, wie meine Eltern es für richtig gehalten haben und sie haben daher einige Dinge demonstrativ sabotiert, z.B. sich in der Kirche in eine der letzten Reihen gesetzt, obwohl für sie Plätze in der ersten Reihe freigehalten waren (und sie darauf auch hingewiesen wurden!), sich dem Autokorso entzogen oder sich nach der Hochzeitsfeier nicht verabschiedet, als sie nach Hause gefahren sind. Zur Taufe des ersten Kindes sind sie gar nicht erst gekommen, die Taufe des zweiten Kindes steht noch aus. Dazu äußern sie ständig ihren Mißfallen, was die Erziehung und Ernährung der Kinder angeht. Aus ihrer Sicht ja nur nett gemeint, sie geben ja nur Tipps. Aus Sicht meines Bruders und seiner Frau nervig bis unverschämt, da Dinge, die in den 80er Jahren zu Ernährung und Erziehung angesagt waren heute nicht zwingend noch genauso gelten müssen.
Mein Vater zitiert auch gerne Knigges Benimmregeln und erklärt, wie man sich wo zu verhalten habe. Mein Einwand, dass man das in der Familie etwas lockerer sehen dürfe, lässt er nicht gelten. Für meine Eltern gelten diese Regeln jedoch nicht, mein Vater hat dieses Jahr meinen Geburtstag ignoriert und mir nicht gratuliert (nur über meine Mutter Glückwünsche ausrichten lassen), weil er sich über einen Wutausbruch meinerseits geärgert hat (wobei ich ihnen zugegebenermaßen auch Dinge vorgeworfen habe, die ich teilweise nicht beurteilen konnte).
Besagte Eltern sind seit einigen Jahren im Ruhestand und sehr reisefreudig. Es ist so (und ich übertreibe wirklich nicht!) dass sie ca. 5 Monate pro Jahr auf Reisen sind und nur die restliche Zeit zuhause. In die verbleibenden 7 Monate muss dann alles gequetscht werden, was sonst auf ein Jahr verteilt würde. Dazu gehören die sozialen Kontakte mit ihren beiden Söhnen und deren Partnerinnen (also der Frau meines Bruders sowie Tina), aber auch Treffen meiner Eltern mit ihrem Freundeskreis. Wenn meine Eltern also aus ihrem "Sommerurlaub" (der von Frühling bis Herbst geht) wiederkommen, kommt meine Mutter sofort mit Terminvorschlägen für Grillen oder sonstige Treffen auf uns zu. Wenn wir dann die Frechheit besitzen, zu den von ihr vorgeschlagenen Terminen schon anderweitig verplant zu sein, werden wir verspottet, "Freizeitstreß" zu haben. Ich bin dann immer böse und denke mir, es ist genau andersrum, ihr seid einen Großteil des Jahres nicht da und müßt nun krampfhaft alles in die verbleibenden Monate stopfen. Uns muß doch auch gestattet sein, mal verplant zu sein.
Kommt es zu einem Treffen mit meinen Eltern, haben mein Bruder und ich pünktlich auf die Minute zu sein. Als Tina und ich mal 30 Minuten zu spät kamen (wir hatten uns bei der Uhrzeit geirrt, ich dachte, die Einladung wäre zu 18:00 Uhr gewesen, sie war aber zu 17:30 Uhr) wurden wir mit den Worten begrüßt "wir wollten schon eine Vermisstenanzeige aufgeben" und durften uns dann anhören, dass es für einen Gastgeber ein Problem wäre, wenn er das Essen auf dem Herd hätte und dann 30 Minuten keiner käme. Mein Einwand, dass doch noch gar nichts auf dem Herd stehen würde, wurde damit beantwortet, dass aber dort etwas hätte stehen können...
Als meine Eltern uns also zu ihrem Hochzeitstag für ein verlängertes Wochenende nach Budapest eingeladen haben, wollte Tina nicht mit, weil sie schon ahnte, dass es wieder Streß geben würde. Ich habe sie aber "überredet", weil ich immer denke und hoffe, dass meine Eltern sich auch mal wieder einkriegen und alles wieder gut wird. Ihr könnt euch sicherlich denken, es war ein Riesendrama. Meine Mutter rief eines Abends an und fragte, ob wir Lust hätten, mit ihnen in Budapest in die Oper zu gehen. Tina und ich wollten das nicht und haben das auch gesagt. Dann war erst ein Moment Ruhe in der Leitung und dann war meine Mutter extrem verstimmt, das könne sie jetzt nicht verstehen, warum wir das nicht wollten. Sie habe nur der Vollständigkeit halber gefragt, eigentlich wollte sie die Opernkarten kaufen ohne uns vorher zu fragen. Da sie uns einladen, hätten wir auch mitzumachen, was sie geplant haben. Dann die beleidigte 180-Grad-Kehrtwende: nun gut, dann würden wir halt zusammen nach Budapest fliegen, aber sie wollten gar nichts mit uns machen. Das ging soweit, dass sie sich sogar im Frühstücksraum (wir hatten nebeneinanderliegende Hotelzimmer!) so weit wie möglich von uns weggesetzt haben.
Ich denke immer, zumindest zu Weihnachten sollte niemand alleine sein. Früher hatte ich mal einen gehbehinderten ca. 80-jährigen Witwer als Nachbar, bei dem mir auffiel, dass extrem selten Besuch da war. Obwohl ich ihn kaum kannte, habe ich ihn gefragt, ob er Heiligabend mit mir und Familie feiern möchte. Aus dem gleichen Grund habe ich darauf gedrängt, meine Eltern Weihnachten und Ostern zu sehen, weil ich nicht möchte, dass sie ganz alleine zu Hause sitzen. Ich hatte wieder die Hoffnung, dass sie mal gut gelaunt sind und es ein schönes Zusammensitzen wird. Tina konnte das nicht glauben und hat nur mit Bauchschmerzen zugesagt. Zu Ostern haben wir auf neutrales Terrain (Brunchen in einem Restaurant) eingeladen, um nicht bei uns zu Hause rundgemacht zu werden. Mein Vater war zu mir sehr einsilbig und hat Tina überhaupt nicht beachtet - ist mir beides nicht so aufgefallen, hat Tina aber beobachtet.
In der Zwischenzeit ist mein Vater wegen Krebs operiert worden (er hat Krebs in einem inoperablen Stadium, wird ihn also nie loswerden können) und ich habe ihn 2x im Krankenhaus besucht, mehrmals angerufen und ihn auch aus dem Krankenhaus abgeholt. Wir haben ein sehr langes Gespräch über Leben und Tod geführt und ich habe meinen Vater das zweite Mal überhaupt weinen sehen. Er hat sich viele Sorgen gemacht. Ich habe daraus wieder die Hoffnung gezogen, dass meine Eltern ihre Einstellung ändern und uns etwas gelassender gegenüberstehen. Ob das jedoch passieren wird, weiß ich nicht.
In der Zwischenzeit habe ich auch mit meiner Mutter spontan einen kurzen Ausflug gemacht (nur für zwei Stunden am frühen Abend). Als Tina von der Arbeit kam, war ich schon wieder zu Hause. Ich habe ihr erzählt, dass ich mit meiner Mutter unterwegs war. Sie war sehr betroffen und meint, wenn ich meinen Eltern "Goodies" wie einen spontanen Ausflug zukommen lasse, würde ich damit die Fronten wechseln und mich eher bei meinen Eltern aufstellen als bei ihr. In dem Moment, in dem ich das gemacht habe, war mir das unklar. Nachdem ich sehr lange darüber nachgedacht habe, verstehe ich es.
Vor dem Hintergrund sind natürlich kommende Events schwierig. Ich kann nicht akzeptieren, dass meine Eltern Tina so behandeln, als wenn sie das dritte Kind wäre und ebenfalls "zu spuren" hätte. Dass man die eigenen Kinder "spuren" lassen will ist eine Sache, aber eine Frau, die man mit 29 Jahren kennenlernt, sollte man eigentlich anders wahrnehmen. Andererseits möchte ich auch nicht meine Eltern an Ostern oder besonders an Weihnachten alleine dasitzen lassen. Das Problem ist, dass ich absolut keine Idee haben, wie ich es lösen kann. :-(
Der Vorwurf Tina an mich ist also: du stellt die Bedürfnisse deiner Eltern vor meine Bedürfnisse und beziehst nicht klar Stellung. Dazu passt, dass du keine Zukunftsplanung mit mir machst. Und da hat sie wohl Recht.
Mein Problem mit Tina ist ein komplett anderes.
Als wir uns kennenlernten, war ich total hin und weg von ihr. Sie war genau das, was ich immer gesucht habe: clever, gebildet, interessiert, hübsch, groß (ich bin auch über 1,90 m) und tierlieb (sie hat sich auf Anhieb mit meiner Katze verstanden, meine Katze ist auch total vernarrt in sie). Ich hatte das Gefühl, meine Suche habe endlich ein Ende und habe wirklich auf Wolke 7 geschwebt. Zu Beginn unserer Beziehung hatte sie noch eine Affäre, die sie direkt beendet hat, als wir zusammengekommen sind. Das hat sie auch offen kommuniziert und es war und ist für mich keim Problem.
Als wir einige Wochen zusammen waren hat sie mich gebeten, zu meinen vergangenen Beziehungen mal etwas zu erzählen. Das habe ich ausführlich getan: mit welcher Frau ich wielange zusammen war, was ich besonders an ihnen geschätzt habe, was meiner Meinung nach der Trennungsgrund war, welche Beziehungen mich besonders geprägt haben. Auch ihre Frage, mit wievielen Frauen ich schon im Bett war, habe ich ehrlich beantwortet. Rückblickend mag die Frage (und die Tatsache, dass ich drauf geantwortet habe) seltsam anmuten, aber ich habe mich bei ihr einfach so wohl gefühlt, dass ich ihr total vertraut habe. Danach habe ich die Frage umgedreht und sie gebeten, auch über ihre Liebschaften Auskunft zu geben. Darauf hat sie nur knapp geantwortet, das wolle sie nicht.
Für mich war es ein Gefühl, wie rücklings eine Brücke heruntergestoßen zu werden. Ich hatte auf ihren Wunsch von meinen vorherigen Partnern erzählt und viele Dinge ausgepackt, über die ich noch mit niemandem gesprochen habe. Sie hört sich das alles an, fragt noch über die Anzahl der Sexpartner nach und erklärt dann nur: ich erzähle nichts. Ich kam mir vor, als wenn sie mich mit einer List in einen Käfig gelockt und nun dort eingeschlossen hätte. Mit dem Wissen, dass sie nichts von sich erzählt, hätte ich auch nichts von mir kundgetan. Und das wäre wohl das Beste für uns gewesen, lässt sich aber nicht rückgängig machen.
Dabei geht es mir gar nicht darum, dass ich der Meinung war, diese Dinge von meiner Partnerin unbedingt wissen zu müssen. Keine meiner bisherigen Freundinnen hat mich sowas gefragt und ich habe umgekehrt auch keine meiner Ex-Freudinnen danach gefragt. Das, was mich gestört hat, ist das Ungleichgewicht, das seitdem in unserer Partnerschaft herrscht. Sie weiß intime Dinge über mich, die mich sehr verletztlich machen. Für sich entscheidet sie, dass ich dazu nichts wissen muss. Ich habe ihr dann die Zusage abgerungen, sie möge mich bitte zumindest informieren, wenn uns Ex-Affären von ihr über den Weg laufen. Dem hat sie zugestimmt.
Von da an schlagen zwei Seelen in meiner Brust: ich finde die Frau immer noch total toll. Dass sie sich so über mich gestellt hat, schwelt aber permanent in mir und hat mir wirklich sehr, sehr viele traurige Tage und Nächte bereitet. Ich möchte gerne eine Zukunft mit ihr, frage mich aber, ob ich auf Dauer mit jemandem klarkomme, der mich so rücksichtslos dominieren will. Weil ich sie so verflucht toll finde, kann ich sie nicht verlassen.
In ihrem Freundeskreis gibt einen Kerl namens Tom, der sich von Anfang an (aus meiner Sicht) sehr seltsam verhalten hat. Sie bezeichnet ihn als ihren besten Freund, hatte auch längere Zeit eine Affäre mit ihm. Tom hat auch etliche Aktionen gebracht, mit denen er mir deutlich gemacht hat, dass er über mir steht und was er sich Tina und mir gegenüber erlauben kann. Beispiele gefällig?
Beispiel 1: Tina, Tom und ich treffen uns. Tom küßt sie zur Begrüßung, ignoriert meine ausgestreckte Hand und geht wieder. Später erklärt er lachend, er habe mich "gar nicht wahrgenommen" (klar, wenn ihm zwei Leute gegenüberstehen, übersieht er einen).
Beispiel 2: Silvesterfeier, ich sitze auf dem Boden, Tom steht hinter mir. Tom tritt mir in den Rücken. Ich drehe mich um, Tom bittet um Entschuldigung. Ein paar Minuten später, Tom tritt mir erneut in den Rücken. Ich drehe mich wieder um, Tom bittet nochmal um Entschuldigung. Beim dritten Tritt bin ich aufgestanden. Ich hätte ihm wohl ein paar auf die Mütze geben können (bin ihm körperlich überlegen), aber hätte damit auch die Silvesterfeier gesprengt...
Beispiel 3: Geburtstagsfeier von Tina, einige Leute haben bei uns gepennt, sie ist gerade im Bad. Tom will die Tür öffnen, ich sage, "hey Tom, da ist aber Tina drin". Tom sagt etwas wie "nichts, was ich nicht schon gesehen hätte" und geht ins Bad. Auch da hätte ich ihm gerne was zwischen die Lichter gegeben, hätte dann aber auch die Geburtstagsrunde aufgelöst. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich da Rückendeckung gehabt hätte, Tina hat ihn nämlich nicht des Bades verwiesen.
Aber ich finde auch, dass sie sich seltsam ihm gegenüber verhält. Auch hier einige Beispiele:
Beispiel 1: Wenn Tina und Tom sich gesehen haben, haben sie sich zur Begrüßung geküsst (macht sie sonst mit keinem aus ihrem Freundeskreis). Auf meinen Hinweis, dass ich das etwas unpassend finde, hat sie nur entgegnet, das würden sie schon lange so machen und das wäre doch komisch, das jetzt zu ändern.
Beispiel 2: Party bei einem Freund von Tina, Tom will nach Hause, verabschiedet sich. Tina zu ihm: "Schlaf gut, Schatz!" In dem Moment komme ich die Treppe herunter und gucke sie verblüfft an. Am nächsten Tag darauf angesprochen sagt sie, es wäre ihr nur rausgerutscht und sie hätte gehofft, ich habe es nicht gehört.
Beispiel 3: Silvesterfeier, Mitternacht. Alle Paare fallen sich um den Hals. Tina fällt zuerst Tom um den Hals, dann mir. Begründung: sie habe mich nicht gesehen.
Beispiel 4: Tina und ich wollen ins Ruhrgebiet, ich fahre den ersten Teil der Strecke. Tina ermahnt mich mehrmals, nicht schneller als 160 km/h zu fahren, sie hätte sonst Angst. Als ich einen Moment nicht aufpasse und 180 km/h draufhabe, gibt es eine klare Ansage von ihr. Auf halber Strecke treffen wir uns auf einem Parkplatz mit Tom und fahren mit ihm das zweite Stück ins Ruhrgebiet. Er fährt so schnell wie sein Auto auf der Autobahn kann (190 km/h). Ich sehe die angstgeweiteten Augen von Tina. Sie sagt aber nichts. Am Ziel angekommen frage ich sie, warum sie Tom nicht gebeten habe, langsamer zu fahren. Antwort: "Das hätte Tom vielleicht gestört".
Beispiel 5: Tom heiratet standesamtlich. Wir wissen nichts von der Hochzeit (erhalten keine Einladung) und buchen einen Urlaub. Das Paar, mit denen wir aus dem Freundeskreis am meisten Kontakt haben erhält ebenfalls keine Einladung. Ich vermutet, dass Toms Frau von seiner vorherigen Affäre mit Tina weiß und wir auf ihren Wunsch nicht eingeladen wurden. Das befreundetete Paar war möglichweise Kollateralschaden, damit wir es nicht sofort mitbekommen. Als es kurz vor der Hochzeit rauskommt, behauptet er, er habe uns vergessen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass man bei seiner Hochzeit vergisst, die beste Freundin einzuladen. Tina glaubt ihm. Durch den von uns gebuchten Urlaub konnte er natürlich nachschieben, wir könnten gerne kommen, da er wußte, dass wir das nicht können. Bei der standesamtlichen Hochzeit waren wir also nicht dabei. Tina war etwas geknickt, weil sie gerne Trauzeugin von ihm gewesen wäre. Auf meine verdutzte Nachfrage erklärt sie, dass er auch als ihr Trauzeuge angedacht war, wenn sie mal heiratet...
Beispiel 6: Tom heiratet kirchlich. Da konnte er uns ja nicht wieder vergessen. Also waren wir eingeladen. Tina fand es etwas unpassend, dass eine Ex-Affäre von ihm eingeladen war. Mein Einwand, dass sie diese Rolle doch auch erfüllt habe, läßt sie nicht gelten. Sie wäre ja auch platonisch mit ihm befreundet gewesen.
Besonders schlimm für mich war die lähmende Machtlosigkeit: Tina findet das alles entweder normal oder nicht so schlimm, sieht kein Problem und möchte nicht, dass das Verhältnis zwischen Tom und ihr belastet wird. Also muß ich damit leben. Man muß dazu sagen, dass diese Punkte zwar über den Zeitraum von 6 Jahren vorgefallen sind, die meisten allerdings innerhalb des ersten Jahres. Ich habe aber nie ein "das war falsch" oder "das hast du nicht verdient" von ihr gehört. So sind diese Dinge aus meiner Sicht nie geklärt worden.
Ich gebe zu, dass ich inzwischen besonders sensibel bin, was Tom angeht. Vor zwei Jahren waren wir im Urlaub. Haben Sex, sie hatte vorher einigen Wein getrunken. Beim Sex sagt sie zu mir: "Tom ist wirklich auf allen Gebieten besser als du". Das Gefühl, was ich dabei gespürt habe, kannte ich noch nicht - so stelle ich mir einen Messerstoß ins Herz vor. Ich bin mit meiner Bettdecke ins Wohnzimmer ausgezogen. Sie ist eingeschlafen. Am nächsten Morgen weiß sie angeblich von nichts. Ich will es ihr erzählen, sie will es nicht hören. Erinnert sich dann wohl doch und sagt, sie wüßte gar nicht, warum sie das gesagt habe. Und ich solle mir keinen Kopf darüber machen. Leicht gesagt. Ich bin da bei dem Spruch, das Kinder und Betrunkene immer die Wahrheit sagen.
Als wir mal mit ihren Freunden unterwegs waren, sage ich in irgend einem Zusammenhang "ja, also ich habe mit Tina die Erfahrung gemacht, dass [...]". Daraufhin einer der Anwesenden: "Ja, wir haben mit Tina alle so unsere Erfahrungen gemacht, nicht, Torben?". Torben, sonst ein ganz lustiger Kerl, verzieht mehrmals das Gesicht und weiß gar nicht so recht, was er antworten soll. Ich wundere mich, was das für eine komische Show war.
Später dann: hatte Tina was mit Torben? Soll ich sie fragen? Nein, wir hatten ja abgemacht, dass sie mir einen Tipp gibt, wenn uns eine Ex-Affäre von ihr über den Weg läuft. Monatelang ist mir das Thema immer mal wieder hochgekommen. Was sollte der Spruch bedeuten? Warum hat Torben so komisch reagiert? Sie darauf angesprochen, sie hat es abgestritten. Im Laufe des Abends hat sie es dann doch zugegeben. Nachfrage von mir, warum sie es nicht vorher mal erzählt hat. Torben ist nämlich ein echt sympathischer Kerl, die ich wirklich gerne mag. Komische Aktionen à la Tom hatte der nie nötig.
Ihre Reaktion: ich habe mich schon bei Tom so dermaßen angestellt, dass sie nicht wollte, dass mein Verhältnis zu Torben geschädigt wird.
Grundsätzlich natürlich erstmal nachvollziehbar. Nur sehe ich es nicht so, dass ich mich bei Tom "angestellt" hätte. Ich finde sowohl ihr Verhalten Tom gegenüber als auch sein Verhalten mir gegenüber total daneben. Aber gut, das ist subjektiv. Mein Verhältnis zu Torben hat sich übrigens überhaupt nicht verändert, wir waren gerade am letzten Wochenende gemeinsam auf Kneipentour. Ich mag den Kerl wirklich. Nicht, dass mir hier jemand unterstellt, ich hätte ein generelles Problem mit den Ex-Partnern meiner Freundin. Aber irgendwie hatten Tina und ich eine etwas andere Abmachung zum Thema Erwähnen, wenn uns ein Ex-Partner über den Weg läuft. Und auch die war aus meiner Sicht ja nur eine Kompromiss. Heißt also, sie hat unsere Abmachung aus Bequemlichkeit ignoriert (ich hätte ja erneut "Ärger" machen können).
Dazu kommt, dass ich mich auch wirklich weicheiig ihr gegenüber aufgestellt habe, was meine Offenheit angeht. Vor einigen Monaten hat sich nach langer Zeit Karin, eine Ex-Freundin von mir per E-Mail gemeldet. Sie hat nur Belangloses geschrieben und gefragt: ob es mir gut geht, was sie gerade für Musik hört und dass sie bald Urlaub hat. Ich habe mich gefreut, mal was von ihr zu lesen und habe überlegt, ob ich sie einfach mal anrufe. Um ja nicht Tina zu hintergehen oder zu verletzen, habe ich Tina die E-Mail gezeigt und sie gefragt ob es für sie okay wäre, wenn ich Karin mal anrufe. Tina war sehr kurz angebunden. Sie wüßte nicht, was das solle, das wäre doch Vergangenheit. Da mir Tina wichtig ist und ich sie nicht verletzen will, habe ich auf die E-Mail nicht reagiert. Einfach heimlich mit der Ex zu telefonieren kam für mich nicht in Frage, ich denke mir immer, dass sowas eh irgendwann rauskommt und dann noch mehr Schaden anrichtet, z.B. wenn sie uns mal zufällig über den Weg laufen sollte und sagt, "hey, war ein tolles Telefonat neulich, sollten wir wiederholen!". Außerdem bin ich ein schlechter Lügner. ;-)
All diese Dinge habe ich aber geschluckt und damit gelebt. Ich mag Tina nämlich wirklich total gerne, habe noch nie sooo eine tolle Frau getroffen. Manchmal denke ich, wie perfekt das Leben sein könnte, wenn sie mir von Anfang an die Wahrheit gesagt hätte (ohne dass ich sie schmerzhaft hätte Stück für Stück auf die harte Tour erfahren müssen bzw. sie mir nur das erzählt, was sich nicht mehr verschleiern lässt). Aber das ist eine hypothetische Überlegung.
Vor dem Hintergrund, dass sie die Abmachung, die wir miteinander getroffen haben (Bescheid sagen, wenn uns ein Ex-Partner über den Weg läuft) mehrfach gepflegt ignoriert hat, komme ich mir erneut wie ein Volldepp vor, wenn ich ihr sogar im Vorfeld von einem geplanten Telefonat mit Karin berichte, weil mir die Beziehung zu ihr wichtig ist und ich sie auf keinen Fall verletzen will.
Mein Fass war voll, als (Achtung, da schließt sich der Kreis!) sie mich neulich bei einem Spaziergang über meinen (zugegebenen falschen, siehe oben) Umgang mit meinen Eltern zusammengeschissen hat. Klar, sie war sauer. Und ich höre viel zu und schweige dann, weil ich es erst für mich durchdenken muss. Es ist halt nicht so, dass mir der von Kindesbeinen an übliche Umgang mit meinen Eltern jemals komisch vorgekommen wäre, denn ich kenne es ja nicht anders. Also versuche ich, mein Verhältnis zu meinen Eltern damit zu vergleichen, was meine Freunde so über das Verhalten ihrer Eltern berichten. Das dauert, ich höre zu, denke nach, verwerfe, denke manchmal in Sackgassen, versuche es anders anzugehen. Wenn ich nachdenke, schweige ich (hey, Kerle können bekanntlich nur eine Sache zur Zeit!). Aber wenn einem andere Spaziergänger entgegenkommen, sie mit unverminderter Lautstärke und Tonlage auf mich einredet und mir dabei Begriffe wie "du kriechst deinen Eltern in den A*sch" sowie "der kleine Junge muss zu Mami" um die Ohren haut, finde ich leider keinerlei Legitimation für ein so erniedrigendes Vokabular sowie die Tatsache, dass ich ungeniert auch vor fremdem Menschen eine Standpauke erhalte. In dem Moment ist mir klar geworden, dass sie so gar keinen Respekt mehr vor mir hat.
Auf die Frage, nach welchen Kriterien jemand als Affäre für sie in Frage kam, hat sie mir mal "Attraktivität" geantwortet. Meine zweite Frage, ob ich auch als Affäre in Frage gekommen wäre (wir kannten uns 4 Monate, bevor wir zusammengekommen sind), hat sie verneint. Ich bin grundsätzlich glücklich über jede ehrliche Antwort, auch wenn sie weh tut und hasse es, wenn Leute einem nach dem Mund reden. Damals habe ich mich nicht gefragt, warum ich nicht als Affäre getaugt habe. Heute stelle ich mir schon die Frage, auf welcher Basis die Beziehung steht, wenn die Partnerin einen offensichtlich schon beim Kennenlernen körperlich nicht anziehend findet und dann im Laufe einer Beiehung auch noch den Respekt begräbt.
Ja, und damit befinde ich mich jetzt bei einem großen Fragezeichen. Ich hätte wohl schon wesentlich frühes das Maul aufreissen sollen. Ich habe es nicht getan, da ich diese Frau bis vor Kurzen noch so dermaßen toll fand, dass ich mir eine Zukunft ohne sie gar nicht vorstellen konnte. Ich hatte (außer in der Pubertät) nie ein Problem mit mangelndem Selbstbewußtsein, aber inzwischen frage ich mich: was für eine Rolle spiele ich für sie? Ist es normal, dass ich verletzendes Verhalten zwischen Tom und ihr schlucken muss, nur damit ihr Verhältnis zu Tom nicht belastet wird? Hält sie mich für so unattraktiv und dämlich, dass sie davon ausgeht, ich mache alles mit was sie für mir zumutbar hält?
Vielleicht ist das ein unterbewußter Grund, warum ich das Thema Hochzeit und Familie nicht von mir aus vorantreibe. Auch wenn ich sie toll finde: ich kann nicht jemanden heiraten, der mir eindeutig zeigt, für wie unterirdisch er mich hält.
Wenn jemand einen Ratschlag oder eine Einschätzung für mich hat: danke, nehme ich gerne! ;-) Ansonsten: der Text ist extrem lang geworden. Vielen Dank allen, die ihn bis zum Ende gelesen haben!!
Grüße, Flugente
mit meiner Freundin Tina habe gerade eine echte Krise, bei der ich mir unsicher bin, ob die Beziehung sie aushält. Da ich einige der Punkte ungerne vor Freunden ausbreiten würde, hätte ich gerne eure Meinung dazu.
Zuerst die Basics: ich (männlich) damals 30, sie damals 29, kennengelernt im Januar 2008 bei einer Singlebörse, zusammen seit Juli 2008, zusammengezogen (sie ist bei mir mit eingezogen) im November 2010. Wir blicken also auf 6 Jahre Beziehung zurück.
Es gibt zwei grundlegende Kritikpunkte, die wir uns gegenseitig vorwerfen. Den Vorwurf, den sie mir macht, habe ich mittlerweile auch halbwegs verstanden, glaube ich.
Ihr Vorwurf an mich: keine gemeinsame Zukunftsplanung mit ihr zu machen und meine Eltern auf das gleiche Niveau wie sie zu stellen bzw. ihr Wohl nicht dem meiner Eltern voranzustellen. Sie hat schon mehrfach und über einen längeren Zeitraum erwähnt, dass sie gerne heiraten und eine Familie gründen würde. So stelle ich mir meine Zukunft auch vor, wir stimmen da also überein. Aber irgendwie scheine ich es unterbewußt zu vertagen. Faktisch stimmt das (da wir eben weder Hochzeit noch Familie umgesetzt haben), ich kann aber nicht sagen, dass ich das absichtlich tue oder dass ich mich bewußt dagegen wehre.
Meine Eltern sind beide Lehrer und entsprechen leider dem Stereotyp des Lehrers: was sie sagen, ist schon von Berufs wegen korrekt. Darin bestätigen sie sich auch gegenseitig. Wenn jemand eine andere Meinung hat, muss er umgestimmt werden oder wird belächelt. Sie waren tolle Eltern für mich und haben mir und meinem Bruder sehr viel ermöglicht, aber ich kann mich nicht einmal (wirklich nicht!) an einen Satz wie "das tut mir leid, ich habe mich geirrt" erinnern - mein Bruder sieht es genauso. Mein Bruder hat inzwischen geheiratet und hat zwei Kinder. Die Hochzeitsfeier hat nicht so stattgefunden, wie meine Eltern es für richtig gehalten haben und sie haben daher einige Dinge demonstrativ sabotiert, z.B. sich in der Kirche in eine der letzten Reihen gesetzt, obwohl für sie Plätze in der ersten Reihe freigehalten waren (und sie darauf auch hingewiesen wurden!), sich dem Autokorso entzogen oder sich nach der Hochzeitsfeier nicht verabschiedet, als sie nach Hause gefahren sind. Zur Taufe des ersten Kindes sind sie gar nicht erst gekommen, die Taufe des zweiten Kindes steht noch aus. Dazu äußern sie ständig ihren Mißfallen, was die Erziehung und Ernährung der Kinder angeht. Aus ihrer Sicht ja nur nett gemeint, sie geben ja nur Tipps. Aus Sicht meines Bruders und seiner Frau nervig bis unverschämt, da Dinge, die in den 80er Jahren zu Ernährung und Erziehung angesagt waren heute nicht zwingend noch genauso gelten müssen.
Mein Vater zitiert auch gerne Knigges Benimmregeln und erklärt, wie man sich wo zu verhalten habe. Mein Einwand, dass man das in der Familie etwas lockerer sehen dürfe, lässt er nicht gelten. Für meine Eltern gelten diese Regeln jedoch nicht, mein Vater hat dieses Jahr meinen Geburtstag ignoriert und mir nicht gratuliert (nur über meine Mutter Glückwünsche ausrichten lassen), weil er sich über einen Wutausbruch meinerseits geärgert hat (wobei ich ihnen zugegebenermaßen auch Dinge vorgeworfen habe, die ich teilweise nicht beurteilen konnte).
Besagte Eltern sind seit einigen Jahren im Ruhestand und sehr reisefreudig. Es ist so (und ich übertreibe wirklich nicht!) dass sie ca. 5 Monate pro Jahr auf Reisen sind und nur die restliche Zeit zuhause. In die verbleibenden 7 Monate muss dann alles gequetscht werden, was sonst auf ein Jahr verteilt würde. Dazu gehören die sozialen Kontakte mit ihren beiden Söhnen und deren Partnerinnen (also der Frau meines Bruders sowie Tina), aber auch Treffen meiner Eltern mit ihrem Freundeskreis. Wenn meine Eltern also aus ihrem "Sommerurlaub" (der von Frühling bis Herbst geht) wiederkommen, kommt meine Mutter sofort mit Terminvorschlägen für Grillen oder sonstige Treffen auf uns zu. Wenn wir dann die Frechheit besitzen, zu den von ihr vorgeschlagenen Terminen schon anderweitig verplant zu sein, werden wir verspottet, "Freizeitstreß" zu haben. Ich bin dann immer böse und denke mir, es ist genau andersrum, ihr seid einen Großteil des Jahres nicht da und müßt nun krampfhaft alles in die verbleibenden Monate stopfen. Uns muß doch auch gestattet sein, mal verplant zu sein.
Kommt es zu einem Treffen mit meinen Eltern, haben mein Bruder und ich pünktlich auf die Minute zu sein. Als Tina und ich mal 30 Minuten zu spät kamen (wir hatten uns bei der Uhrzeit geirrt, ich dachte, die Einladung wäre zu 18:00 Uhr gewesen, sie war aber zu 17:30 Uhr) wurden wir mit den Worten begrüßt "wir wollten schon eine Vermisstenanzeige aufgeben" und durften uns dann anhören, dass es für einen Gastgeber ein Problem wäre, wenn er das Essen auf dem Herd hätte und dann 30 Minuten keiner käme. Mein Einwand, dass doch noch gar nichts auf dem Herd stehen würde, wurde damit beantwortet, dass aber dort etwas hätte stehen können...
Als meine Eltern uns also zu ihrem Hochzeitstag für ein verlängertes Wochenende nach Budapest eingeladen haben, wollte Tina nicht mit, weil sie schon ahnte, dass es wieder Streß geben würde. Ich habe sie aber "überredet", weil ich immer denke und hoffe, dass meine Eltern sich auch mal wieder einkriegen und alles wieder gut wird. Ihr könnt euch sicherlich denken, es war ein Riesendrama. Meine Mutter rief eines Abends an und fragte, ob wir Lust hätten, mit ihnen in Budapest in die Oper zu gehen. Tina und ich wollten das nicht und haben das auch gesagt. Dann war erst ein Moment Ruhe in der Leitung und dann war meine Mutter extrem verstimmt, das könne sie jetzt nicht verstehen, warum wir das nicht wollten. Sie habe nur der Vollständigkeit halber gefragt, eigentlich wollte sie die Opernkarten kaufen ohne uns vorher zu fragen. Da sie uns einladen, hätten wir auch mitzumachen, was sie geplant haben. Dann die beleidigte 180-Grad-Kehrtwende: nun gut, dann würden wir halt zusammen nach Budapest fliegen, aber sie wollten gar nichts mit uns machen. Das ging soweit, dass sie sich sogar im Frühstücksraum (wir hatten nebeneinanderliegende Hotelzimmer!) so weit wie möglich von uns weggesetzt haben.
Ich denke immer, zumindest zu Weihnachten sollte niemand alleine sein. Früher hatte ich mal einen gehbehinderten ca. 80-jährigen Witwer als Nachbar, bei dem mir auffiel, dass extrem selten Besuch da war. Obwohl ich ihn kaum kannte, habe ich ihn gefragt, ob er Heiligabend mit mir und Familie feiern möchte. Aus dem gleichen Grund habe ich darauf gedrängt, meine Eltern Weihnachten und Ostern zu sehen, weil ich nicht möchte, dass sie ganz alleine zu Hause sitzen. Ich hatte wieder die Hoffnung, dass sie mal gut gelaunt sind und es ein schönes Zusammensitzen wird. Tina konnte das nicht glauben und hat nur mit Bauchschmerzen zugesagt. Zu Ostern haben wir auf neutrales Terrain (Brunchen in einem Restaurant) eingeladen, um nicht bei uns zu Hause rundgemacht zu werden. Mein Vater war zu mir sehr einsilbig und hat Tina überhaupt nicht beachtet - ist mir beides nicht so aufgefallen, hat Tina aber beobachtet.
In der Zwischenzeit ist mein Vater wegen Krebs operiert worden (er hat Krebs in einem inoperablen Stadium, wird ihn also nie loswerden können) und ich habe ihn 2x im Krankenhaus besucht, mehrmals angerufen und ihn auch aus dem Krankenhaus abgeholt. Wir haben ein sehr langes Gespräch über Leben und Tod geführt und ich habe meinen Vater das zweite Mal überhaupt weinen sehen. Er hat sich viele Sorgen gemacht. Ich habe daraus wieder die Hoffnung gezogen, dass meine Eltern ihre Einstellung ändern und uns etwas gelassender gegenüberstehen. Ob das jedoch passieren wird, weiß ich nicht.
In der Zwischenzeit habe ich auch mit meiner Mutter spontan einen kurzen Ausflug gemacht (nur für zwei Stunden am frühen Abend). Als Tina von der Arbeit kam, war ich schon wieder zu Hause. Ich habe ihr erzählt, dass ich mit meiner Mutter unterwegs war. Sie war sehr betroffen und meint, wenn ich meinen Eltern "Goodies" wie einen spontanen Ausflug zukommen lasse, würde ich damit die Fronten wechseln und mich eher bei meinen Eltern aufstellen als bei ihr. In dem Moment, in dem ich das gemacht habe, war mir das unklar. Nachdem ich sehr lange darüber nachgedacht habe, verstehe ich es.
Vor dem Hintergrund sind natürlich kommende Events schwierig. Ich kann nicht akzeptieren, dass meine Eltern Tina so behandeln, als wenn sie das dritte Kind wäre und ebenfalls "zu spuren" hätte. Dass man die eigenen Kinder "spuren" lassen will ist eine Sache, aber eine Frau, die man mit 29 Jahren kennenlernt, sollte man eigentlich anders wahrnehmen. Andererseits möchte ich auch nicht meine Eltern an Ostern oder besonders an Weihnachten alleine dasitzen lassen. Das Problem ist, dass ich absolut keine Idee haben, wie ich es lösen kann. :-(
Der Vorwurf Tina an mich ist also: du stellt die Bedürfnisse deiner Eltern vor meine Bedürfnisse und beziehst nicht klar Stellung. Dazu passt, dass du keine Zukunftsplanung mit mir machst. Und da hat sie wohl Recht.
Mein Problem mit Tina ist ein komplett anderes.
Als wir uns kennenlernten, war ich total hin und weg von ihr. Sie war genau das, was ich immer gesucht habe: clever, gebildet, interessiert, hübsch, groß (ich bin auch über 1,90 m) und tierlieb (sie hat sich auf Anhieb mit meiner Katze verstanden, meine Katze ist auch total vernarrt in sie). Ich hatte das Gefühl, meine Suche habe endlich ein Ende und habe wirklich auf Wolke 7 geschwebt. Zu Beginn unserer Beziehung hatte sie noch eine Affäre, die sie direkt beendet hat, als wir zusammengekommen sind. Das hat sie auch offen kommuniziert und es war und ist für mich keim Problem.
Als wir einige Wochen zusammen waren hat sie mich gebeten, zu meinen vergangenen Beziehungen mal etwas zu erzählen. Das habe ich ausführlich getan: mit welcher Frau ich wielange zusammen war, was ich besonders an ihnen geschätzt habe, was meiner Meinung nach der Trennungsgrund war, welche Beziehungen mich besonders geprägt haben. Auch ihre Frage, mit wievielen Frauen ich schon im Bett war, habe ich ehrlich beantwortet. Rückblickend mag die Frage (und die Tatsache, dass ich drauf geantwortet habe) seltsam anmuten, aber ich habe mich bei ihr einfach so wohl gefühlt, dass ich ihr total vertraut habe. Danach habe ich die Frage umgedreht und sie gebeten, auch über ihre Liebschaften Auskunft zu geben. Darauf hat sie nur knapp geantwortet, das wolle sie nicht.
Für mich war es ein Gefühl, wie rücklings eine Brücke heruntergestoßen zu werden. Ich hatte auf ihren Wunsch von meinen vorherigen Partnern erzählt und viele Dinge ausgepackt, über die ich noch mit niemandem gesprochen habe. Sie hört sich das alles an, fragt noch über die Anzahl der Sexpartner nach und erklärt dann nur: ich erzähle nichts. Ich kam mir vor, als wenn sie mich mit einer List in einen Käfig gelockt und nun dort eingeschlossen hätte. Mit dem Wissen, dass sie nichts von sich erzählt, hätte ich auch nichts von mir kundgetan. Und das wäre wohl das Beste für uns gewesen, lässt sich aber nicht rückgängig machen.
Dabei geht es mir gar nicht darum, dass ich der Meinung war, diese Dinge von meiner Partnerin unbedingt wissen zu müssen. Keine meiner bisherigen Freundinnen hat mich sowas gefragt und ich habe umgekehrt auch keine meiner Ex-Freudinnen danach gefragt. Das, was mich gestört hat, ist das Ungleichgewicht, das seitdem in unserer Partnerschaft herrscht. Sie weiß intime Dinge über mich, die mich sehr verletztlich machen. Für sich entscheidet sie, dass ich dazu nichts wissen muss. Ich habe ihr dann die Zusage abgerungen, sie möge mich bitte zumindest informieren, wenn uns Ex-Affären von ihr über den Weg laufen. Dem hat sie zugestimmt.
Von da an schlagen zwei Seelen in meiner Brust: ich finde die Frau immer noch total toll. Dass sie sich so über mich gestellt hat, schwelt aber permanent in mir und hat mir wirklich sehr, sehr viele traurige Tage und Nächte bereitet. Ich möchte gerne eine Zukunft mit ihr, frage mich aber, ob ich auf Dauer mit jemandem klarkomme, der mich so rücksichtslos dominieren will. Weil ich sie so verflucht toll finde, kann ich sie nicht verlassen.
In ihrem Freundeskreis gibt einen Kerl namens Tom, der sich von Anfang an (aus meiner Sicht) sehr seltsam verhalten hat. Sie bezeichnet ihn als ihren besten Freund, hatte auch längere Zeit eine Affäre mit ihm. Tom hat auch etliche Aktionen gebracht, mit denen er mir deutlich gemacht hat, dass er über mir steht und was er sich Tina und mir gegenüber erlauben kann. Beispiele gefällig?
Beispiel 1: Tina, Tom und ich treffen uns. Tom küßt sie zur Begrüßung, ignoriert meine ausgestreckte Hand und geht wieder. Später erklärt er lachend, er habe mich "gar nicht wahrgenommen" (klar, wenn ihm zwei Leute gegenüberstehen, übersieht er einen).
Beispiel 2: Silvesterfeier, ich sitze auf dem Boden, Tom steht hinter mir. Tom tritt mir in den Rücken. Ich drehe mich um, Tom bittet um Entschuldigung. Ein paar Minuten später, Tom tritt mir erneut in den Rücken. Ich drehe mich wieder um, Tom bittet nochmal um Entschuldigung. Beim dritten Tritt bin ich aufgestanden. Ich hätte ihm wohl ein paar auf die Mütze geben können (bin ihm körperlich überlegen), aber hätte damit auch die Silvesterfeier gesprengt...
Beispiel 3: Geburtstagsfeier von Tina, einige Leute haben bei uns gepennt, sie ist gerade im Bad. Tom will die Tür öffnen, ich sage, "hey Tom, da ist aber Tina drin". Tom sagt etwas wie "nichts, was ich nicht schon gesehen hätte" und geht ins Bad. Auch da hätte ich ihm gerne was zwischen die Lichter gegeben, hätte dann aber auch die Geburtstagsrunde aufgelöst. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich da Rückendeckung gehabt hätte, Tina hat ihn nämlich nicht des Bades verwiesen.
Aber ich finde auch, dass sie sich seltsam ihm gegenüber verhält. Auch hier einige Beispiele:
Beispiel 1: Wenn Tina und Tom sich gesehen haben, haben sie sich zur Begrüßung geküsst (macht sie sonst mit keinem aus ihrem Freundeskreis). Auf meinen Hinweis, dass ich das etwas unpassend finde, hat sie nur entgegnet, das würden sie schon lange so machen und das wäre doch komisch, das jetzt zu ändern.
Beispiel 2: Party bei einem Freund von Tina, Tom will nach Hause, verabschiedet sich. Tina zu ihm: "Schlaf gut, Schatz!" In dem Moment komme ich die Treppe herunter und gucke sie verblüfft an. Am nächsten Tag darauf angesprochen sagt sie, es wäre ihr nur rausgerutscht und sie hätte gehofft, ich habe es nicht gehört.
Beispiel 3: Silvesterfeier, Mitternacht. Alle Paare fallen sich um den Hals. Tina fällt zuerst Tom um den Hals, dann mir. Begründung: sie habe mich nicht gesehen.
Beispiel 4: Tina und ich wollen ins Ruhrgebiet, ich fahre den ersten Teil der Strecke. Tina ermahnt mich mehrmals, nicht schneller als 160 km/h zu fahren, sie hätte sonst Angst. Als ich einen Moment nicht aufpasse und 180 km/h draufhabe, gibt es eine klare Ansage von ihr. Auf halber Strecke treffen wir uns auf einem Parkplatz mit Tom und fahren mit ihm das zweite Stück ins Ruhrgebiet. Er fährt so schnell wie sein Auto auf der Autobahn kann (190 km/h). Ich sehe die angstgeweiteten Augen von Tina. Sie sagt aber nichts. Am Ziel angekommen frage ich sie, warum sie Tom nicht gebeten habe, langsamer zu fahren. Antwort: "Das hätte Tom vielleicht gestört".
Beispiel 5: Tom heiratet standesamtlich. Wir wissen nichts von der Hochzeit (erhalten keine Einladung) und buchen einen Urlaub. Das Paar, mit denen wir aus dem Freundeskreis am meisten Kontakt haben erhält ebenfalls keine Einladung. Ich vermutet, dass Toms Frau von seiner vorherigen Affäre mit Tina weiß und wir auf ihren Wunsch nicht eingeladen wurden. Das befreundetete Paar war möglichweise Kollateralschaden, damit wir es nicht sofort mitbekommen. Als es kurz vor der Hochzeit rauskommt, behauptet er, er habe uns vergessen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass man bei seiner Hochzeit vergisst, die beste Freundin einzuladen. Tina glaubt ihm. Durch den von uns gebuchten Urlaub konnte er natürlich nachschieben, wir könnten gerne kommen, da er wußte, dass wir das nicht können. Bei der standesamtlichen Hochzeit waren wir also nicht dabei. Tina war etwas geknickt, weil sie gerne Trauzeugin von ihm gewesen wäre. Auf meine verdutzte Nachfrage erklärt sie, dass er auch als ihr Trauzeuge angedacht war, wenn sie mal heiratet...
Beispiel 6: Tom heiratet kirchlich. Da konnte er uns ja nicht wieder vergessen. Also waren wir eingeladen. Tina fand es etwas unpassend, dass eine Ex-Affäre von ihm eingeladen war. Mein Einwand, dass sie diese Rolle doch auch erfüllt habe, läßt sie nicht gelten. Sie wäre ja auch platonisch mit ihm befreundet gewesen.
Besonders schlimm für mich war die lähmende Machtlosigkeit: Tina findet das alles entweder normal oder nicht so schlimm, sieht kein Problem und möchte nicht, dass das Verhältnis zwischen Tom und ihr belastet wird. Also muß ich damit leben. Man muß dazu sagen, dass diese Punkte zwar über den Zeitraum von 6 Jahren vorgefallen sind, die meisten allerdings innerhalb des ersten Jahres. Ich habe aber nie ein "das war falsch" oder "das hast du nicht verdient" von ihr gehört. So sind diese Dinge aus meiner Sicht nie geklärt worden.
Ich gebe zu, dass ich inzwischen besonders sensibel bin, was Tom angeht. Vor zwei Jahren waren wir im Urlaub. Haben Sex, sie hatte vorher einigen Wein getrunken. Beim Sex sagt sie zu mir: "Tom ist wirklich auf allen Gebieten besser als du". Das Gefühl, was ich dabei gespürt habe, kannte ich noch nicht - so stelle ich mir einen Messerstoß ins Herz vor. Ich bin mit meiner Bettdecke ins Wohnzimmer ausgezogen. Sie ist eingeschlafen. Am nächsten Morgen weiß sie angeblich von nichts. Ich will es ihr erzählen, sie will es nicht hören. Erinnert sich dann wohl doch und sagt, sie wüßte gar nicht, warum sie das gesagt habe. Und ich solle mir keinen Kopf darüber machen. Leicht gesagt. Ich bin da bei dem Spruch, das Kinder und Betrunkene immer die Wahrheit sagen.
Als wir mal mit ihren Freunden unterwegs waren, sage ich in irgend einem Zusammenhang "ja, also ich habe mit Tina die Erfahrung gemacht, dass [...]". Daraufhin einer der Anwesenden: "Ja, wir haben mit Tina alle so unsere Erfahrungen gemacht, nicht, Torben?". Torben, sonst ein ganz lustiger Kerl, verzieht mehrmals das Gesicht und weiß gar nicht so recht, was er antworten soll. Ich wundere mich, was das für eine komische Show war.
Später dann: hatte Tina was mit Torben? Soll ich sie fragen? Nein, wir hatten ja abgemacht, dass sie mir einen Tipp gibt, wenn uns eine Ex-Affäre von ihr über den Weg läuft. Monatelang ist mir das Thema immer mal wieder hochgekommen. Was sollte der Spruch bedeuten? Warum hat Torben so komisch reagiert? Sie darauf angesprochen, sie hat es abgestritten. Im Laufe des Abends hat sie es dann doch zugegeben. Nachfrage von mir, warum sie es nicht vorher mal erzählt hat. Torben ist nämlich ein echt sympathischer Kerl, die ich wirklich gerne mag. Komische Aktionen à la Tom hatte der nie nötig.
Ihre Reaktion: ich habe mich schon bei Tom so dermaßen angestellt, dass sie nicht wollte, dass mein Verhältnis zu Torben geschädigt wird.
Grundsätzlich natürlich erstmal nachvollziehbar. Nur sehe ich es nicht so, dass ich mich bei Tom "angestellt" hätte. Ich finde sowohl ihr Verhalten Tom gegenüber als auch sein Verhalten mir gegenüber total daneben. Aber gut, das ist subjektiv. Mein Verhältnis zu Torben hat sich übrigens überhaupt nicht verändert, wir waren gerade am letzten Wochenende gemeinsam auf Kneipentour. Ich mag den Kerl wirklich. Nicht, dass mir hier jemand unterstellt, ich hätte ein generelles Problem mit den Ex-Partnern meiner Freundin. Aber irgendwie hatten Tina und ich eine etwas andere Abmachung zum Thema Erwähnen, wenn uns ein Ex-Partner über den Weg läuft. Und auch die war aus meiner Sicht ja nur eine Kompromiss. Heißt also, sie hat unsere Abmachung aus Bequemlichkeit ignoriert (ich hätte ja erneut "Ärger" machen können).
Dazu kommt, dass ich mich auch wirklich weicheiig ihr gegenüber aufgestellt habe, was meine Offenheit angeht. Vor einigen Monaten hat sich nach langer Zeit Karin, eine Ex-Freundin von mir per E-Mail gemeldet. Sie hat nur Belangloses geschrieben und gefragt: ob es mir gut geht, was sie gerade für Musik hört und dass sie bald Urlaub hat. Ich habe mich gefreut, mal was von ihr zu lesen und habe überlegt, ob ich sie einfach mal anrufe. Um ja nicht Tina zu hintergehen oder zu verletzen, habe ich Tina die E-Mail gezeigt und sie gefragt ob es für sie okay wäre, wenn ich Karin mal anrufe. Tina war sehr kurz angebunden. Sie wüßte nicht, was das solle, das wäre doch Vergangenheit. Da mir Tina wichtig ist und ich sie nicht verletzen will, habe ich auf die E-Mail nicht reagiert. Einfach heimlich mit der Ex zu telefonieren kam für mich nicht in Frage, ich denke mir immer, dass sowas eh irgendwann rauskommt und dann noch mehr Schaden anrichtet, z.B. wenn sie uns mal zufällig über den Weg laufen sollte und sagt, "hey, war ein tolles Telefonat neulich, sollten wir wiederholen!". Außerdem bin ich ein schlechter Lügner. ;-)
All diese Dinge habe ich aber geschluckt und damit gelebt. Ich mag Tina nämlich wirklich total gerne, habe noch nie sooo eine tolle Frau getroffen. Manchmal denke ich, wie perfekt das Leben sein könnte, wenn sie mir von Anfang an die Wahrheit gesagt hätte (ohne dass ich sie schmerzhaft hätte Stück für Stück auf die harte Tour erfahren müssen bzw. sie mir nur das erzählt, was sich nicht mehr verschleiern lässt). Aber das ist eine hypothetische Überlegung.
Vor dem Hintergrund, dass sie die Abmachung, die wir miteinander getroffen haben (Bescheid sagen, wenn uns ein Ex-Partner über den Weg läuft) mehrfach gepflegt ignoriert hat, komme ich mir erneut wie ein Volldepp vor, wenn ich ihr sogar im Vorfeld von einem geplanten Telefonat mit Karin berichte, weil mir die Beziehung zu ihr wichtig ist und ich sie auf keinen Fall verletzen will.
Mein Fass war voll, als (Achtung, da schließt sich der Kreis!) sie mich neulich bei einem Spaziergang über meinen (zugegebenen falschen, siehe oben) Umgang mit meinen Eltern zusammengeschissen hat. Klar, sie war sauer. Und ich höre viel zu und schweige dann, weil ich es erst für mich durchdenken muss. Es ist halt nicht so, dass mir der von Kindesbeinen an übliche Umgang mit meinen Eltern jemals komisch vorgekommen wäre, denn ich kenne es ja nicht anders. Also versuche ich, mein Verhältnis zu meinen Eltern damit zu vergleichen, was meine Freunde so über das Verhalten ihrer Eltern berichten. Das dauert, ich höre zu, denke nach, verwerfe, denke manchmal in Sackgassen, versuche es anders anzugehen. Wenn ich nachdenke, schweige ich (hey, Kerle können bekanntlich nur eine Sache zur Zeit!). Aber wenn einem andere Spaziergänger entgegenkommen, sie mit unverminderter Lautstärke und Tonlage auf mich einredet und mir dabei Begriffe wie "du kriechst deinen Eltern in den A*sch" sowie "der kleine Junge muss zu Mami" um die Ohren haut, finde ich leider keinerlei Legitimation für ein so erniedrigendes Vokabular sowie die Tatsache, dass ich ungeniert auch vor fremdem Menschen eine Standpauke erhalte. In dem Moment ist mir klar geworden, dass sie so gar keinen Respekt mehr vor mir hat.
Auf die Frage, nach welchen Kriterien jemand als Affäre für sie in Frage kam, hat sie mir mal "Attraktivität" geantwortet. Meine zweite Frage, ob ich auch als Affäre in Frage gekommen wäre (wir kannten uns 4 Monate, bevor wir zusammengekommen sind), hat sie verneint. Ich bin grundsätzlich glücklich über jede ehrliche Antwort, auch wenn sie weh tut und hasse es, wenn Leute einem nach dem Mund reden. Damals habe ich mich nicht gefragt, warum ich nicht als Affäre getaugt habe. Heute stelle ich mir schon die Frage, auf welcher Basis die Beziehung steht, wenn die Partnerin einen offensichtlich schon beim Kennenlernen körperlich nicht anziehend findet und dann im Laufe einer Beiehung auch noch den Respekt begräbt.
Ja, und damit befinde ich mich jetzt bei einem großen Fragezeichen. Ich hätte wohl schon wesentlich frühes das Maul aufreissen sollen. Ich habe es nicht getan, da ich diese Frau bis vor Kurzen noch so dermaßen toll fand, dass ich mir eine Zukunft ohne sie gar nicht vorstellen konnte. Ich hatte (außer in der Pubertät) nie ein Problem mit mangelndem Selbstbewußtsein, aber inzwischen frage ich mich: was für eine Rolle spiele ich für sie? Ist es normal, dass ich verletzendes Verhalten zwischen Tom und ihr schlucken muss, nur damit ihr Verhältnis zu Tom nicht belastet wird? Hält sie mich für so unattraktiv und dämlich, dass sie davon ausgeht, ich mache alles mit was sie für mir zumutbar hält?
Vielleicht ist das ein unterbewußter Grund, warum ich das Thema Hochzeit und Familie nicht von mir aus vorantreibe. Auch wenn ich sie toll finde: ich kann nicht jemanden heiraten, der mir eindeutig zeigt, für wie unterirdisch er mich hält.
Wenn jemand einen Ratschlag oder eine Einschätzung für mich hat: danke, nehme ich gerne! ;-) Ansonsten: der Text ist extrem lang geworden. Vielen Dank allen, die ihn bis zum Ende gelesen haben!!
Grüße, Flugente
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