Dieses klassische "hey, ich will keine Beziehung (mehr), aber lass uns Freunde bleiben" hat bei mir so einfach nie funktioniert. Entweder, die Beziehung (ich zähl mal Deine Sexsache einfach dazu) geht auseinander, weil man sich nicht mehr liebt, menschlich nicht mehr harmoniert. Dann ist eine Freundschaft auch ziemlich sinnlos. Oder es geht auseinander, weil einer von beiden sich dafür entscheidet - aus welchem Grund auch immer. Dann ist es für den, der geht, natürlich attraktiv, noch eine Freundschaft zu bewahren. So bekommt er das Neue, was er außerhalb der Beziehung zu finden hofft, ohne dabei alles, was ihm in der Beziehung wertvoll war, aufgeben zu müssen. Ich hab sogar mal den umgekehrten Fall erlebt - da hieß es dann "hey, ich will keine Beziehung mehr, aber wir können ja noch weiter Sex haben". Je nachdem, welche Aspekte der jeweils andere für erhaltenswert ansieht
Problematisch wird es meist nur, wenn der andere Partner (der "Verlassene") noch mehr will. Wenn er also z.B. eigentlich lieber ne komplette Beziehung hätte, sich aber dann auf die Freundschaftssache einläßt, um nicht alles zu verlieren. Dann entsteht nämlich eine Lücke - und jeder "freundschaftliche" Kontakt erinnert schmerzlich an das, was fehlt. Schlimmer noch, man ist blockiert, sich auf einen neuen Partner einzulassen - denn die Freundschaftsebene ist ja abgedeckt, und die Beziehungssehnsüchte werden auch weiterhin auf den "nur-noch-Freund" projiziert. Allenfalls sucht man sich ab und an ein bisschen Lückenfüller-Sex. Und irgendwann geht die Freundschaft dann doch kaputt, weil man es eben nicht mehr aushält, mit dieser Lücke zu leben - und dann steht man genau an dem Punkt, an dem man auch wäre, wenn man es gleich beendet hätte. Und es tut genauso weh. Nur hatte man eben einen wesentlich längeren "Todeskampf".
Trotzdem, es kann funktionieren - auch wenn man mal Sex hatte, oder wenn man mal verliebt war. Ich hab im Laufe meines Lebens auch ein paar männliche Freunde gefunden. Bei dem einen war es anfänglich eine spontane wechselseitige Faszination, die unter dem Einfluß von zuviel Bier und zu wenig Schlaf auch mal als Verliebtheit interpretiert wurde - aber als wir ein wenig Zeit miteinander verbracht hatten, haben wir festgestellt, dass wir weder alltagskompatibel sind, noch uns im nüchternen Zustand körperlich attraktiv finden. Haben dann paar Wochen Funkstille gehalten, bis sich die Gefühle etwas beruhigt und sortiert hatten - und dann irgendwann wieder Kontakt aufgenommen. Funktioniert ganz gut - wir freuen uns, wenn der andere jemanden findet, leiden mit, wenn das wieder auseinandergeht - aber es gibt kein Bedürfnis, dann zu denken "prima, dann kann ich es ja wieder mal versuchen". Freundschaft eben.
Ich weiß nicht, wie das in Deinem Fall ist. Du deutest ja an, dass Du wieder jemanden kennen gelernt hast - aber ich weiß nicht, ob der jetzt nur als Lückenfüller herhält. Bei den meisten Menschen ist es ja so, dass sie in der Phase des Aufbaus einer neuen Beziehung die alten Freunde ein wenig vernachlässigen - Du hingegen willst parallel noch ne neue Freundschaft aufbauen. Warum? Und die Frage, was die neuen Partner zu eurer Freundschaft sagen, scheint auch noch ungeklärt ... genaugenommen scheint ihr es mit dem Aufbau noch nicht mal wirklich eilig zu haben. Oder habt ihr euch inzwischen schon mal getroffen? Wenn ja, war da wirklich keine erotische Anziehung, keine Versuchung, keine Traurigkeit? Dann könnte es was werden ... ansonsten würde ich euch dringend raten, den Kontakt abzubrechen und euch voll auf die neuen Partner zu konzentrieren. Wenn da das Ganze in sicheren Bahnen läuft, wenn ihr in der neuen Beziehung angekommen und glücklich seid - dann könnt ihr ja mal ein "Hallo, wie gehts Dir inzwischen" abschicken. Wenn ihr das dann noch braucht.