Gewalterfahrungen

Dabei
18 Dez 2009
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#1
Yep, Zeit für einen neuen Thread. Ich hab das Gefühl, genug getrauert zu haben um vergangene Liebesbeziehungen und wollte mich gerne von der Traurigkeit freimachen, doch es ging nicht. Zu sehr versunken in zu großen Gedanken und Gefühlen. Letztlich hab ich mir Hilfe gesucht. Ich nehme seit 40 Tagen ADs und hab jetzt 3 Therapiegespräche hinter mir. Inzwischen geht es mir auch deutlich besser, aber nun kommt der nächste Knick. Ich fange an, einzusehen, dass Gewalterfahrungen mit nichts zu erklären und durch nichts zu entschuldigen sind. Das fällt mir schwer und ist echt schmerzlich. Darum Zeit für einen neuen Thread. Ich hab mit der Therapeutin über Ziele und Wünsche und darüber, was wir machen können, gesprochen. Ich krieg gerade ne Idee davon, was vor mir liegt und welchen Weg ich noch zu gehen habe. Es heißt, ich könne die Gewalterfahrungen nur verarbeiten, wenn ich um all das trauere, was ich dadurch verloren habe. Na super. Ich will doch nicht mehr trauern. :cry: Ich wollte doch was anderes tun. Und wow, um all das, was ich dadurch verloren habe. Ich hab noch gar keine Ahnung, was das alles ist, aber durchaus den Eindruck, dass mir allerhöchstens die Spitze des Eisberges davon bewusst ist.

Ich versuche, jeden Wochentag etwas zu machen und daran zu arbeiten, dass es mir möglichst schnell besser geht. Das ist teilweise harte Arbeit mit leider bisher nur wenig spürbarem Erfolg. Ich danke all jenen, die mich bisher auf meinem Weg auf die ein oder andere Art unterstützt haben. Ich hoffe weiterhin auf Unterstützung. Und auch darauf, dass dieser Thread mir hier als Hilfe dient.
 
Dabei
14 Jul 2008
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#2
Hallo Lilia,

Mit gemischten Gefühlen habe ich deinen Thread nun gelesen. Auf der einen Seite ist es toll, dass du schon Fortschritte machst und weiterhin dran bist. Auf der anderen Seite klingt es alles andere als zufriedenstellend. Uffz, ich weiß gar nicht so recht wo ich anfangen soll. Zu allererst einmal: Was genau meint denn deine Therapeutin mit den Dingen um die du trauern sollst? Sind es bessere Zeiten, die jetzt nicht mehr da sind, Freunde die du verloren hast, etwas seeliches, psychisches in dir, welches vollkommen ausgelöscht wurde? Ich glaube oft ist es so, dass das Selbstbewusstsein, das Selbstwertgefühl bei Gewalterfahrungen extrem leidet bis teilweise schwindet.
Es ist manchmal ein unglaublich harter und langer Weg, sich klar zu machen, dass man nichts dafür kann. Es ist ein harter und langer Weg das ganze überhaupt erst zu verarbeiten, zu verdrängen. Das alles ist sicherlich nichts neues von dir. Ich kann dir da auch leider nur bedingt helfen, schließlich bin ich kein Psychologe.^^ Aber du hast doch schonmal sicher in dich gehört was anders war, oder? Was du durch diese Gewalt verloren hast, oder?

Liebe Grüße
von chrissel
 
Dabei
18 Dez 2009
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#3
Lieber Chrissel,

ich freu mich sehr über Deine Zeilen. Sie helfen mir sehr. Die Auseinandersetzung mit dem Thema und Fragen helfen mir. Darum hilfst Du mir auch nicht "bedingt" sondern sehr gut. ;)

Du hast Recht damit, dass das Selbstwertgefühl durch Gewalterfahrungen extrem leidet. Das allein ist schon ne größere schlimmere Sache, aber es gibt noch mehr. Zum Beispiel das Sicherheitsgefühl. Ich finde auch, einen gewissen Teil des Selbstverständnisses, besser gesagt der Selbstverständlichkeit der Existenz, dieser Welt so verloren zu haben. Allein, dass man über Gewalterfahrungen nachdenken muss,... man "verliert die Unbetroffenheit" sozusagen. Ach was weiß ich. Es gibt so vieles und ich werd mich wohl damit genauer nochmal beschäftigen müssen, um das ganze zu verarbeiten, denn bisher war meine Strategie hauptsächlich Verdrängen. Im Verdrängen bin ich sehr gut. Ich kann so schön verdrängen und aushalten und könnte auch noch so weiter machen - vom psychischen her betrachtet. Ich bin da inzwischen so trainiert und stark genug, dass ich kein Problem damit hätte, weiterhin zu verdrängen und darüber einfach hinweg zu sehen. Das Problem ist, dass ich mittlerweile psychosomatische Symptome entwickelt habe, die für meinen Geschmack weit über "nur" Schlafstörungen hinaus gehen. Und das war und ist kein Zustand mehr, darum will ich hinsehen und verarbeiten und nicht mehr nur verdrängen. Ich will nicht krank sein, ich will gesund sein. Zwei der akut belastendsten Symptome haben sich auch schon verbessert, seit mehr als ner Woche ganz verflüchtigt. Aber ich möchte bitte nicht, dass die wiederkommen. Beide waren unangenehm und auch irgendwie beängstigend. Ich hoffe, die nie mehr erleben zu müssen, hab aber das Gefühl, dass es eben noch jederzeit wieder losgehen könnte. Darum will ich weiter machen und da jetzt durch. Sozusagen ein für alle Mal. Darum dieser Thread, der wohl ne Zeit lang existieren wird. Und ja, mit Hintergedanken existiert der auch nicht nur für mich, sondern auch für spontan schon mal ne Hand voll weiterer User des LH, die ich benennnen könnte, mit ähnlichen Problemen und auch für Gäste, die daran interessiert sind. Ich hoffe also ausdrücklich auf Beteiligung und freu mich daher besonders über Deine Zeilen.

Zu Deinen Fragen:
ich hab das so verstanden, dass ich um ALLES trauern soll/muss, was ich dadurch verloren habe. Natürlich legt die Therapeutin als Psychologin da besonders wert auf das, was seelisch/psychisch gelitten hat, aber eben auch alles andere. Alles, was jetzt anders ist und vorher nicht so war. Alles, worüber ich traurig werde, wenn ich mir überlege, dass ich das eben durch diese Erfahrungen nicht mehr hatte oder habe oder nicht mehr so wie zuvor habe. Natürlich hab ich da schon mal in mich hinein gehört, das macht man fast zwangsläufig. Aber wenn die Hauptstrategie Verdrängung ist, dann eben auch nur sehr kurz und oberflächlich. Man versucht, möglichst wenig wahrzunehmen, denn hinzusehen und zu realisieren ist anstrengend und schmerzt. Darum muss da jeder sein Tempo und seinen Weg finden. Wenn man nicht wie ich jetzt unter psychosomatischen Schwierigkeiten leidet, kann es durchaus auch ok und angebracht sein, nicht wahrzunehmen und zu verdrängen, nur halt nicht auf ewig und unbestimmt. Meine Therapeutin sagte, dass unsere Psyche da sehr großzügig mit uns ist und sich darauf einlässt, etwas wegzupacken bis zur Verarbeitung und wir sowas quasi mit uns selbst abmachen können. Aber es ginge nicht auf unbestimmt und für immer . Wenn es psychosomatische Beschwerden gibt, ist es quasi höchste Eisenbahn, sich eben doch damit auseinander zu setzen um zu verarbeiten und diese Erfahrungen "zu intergrieren" wie es immer so schön heißt. Und nun demonstrier ich mal, wie schön meine Therapie schon wirkt...

Dieses "integrieren" der traumatischen Erfahrungen bedeutet nichts anderes, als dass ich mein ganzes Leben auf den Kopf stellen und neu sortieren und einordnen muss. Letztlich wird sich dadurch für mich alles ändern. Es hat sich schon alles geändert. Aus dem unbeschwerten Menschen, der ich mal war, wurde der, der mit diesen Erlebnissen konfrontiert wurde und geschockt wurde, der, der dann Mittel und Wege gefunden hat. damit irgendwie umzugehen - bei mir ja eben hauptsächlich durch verdrängen und nicht mehr wahrnehmen bestimmter Dinge, bei anderen können das andere Wege sein - und nun dann Mittel und Wege finden soll, aus dem Menschen von "vorher" und dem Menschen von "jetzt" den von "nachher" zu machen.

Ich ärgere mich jetzt darüber, dass ich das machen muss und spüre zum ersten Mal sowas wie Wut in Zusammenhang mit diesen Erfahrungen. Weil es mich gelinde gesagt ankotzt, dass ich das machen muss, dass ich diese Symptome hatte, dass ich sozusagen krank wurde, nur weil irgend so ein Idiot bzw. auf mein Leben bezogen ja mehrere, sich in manchen Momenten nicht im Griff hatten und an mir abreagieren/ausleben mussten. Was kann ich denn dafür? Und wieso bin ich jetzt damit gestraft, vor so einem Berg und so einer Aufgabe zu stehen? Das ärgert mich und macht mich wütend. Bisher war ich nicht wütend. Ich hab immer gesagt, dass Wut auch nichts bringt und war allgemein dann nicht nur auf meine Täter sondern auch überhaupt nicht mehr wütend. Ich war schon so lange nicht mehr bzw. so wenig wütend, dass ich auch nicht verstehen konnte, wenn andere wütend werden konnten. Ich erinnere mich da gareade an Margret, die mir in einer der ersten PNs geschrieben hatte, dass sie meinem Mann eines mit der Bratpfanne über den Schädel ziehen würde, wenn sie ich wäre. Ich hab gelernt gestern, dass beides normale Reaktionen wären, also sowohl die Bratpfannen-Methode als auch mein "todstellen und nicht wahrnehmen" sozusagen. Es gibt da auch kein richtig und kein falsch. Aber es ist wohl doch so, dass es auch Wut braucht, um es zu verarbeiten, und ich fang gerade erst an, mal wütend zu werden. Was mich allerdings jetzt zugegeben durch die Zeitverzögerung vor neue Herausforderungen stellt, da wir ja noch zusammen wohnen. Die gäbe es nicht, wenn ich immer gleich wütend gewesen wäre. Und jetzt fällt es mir schwer, meinem Ex-Mann, der gerade gestern bspw. sagte, dass er mir helfen will, zu zeigen, dass ich wütend auf ihn bin. Ich fange also schon wieder an, meine gerade eben aufgekeimte Wut auf ihn zu unterdrücken, weil ich denke, dass ich ihn ja unmöglich damit konfrontieren kann, wo er doch jetzt ruhig und scheinbar kooperativ ist. Ich habs also nur zu einem kleinlauten "Du kannst mir da nicht helfen, weil Du Teil des Problems bist." gebracht, was mich schon alleine unendlich Überwindung gekostet hat. Also hab ich die Wut mal wieder weggedrückt, es hat mich heut Nacht beschäftigt und irgendwann bin ich aufgestanden und hab diesen Thread hier eröffnet. Danach erst konnte ich kurzzeitig wirklich mal etwas tiefer schlafen.

Und jetzt, wo ich das alles geschrieben habe, fühl ich mich schon wieder ausgelaugt und brauch ne Pause. Aber trotzdem freu ich mich und hoffe auf Kommentare. Ich lese/schreibe/antworte dann immer so wie ich kann.

Danke und liebe Grüße
Lilia
 
Dabei
18 Dez 2009
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#4
Alles in allem hatte ich heute einen schönen Tag und es geht mir auch richtig gut gerade. Heut morgen hat mir das Schreiben geholfen, heut mittag hatte ich Besuch, über den ich mich sehr gefreut hab, heut Nachmittag hab ich etwas geputzt und geschlafen und heut Abend flogen kurz die Fetzen mit meinem Mitbewohner, so das gerade wieder totale Funkstille herscht, was ich sehr angenehm empfinde. Hab mir dann Musik angemacht und angefangen, meinen Kleiderschrank durchzusortieren und Klamotten anzuprobieren. Hab richtige Schätze gefunden - und kann mich heute aber sowas von gut leiden. Außerdem hatte ich noch ein nettes Telefonat. Jetzt hab ich ne nette PN gekriegt, die sagt meine Beiträge seien so fragmentarisch. Daher lass ich mich mal auch hier etwas mehr darüber aus, wie es mir geht und nicht nur ganz eng zum Thema. Irgendwie denke ich gerade: hey, war fast n "normaler" Tag. Jedenfalls ein schöner. So darf es gerne weitergehen. Es wird zwar wohl natürlich nicht jeden Tag so sehr viel besser wie heute, aber hey, immerhin schonmal was.

Ach ja, und noch PS für die, die die Story um meinen Dad im Hintergrund mitbekommen haben: es geht ihm besser, er ist heute vom Krankenhaus nach hause gekommen (allerdings auf eigene Verantwortung) und wir haben telefoniert, er hörte sich gut an, nicht super, aber gut. Bin erstmal viel beruhigter und werd zum WE wohl zu meinen Eltern fahren.
 
Dabei
18 Dez 2009
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#6
Wird wohl noch ein steiniger Weg werden
Weißt Du, was das Witzige ist? Dass ich eigentlich genau weiß, was der erste und wichtigste Schritt wäre - nämlich getrennte Wohnungen mein Ex-Mann und ich - und es dennoch nicht hinkriege bislang, immernoch nicht, obwohl ich es mittlerweile nicht nur vom Verstand her weiß, dass es wichtig und das Beste und dringendste wäre, sondern sogar spüre und bewusst wahrnehme, dass mir die aktuelle Situation schadet. Und trotzdem bring ich es immernoch nicht, ihm zu sagen, dass er seine sieben Sachen nehmen und verschwinden soll. Ich kapier es nicht, es ist echt hart, und was so richtig blöd daran ist: ich zweifel an mir selbst deswegen. Keine gute Voraussetzung, um wieder ein gesundes Selbstbewusstsein aufzubauen.

Heut Nacht hatten wir doch noch ne Auseinandersetzung, auch nicht nur ne verbale. Aber im Vergleich zu dem, was ich gerade im "Er hat sich gerächt"-Thread gelesen habe, war das nichts, bis höchstens ne Kleinigkeit. Es ist doch echt schockierend, was sich manche Männer so einfallen lassen. Wenn ich das so lese, könnte ich auch glatt wieder anfangen, das zu tun, was ich immer mache: meine Probleme runterspielene und sagen, ist doch alles nicht so dramatisch, anderen geht es viel schlechter. Aber ich darf nicht mehr andauernd in diese Falle trappen. Weil ich nämlich darüber immer mich vergesse und aufhöre, mich um meine Probleme zu kümmern. Ich muss unbedingt am Ball bleiben jetzt.

Ich denk, ich meld mich später noch mal. Erstmal geht es mir heute trotzdem ganz gut. Die Sonne scheint. :) Heut Nacht hatte ich dann wenigstens die Gelegenheit und war in der Lage, meiner Wut meinem Ex-Mann gegenüber direkt Ausdruck zu verleihen. Es war auch gut und tat gut. Er war spürbar beeindruckt und es hat schlimmeres verhindert. Allerdings spürte ich dann später als wieder Ruhe war, wieder diese Beklemmung in der Brustgegend, von der ich eigentlich gehofft hatte, die nicht mehr erleben zu müssen. Ich muss unbedingt dran bleiben und mich durchboxen.
 
Dabei
18 Dez 2009
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#7
So, heut Nacht kann ich mal wieder nicht schlafen. Und nachdem ich jetzt in allen unbeantworteten Threads was geschrieben hab, will ich mich mal wieder meinem Thread widmen. Er hat gestern gesagt, dass er ausziehen wird. Allerdings glaub ich da noch nicht so ganz dran, denn es war nicht das erste Mal, dass er das gesagt hat, meines Wissens nach hat er sich auch noch nicht nach ner Wohnung umgesehen und etwas später nach der Ansage kam die Frage, was denn eigentlich meine Pläne seien, ob ich denn nicht wegziehen möchte aus HH, vielleicht zu jemandem. Dann könnte er ja die Wohnung behalten. Achja. und dass nachdem er ne Stunde zuvor mal wieder rumgenölt hatte, wie scheiße er doch die Wohnung findet. Also eines weiß ich damit wohl: nicht nur ich bin rational im Moment nicht zu verstehen, er auch nicht.

Gestern hat er mich nicht angefasst und es auch nicht versucht. Da kann ich mich also nicht beklagen. Aber trotzdem wir nun schon so lange getrennt sind, reichen manchmal auch immernoch Worte und seine Art, um mich zu verletzen. Gestern hat es mal wieder ganz besonders getroffen. Und das, wo ich doch schon mal so gut Abstand hatte. Gestern Abend hat mich ein 1,5-stündiges Telefonat mit meiner besten Freundin zwar wieder abgelenkt und erfreut, in so fern war der Abend vor dem Einschlafen doch noch schön, aber mit dem Durchschlafen hat es halt mal wieder nicht geklappt. Ich bin viel zu unruhig und irgendwie ständig in Alarmbereitschaft. Und hab schon wieder Probleme, ruhig und bei mir zu sein und mich auf meinen Scheiß zu konzentrieren. Gestern bin ich auch in Sachen Auf-/Verarbeitung nicht wirklich vorangekommen. Allerdings ging es mir den Tag über recht gut, so lange er nicht zu hause war. Mal gucken, wie der Tag heute wird. Ich weiß nicht, ob es was bringt, wenn ich jetzt noch mal versuche, zu schlafen. Aber was soll ich sonst tun um 5:22 Uhr? Wow, schon wieder fast 3 h wach.
 
Dabei
24 Apr 2008
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#8
Oh, doch es gibt eine Erklärung für Gewalterfahrungen... Die Schwäche des anderen, der sich nur so zu wehren weiss, seine Ohnmacht unterdrücken und sein krankes Ego aufrecht erhalten kann anstatt weinend zu Mama zu laufen oder in Therapie zu gehen weil er mit seiner eigenen unfähigkeit und Schwäche und Machtlosigkeit nicht umgehen kann.... da hilft ihm eben nur noch, mit gewalt jemand anderen zu verletzen, um zu beweisen, dass er nicht das allerletzte schwächste Glied in der Macht- und Überlebenskette ist, weil er ja beweist jemand anderen in irgendeiner Form zu "besiegen" ... die intelligenter Form davon ist psychische Gewalt und die Vorstufe in Beziehungen, das absichtliche gezielte Verletzen des anderen durch Worte und Taten ....

Es gibt nichts dass Dich je vergessen läßt. Aber wenn Du den grund in der Schwäche und "bemitleidenswerten armseligkeit" des Täters siehst, fühlst Du Dich vllt. auch nciht mehr so schlecht und ängstlich.... Wie sagte Bruno damals als man sein Todesurteil (er wurde wegen Ketzerei verbrannt weil er an Wissenschaft glaubte) "Mit mehr Angst verkündet ihr das Urteil als ich die Strafe hinnehme".... (vllt. nicht 100% wortgetreu zitiert, aber inhaltlich korrekt....)
 
Dabei
1 Feb 2010
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#10
Hallo!

Also ich kann da Strassenkatze nur 100%ig zustimmen.
Ich meine, es kommt immer schlecht, wenn man eine Antwort mit sich selbst beginnt, gerade in so einer Sache. Aber ich habe auch sehr lange gebraucht, das zu begreifen. Dass ich so wortgewaltig war, dass mein Exfreund so frustriert war und sich nicht mehr zu helfen wusste. Dass ich selbst gemerkt habe, dass es Situationen gab, in denen ich wusste, wenn du jetzt noch ein Wort sagst, schlägt er zu.

Ich unterstütze NICHT die Aussage, dass immer zwei dazu gehören. Trotzdem muss man glaube ich verstehen, dass man auch seine eigene Position in dem ganzen Treiben hat. Und zwar, ich hoffe, ich werde jetzt gleich nicht gesteinigt, die Starke. Das hat mich wahnsinnig viel Kraft und ein halbes Jahr Psychiatrie gekostet, diese Erkenntnis.
Vielleicht ein dummes Beispiel: Kinder oder auch Teenager. Die leisten sich ja allgemein bekannt vieles. Testen Grenzen aus und so weiter...aber egal, was sie tun, egal wie gemein oder aggressiv sie sind, sie werden immer von ihren Eltern geliebt (also im normalen Fall).

Und nachdem man das ein mal toleriert hat, fungiert man für den Partner als Blitzableiter, auch wenn die Wut später nicht mal wegen dir ist. Er ist das schwache Glied, das Kind und du die Mutter, die starke Frau, die diese Sachen aus Liebe auf sich nimmt.

Ich weiß nicht genau, wie es bei dir ist, allerdings sind meine Gewalterfahrungen damals an mir vorbeigegangen. Ich saß in der Gruppentherapie und habe erzählt, was er gestern abend wieder mit mir gemacht hat. Die Leute, die mit mir in Therapie waren, haben zum Teil angefangen, zu weinen und mich anzuschreien, warum ich mich nicht trenne. Ich war ruhig und habe kaum Bezug dazu gefunden, was ich da gerade gesagt habe. Zum Teil konnte ich mich sogar nur fragmentweise daran erinnern. Ich glaube, der Abstand hat mich damals gerettet. Das war damals für mich wichtig, erst mal Abstand zu gewinnen und mich erst damit auseinanderzusetzen, nachdem ich eine feste Position im Leben hatte.

Mittlerweile ist es vorbei. Es hat drei Jahre gedauert, bis ich endlich darüber hinweg war und natürlich ist es nach wie vor ein Teil von mir. Getrauert habe ich nicht, höchstens um die Beziehung. Ich weiß auch nicht, ob ich den richtigen Weg eingeschlagen habe.
Das erste halbe Jahr danach habe ich nämlich wie eine Weltmeisterin verdrängt. Genau mein Leben wie du neu sortiert, mir neue Ziele gesetzt, mir eine neue Wohnung gesucht. Und als ich dann mein neues Leben im Griff hatte, habe ich mich erst damit auseinander gesetzt.

Es ist und bleibt ein Teil von dir und es wird auch immer so bleiben. Und man wird auch immer Herzrasen bekommen, wenn man daran denkt. Aber wichtig war für mich, zu erkennen, dass ich nicht in der Opferposition stehe. Dass ich die Starke bin. Und vorallem, dass ich überlebt habe. Er hat das Problem, dass er sich nicht artikulieren kann, und da er wahrscheinlich auch nicht einsieht, dass er dieses Problem hat, wird er auch nichts dagegen unternehmen. DU hingegen, weißt, wo das Problem liegt. Du kannst dich retten und du kannst etwas dagegen unternehmen. Dir stehen 100% mehr Möglichkeiten offen, als ihm. Er ist ein armes Würstchen.


Grüße,


Bandeau
 
Dabei
18 Dez 2009
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#11
Ich dank Euch zwei für Eure Zeilen und fürs Bestärken. Ja, das kann ich gebrauchen. Irgendwie vergess ich manchmal, dass ich kann und doch nicht soooo schwach bin und dass ich Optionen habe oder mir welche schaffen kann. Ich werd dran bleiben und auch weiter berichten. Nur in dieser Minute steht mir gerade nicht so der Sinn danach. Aber mein Tag heute war auch gut. Ich fange trotz allem endlich wieder an, mich auch mal über längere Strecken wieder wie ein Mensch zu fühlen.
 
Dabei
18 Dez 2009
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#12
So, nachdem ich nun mal wieder Berg- und Talbahn gefahren bin, (herzlichen dank an den Mitfahrer! ,) möcht ich mich heut mal wieder zurück melden.
Es hat sich einiges ergeben, ich hab einiges zu tun in den nächsten Wochen und Monaten, und guck ein bisschen zuversichtlich aus der Wäsche, in der Hinsicht, dass doch einiges leichter und besser wird, wenn das alles so läuft, wie geplant und beabsichtigt.

Mit meinem Ex-Mann hab ich mich drauf geeinigt, dass er ab Januar mit seiner Neuen zusammen zieht. Dass ich sowieso nicht so sehr Teil seines Lebens bleiben will, wie er sich das wünschen würde, hat er inzwischen schon ein paar Wochen lang geschnallt, wobei wohl auch seine Hoffnung zuletzt stirbt...

Bis Jahresende werden wir beide relativ viel nicht in HH sein, und ich werd eben versuchen, meine Pläne immer so zu legen, dass ich mehr hier bin, wenn er nicht da ist und weniger, wenn er da ist. Darum fang ich heut auch an, Vorbereitungen zu treffen, um morgen, spätestens übermorgen hier die Segel zu streichen, und nächsten Donnerstag wieder zu kommen, dann ist er weg. Am Montag drauf ist dann meine Therapeutin wieder da, dann geht es da weiter.

Inzwischen hab ich einiges an Material zu Traumaverarbeitung und Skills gefunden - und bin erstmal gut versorgt und hab doch so einiges gefunden, was ich machen kann, wenn.... Das beruhigt mich erstmal. Ich fühl mich gerade in einer einigermaßen komfortablen Situation, zumindest dahingehend, dass ich nun Wege sehe, mein Leben wieder in den Griff zu kriegen.

Außerdem hat sich ergeben, dass für meine Eltern eine kleinere Wohnung behindertengerecht umgebaut wird, wenn ich das vorbereite und dafür sorge, dass es los gehen kann. Tja, das werd ich tun, in den kommenden Wochen und Monaten, denn am Ende steht für alle ne Erleichterung und weniger Sorgen, wenn sie denn erstmal umgezogen sind.

So sieht es aus momentan. Nicht dass ich dann keine Probleme mehr hätte, aber immerhin, es bewegt sich endlich mal was in eine gute Richtung.

@ Deepy: Du bist mitschuld, dass ich auf nen guten Kurs gekommen bin gerade. Einfach weil Du da warst, hingenommen hast, aber mich auch immer wieder ermuntert hast. Thank you!

@ Clyde: sorry, ich werd wohl noch weniger on sein in den nächsten Wochen. Ggf. müssen wir doch mal ne Weile auf die gute alte E-Mail umsteigen. ;)

@ Jones: sorry, gestern gings mir schlecht und ich bin früh ins Bett gegangen. Heute gehts mir deswegen besser. Das, worüber wir gestern schreiben wollten, wirst Du noch erfahren.

@ R: ich dank Dir, dass Du für mich da warst in den Tagen, als ich ernsthaft um meinen Vater bangen musste.

@ Joh.: ich hab aber gerade trotzdem noch ne andere "verrückte" Sorge, über die ich aktuell nur mit Dir reden mag. Ich schreib Dir gleich ne Mail und hoffe auf baldige Antwort.

@ Chrissel: ich hoffe, es geht Dir gut!

und @ all of you & all the others, die mich sonst irgendwie unterstützt haben und mit guten Gedanken bei mir sind: vielen lieben Dank auch Euch. Ich hoffe, dass wenn ich es mal aus dem Dreck geschafft hab, dass ihr Euch dann mit mir freut. Vielleicht muss ich dann mal mit Euch ne Party machen. :mrgreen:

Liebe Grüße,
Lilia
 
Dabei
14 Jul 2008
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#13
Schick mir ne Einladung und ich wäre sofort dabei :mrgreen:

Freut mich aber für dich. Wenn er dann wegzieht ist es viel weniger belastend.
 
Dabei
14 Nov 2008
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#14
Lilia, wenn du noch Skills oder Ähnliches brauchst, meld dich bei mir, vielleicht finde ich noch was.
Alles Gute für dich die nächste Zeit!
 
Dabei
18 Dez 2009
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#15
Oh, Danke Lilie,

also grundsätzliches Interesse ist vorhanden. Aber suchen musst Du nicht. Nur wenn Du ohnehin drüber stolperst und es keine großen Umstände macht. Aber dann gerne. :)
 
Dabei
14 Nov 2008
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#16
Ich hab dir was geschickt und wenn du antwortest, kann ich dir noch andere Sachen schicken :D

Eine blöde Frage hätte ich übrigens noch: Warum "erst" im Januar? Ist doch deine Wohnung und du bleibst dort, so dass keine Kündigungsfrist eingehalten werden muss oder? Ich finde es gut, dass du auf die lange Zeit hin versuchst, ihm aus dem Weg zu gehen, achte aber trotzdem auf dich dabei und lass es nicht zu sehr in Druck und Stress ausarten.
 
Dabei
2 Apr 2010
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#17
Offtopic:


@ Clyde: sorry, ich werd wohl noch weniger on sein in den nächsten Wochen. Ggf. müssen wir doch mal ne Weile auf die gute alte E-Mail umsteigen. ;)

huch hatte den tread noch gar nicht bemerkt

 
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