Die Gestapo war auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen.
So wie die Stasi ja auch. Und hatte die die Zustimmung der Mehrheit der Bevölkerung? Und jetzt, gerade mal 24 Jahre später, haben wir wieder den Salat. Die Leute haben ein Gedächtnis wie ein Sieb. Es ist deprimierend, aber es ist eben so und wir werden das nicht ändern.
Im Übrigen glaube ich, dass das Regime zu Anfang (vor dem Krieg) das Leben vieler angepasster deutscher Bürger (soweit sie nicht zu den Zielgruppen des Hasses gehörten) gar nicht so sehr negativ beeinflusst hat. Sieh mal: Ein paar Jahre zuvor herrschte eine Riesen-Wirtschaftskrise. Nun ging es plötzlich wieder aufwärts. Ich könnte mir vorstellen, dass einiges davon auch den Nazis zugeschrieben wurde. Stichwort Autobahn. Da haben bestimmt viele über manche "komischen" Eigenarten des Systems hinweggesehen. Bis die dann fest im Sattel saßen, und dann war es zu spät.
Hast du Zugriff auf eine Bibliothek oder so?
Ja. Allerdings muss ich gestehen, dass Politik und das Graben in der Vergangenheit nicht meine starke Seite sind. Zu deprimierend.
Deswegen ist es so, dass das Highlight in den Fernsehnachrichten für mich der Wetterbericht ist. Kein Scherz! Wenn ich eine Politikeräußerung höre, rechne ich immer mit einem Brechreiz. Das liegt nicht nur an den Politikern, sondern auch an der Art der Berichterstattung (5-Sekunden-Schnipsel), die diese Art von Politiker-Äußerungen geradezu erzwingt. Es gibt da ein hübsches (ungeschnittenes!) Video von einem SPD-Politiker (könnte aber genauso gut jede andere Partei sein), der mehr als ein Dutzend mal(!) hintereinander(!) nicht auf die immer gleiche Frage des Interviewers eingeht (der fragt nach den Kosten für irgendeine Veranstaltung), sondern wie ein Papagei immer wieder sein kleines Reklamesprüchlein aufsagt. Weil ihm sein Politikberater beigebracht hat, dass man das so macht, wenn man seinen Slogan rüberbringen will. Als ich das sah, glaubte ich erst an eine Satire, aber es ist wohl wirklich echt.
Eine "beeindruckende" Vita, kannte ich noch nicht. Ich finde es immer wieder faszinierend, wie unterschiedlich Menschen die Realität wahrnehmen, und wie sehr manche der einmal eingeschlagenen Denkweise verhaftet bleiben, unbeirrt von so was Langweiligem wie Sinneswahrnehmungen. Seit ich mich mehr mit Psychologie befasse, ist meine Meinung von der Rationalität der Menschen allgemein noch geringer als sie vorher schon war. Wir haben den Artnamen "Homo
Sapiens" nicht verdient. Homo Erectus würde besser passen, ist aber leider schon vergeben.
Sorgen macht mir auch die ganze neoliberale Wirtschaftspolitik
Die ergibt sich letztlich auch aus der Psychologie. Viele glauben, sie sind dazu da, sich den Ar*** abzuarbeiten, um Geld zu verdienen, damit sie Dinge kaufen können, die sie nicht brauchen, nur um Leute zu beeindrucken, die sie nicht mögen. Leistung muss sich wieder lohnen! Die einen machen das nur schlauer als die anderen. Im Übrigen werden die Märkte es schon richten.