Liebeskummer oder aufwallende Gefühle?

F

FrauHansMuller

Gast
#1
Hallo,
Ich habe mich entschlossen, hierüber an Meinungen zu kommen, da ich meine Gefühle absolut nicht einordnen kann.
Hier die Geschichte:
Ich war mit meinem damaligen Partner nur ca. Ein Jahr zusammen. Jedoch war dieses Jahr das intensivste, dass ich bisher je erlebt habe. Ich bin eine Person, die aufgrund ihrer Vorgeschichte nur sehr schwer Vertrauen fassen kann. Die mit Ablehnung und Weigerung reagiert, sobald sie sich viel zu schnell in die Ecke gedrängt fühlt. Ich habe vor kurzem erkannt, dass dieser liebeserfüllte Mann mir so unschuldig sein Herz geöffnet hat und mir vollstes Vertrauen entgegen brachte. Mit unerschütterlichen Hingabe, liebe und Humor hat er es geschafft, dass ich mich ihm vollends hingegen könnte.
Das dachte ich zumindest, denn bis vor kurzem habe ich erkannt, dass ich _umso mehr liebe ich für ihn empfand, auch immer mehr Angst bekam. Dass er mich hinterrücks verletzen wird, sobald ich nur einmal nicht genau hinsehen. Wie dumm ich war. Er war so rein in meiner Gegenwart und wollte nur von mir geliebt werden.
Das habe ich auch wirklich, doch nach ca. Einem Jahr beschloss ich, dass seine Probleme und "Unarten" Grund genug dafür seien, die Beziehung zu beenden. Er weinte. Es bricht mir das Herz, wenn ich es vor mir sehe.

Eine Weile spater, vielleicht ein, zwei jahre- war ich am Ende. Das Leben kostete mich so viel Kraft und ich wollte endlich nicht nur weiter kommen, sondern endlich ein gutes Leben haben. Dauerhaft. Stabil. Mutig. Frei. Ich traf ihn. Ich war hin- und weg. So wie noch heute, wenn ich ihn treffe, fehlt mir der Atem. Das Herz rast. Ich kann mich und meinen Körper einfach nicht kontrollieren. Ich renne weg, flüchte aus der Situation, der Hitze, die meinen Körper durchströmt. Doch damals fasste ich mut. Ich rief ihn an. Ich traf mich zu einem Kaffee mit ihm. Er war so nervös, voller Gefühle. Genauso wie ich. Ich war vollkommen überfordert. Mein Verstand setzte aus. Ich wollte es nur durchstehen, um schnell glücklich sein zu können.
Wir hatten zwei wilde Wochen. Ich war kalt. Er überglücklich.
Ich beendete es- was auch immer es war (schön..? Es fühlte sich nicht richtig an. Irgendwie... Verzerrt). Und diesmal sollte es entgültig sein. Ein scharfer Schnitt. Auch wenn ich ihm wehtat, ich musste ihn klar vom Haken lassen, damit er frei sein könnte. Damit er Mir keine Geschenke mehr zu Nikolaus vor meine Tür legt. Mich nicht mehr kontaktiert. Er eine Partnerin findet, die zu ihm passt, ihn glücklich macht. damit ich ihn nicht mehr kontaktiere, wenn ich schwach werden sollte.
Ich brach ihm das Herz, zum zweiten mal. Er weinte, zum zweiten Mal. Er weint nie, hat er mal gesagt.

Wir hatten und haben zwischendurch keinen Kontakt. Nur ein kleiner lebensbeweis, wenn die Disziplin fehlte.
Wir haben uns das ein oder andere Mal zufällig gesehen. Jedes Mal raste mein Herz. Am Anfang auch seines.Mitte letzten Jahres stand er auf einmal an meiner tur. Er sah so gut aus. War so aufgeregt. Sagte, er habe meine Nummer gelöscht, weil er sauer war, aber das sei nicht so wichtig, er wolle sich nur zeigen, da er sich bei mir ja nun nicht mehr melden könne. Mein Herz! Es drohte zu explodieren.. mein geliebter Verstand - längst abgeraucht. Ich stotterte lächelnd etwas von wegen, dass wir gerade beim Abendessen seien. Er lächelte, unsicher aber trotzdem so unglaublich männlich. Seine ausstrahlung, wie eh und je..
ICh schloss die tur, das wars.

UNsere Beziehung ist nun ca. 5 Jahre her (ich habe leider ein schreckliches Gedächtnis..) Unsere letzte Begegnung ca. Ein halbes Jahr. Ich habe mich nicht bei ihm gemeldet. Ich will doch stark sein. Will es richtig machen. Ihn und uns loslassen.

DOch es ändert nichts daran, dass ich an ihn denke. Dass ich ihn sehe. Er ist der Radfahrer, der mich von hinten schneidet oder der Mann hinter mir an der Supermarkt Kasse. Ich sehe ihn in so vielen Gesichtern,, nur um beim aufblicken enttäuscht und erleichtert zugleich zu sein. Ich mache mir nichts mehr vor. Ich weiß nicht, ob eine Beziehung möglich wäre. Und ich muss mir sicher sein, bevor ich mit ihm Kontakt aufnehme, ich darf ihn nicht nochmal verletzen. Sonst warexall die Disziplin umsonst gewesen.

DOch nun, nach all der Zeit, fühle ich mich Elend. Es geschieht mir recht, das weiß ich. Wahrscheinlich ist es meine Sühne. Wahrscheinlich ist er auch längst glücklich geworden, hat in all dem Schmerz jemanden wahren gefunden und ich wurde nur zerstören, was da vielleicht ist, wenn ich mich melde.

DOch diese Gefühle.. diese Nähe.. diese sexuelle Begierde. Ich hatte ihm vertrauen dürfen, nur mein Verstand war noch soweit entfernt von der Realität. Es schmerzt so sehr.

Was soll ich nun tun? Ich brauche einen objektiven Blick, denn ich bin dazu offensichtlich nicht in der Lage dazu. Kann aus uns noch etwas glückliches werden? Oder sollte ich uns einfach gehen lassen?

VIelen lieben Dank, allein das Teilen hilft schon sehr viel.
Liebe Grüße,
 
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Dabei
27 Mrz 2012
Beiträge
5.570
#2
Hallo Gast,

Sehr schön schreiben kannst du. Es war schön den Text zu lesen. Inhaltlich ist es aber sehr kompliziert.

Der Schlüssel liegt hier: "aufgrund ihrer Vorgeschichte". Du hast Altlasten. Und du hast diese noch nicht ablegen können, als die Geschichte mit dem hier erwähnten Mann anfing. Wegen diesen Altlasten hast du "immer mehr Angst" bekommen, "Dass er mich hinterrücks verletzen wird".

Egal wie viel Liebe er dir entgegenbrachte, der Zweifel blieb. Ergo ist es hier schön zu sehen, dass Altlasten nicht vom Partner getragen werden können. Nur DU alleine kannst dich ihnen stellen. Aber anstatt das zu machen, hast du lieber die bequeme Route genommen: Ausreißen und verstecken.

Tja und er? Er scheint ein gutmütiger und lieber "Idiot" zu sein, der das alles mit sich machen lässt. Er versteht nicht, dass du wegen deiner Altlasten nicht kannst. Er kapiert nicht, dass er dir nicht helfen kann, sondern nur du dir selber. Und er zieht keine Grenzen, sondern lässt das alles mit sich machen und rennt dir sogar noch hinterher ("stand er auf einmal an meiner tur").
Würde er hier um Rat fragen, würde ich ihm klarmachen, dass du (wegen der Altlasten) beziehungsuntauglich bist und Zeit brauchst. Ich würde ihm außerdem aufzeigen, dass du dich mit deinem Verhalten nicht attraktiv gemacht hast, und er seine Sicht auf dich ändern sollte.


=> Ich denke du kannst dir schon selber denken, was ich dir deswegen empfehle. Du musst unbedingt deine Altlasten angehen und deine Einstellung ändern, falls du dich jemals wieder auf eine Person emotional einlassen möchtest. Du musst dringend dein Selbstwertgefühl steigern (Sport machen, etc) und dir klarmachen, dass Verlust und Enttäuschung genauso zum Leben dazugehören, wie Glück und Liebe.
Ersteres ist immer das Risiko für Letzteres. Aber ich persönlich finde, dass auch nur temporäres Glück, die potentielle Enttäuschung danach wert ist.

Ob aus euch noch einmal etwas wird? Ich glaube nicht. Dafür habt ihr bereits zu viel Vorgeschichte, es wurde zu kompliziert. Allerdings hast du das "Glück"(?), dass er ein solcher Typ ist, der dir hinterherrennt, obwohl du ihm wehgetan hast. (Glück in "", weil auch das nicht unbedingt positive Eigenschaften sind.) Wenn du dich also offen und ehrlich erklärst, dich entschuldigst, er es annimmt und du an dir erfolgreich arbeitest... DANN wäre eine weitere Möglichkeit gegeben. Denn eure Beziehung ist nicht an euch, sondern an den Altlasten gescheitert. Du warst nicht bereit, nicht beziehungsfähig. Solltest du es aber irgendwann wieder sein...
 
Dabei
3 Jun 2013
Beiträge
241
#3
Hallo FrauHansMüller...

tja, manchmal macht man sich (und anderen) das Leben halt unnötig schwer.
Frag dich mal, ob du bei der Nähe, die ihr entwickelt habt, nicht wieder ausbrechen würdest, denn so emotional, wie du schreibst, klingt es, als wärst du dahingehend immer noch nicht wirklich stabil.
Wäre sicherlich nicht gerade so toll für ihn, wenn du seine Gefühle erneut so aufwirbeln würdest (sofern er noch an dir hängt), nur um ihn dann ein drittes Mal zu verletzen.
An seiner Stelle wäre mir ein Neuanfang mit dir nicht mehr möglich. Ich kann mir nur sehr schwer vorstellen, dass es dieses Mal ein anderes Ende nähme.
Wäre gut zu wissen, wie alt du bist und ob du danach nochmal Beziehungen hattest...
 
Dabei
27 Jan 2017
Beiträge
4
#4
Hallo FrauHansMüller,

zunächst möchte ich auf die Frage des Beitrag-Themas eingehen. Ich denke schon, dass es im Ursprung Liebeskummer ist. Es ist die Sehnsucht nach dieser Intensität der Liebe, so etwas ist zumeist einmalig. Trotzdem sind aber noch die Gedanken, Ängste und die Unsicherheit gegenwärtig. Das macht es für dich so schwer díe Gefühle einzuordnen.


Im folgenden Teil schildere ich die Situation aus der anderen Sicht (vielleicht hilft es zumindest deine ganzen Zweifel/Ängste ein wenig einzuordnen und in Zukunft einzudämmen)
Ich habe im Prinzip gerade Ähnliches erlebt, als Gegenpart. Im Prinzip ähnlich weil, a) es nur einmal war (es gab kein 2. Mal) und b) weil ich nie die Gewissheit darüber erlangt habe. Aber dieser Beitrag stärkt meine Vermutungen. Ich werde das mal in Kursiv abhalten, um es leichter trennen zu können.

Wir hatten uns nicht gesucht, aber gefunden. Ich kannte einen Teil Ihrer Vorgeschichten. Ich habe nicht aufgeben, es in Ihr Herz geschafft und es wurde sehr intensiv. Umso intensiver es wurde, desto größer wurde die Distanz. Sie beendete es - zu viele Gedanken die sie plagen, zu viele Probleme.

Soweit zu den Parallelen.

An dieser Stelle möchte sagen wie ich das sehe, was ich empfunden hatte, was ich mir an meiner Stelle in dieser Situation gewünscht hätte: um es kurz sagen - nicht den einfach Weg zu wählen. Mir ist durchaus bewusst, dass es in solchen Situationen schwierig ist Jm. zu vertrauen. ABER: Die Intensität kommt nicht von ungefähr. Sie gibt Anlass das Risiko mit dem Vertrauen einzugehen. Ein wenig öffnen, Gedanken und Ängste mitteilen, die Probleme mitteilen - und man hat als Gegenüber die Chance darauf einzugehen. -> Vielleicht einen Teil der Ängste zu nehmen, einen Teil der Zweifel zu beseitigen und einen Teil der Probleme gemeinsam zu lösen. Kommunikation ist hier aus meiner Sicht an der Stelle der Schlüssel, nicht sich zu verschliessen.
Ja was hatte ich an dieser Stelle empfunden? Sicherlich war Schmerz da, größer war jedoch die Enttäuschung. Die Enttäuschung, dass da der einfache Weg gewählt wurde, und nicht einfach mal ein wenig geredet wurde. Ich zB war mir sehr sicher, dass ich in diesem Fall hätte vieles verändern können. Ich hätte für meinen Teil in dieser Situation nie vorgehabt wegzurennen, weil ja auch die Intensität bei mir da war. Ich wollte die Liebe erhalten und Ihr die Möglichkeit geben, diese ebenso frei von Gedanken, Zweifeln und Ängsten zu genießen. Auch wenn mir bewusst gewesen wäre, dass ein kleiner Teil immer überig bleibt. Aber die Chance alleine...das hätte vieles ändern können.


Sicherlich kommt es auf die Art der Altlasten an und ob man bereit ist sich zu öffnen. Das ist nunmal der schwierigere Weg. Aber ich kann mich da nur anschliessen: Sollte es dir absolut nicht möglich sein dich zu öffnen, so musst du erst deine Altlasten selbst bewältigen, das Vertrauen in dich selbst wieder aufbauen und deine Unsicherheiten ablegen. Solltest du aber, wie schon von den Vorgängern erwähnt, dich ihm ehrlich mitteilen, dann besteht vielleicht eine Chance. Das bedeutet aber auch Arbeit...

Ich jedoch an seiner Stelle würde mir das wahrscheinlich kein drittes Mal antun. Irgendwann ist auch beim gutmütigsten und verständnisvollsten Menschen eine Grenze erreicht. Sei das Verlangen auch noch so groß. Es hättte schon beim zweiten Versuch viel mehr klar gemacht werden müssen, wo die Probleme sind/waren und wie man damit umgeht, damit es nicht wieder ein Ende nimmt.
 
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