Eintausend Gedankengänge

Dabei
27 Okt 2016
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#1
Hallo zusammen,


das könnte ein bisschen länger werden, also komme ich direkt zur Sache. Ich versuche so detailreich wie möglich, aber auf’s Wesentliche reduziert, meine Situation zu beschreiben, damit ich wirklich hilfreiche Anregungen bekomme. Das ist bei mir nämlich nie so leicht. Auch werde ich hier unter dem Schutz der Anonymität versuchen so ehrlich wie nur möglich (auch zu mir selbst) zu sein und mir 1:1 von der Seele schreiben, was mich belastet.


Einleitung: Wer bin ich?


Durch verschiedene, nicht immer ganz glückliche Prägungen in meiner Kindheit bis hin zur Jugend, habe ich einige ziemliche Macken und ein chronisch angeknackstes Selbstbewusstsein.


Da ich sehr bewusst lebe und immer lösungsorientiert denke, schaffe ich mit meinen Schwächen immer einigermaßen gut umzugehen. Fast jede Person aus meinem Umfeld käme wahrscheinlich nicht mal auf die Idee mir mangelndes Selbstbewusstsein zu unterstellen, das ist also eine Art Geheimnis von mir.


Zudem kommt, dass ich ein wirklich, wirklich emotionaler Mensch bin. Das ist in 90% der Fälle eine, wie ich finde, positive Eigenschaft, da ich im Grunde ja doch ganz zufrieden bin mit meinem Leben und somit die Fähigkeit besitze andere mit überschwänglicher Euphorie anzustecken. Leider ist diese Eigenschaft eine sehr lästige, wenn ich negative Emotionen empfinde. Diese treffen mich dann so hart, dass es Konzentration in höchstem Maße und wahnsinnig viel Arbeit abverlangt, mich davon nicht komplett aus der Bahn werfen zu lassen und nur noch vor mir her zu treiben. Das gelingt mir leider nicht immer, sodass ich schon zwei wirklich heftige Stationen in meinem Leben hatte, an denen meine Welt förmlich zerbrach und ich keinen Ausweg fand.


Die angesprochenen Stationen sind noch so tief in mir verankert, dass ich mich regelrecht fürchte jemals wieder so etwas zu durchleben.


Dazu gibt es aber wirklich selten berechtigen Anlass zu, so dass mich das in meinem alltäglichen Leben nicht belastet. Aktuell stehe ich wieder in einer Art Vorstufe vor der Angst so etwas zu erleben und das betäubt meine Sinne und mein Handeln so sehr, dass ich mich durch dieses angstgetriebene Verhalten erst recht in so eine Situation begeben. Dazu gleich mehr.


Bin ich ein Beziehungstyp?


Ich hasse diese Frage. Ist man ein Beziehungstyp oder nicht. Jeder ist ein Beziehungstyp. Es liegt in unserer DNA sich einen Lebenspartner zu suchen. Ich rede nicht von glücklicher Monogamie bis ans Lebensende, sondern nach glücklicher Zweisamkeit, das können auch durchaus temporäre Beziehungen sein, die man vielleicht nicht als solche bezeichnen möchte.


Temporäre Beziehungen, die man nicht als solche bezeichnen möchte, der Feuilleton nennt so etwas „Mingle“. Das moderne, nicht ganz klassische Zusammensein. Für mich war das eine bewusst auferlegte Art und Weise eine glückliche Zweisamkeit zu erlangen, ohne dabei zu viel Emotion reinzustecken, um mich Immun vor Enttäuschung und der Angst verletzt zu werden zu machen. Viele waren nur sexueller Art und hielten dementsprechend nicht lange, einige dauerten ein paar Monate, nie mehr. So gelang ich von einer kurzen Geschichte in die Nächste und lebte unterm Strich glücklich und alle Bedürfnisse nach Zweisamkeit waren gedeckt. Das perfekte Szenario.


Und dennoch ist mir natürlich jederzeit klar gewesen, dass ich mich irgendwann wieder öffne und einer Person das Vertrauen gebe für ein klassische Beziehung mit Zukunft.


Mit dem Glauben das wirklich bewusst zu entscheiden, dachte ich dass ich mir damit ruhig Zeit lassen könne bis ich 30 bin, erst mal auf Karriere konzentrieren und keine unnötige Gefahr sähen, wenn es mir doch gerade ohnehin an nichts fehlt.


Es musste ja anders kommen


Wie sich herausstellte, bin ich durch dieses Verhalten offenbar lediglich strenger in der Auswahl potentieller Beziehungspartner geworden. Denn nun stand plötzlich eine Person in meinem Leben, die wirklich jede andere Frau vergessen lässt. Alles ist perfekt an ihr. Wirklich so perfekt, dass ich dinge denke, über die ich mich in der umtriebenen Zeit lustig gemacht habe, die total schnulzig klingen, aber alles ist so perfekt, ich möchte nichts anderes mehr. Wir verabreden uns, immer häufiger, lachen zusammen. Halt das komplette Anfang-einer-Beziehung Paket und wir sind beide(!) wahnsinnig glücklich. Das ging bis vor zwei Wochen ca. so weiter und dann kam die Angst wieder aus dem Nichts.


Am Anfang einfach überspielt, wir sind ja glücklich, was soll denn passieren. Doch in den letzten Tagen kam es soweit, dass ich mein normales Handeln nicht mehr unter Kontrolle hatte und eine „komische“ Situation dadurch erzeugt habe. Die Angst greift nun also direkt in meine glückliche Lebenslage ein und sorgt dafür, dass ich derjenige bin der ironischerweise, unsere Beziehung sabotiert. Wir taten das einzig richtige und redeten darüber und ich habe versucht das so gut wie möglich zu beschreiben, wir sprachen uns aus und sind vielleicht etwas näher gerückt am Ende. Das ist das vielleicht einzig gute daran. Das schlechte ist, dass diese Angst nicht mehr weg geht meine Gedanken fast permanent kontrolliert und das wirkt sich gerade negativ auf alles aus.


Wovor eigentlich Angst?


Kleiner Rückblick. Eine der oben angesprochenen Situationen resultierte natürlich aus einer zerbrochenen Beziehung. Damals war ich ebenfalls hin und weg, dachte ich will nichts anderes mehr. Das ist wirklich nicht zu vergleichen mit der jetzigen Situation, da ich wesentlich reifer bin und wahrlich andere Maßstäbe setze als noch vor einigen Jahren, doch die Euphorie und alles war ähnlich.


Damals habe ich mich von dieser Euphorie so sehr täuschen lassen, dass ich ohne nachzudenken diese Person nicht mehr losließ, fast schon besessen in meinen Gedanken. Wollte jede Minute mit ihr verbringen und habe gar nicht gemerkt, wie sehr ich Sie dadurch bedrängt habe. Ich wollte immer mehr, sie wollte immer weniger. Dennoch ging das noch einige Monate so weiter und dieser Teufelskreis zog sich immer mehr zu. Ich war verloren, habe mich so sehr abhängig gemacht von ihr, die diese Abhängigkeit dann leider zum Ende hin missbraucht hat um mir wirklich zu schaden. Das war dann für sie nicht mehr schwer. Über die Gründe wieso sie mich zum Ende hin vorsätzlich verletzen wollte, kann ich nur spekulieren. Vielleicht war sie auch einfach bösartig. Um ganz konkret zu werden. Sie hat sich erst an meinen damals besten Freund in der sensiblen Phase rangemacht, erfolglos und hat es dann bei einem anderen geschafft und mir das dann noch sehr detailreich unter die Nase gerieben. Das war mein Ende und bis heute meine schlimmste Erfahrung in meinem Leben. Da kam so viel zusammen. Belogen worden zu sein, betrogen worden zu sein, mein mangelndes Selbstbewusstsein, was teilweise schon narzisstische Züge aufweist (Sind meine Freunde attraktivere, liebenswertere Menschen als ich?). Ein richtiger Giftcocktail direkt in meine Venen. Das hat mir alles abverlangt mich davon zu erholen und bis heute weiß wirklich keiner wie sehr mich das wirklich aus der Bahn geworfen hat, ich habe das mit mir selber ausgemacht und immer nur so wenig preisgegeben wie möglich, wenn ich darauf angesprochen wurde.


Die Angst


Zurück zur Gegenwart. Da ist also diese wunderbare Frau, die mir keinerlei Grund gibt zu zweifeln, wo bis vor kurzem noch alles perfekt war und ich kriege es nicht hin mich ihr zu 100% zu öffnen. Ich habe angst davor, dass ich zu viel reinstecke, dass ich dadurch wieder unattraktiv erscheine und irreparabel der nervige Typ bin, den man loswerden möchte. Wie gesagt, es gibt keinen Grund den Sie objektiv liefert, so etwas anzunehmen. Ich bin einfach zu sehr geprägt von dieser schlimmen Zeit. In solchen Situationen bin ich auch aufmerksamer denn je und beobachte alles und meine Gedanken werten oft banale Kleinigkeiten in Mimik und Gestik zu meinen Lasten aus. Ich denke so viel darüber nach, wie ich das hinbekomme und keine komische Stimmung mehr erzeuge und wir einfach so weiter machen. Und genau da liegt womöglich auch die Lösung. Ich denke zu viel nach, doch abstellen kann ich das nicht. Ich mache mir bewusst, dass mir das mehr schadet, aber ich schaffe es nicht damit aufzuhören. Was würde mir noch helfen? Sie soll mir am liebsten die ganze Zeit sagen, dass sie mich will, dass sie genau so viel für mich empfindet wie ich für sie. Das ist utopisch, unzumutbar und würde jede normale Person eher abschrecken. Ich kann ihr auch nicht die ganze Story auftischen, weil auch das die Gefahr der Abschreckung birgt.


Was kann ich tun? Wie schaffe ich es in kleinen Portionen meine Zuneigung zu offenbaren ohne, dass es ihr zu viel wird. Ist das überhaupt eine berechtigte Annahme? War diese böse Erfahrung vielleicht einfach eine Ausnahme die ich besser vergessen sollte? Ich erwarte hier keine einfache Lösung, die gibt es nicht. Irgendwas womit ich arbeiten kann, irgendeinen Gedankenanstoß der mich wieder in meine reguläre Bahn bringt und wir einfach ganz normal weiter machen können.
 
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Dabei
13 Mai 2015
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#2
Die enorme Wichtigkeit nach außen hin zu zeigen, gegenüber innerer Ausgeglichenheit z.B. ist mittlerweile gesellschaftsspezifisch. Würdest du solche Tendenzen bei dir entdecken, dann könnte auf dich beruhigend wirken, die Tatsache, dass du nicht alleine so wärest.

Ich beziehe mich hier bisschen auch auf den Mingle-Staus aber auch auf andere ähnliche Theorien von Lösungen und Lebensweisen, die eher nicht auf Wahrheiten, sondern auf Selbsttöstung und Schauspiel basieren. Es gibt Menschen, die aus unterschielichen Gründen, Zeit, Charakter, Alter etc. nicht in der Lage das zu erreichen, was die sich wünschen. Enttäuscht und um die eigenen Schwächen herunterzuspielen, hängen sich an unterschiedlichen entschuldigenden Theorien dran und viele davon verkaufen dann nach außen überzeugend, die Selbstlügen. Es gibt in unserer Gesellschaft reichlich solche Schauspieler, denen es innen drin gar nicht so gut geht, wie sie das darstellen. Ich meine nicht dich, sondern Pseudotheorien, die dich ahnunglos beeinflussen könnten. Z.B. es steht nicht so in unseren Genen, dass wir unsere Sexpartner nach dem Akt, möglichst bald verlassen und am besten nichts von ihm mehr hören wollen. So hätten unsere Vorfahren keine zwei Millionen Jahre lang robuste Jugend, die überlebt erziehen können. In denen von Männern auch nicht. Wir hätten so keine Mann kann sich auch so abhärten, dass man immer dizipliniert nach dem künstlichen Rezept vorgeht. Es gibt aber auch dann Momente im Leben, meistens im richtigen Alter, in denen man die eigenen Gefühle deutlich spürt.

Allgemein für das Leben: Bleib neugierig und dokumentier dich weiter und schau zwar auch, wie andere vorgehen aber bewahr auch deine Gefühlswelt und Instinkte und ein gesundes Wertesystem und einen gesunden Menschenverstand! Nicht alles, was man in der Gesellschaft sieht oder modern ist, sind das Beste für den Menschen und anwendbar für alle. Häufig ist ein goldenens Mittelmaß, nach individueller Gestaltung, gesund.

Das Leben ist so, wie es ist, bunt halt und nicht nur so, wie wir es gerne hätten. Nach Trennugen, die Enttäuschungen und nach Todesfällen tiefe Trauer zu empfinden, ist es normal. Jetzt sollst du nicht ständig daran denken aber bewahr dir im Hinterkopf, dass Liebe nicht immer ewig hält.

Aus Selbstschutz keine Beziehung einzugehen, weil man am Ende enttäuscht wird, ist nicht der Weg für ein glückliches Leben.

Eine wunderbare Person lieben zu können und von ihr geliebt zu sein, ist wahres Glück. Ich wünsche euch weiterhin viel Glück! ;)

Optimal wäre, wenn du dich ihr so zeigen könntest, wie du bist. Ich denke, du solltest sie jetzt nicht mit deinen dunkelsten und unpassendsten Gedanken und mit deinen Altlasten überschütten. Sie könnte wegrennen. Jetzt bist du noch nicht so weit.

Die guten Erfahrungen und die Liebe heilen. Aber es wäre gut, wenn du selber zügig daran arbeiten würdest, die Schmerzen aus der Vergangenheit zu verarbeiten. Auch vor einem Fachmann so, wie hier bei uns, dich öffnen zu können, auch hart mit dir ins Gericht gehen zu können auch Schmerz zulassen, wenn es notwendig ist. Es gibt auch Therapien dafür. Diesen Fall mit der Freundin, die dich mit dem Freund betrogen hatte, solltest du vielleicht mit der Hilfe eines Psychologen aufarbeiten. Ich könnte mich irren aber mir riecht der Fall bisschen auch nach Rache und ich denke, da ist mehr drin, viel Spannung auch in deinem Unetrbewusstsein und viel Schmerz für deine Seele. Such auch einen guten Narzissmus-Test im Internet und wäre da etwas, versuche das nicht zu überspielen, sondern zu reparieren!
Weil das Leben mit einer gesunden Seele und mit einem nicht lauten aber gesunden Selbstbewusstsein, ist schön! Gut verarbeitete, negative Erfahrungen spannen nicht so arg, dass die aus dem Menschen mit aller Gewalt, raus müssen. Stell dir als Ziel, genau das, was du heute denkst, dass du nicht hättest: Dass ein wunderbarer Mensch dich sogar nach einem problematischen Tag, so, wie du bist, mit all deinen Gedanken, falls du die aussprechen würdest, lieben könnte! Ich bin sicher, dass wenn du daran arbeitest, ganz viele solche Tage haben wirst! Glaub auch du daran und merk dir diese Tage gut! Und nach dem Ende, falls es Ende gäbe und wenn du an den Inhalt dieser Liebe denken willst, sollst du an diese Tage, an diesen positiven Erfahrungen, die du machen durftest, denken!

Die Angst, die du empfindest, ist absolut normal. Die ist einfach zu erklären: Wenn man liebt und geliebt wird, ist man sehr glücklich. Es ist ein super Zustand und auch instinktiv will man den nicht verlieren. Man hat Angst, dass man dieses Glück verliert. Viele Sachen, sogar einige relativ harmlose, scheinen deswegen, aus der Sicht des Liebenden, das Glück zu bedrohen. Gerade frisch verliebt, mit Hormoncoctail im Blut, kann der Betroffene auf diese angeblichen Störfaktoren auch mal - aus der Sicht des Umfelds - übertrieben oder verkehrt reagieren. Auch ohne negativen Erfahrungen vorher, ist es absolut normal, dass man Angst hat, diesen Idealzustand zu verlieren und den dann erneut mit minderwertigeren austauschen zu müssen. Sogar übertriebene und unlogische Angst ist in der Liebe :lol: normal.
 
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