Meine Vergangenheit macht mich fertig

Dabei
16 Apr 2013
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#1
Ein herzliches Hallo an Euch!

Ich habe seit einiger Zeit wieder große Probleme bedingt durch meine Vergangenheit.

Zu meiner Vergangenheit:
Ich war 6 Jahre alt, als sich mein Onkel vor meinen Augen in den Kopf schoss.
Drei Jahre sprach ich kein Wort mehr, bis mein Vater mich in einen Chor brachte. Das Singen hatte mir sehr viel Freude gegeben und dadurch fand ich wieder ein stück normalität.
Mein Vater war sehr Geduldig mit mir. Er war einfach super! Meine Mutter war da leider etwas anders. Sie schlug mich oft. Wenn ich (als kleines Beispiel) in der Küche auf dem Boden mit meinen Puppen spielte und sie gerade Kochen wollte, zog sie mich oft an den Haaren oder am Arm über den Boden und sperrte mich ins Schlafzimmer. Im Schlafzimmer meiner Eltern hatte sich (zur Info) mein Onkel erschossen.
Als ich dann 10 Jahre war, verließ uns meine Mutter. Sie hatte einen anderen Mann getroffen und wollte wohl nicht mehr bei uns sein. Früher glaubte ich, dass es meine Schuld sei aber heute weiß ich es besser.
Mein Vater lernte nach Jahren auch eine neue Frau kennen, die schon nach kurzer Zeit mit ihrer Tochter (nennen wir sie Lisa) zu uns zog. Anfangs war sie wirklich nett, doch nach einer Zeit begann sie wie meine Mutter zu werden. Sie machte sich über mich und meine Noten lustig. Wenn meine Musik im Zimmer zu laut war, kam sie rein und schlug mich. Meinem Vater erzählte sie das ich Psychische Probleme hätte und mir das alles nur zusammen spinnen würde. Die blauen Flecken hätte ich mir selbst zugefügt. Das Leben mit dieser Frau war alles andere als einfach. Ich wurde in jeglicher Situation unterdrückt. Meine Geburtstage wurden nie gefeiert. Für mich gab es keinen Kuchen und/oder ein haufen Geschenke. Nach der Schule gab es für mich kein Essen. Ich hatte niemand der mit mir lernte oder sich mal nach mir erkundigte. Lisa hatte da ein ganz anderes Leben. Bei ihr sah ich immer wie es eigentlich aussehen sollte. Da wurde sich gekümmert und gesorgt. Da gab es Kuchen zum Geburtstag. Ich kam mir einfach nur noch vor wie ein nerviges Insekt.
Als ich endlich 18 Jahre war, zog ich nach Berlin. Ich hatte mich dort um einen Job beworben und eine Zusage bekommen.
Schnell lernte ich dort einen netten Mann kennen und war über beide Ohren verliebt. Doch nach kurzer Zeit, zeigte er sein wahres Gesicht. Er begann mich zu Schlagen, zu Vergewaltigen. Als ich ihn verlassen wollte, stach er mit einem Messer auf mich ein. Die Nachbarn hörten das Geschrei und riefen zu meinem Glück die Polizei.
Nach all diesem erneuten Drama wollte ich nur noch nach Hause in meine Heimatsstadt.

Im HIER und JETZT:

Ich hatte es geschafft, all diese Ereignisse für Jahre in mir zu verbergen. Zwischen meinem 11. und 20. Lebensjahr war ich Schlafwandler aber dies hörte auf und ich glaubte mein Leben vollkommen im Griff zu haben. Ich habe jetzt sogar wieder einen Freund und bin sehr Glücklich mit ihm, doch leider scheint mich die Vergangenheit wieder erreicht zu haben. Seit einigen Wochen sind da wieder diese Träume.
Es scheint als sei meine ganze Vergangenheit in meinen Träumen. Das sind furchtbare, schlimme Träume. Ich erwache, bin wie erstarrt, gelähmt und einsam.
Ich Schlafwandle wieder. Wie mein Freund sagt, knirsche ich auch mit den Zähnen und weine oft.
Nachts, in meinen Träumen sehe ich meinen Onkel wie er sich die Waffe an seinen Kopf hält und abdrückt. Ich sehe all diese Menschen die mich geschlagen und erniedrigt haben. Sie lachen mich aus und ich weine und weine.
Manchmal, wenn ich gerade mitten in der Arbeit stecke, kommen plötzlich Bilder in meinen Kopf. Es passiert einfach und ich weiß nicht was ich dagegen tun kann. Sie verfolgen mich.


Ich frage mich selbst was ich tun soll oder kann. Darüber reden und alles wieder aufrühren? Oder nicht darüber reden und hoffen das es eines Tages vorbei gehen wird?
Wird nicht vorbei gehen wenn ich darüber rede und wird auch nicht vorbei gehen wenn ich es nicht tue!
So ist eben die Vergangenheit. Sie bleibt, egal was man tut.


Aber so schaffe ich das nicht! Ich habe das Gefühl verrückt zu werden.
Ich erwische mich bei furchtbaren Gedanken aber kann sie zurzeit noch verwerfen.
Doch was ist, wenn ich diese furchtbaren Gedanken nicht mehr verwerfen kann?

Zu einem Psychiater möchte ich nicht mehr gehen. Er hört mir zu, gibt mir Medikamente die mich schlafen lassen und meint damit sei alles gut.
Doch nichts ist gut. Alles ist noch da! Und diese Medikamente bringen schlechte Laune, Müdigkeit. Man ist unkonzentriert und kann nach einer Zeit nicht mehr ohne schlafen. Das will ich nicht. Ich will das es ein Ende nimmt. Das ich damit Leben kann.

Was soll ich tun?
 
Dabei
27 Mrz 2012
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#2
Da hast du einiges durchmachen müssen. Trotz all dem, was vorgefallen war, hast du es dorthin gebracht, wo du jetzt stehst. Aber wie du siehst, kannst du deine Vergangenheit nicht einfach wegdrücken und vergessen — ohne sie je aufgearbeitet zu haben.

Genau das wirst du jetzt machen müssen. Du musst darin wühlen und dich damit beschäftigen, es wahrscheinlich alles noch mal durchlaufen. Aber das wird dich auch erleichtern.
Da geht es nicht mal um einen Psychiater. Du bist ja nicht Verrückt oder hast irgendeine Störung. Du wirst auch keine Medikamente einnehmen müssen, wenn du es auch ohne packst. Aber sprechen musst du. Ein Psychotherapeut bietet sich da also an.

Ich glaube je länger du damit wartest und je öfter du versuchst vor deiner Vergangenheit und deinen Traumen wegzulaufen, desto schlimmer wird es mit der Zeit.


Ein paar Gedanken:
So ein Kindheitstrauma ist natürlich makaber. Da wird es wahrscheinlich auch nicht helfen, wenn du dir sagst, dass dich keine Schuld trifft und jeden Tag Menschen sterben.
Die Ablehnung von der weiblichen Seite deiner "Familie" und das auch sonst geschwächte Selbstwertgefühl kannst du versuchen aufzuwerten, indem du dir vermittelst, dass du — egal was dir jemals jemand gesagt hat oder wie du behandelt wurdest — liebenswürdig und begehrenswert bist. Der Beweis ist da ganz einfach dein jetziger Freund zum Beispiel. Vielleicht hilft dir das die früheren Erinnerungen zu entkräften.
Thema Schlafstörungen und Bilder: Sport ist DAS Mittel dagegen. Denn sportliche Tätigkeiten machen Spaß, streuen Glücksgefühle aus und lösen Spannung und den Stress in dir.
 
Dabei
16 Apr 2013
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#3
Hallo Insomnius,

vielen Dank für deine Antwort.

Ich habe eigentlich kein Problem, über meine Vergangenheit zu schreiben, aber sobald ich reden soll/muss bleiben mir die Wörter im Hals stecken. Ich habe schon oft einen Anlauf gewagt um mit meinem Freund zu sprechen aber selbst da verliere ich die Kontrolle über mich.
Aber ich glaube das du recht hast und ich wirklich mal zu einem Physiotherapeut gehen sollte. Nun die Frage: Wie kann ich einen guten finden?

Liebe Grüße
 
Dabei
27 Mrz 2012
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#4
Welcher Person traust du (mal spontan gedacht) am meisten in deinem Leben? Erzähl es doch ihr als erstes. Wenn das dein Freund ist, dann lass ihn doch den von dir im Eingangsbeitrag geschriebenen Text lesen. Vielen fällt es schwierig, einen Anfang zu machen und dann wenn es mal raus ist, läuft es nur so über.. Vielleicht fällt es dir dann also leichter mit ihm zu reden, wenn er Bescheid weiß und den Start machen kann!?

Ansonsten musst du ja auch nicht mit dem Kopf durch die Tür, sondern dich langsam vorwagen. Nicht mit dem Schlimmsten anfangen, sondern Kleines abbauen. Gerne auch über mehrere Tage verteilt.

Hast du einmal darüber geredet, wirst du es auch noch ein zweites Mal schaffen! ;)

Aber ich glaube das du recht hast und ich wirklich mal zu einem Physiotherapeut gehen sollte. Nun die Frage: Wie kann ich einen guten finden?
Das solltest du. Denn dein Freund sollte zwar eine Stütze, aber sicherlich kein Therapeut für dich darstellen.
Wonach du suchst ist ein Psychotherapeut, kein Physiotherapeut ;) Wo du einen Guten findest kann ich dir nicht sagen. Vll hörst du dich mal bei anderen Leuten um, suchst im Internet oder in Zeitschriften. Es wird sicherlich auch Kundenbewertungen geben oder so. Allerdings ist es ja meist sowieso individuell verschieden, ob du dich bei jemandem wohl fühlst oder nicht. Da würde also nur Ausprobieren helfen. Die erste / ersten beiden Stunden sind auch meist kostenlos aus diesem Grund.
 
Dabei
31 Jul 2011
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#5
Erkundige Dich mal bei Deiner Krankenkasse nach den Grünen Seiten.Ich glaube die bekommt man auch im Buchladen.
da stehen Traumapsychologen drin,das sind Psychologen die auf die Problematik die Du hast spezialisiert sind.

Vertrau mir,ich weiss wo von ich rede.
Es kann zwar bis zu 1 Jahr dauern bis man einen Platz bekommt aber wie gesagt es ist wichtig,weil anders
kannst Du das Geschehende nicht verarbeiten.
Irgendwann holt es Dich ein und bumms hast Du dich verloren.

Bei mir waren die ersten 5 Sitzungen kostenlos Um einfach zu gucken ob man mit demjenigen warm wird und
vertrauen auf bauen kann.
Wenn es so ist übernimmt die KK die behandlungen.
Das müsste problemlos sein.Je nach dem wie viele Std du brauchst
meisstens fängt man mit 50 an kann aber auch 150 sein.

Ich wollte früher auch nie hin hab knapp 20 Jahre gebraucht,Zeit die ich verschwendet habe.
Jetzt bin froh das ich es endlich getan habe.Mir gehts deutlich besser als noch vor 2 Jahren.
 
Dabei
5 Jun 2013
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#6
Mach eine Traumatherapie mit Verhaltenstherapie zusammen..
alleine schaffst du das nicht ... die Depressionen werden von Jahr zu Jahr schlimmer.
 

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