Hallo,
seit ziemlich genau drei Monaten bin ich in der delikaten und IMHO aeusserst unschoenen Situation, dass meine Gattin vor kurzem ihr Herz fuer die Polyamory entdeckt hat.
Die genauen Eckdaten:
Der Gau:
Ihr Mentor bei der Arbeit (~60, polyamoryd mit zwei Frauen seit Jahrzehnten) machte meiner Gattin schon seit ~3 Jahren Avancen, die sie bis vor kurzem als Belaestigung empfunden hatte. Trotzdem verbindet die beiden gewisse gemeinsame Interessen, vor allem im Arbeitsbereich. Sie sind sich jedoch auch emotional, vom Temperament und wohl auch von der Sexualitaet sehr nahe.
Vor etwa einem halben Jahr muss es wohl gewesen sein, dass er sie davon "ueberzeugt" hat, dass Polyamory ein tragfaehiges Lebensmodell sein kann. Die ueblichen Argumente:
Schliesslich wuerde sich ihre neue Beziehung "nur" bei der Arbeit/bei Geschaeftsreisen abspielen, und unser gemeinsames Leben ueberhaupt nicht negativ, sondern nur positiv beeinflusst. Wobei sie sich freuen wuerde, wenn ich ihnen auch mal gemeinsame Zeit "schenken" wuerde.
Mein Reaktion
Die erste Reaktion meinerseits war im Nachhinein recht unspektakulaer, da uns schon seit etwa einem Jahr mit dem epikurschen Hedonismus als Lebensphilosophie angefreundet hatten - allerdings war ich davon ausgegangen, dass wir den Beziehungsteil (freie Liebe, ...) auslassen. Die Beschaeftigung damit wurde uebrigens (oh Wunder!) von ihrem Mentor initiiert.
Nach der Offenbarung war ich zwar nicht begeistert, dachte aber, dass wir das mal probieren koennen. Auch hatte sie mich nicht vollkommen eingeweiht, ich glaubte an eine platonische intensive Mentor-Schuelerin-Beziehung.
Nach einiger Zeit wurde mir aber bewusst (durch alle moeglichen Indizien), dass das ein Trugschluss war, und ihre neue Beziehung tatsaechlich alle "Bereiche", inkl. Sexualitaet, abdeckt.
Niedergang.
Den genauen Ablauf will ich nicht weiter schildern (Eifersucht, Selbstzweifel, der aufbaeumende Versuch, ihn "ueberfluessig" zu machen, ...). Im (Streit-)Gespraech mit ihrem Mentor gab dieser mir ein paar Tipps, wie ich damit umgehen kann, das funktionierte erstaunlich gut - trotzdem gibt es regelmaessige Tiefpunktphasen, und es ist nicht ersichtlich, dass sich das bessert. Ihm ist naemlich sehr wohl daran gelegen, dass meine Gattin gluecklich ist, und er weiss, dass ich der Hauptaspekt dabei bin. Er ist aber nicht bereit, auch nur ein Stueckchen von seiner Position und seinem Verhalten abzuruecken ("Ich solle sie nicht in einem goldenen Kaefig halten!").
Derzeitiger Status:
Ich bin ueberzeugt, dass meine Gattin mich liebt, und sich eine gemeinsame Zukunft mit mir wuenscht. In dieser Zukunft ist aber auch ihr Mentor als "Satellit" enthalten. Meine obigen destruktiven Gefuehle habe ich ganz gut unter Kontrolle. Naja, man kann sie sehr gut auf "ihn" projezieren, das hilft.
Trotzdem bin ich ungluecklich, wenn ich merke (oder manchmal auch wohl ungerechtfertigt denke),
Moegliche Loesungen
Ich bin mit dem oben beschriebenen derzeitigen Status ungluecklich, und glaube nicht, dass ich damit langfristig leben kann. Nun ist die Frage, was es fuer Moeglichkeiten fuer mich gibt:
Probleme/Kritik
Abgesehen von meinen Emotionen sehe ich auch rationale Gruende, die mich daran zweifeln lassen, dass die Situation "gut" ist:
Stabilitaetsverlust:
Ich finde es im klassischen Treuebegriff schoen, wenn gerade die (intime) Sexualitaet als Alleinstellungsmerkmal dazu dient, den Wert der Beziehung zu betonen (im Sinne eines Liebesbeweises). Ganz zu schweigen von Krankheiten, Kuckuckskindern, ...
Erste Sucherfahrungen
Nachdem ich mich wieder zu einem Teil "auf dem Markt" fuehle, und zumindest ein bisschen daran interessiert bin, ob Polyamorie (oder eine komplett neue Beziehung) etwas fuer mich ist, habe ich mich ein wenig umgesehen. Wobei meine Ansprueche wahrscheinlich ziemlich hoch sind (Intelligenz ist sooooo sexy). Nunja, es ist tatsaechlich ein schoenes Gefuehl mal wieder ungezwungen flirten zu koennen. Es ist jedoch absolut ernuechternd und niederschmetternd, aufgrund meiner Situation von (mittlerweile zwei) absolut bezaubernden Frauen abserviert zu werden. Ganz zu schweigen davon, dass meine Gattin Angst bekommt, dass ich tatsaechlich eine "neue" finde, und dadurch unser gegenseitiges Vertrauensverhaeltnis recht starke Risse bekommt.
Auswirkungen auf die Ehe
Nach der ersten durch das Aufbaeumen entstandene Euphorie, die sich tatsaechlich gut anfuehlte und eine Bereicherung des Ehealltags ausmachte (Hinterfragung der gemeinsamen Ziele, vermehrt gemeinsame Unternehmungen, Zukunftsplanungen, Sexualitaet), werden die Zweifel an der Zukunftsfaehigkeit immer staerker. Die oben beschriebene Stabilitaet ist mir sehr wichtig, aber ich sehe sie nicht mehr gewaehrleistet. Sie muss mich desoefteren (~1 mal pro Woche) aus einem tiefen emotionalen Loch hervorholen, was sie sehr viel Kraft kostet. Zusaetzlich macht ihr zu schaffen, dass ich eine "neue" zumindest als Hypothese zulasse, da sie deshalb an meine Liebe zu ihr zweifelt. Alles in allem: suboptimal.
Soweit zur Beschreibung der Situation.
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Was meint ihr???
Habt ihr noch irgendwelche Tipps, was ich tun kann, um wieder gluecklich in die Zukunft zu sehen? Soll ich einfach noch laenger warten, und kucken, wie sich das entwickelt? Soll ich gleich in die Klapse oder auf die Couch???
Wart ihr schon einmal in dieser Situation?
Viele Gruesse & sorry fuer den langen Text & danke fuer jede Hilfe
Variatio
seit ziemlich genau drei Monaten bin ich in der delikaten und IMHO aeusserst unschoenen Situation, dass meine Gattin vor kurzem ihr Herz fuer die Polyamory entdeckt hat.
Die genauen Eckdaten:
- Alter: ich (28), Gattin (25)
- Akademiker/Wissenschaftler
- seit 8,5 Jahren ein Paar, seit zwei Jahren verheiratet, ueber den gesamten Zeitraum gegenseitige emotionale und sexuelle Treue
- praktisch alles perfekt: gemeinsame "grosse Liebe", erfuellte Sexualitaet, gemeinsame Interessen (privat und teilweise beruflich), identische Zukunftsplaene (alt werden, Kinder, ...), tolles Familienumfeld
- haben sehr viel voneinander gelernt (sie eher extrovertiert, ich eher introvertiert; ich eher freiheitsliebend, sie eher "klammernd") -> Differenzen haben sich super ergaenzt, wir haben eine tolle Mitte gefunden
- sehr reflektierter Umgang mit Problemsituationen (die auch nur extrem selten vorkamen): wir haben uns in den 8 Jahren genau einmal gegenseitig fuer ein paar Sekunden angebruellt (ich weiss auch gar nicht mehr, warum)
Der Gau:
Ihr Mentor bei der Arbeit (~60, polyamoryd mit zwei Frauen seit Jahrzehnten) machte meiner Gattin schon seit ~3 Jahren Avancen, die sie bis vor kurzem als Belaestigung empfunden hatte. Trotzdem verbindet die beiden gewisse gemeinsame Interessen, vor allem im Arbeitsbereich. Sie sind sich jedoch auch emotional, vom Temperament und wohl auch von der Sexualitaet sehr nahe.
Vor etwa einem halben Jahr muss es wohl gewesen sein, dass er sie davon "ueberzeugt" hat, dass Polyamory ein tragfaehiges Lebensmodell sein kann. Die ueblichen Argumente:
- Ausleben der emotionalen/sexuellen Interesse bei der Befaehigung, mehrere Personen stark emotional besetzen zu koennen
- Positive Rueckkopplung auf die bestehende Ehe (intensiver, bessere Reflektion, weniger Konflikte (da man nicht mehr nur einen Partner hat, auf den man seine Wuensche/Kritik/Unzufriedenheit projeziert))
- Geringergewichtung negativer Gefuehle wie Eifersucht
Schliesslich wuerde sich ihre neue Beziehung "nur" bei der Arbeit/bei Geschaeftsreisen abspielen, und unser gemeinsames Leben ueberhaupt nicht negativ, sondern nur positiv beeinflusst. Wobei sie sich freuen wuerde, wenn ich ihnen auch mal gemeinsame Zeit "schenken" wuerde.
Mein Reaktion
Die erste Reaktion meinerseits war im Nachhinein recht unspektakulaer, da uns schon seit etwa einem Jahr mit dem epikurschen Hedonismus als Lebensphilosophie angefreundet hatten - allerdings war ich davon ausgegangen, dass wir den Beziehungsteil (freie Liebe, ...) auslassen. Die Beschaeftigung damit wurde uebrigens (oh Wunder!) von ihrem Mentor initiiert.
Nach der Offenbarung war ich zwar nicht begeistert, dachte aber, dass wir das mal probieren koennen. Auch hatte sie mich nicht vollkommen eingeweiht, ich glaubte an eine platonische intensive Mentor-Schuelerin-Beziehung.
Nach einiger Zeit wurde mir aber bewusst (durch alle moeglichen Indizien), dass das ein Trugschluss war, und ihre neue Beziehung tatsaechlich alle "Bereiche", inkl. Sexualitaet, abdeckt.
Niedergang.
Den genauen Ablauf will ich nicht weiter schildern (Eifersucht, Selbstzweifel, der aufbaeumende Versuch, ihn "ueberfluessig" zu machen, ...). Im (Streit-)Gespraech mit ihrem Mentor gab dieser mir ein paar Tipps, wie ich damit umgehen kann, das funktionierte erstaunlich gut - trotzdem gibt es regelmaessige Tiefpunktphasen, und es ist nicht ersichtlich, dass sich das bessert. Ihm ist naemlich sehr wohl daran gelegen, dass meine Gattin gluecklich ist, und er weiss, dass ich der Hauptaspekt dabei bin. Er ist aber nicht bereit, auch nur ein Stueckchen von seiner Position und seinem Verhalten abzuruecken ("Ich solle sie nicht in einem goldenen Kaefig halten!").
Derzeitiger Status:
Ich bin ueberzeugt, dass meine Gattin mich liebt, und sich eine gemeinsame Zukunft mit mir wuenscht. In dieser Zukunft ist aber auch ihr Mentor als "Satellit" enthalten. Meine obigen destruktiven Gefuehle habe ich ganz gut unter Kontrolle. Naja, man kann sie sehr gut auf "ihn" projezieren, das hilft.
Trotzdem bin ich ungluecklich, wenn ich merke (oder manchmal auch wohl ungerechtfertigt denke),
- dass sie in meinem Beisein an ihn denkt
- dass sie ihn vermisst (z.B. als er in Urlaub fuhr, stand sie drei Tage neben sich)
- dass er mittlerweile einen recht grossen Einfluss ueber ihre Lebensziele ausuebt (ein Leben ohne Kinder wurde auch schon angesprochen, Einfluss auf moeglichen Berufs/Ortswechsel, ...)
- dass sie mit ihm kommuniziert (Mails, SMS), und sich dafuer z.B. abends Zeit nimmt
Moegliche Loesungen
Ich bin mit dem oben beschriebenen derzeitigen Status ungluecklich, und glaube nicht, dass ich damit langfristig leben kann. Nun ist die Frage, was es fuer Moeglichkeiten fuer mich gibt:
- Akzeptanz des Status *huestel*
- Annehmen der polyamoren Idee und Suche nach einer eigenen, zusaetzlichen Beziehung
- Bestehen auf dem monogamen Modell: "er oder ich" versus "sie oder eine neue"
Probleme/Kritik
Abgesehen von meinen Emotionen sehe ich auch rationale Gruende, die mich daran zweifeln lassen, dass die Situation "gut" ist:
Stabilitaetsverlust:
- Durch die vorhandene Asymmetrie: ich fuehle mich benachteiligt, wenn sie ihn "hat", um evtl. Ansprueche zu befriedigen, die ich nicht erfuellen kann. Ich kann mir hierbei emotionale und praktische Stabilitaet vorstellen, wenn meine Situation symmetrisch waere und ich ebenfalls eine "zusaetzliche" Partnerin faende.
- Die anderen moeglichen Loesungen wuerden jeweils zum Nachteil des anderen gereichen: Wenn ich gluecklich bin, dass sie sich exklusiv fuer mich entscheidet, ist sie ungluecklich, weil sie ihn verliert. Wenn ich eine exklusive "neue" finde, noch mehr. Wenn sie auf ihrer neuen Beziehung besteht, ohne dass ich eine Symmetrie herstellen kann, bin ich ungluecklich.
Ergo: loose-loose-Situation
Ich finde es im klassischen Treuebegriff schoen, wenn gerade die (intime) Sexualitaet als Alleinstellungsmerkmal dazu dient, den Wert der Beziehung zu betonen (im Sinne eines Liebesbeweises). Ganz zu schweigen von Krankheiten, Kuckuckskindern, ...
Erste Sucherfahrungen
Nachdem ich mich wieder zu einem Teil "auf dem Markt" fuehle, und zumindest ein bisschen daran interessiert bin, ob Polyamorie (oder eine komplett neue Beziehung) etwas fuer mich ist, habe ich mich ein wenig umgesehen. Wobei meine Ansprueche wahrscheinlich ziemlich hoch sind (Intelligenz ist sooooo sexy). Nunja, es ist tatsaechlich ein schoenes Gefuehl mal wieder ungezwungen flirten zu koennen. Es ist jedoch absolut ernuechternd und niederschmetternd, aufgrund meiner Situation von (mittlerweile zwei) absolut bezaubernden Frauen abserviert zu werden. Ganz zu schweigen davon, dass meine Gattin Angst bekommt, dass ich tatsaechlich eine "neue" finde, und dadurch unser gegenseitiges Vertrauensverhaeltnis recht starke Risse bekommt.
Auswirkungen auf die Ehe
Nach der ersten durch das Aufbaeumen entstandene Euphorie, die sich tatsaechlich gut anfuehlte und eine Bereicherung des Ehealltags ausmachte (Hinterfragung der gemeinsamen Ziele, vermehrt gemeinsame Unternehmungen, Zukunftsplanungen, Sexualitaet), werden die Zweifel an der Zukunftsfaehigkeit immer staerker. Die oben beschriebene Stabilitaet ist mir sehr wichtig, aber ich sehe sie nicht mehr gewaehrleistet. Sie muss mich desoefteren (~1 mal pro Woche) aus einem tiefen emotionalen Loch hervorholen, was sie sehr viel Kraft kostet. Zusaetzlich macht ihr zu schaffen, dass ich eine "neue" zumindest als Hypothese zulasse, da sie deshalb an meine Liebe zu ihr zweifelt. Alles in allem: suboptimal.
Soweit zur Beschreibung der Situation.
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Was meint ihr???
Habt ihr noch irgendwelche Tipps, was ich tun kann, um wieder gluecklich in die Zukunft zu sehen? Soll ich einfach noch laenger warten, und kucken, wie sich das entwickelt? Soll ich gleich in die Klapse oder auf die Couch???
Wart ihr schon einmal in dieser Situation?
Viele Gruesse & sorry fuer den langen Text & danke fuer jede Hilfe
Variatio
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