Beziehungsunsicherheit

Dabei
13 Jul 2021
Beiträge
2
#1
Hallo ihr lieben,
ich habe Sorgen über die ich mit niemandem sprechen kann, da mein Freund nicht möchte, dass andere davon wissen, darum stelle ich die Frage hier anonym und hoffe Jemand ist so lieb mir zu antworten.
Also mein Freund und ich sind jetzt ein knappes halbes Jahr zusammen, es läuft so mittelmäßig finde ich, wir haben immer wieder einige sehr schöne Momente zusammen aber es gibt auch einiges, das mich stört, z.B. kritisiert er Dinge an mir mit denen sonst niemand ein Problem zu haben scheint und die Beziehung ist nicht so wirklich "auf Augenhöhe" (was natürlich zum Teil auch daran liegt, dass er neun Jahre älter ist und deutlich mehr Lebenserfahrung hat als ich). Ich habe immer wieder Zweifel an der Beziehung und überlege schlusszumachen, da ich mir auch meiner Gefühle nicht mehr so sicher bin (bin zum Beispiel eher genervt, wenn er ständig anruft, obwohl ich mich doch eher freuen sollte!?).
Normalerweise würde ich dann eben sagen, gut dann warte ich eben noch ein bisschen ab, bis ich mir im klaren bin, ich kann ja immernoch schlussmachen wenn ich mir sicher bin, dass ich die Beziehung nicht mehr möchte. Hier kommt aber das Problem, wegen dem ich eigentlich hier schreibe ins Spiel: Mein Freund hat gesundheitliche Probleme und wird voraussichtlich bald eine OP machen die auch schief gehen/ seine Probleme verschlimmern könnte. Er fragt mich die ganze Zeit, ob ich denn auch zu ihm halten würde und verlangt von mir, dass ich ihm zusichere, auch wenn es ihm danach schlecht geht, er depressiv wird oder sonstwas, dass ich immer zu ihm zu halten würde auch über Jahre hinweg. Ich bin eine sensible Person und weis von mir, dass es mich ziemlich belastet, wenn es Jemandem so schlecht geht und mir das immer erzählt wird und ich habe totale Angst, dass ich in dem Fall gar nicht klar käme und dann selber depressiv werde und total meine Anfang-Mitte-Zwanziger verpasse, in denen ich doch eigentlich meine Jugend genießen sollte. Wenn ich mir sicher wäre, dass ich ihn liebe und er der Mann fürs Leben ist, wäre es für mich klar, dass ich bei so etwas immer zu ihm stehe, aber da ich ja eigentlich immer wieder kurz davor bin schlusszumachen und das Gefühl habe, dass ich nicht mit ihm alt werden möchte, möchte ich so eine Zusage ungern machen. Irgendwie fühle ich mich moralisch erpresst und zugleich sehr egoistisch. Ich hatte ohnehin überlegt zum Semesterende mit ihm Schluss zu machen und bin am überlegen ob ich das tun soll, eben auch aus Angst, dass wenn ich noch länger warte er diese OP hat, da was schief geht und ich dann moralisch verpflichtet bin in einer Beziehung zu bleiben die ich eigentlich nicht will. Was würdet ihr tun? Findet ihr, dass ich zu egoistisch bin?

Die ganze Situation finde ich sehr belastend und es erinnert mich auch unschön an die Beziehung mit meinem Ex, welcher psychische Probleme hatte und nach der Trennung eine ziemliche Depression hatte, sogar mit Selbstmordgedanken (hat er zumindest gesagt, ich habe ihm das geglaubt, aber vielleicht war es auch nur um mir ein schlechtes Gewissen zu machen und mich zu verpflichten, ihm zuzuhören). Ich habe damals regelmäßig telefoniert um ihm Trost zu spenden (er wohnte weit weg), aber ihm auch gesagt, dass mir das zu viel Verantwortung und Belastung ist, wenn ich als Einzige für ihn da sein soll und, dass er sich bitte auch andere Hilfe suchen soll bei einem Therapeuten bzw. wenigstens mit anderen Freunden/Familie auch sprechen soll, sodass nicht mir alles aufgebürdet wird. Er warf mir dann vor, ihm nicht helfen zu wollen und egoistisch zu sein. Irgendwie habe ich dieses Gefühl, dass es mir immer gut geht, bis ich eine Beziehung anfange und dann immer in Probleme meiner Freunde reingezogen werde und es mir schlecht geht durch die Beziehung. Was mach ich denn nur falsch?
 
Anzeige:
Dabei
14 Feb 2021
Beiträge
29
#2
Hallo liebes

Es ist richtig sich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen das bei der Operation oder für Die Zeit danach was schief gehen könnte , aber denkt nicht nur negativ. Ich wünsche euch das alles gut verlaufen wird was die Operation angeht, ihr wisst nicht ob es dann Belastunhspunkte geben wird.
Ich befürchte so wie es ist (auch ohne diesen Faktor mit der Operation ) du auf kurz oder lang nicht glücklich wirst , du kannst nur reden reden und reden und hoffen das sich etwas ändert aber dafür muss man Kompromisse eingehen der eine mehr der andere weniger aber das gleicht sich normalerweise über die Jahre aus ,außer die Beziehung läuft eher einseitig was auch ein guter Grund zur Trennung wäre ,denn glücklich ist man so nicht.
 
Dabei
6 Mrz 2013
Beiträge
7.511
#3
Da bist du ja in einer sehr schwierigen Situation. Ich finde aber, dass du die "richtigen" Gedanken hast, das ist schon mal sehr gut. Jetzt musst du sie "nur" noch sortieren.

Zunächst mal sieht das wie ein Muster aus, dass du schon wieder an einen Mann geraten bist, der schwerwiegende Probleme hat - aber das ist jetzt nun mal so, damit kannst du dich später befassen.

Ich habe mich gefragt, was ich an deiner Stelle tun würde. Ich bin da etwas rigoroser als die meisten anderen Menschen, die ich so kenne, und trotzdem wäre das auch für mich schwierig.
Ich würde mich dafür entscheiden, mich von ihm zu trennen. Ich mag keinen Freund, der ständig an mir rumkritisiert, zu dem keine Augenhöhe herrscht und der mir dadurch Druck macht dass er seine Probleme bei mir ablädt. Es wäre für mich nur eine Frage des Zeitpunkts. Wenn seine OP wirklich kurz bevorsteht, würde ich mich nicht noch davor trennen. Dann hätte ich ein besseres Gefühl, wenn ich die OP noch mit ihm gemeinsam durchziehen würde und mich danach trennen würde. (Vielleicht musst du dich nachher auch gar nicht mehr trennen, weil die OP super verläuft und er erleichtert ist und in eure Beziehung wieder mehr Leichtigkeit reinkommt, wer weiß)
Die Frage wäre dann noch, was ich auf dieses "Hältst du auch wirklich zu mir, egal was wird?" sagen würde. Ich könnte sowas auch nicht ernsthaft versprechen, weil ich zu niemandem halte, "egal was wird". Ich bin nicht jemand, der andere Menschen bedingungslos liebt. Trotzdem würde ich auf diese Frage von ihm, die er in seiner psychischen Anspannung und Angst vor OP mir stellt, nicht "Nein" sagen. Ich denke, ich würde was Ausweichendes sagen, sowas wie "Wir stehen diese OP gemeinsam durch. Du darfst den Gedanken, dass was schiefgeht, jetzt gar nicht in deinen Kopf lassen. Das wird gutgehen, das ist ein guter Arzt/ das ist schon bei so vielen Menschen gutgegangen/ ..."
 
Dabei
13 Jul 2021
Beiträge
2
#4
Ich versuche auch immer eher etwas Ausweichendes auf seine Frage zu antworten. Ich sage auch nicht direkt "Nein!", sondern, dass ich ihn nicht im Stich lassen will und, dass wenn wir uns trennen sollten, das nicht an der OP liegen wird, sondern daran, dass wir generell nicht zusammenpassen. Aber dann hakt er eben immer wieder nach ob ich dann auch wirklich mit ihm zusammenbleiben würde und ihn emotional wieder aufbauen würde, wenn er psychisch total down ist.
Ich verstehe, den Gedanken sich nicht direkt vor der OP zu trennen, ich habe allerdings das Gefühl, dass der Zeitpunkt irgendwie nie passend ist. Während dieses Semesters dachte ich mir immer, wenn ich sehr stark das Gefühl hatte mich trennen zu wollen, dass es doch besser ist zum Semesterende zu warten, auch damit er sich auf seine Klausuren konzentrieren kann und die nicht vermasselt weil ihn die Trennung so mitnimmt (war nämlich das Semester zuvor mit seiner Ex so), jetzt ist es wieder so kurz vor der OP, dass es wie du schon sagst nicht schön ist, sich direkt vor so etwas zu trennen. Wenn nach der OP etwas schiefgeht fühle ich mich aber so verpflichtet bei ihm zu bleiben und ich weiß auch, dass er mir dann ein sehr schlechtes Gewissen machen würde und mir sagen, dass ich ihn nur ausnutzen wollte und so weiter wenn ich mich danach trenne. Die einzige gute Möglichkeit die ich also gerade sehe um Schluss zu machen, wäre dann wohl wenn die OP gut verläuft danach.
 
Dabei
6 Mrz 2013
Beiträge
7.511
#5
Aber dann hakt er eben immer wieder nach ob ich dann auch wirklich mit ihm zusammenbleiben würde und ihn emotional wieder aufbauen würde, wenn er psychisch total down ist.
Darauf kann man anfangs noch sowas sagen wie "Es kommt darauf, dass DU selber dich um dich kümmerst, dass DU Methoden findest, dich zu stärken" usw, aber ganz ehrlich, das hätte mir an deiner Stelle schon lange gereicht. Ich mag nicht von anderen Menschen unter Druck gesetzt werden, schon gar nicht um Verantwortung für sie zu übernehmen die sie selber tragen müssten und schon gar nicht wenn es sich um einen Partner handelt.
Ich verstehe, den Gedanken sich nicht direkt vor der OP zu trennen, ich habe allerdings das Gefühl, dass der Zeitpunkt irgendwie nie passend ist.
Da hast du recht, und dann trifft aber auch das hier nicht zu:
Die einzige gute Möglichkeit die ich also gerade sehe um Schluss zu machen, wäre dann wohl wenn die OP gut verläuft danach.
Denn was machst du, wenn die OP nicht gut verläuft und sei es auch nur dass ER mit dem Ergebnis nicht zufrieden ist?

Daher ist es vielleicht doch besser, du trennst dich JETZT. (Kann ja auch sein dass er die OP immer weiter rausschiebt)
 
Dabei
20 Jul 2021
Beiträge
4
#6
Hallo,

ich denke, dass du ihm schon antworten kannst, dass du ihn unterstützen würdest - denn das kann man, auch wenn man getrennt ist und dann kannst du dich auch von ihm trennen. Es ist sehr lieb von dir, dass du damit warten möchtest, bis es ihm besser geht, aber du hast die Freiheit eine Trennung auszusprechen.
Ich war auch einmal mit einem 8 Jahre älteren Herren liiert und mich störten seine vermeintlichen Lebensweisheiten und der Spruch "In meinem Alter kannst du das dann auch verstehen".

Ich wünsche dir viel Kraft - und vergiss nicht, ihr seid nicht verheiratet und du bist nicht für sein Glück verantwortlich.
Alles Gute dir!
 
Dabei
23 Nov 2016
Beiträge
650
#7
Es hört sich schon sehr nach berechnender Manipulation an, was dein Freund da mit dir macht. Das fängt ja schon damit an, dass du sagst
ich habe Sorgen über die ich mit niemandem sprechen kann, da mein Freund nicht möchte, dass andere davon wissen,
Ja, warum wohl?
Auf der einen Seite kritisiert er dich, macht dich klein und du sagst, dass die Beziehung nicht auf Augenhöhe ist. Auf der anderen Seite will er, dass du über Jahre zu ihm hältst. Er erpresst dich mit der OP emotional. Andere engere Bezugspersonen hat er nicht. Und er will auch nicht, dass du mit anderen sprichst.
Da schrillen doch alle Alarmglocken. Die OP würde ich auf keinen Fall abwarten, sondern die Füße in die Hand nehmen. Zumal dein Bauchgefühl es dir längst sagt. Gut möglich, dass die OP überhaupt nicht so schlimm ist, wie er es darstellt. Überprüfe doch mal, ob das so sein kann, wie er sagt. Immerhin wohnt ihr nicht zusammen, sondern weiter auseinander, da ist es noch leichter jemandem Lügen aufzutischen.
 
Anzeige:
Oben