Hohe Empfindlichkeit, wenn sie über Sex mit anderen spricht

Dabei
24 Sep 2016
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#1
Hallo liebe Leute,

ich (m48) seit einem halben Jahr eine neue Beziehung. Vieles ist natürlich neu und anders. Ganz besonders anders ist das Thema Sex. Mein Freundin hat hier offenbar einen anderen Bezug dazu. Auch wenn sie es dementiert, sie kann Sex und Liebe trennen. Während ihrer nahezu sexlosen Ehe kompensierte sie sieben Jahre lang sporadisch mit einem Kollegen. Ich kann das nicht. Sex geht nur mit Liebe. Und ich bin beim Sprechen darüber sehr empfindlich. D.h. ich kann über uns sprechen, über Wünsche und Gefühle. Kein Problem. Aber ich möchte nichts von ihrem vorherigen Sexleben wissen. Gar nichts. Ich habe es ihr schon gesagt, aber es rutscht ihr immer wieder 'raus. "ja, Anal hatte ich schon 'mal..war nicht so toll", "wir haben uns an den seltsamsten Orten getroffen", "normalerweise möchte ich es gerne, wenn...", "mir ist schon passiert, dass...." - nein, ich will es nicht wissen. Ich habe darum gebeten. Wenn es aber thematisiert wird, ist es mit Sex erst einmal vorbei, ich habe Bilder im Kopf und brauche ein paar Tage, um sie wieder anfassen zu können.

Was meint ihr? Bin ich zu empfindlich? Klar, eine richtige Antwort gibt es nicht, da der abgebrühte Typus sagen würde, ich sei zu empfindlich. Ein anderer Charakter würde sagen, es sei alles normal, schließlich habe ich es gesagt, dass ich Probleme damit habe.

Wie geht ihr damit um?

Danke,
J.
 
Dabei
27 Mrz 2012
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#2
Hallo jmen,

Nein, ich würde das nur bedingt als subjektive Sache definieren. Klar geht jeder unterschiedlich damit um, aber sie danach "Tage lang nicht anfassen können" ist eindeutig extrem und nicht gesund.

Es handelt sich hier nämlich nicht nur um eine bloße Präferenz oder Charaktereigenschaft wie etwa Intelligenz, sondern hat einen anderen Grund. Denn es ist ja bezeichnend, dass du über Sex reden kannst (mit ihr und sicher auch mit Freunden oder Fremden), und du nur dann empfindlich reagierst, wenn es um ihre sexuelle Vergangenheit geht.

Du kommst nicht mit ihrer sexuellen Vergangenheit zurecht, weil du ein sehr schlechtes Selbstwertgefühl hast. Die Konsequenzen sind: a) du schätzt dich selber nicht genug, sodass du in anderen Männern sofort Konkurrenz witterst und b) dein Ego lässt dich so abwehrend reagieren, weil du Angst hast verglichen zu werden / selber zu vergleichen — und dabei dann den Kürzeren zu ziehen.


=> Ziel von dir sollte es also sein dein Selbstwertgefühl zu steigern und dir klarzumachen, dass DU jetzt ihr Partner bist. Sag dir jeden Tag, dass du gut so bist, wie du bist. Du gehst dein Tempo. Sex ist kein Wettbewerb, es geht nicht um schlechter, besser, mehr oder exotischer. Es soll einfach beiden Personen Spaß und Lust machen. Das geht auf verschieden Weisen. Vertraue also auf deine Weise — denn mit dieser ist sie ja jetzt auch zusammen. Ist doch egal, was sie früher hatte...
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#3
Mir gefällt - ganz subjektiv - beides nicht: Ich hätte ein Problem damit, wenn mein Partner meine sexuelle Vergangenheit komplett ausblenden wollte, andererseits wirkt ihr ständiges Gequatsche über sexuelle Erfahrungen angeberisch auf mich.
 
Dabei
6 Feb 2017
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#4
Hmm... Also ich habe auch eine geteilte Ansicht. Ich halte einerseits dich für (zu) empfindlich und andererseits sie für zu rücksichtslos.
Ich finde von ihr gut, dass sie sich von deiner Umgehensweise nicht verunsichern lässt. Denn es könnte auch passieren, dass die Tatsache, dass du sie dann nicht mehr anfassen kannst, sie dazu bringt sich zu schämen. Und das wäre echt traurig, weil das ihre Persönlichkeit brechen könnte und willst du das..? Von daher finde ich es einerseits gut, dass sie nicht aufhört das eben weiterhin zu erwähnen als wäre es normal - wenn es das ja für sie ist. Andererseits könnte sie trotzdem mehr Rücksicht auf dich nehmen, indem sie auch mit dir darüber redet, warum das für dich so ein Problem ist und versucht sich da reinzuversetzen? In deiner Schilderung klingt es irgendwie, als ob sie dich damit gar nicht ernst nehmen würde.

Was dich und deine Empfindlichkeit angeht.. Die hat natürlich auch persönlichen Background. Ob Selbstwertgefühl, Erziehung, Weltbild.. Was weiß ich, was der Grund ist. Es klingt jedenfalls so, als ob du sie innerlich dafür verurteilen würdest, dass sie anders funktioniert als du. Und das ist einfach unfair, denn sie kann dafür nichts. Menschen ticken anders.. Du brauchst die Liebe, sie nicht. Man kann natürlich ansetzen und anfangen daraus dann irgendwelche Rückschlüsse auf den Charakter zu ziehen, aber ich persönlich finde, dass das immer zu weit geht. Denn du kennst sie ja und bist mit ihr zusammen. Von daher sollte diese Sache eigentlich nichts an deinen Gefühlen ändern, auch nicht temporär.
Außer es wäre, so wie Twin sagt, zB angeberisch - dann könnte man sagen das ist eine Eigenschaft, die man gar nicht mag. Aber die würde sich dann ja auch in anderen Bereichen äußern und wäre nicht nur auf die sexuelle Vergangenheit beschränkt. In der Regel.
 
Dabei
27 Mrz 2012
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#5
"normalerweise möchte ich es gerne, wenn...", "mir ist schon passiert, dass...."
Diese Beispiele hören sich für mich nicht nach Angeberei, noch nach Gründen für Abneigung wegen Erziehung oder Weltbilder an, sondern eher nach normaler Konversation bzw Wunschäußerung zum Thema Sex zwischen zwei Partnern.

Allerdings hat er diese auch aus dem Zusammenhang gerissen. Mal abwarten, was der TE sagt..
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#6
Man kann den Partner doch auch nonverbal oder mit einer abstrakten Aussage ("das find ich besonders aufregend") dazu bringen was zu tun was einem gefällt. Wenn dieser Verweis auf Aktionen mit anderen Partnern keine Angeberei ist, dann ist er zumindest tramplig, nachdem der TE zu erkennen gegeben hat wie das auf ihn wirkt.
Aber ja, ein paar Einzelheiten wären noch ganz interessant.
 
Dabei
30 Nov 2014
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#7
Diese Beispiele hören sich für mich ... eher nach normaler Konversation bzw Wunschäußerung zum Thema Sex zwischen zwei Partnern.
Das war auch mein Eindruck. Insbesondere was diese Aussage angeht:

"ja, Anal hatte ich schon 'mal..war nicht so toll"
Das war offensichtlich die Antwort auf eine Frage oder die Äußerung eines Wunsches. Wie man diese Aussage zum Vorwurf machen kann verstehe ich nicht. Was die anderen Aussagen angeht könnte sie vielleicht etwas mehr Rücksicht nehmen aber aus meiner Sicht ist jmen zu empfindlich was das Thema Sex in früheren Beziehungen angeht.
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#8
Wenn der TE sie nicht direkt gefragt hat ob sie es schon mal anal gemacht hat, reicht es doch völlig wenn sie ihm sagt "anal mag ich nicht".
Aber das Problem des TE besteht wohl eher darin dass sie eine sexuelle Vergangenheit HAT. Dasss sie drüber redet ist nicht das Hauptproblem.
 
Dabei
27 Aug 2012
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#9
Ich sehe es auch wie Insomnius, dass du lernen solltest, das Thema etwas entspannter zu sehen. Natürlich muss man nicht alle Details wissen, aber deine Ablehnung ist schon extrem stark und das mit der tagelangen Flaute ist wirklich überzogen. Und die Ursache ist eben dein geringes Selbstwertgefühl, dass du Angst hast, im Vergleich mit deinen Vorgängern nicht konkurrieren zu können, weil du dich nicht so abwechslungsreich/abenteuerlich etc. siehst. Vielleicht schwingen auch noch moralische Wertvorstellungen bei dir mit, weiß ich nicht. Auch hier solltest du aufpassen.

Dann noch ein anderer Punkt, auch wenn es ein wenig Stochern im Dunkeln ist (hier wären mehr Infos hilfreich, wenn dich das interessiert):

Deine Freundin hat ihren Ex-Mann seinerzeit jahrelang betrogen, weil ihr guter Sex fehlte --> Bist du dir sicher, dass du davor gefeit bist, dass dir das Gleiche passiert?

Weil du vermittelst hier den Eindruck, als seist du in der Tat sexuell etwas weniger...offfen und von daher ist das Risiko in dem Fall durchaus gegeben. Wie gesagt, mehr Infos könnten das das auch in einem anderen Licht dastehen lassen, ich wollts nur mal kurz ansprechen. Denn, wenn es zutrifft, wäre es umso wichtiger bzw. dringender, dieses Verhalten an dir zu ändern.
 
Dabei
24 Sep 2016
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#10
Ich danke euch allen für die Stellungnahme. Sicher hat ein jeder Recht. Und mir hat es geholfen. Nachdem ich drei Tage mit meinem Sohn verbracht habe, sehe ich meine Freundin heute wieder und bin sicher, das Thema aus einer anderen Perspektive zu sehen.

Ich glaube gar nicht einmal dass mein Selbstwertgefühl hinsichtlich meiner "Leistungen" schlecht ist. Nein, im Gegenteil. Ohne vergleichend zu sein lässt sie mich spüren, dass ich mir hier in keinster Weise Sorgen machen müsste.

Natürlich kann ich mir nicht sicher sein, dass sie mich nicht auch betrügen würde, wenn sie sich nicht ausreichend befriedigt fühlt. Und diese Häufigkeit nimmt im Verlauf einer Beziehung ab. Aber auch das glaube ich gar nicht.

Nein, es ist das Thema an sich. Ich wünsche mir vielleicht mehr als andere die "heilige Hure" und misachte im Gegenzug, dass auch ich nicht unberührt bin.

Wie dem auch sei, ihr habt mir sehr geholfen. Dafür danke ich euch.

Gruß
J.
 

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