Die Vergangenheit akzeptieren

Dabei
25 Sep 2007
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#1
Hallo!

Ich frage mich schon seit einiger Zeit, ob und wie man irgendwann mal an den Punkt gelangt, dass man die Vergangenheit einfach akzeptieren kann, dass man sagen kann: Okay, es ist halt so gelaufen und nicht anders, man kann es jetzt nicht mehr ändern, das einzig wichtige ist jetzt die Gegenwart.

Speziell geht es da um meine jetzige Beziehung. Die ist früher absolut nicht gut gelaufen, für uns beide nicht. Jetzt im Nachhinein kann ich sagen, dass wir beide einfach zu unreif und kindisch waren, als dass wir die Beziehung wirklich ernst nehmen konnten.
Wir hatten beide nicht wirklich Ahnung vom Leben (okay, jetzt auch noch nicht wirklich), waren beide egoistisch und haben gedacht, dass jedes "Nein" persönlich gemeint ist. Wenn man das so sagen kann.
Er hat mich als ein "Sammelobjekt" gesehen, eine Weitere auf seiner Liste. Ich habe ihn vergöttert und war eine absolute Klette, konnte es nicht einmal akzeptieren, als er für sein Abitur lernen musste und habe ihm die Hölle heiß gemacht.
Es war wie die Zeit zum Hörner abstoßen.

Nun haben wir wieder zueinander gefunden und jeder hat auch wieder zu sich selbst gefunden.
Doch nun merke ich, was für ein Ungeheuer ich früher war und verstehe nun,warum er sich immer mehr zurückgezogen hat.
Ich habe das Gefühl, dass ich alles wieder gut machen muss, dass ich mich für alles entschuldigen muss und dieses Gefühl erdrückt mich regelrecht, weil ich diesem "Wunsch" absolut nicht gerecht werden kann.
Die Vergangenheit spielt für mich noch immer eine große Rolle, sie zieht sich sogar bis in die jetzige Beziehung.
Sie hat eine Menge Vertrauen zu ihm gekostet und es braucht nur eine Kleinigkeit und sofort kommt die Angst wieder hoch, dass alles wieder wie damals wird.
Wie gestern. Ich sagte ihm, dass ich für meine Prüfung lernen muss, da ich echt spät dran bin. Er hat es auch sofort verstanden und akzeptiert und mir seine Hilfe angeboten. Und sofort ging es mir wieder schlecht, weil ich früher genau das Gegenteil von ihm jetzt war und ich Angst habe, dass er aus Protest ebenso werden könnte und sich sogar von mir abwenden könnte.
Er hat es abgestritten.
Als er dann meinte, dass er nicht weiß, ob wir heut abend sprechen können, dachte ich: Siehste, er wendet sich ab.
Das ist aber sowas von unsinnig, er hat doch auch sein Leben und er soll es auch haben und auch mal was für sich machen können.
Aber es ist wie ein eingespielter Mechanismus, der sich dann in meinem Gedanken in Gang setzt.
Ich weiß nicht, wie ich diesen Mechanismus stoppen soll.
Ich weiß doch, dass er und die Beziehung nicht mehr so ist wie damals, mein Verstand weiß es eindeutig. Und er zeigt es mir auch immer wieder.
Er meinte, dass er nicht über diese Zeit reden will, da es ihn nur wieder wütend macht und verletzt.
Ich hingegen muss darüber reden, aber mit ihm, da er genau wie ich weiß, was damals abgelaufen ist und nur er es mir alles erklären kann.
Seiner Meinung nach hilft da nur die Zeit.

Ich habe einfach Angst, dass die Erinnerungen und der Schmerz von damals, welcher bei uns beiden in bestimmten Situationen wieder hochkommt, unserer jetzigen Beziehung schaden könnte.

Wie schafft man es, dass man nicht mehr mit einem Bein in der Vergangenheit hängt, sondern mit beiden Beinen in der Gegenwart steht und diese vollständig genießen kann?
Wie schafft man es, dass die Erinnerungen nicht mehr solch einen Schmerz hervorrufen, dass man es einfach hinnehmen oder akzeptieren kann?

Hilft da wirklich nur die Zeit oder ist unsere Beziehung aussichtslos?
 
Dabei
25 Apr 2009
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#2
Hallo Saddy,

ich denke, dass die Zeit sicher hilft, die Vergangenheit hinter sich zu lassen; du hast aber vollkommen Recht, dass ihr reden müsst. Immer und immer wieder. Nur so könnt ihr das, was passiert war, auch aufarbeiten.
Ich weiß, dass viele Männer das lieber mit sich ausmachen möchten und gerne verdrängen. Frauen reden lieber.
In dem Falle würde es euch sicher helfen, wenn ihr auch verbal das aufarbeitet, was euch verletzt hat. Meinst du, dass er das schafft und sich darauf einlassen kann?
 
Dabei
24 Apr 2008
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#3
Tja, wenn Du es nicht schaffst, es zu akzeptieren und Dich schuldig fühlst und anstatt Dich als wertvoller Mensch so wie Du jetzt bist anzunehmen, werden deine Schuldgefühle alles kaputt machen irgendwann.

Verzeihen! Das ist was Du lernen musst - als erstes Dir selber.
Und reden über die Vergangenheit mag helfen, aber wenn du immer wieder die alten geschichten aufrührst, wirst Du auch immer daran hängen und nicht im jetzt als "bessere" Freundin existieren....
 
Dabei
25 Sep 2007
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#4
Hallo!

Danke für eure Antworten!

Ja, darüber reden wäre für mich sicherlich das Beste, aber wie Strassenkatze schon sagt- ich weiß selber auch nicht, ob dies wirklich der beste Weg ist, wenn wir immer und immer wieder in die Vergangenheit eintauchen und dabei vielleicht ganz und gar die Gegenwart vergessen?
Man müsste dann die Balance finden, aber trotzdem schwebt dann immer so eine Art Schatten über uns.

Mir selber verzeihen- das klingt so einfach. Ich ringe schon seit Jahren mit mir.
Er meint auch, dass ich an mir selber arbeiten muss, da wir seiner Meinung nach schon alles geklärt hätten.

Hmmm:eusa_think:
 

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