Ich (21) bin mit meinem Freund (25) seit sechs Jahren zusammen. Wir kommen aus Nachbardörfern und waren für den anderen jeweils der erste Partner. In diesen Jahren hatten wir studienbedingt schon längere Zeiten weit entfernt voneinander und im Ausland verbracht, haben gemeinsam unsere Jugend und das Erwachsen werden erlebt, wohnen mittlerweile seit eineinhalb Jahren zusammen und haben eine wunderbare Beziehung- wir lachen zusammen, weinen zusammen, kommunizieren ehrlich und offen über alles miteinander; ich liebe ihn immer noch sehr und habe nie das Gefühl gehabt, dass etwas „langweilig“ wurde. Natürlich wird es anders mit der Zeit und die Verliebtheit vom Anfang ist nicht mehr so ausgeprägt, dafür aber die Liebe und das Vertrauen und die immense Wertschätzung des anderen in seinem ganzen Sein. Wir sprechen schon immer über Dinge, die wir zusammen erleben wollen, über unsere Kinder, über unser Leben in 50 Jahren, über unsere Wünsche und Träume.
Nun haben wir schon seit längerem (Jahren!) über das Bedürfnis nach „anderen“ miteinander gesprochen. Über die Situation für uns beide, dass wir jeweils der erste für den anderen waren, auch was alles körperliche angeht. Ob das irgendwie relevant ist, ob wir uns manchmal wünschen, Sex oder auch einfach nur die Situation eines Dates mit anderen zu erleben- unabhängig von unserer Priorität füreinander und unserer Liebe. Ich bin da immer sehr zwiegespalten gewesen, habe viel gelesen und mir viel Input zu alle diesen Themen geholt. So waren wir also schon seit längerem im Gespräch über all diese Themen, im weitesten Sinne vielleicht „offene Beziehung“ und ihre Formen genannt.
Im letzten Sommer dann gab es eine Situation (die wichtig für später ist), in der mein Freund längere Zeit im Ausland war und ich von einem Mann angeflirtet wurde, mit ihm Nummern getauscht habe und mich noch am Abend mit ihm für einen Drink verabredet habe. Mein Freund wusste Bescheid, ich habe ihn über alles informiert und er freute sich auch für mich, einfach weil ich es schön fand, mal wieder auszugehen. Schlussendlich bin ich mit diesem Mann nach dem Drink noch nachhause und wir haben uns geküsst, ich habe die Situation dann aber schnell verlassen. Die darauffolgenden Tage waren der Horror, mein Freund war zutiefst verletzt, wütend und traurig, hatte Sorge um mich weil dieser andere Mann nicht lockerliess und sich weiterhin treffen wollte. Jemand anderen zu küssen war definitiv nicht ausgemacht und ich habe eine Grenze überschritten, die wir noch nicht besprochen hatten. Im Nachhinein hatte das alles ganz viel mit mir selbst zu tun; mit einer gewissen Selbstwert-Thematik, dass ich jemanden auch sehr schnell mag, wenn er mich mag (auch bei Freundschaften und sonstigen Beziehungen mit anderen Menschen) und dass ich schon das Gefühl habe, nicht „trainiert“ zu sein, was dieses ganze Männer-Frauen-Dating-Zuneigungs- Ding angeht, weil die erste und einzige Erfahrung überhaupt mein jetziger Freund war. Wir haben die Situation jedenfalls genutzt um noch mal ganz klar, offen und ehrlich zu besprechen, warum passiert ist was passiert ist und was wir ändern können. Wir haben uns viel ausgetauscht, was wir fühlen, denken etc. und wie es mit diesen Sehnsüchten (die vor allem von meiner Seite aus bestanden) weitergehen könnte.
Wir haben alles dann längere Zeit ruhen lassen, was das Thema angeht und uns einfach darüber ausgetauscht und uns vor ein paar Wochen zum Spass mal Tinder installiert-jeder seinen eigenen Account, zusammen Bilder ausgesucht uns über andere Profile lustig gemacht/ darüber diskutiert, wer uns gefällt, rumgeswipt, gematcht, geschrieben. Unsere Idee war dann, uns darauf zu einigen, dass jeder von uns ein Date über Tinder ausmachen kann- mit folgenden „Regeln“: nur einmal treffen, keine Handynummern austauschen, kein weiterer Kontakt, nur Treffen in einer anderen Stadt. Es kann alles passieren an dem Abend und es ist auch ok. Es kann bei einem schönen Abend in der Bar bleiben oder auch mehr passieren. Der Datingpartner muss bescheid wissen über unsere Situation und die Regeln und dem bewusst zustimmen. Wir wollten einfach wissen, ob das etwas für uns wäre, solche Treffen oder ob wir nach dem einem Mal sagen würden, okay, das ist nicht, was uns gefällt. Ich als Frau hatte natürlich schneller Matches und habe dann auch ein Date mit einem Mann (30) ausgemacht, ihm vorher über Tinder alles erklärt und er wirkte sehr vernünftig, reflektiert und erzählte, dass er selbst polygamere Beziehungserfahrung hat und anderen Beziehungsformen gegenüber immer sehr aufgeschlossen ist. Ich habe mich mit ihm in seiner Stadt getroffen und wir waren in einer Bar und danach bei ihm zuhause. Wir haben uns ganz viel über das Leben unterhalten, über unsere Wege was das Studium angeht, über unsere Erkenntnisse diesbezüglich, waren uns in ganz vielem einig und hatten einfach wunderbare Gespräche. Bei ihm zuhause sassen wir sehr, sehr lange einfach nur da, haben uns im Arm gelegen und gestreichelt, geredet und uns angesehen. Es war keinesfalls so, wie man sich das vorstellt so „direkt ins Bett“. Wir haben auch Sex gehabt, aber mit viel Reden und Kuscheln dazwischen, es war also auf keinen Fall wahnsinnig leidenschaftlich. Hier muss ich vielleicht ganz kurz einfügen, dass der Sex mit meinem Freund wahnsinnig gut ist und wir alles, aber auch wirklich ALLES ausprobieren, was uns Spass macht und da keine Scham voreinander haben. Der Sex mit dem anderen Mann war also auf keinen Fall besser (er weiss ja auch gar nicht, was mir gefällt-was mein Freund sehr gut weiss). Mir ist von dem Abend auch gar nicht mehr soviel von dem Sex im Kopf, sondern mehr seine Blicke, unsere Berührungen, seine Stimme. Soviel kurz zwischendurch.
Er hat mich dann in der Nacht bzw am frühen Morgen nachhause gefahren und waren uns beide so einig, dass wir uns in unseren Leben haben wollen, dass wir eine besondere Verbindung haben - unabhängig von meiner Beziehung. Er hat mir ein Buch geschenkt, über welches wir lange gesprochen hatten und er hatte seine Handynummer vorne hineingeschrieben. Das wusste ich, aber war irgendwie so naiv und geflasht von dem ganzen Erlebnis, dass ich dachte, das alles werde ich meinem Freund irgendwie erzählen und erklären können, das muss er verstehen, das ist ja eine ganz besondere Situation. Als mein Freund am nächsten Tag nachhause kam, war er am Boden zerstört, ohne dass ich überhaupt irgendetwas erzählt hatte, einfach weil er in dieser Nacht festgestellt hatte, dass es doch alles nicht in Ordnung für ihn war und ihm sein Herz zerrissen hat. Die Vorstellung, dass ich mich gerade mit jemand anderem treffe, war nicht auszuhalten für ihn. Als er sich nach einer Welle etwas beruhigt hatte, erzählte ich ihm natürlich gleich von meiner Erfahrung und davon, dass ich glaubte, mich verliebt zu haben, gestand ihm allerdings nicht, dass ich die Nummer des anderen Mannes hatte. Um das Ganze abzukürzen: in den nächsten Tagen habe ich meinen Freund einige Male bewusst angelogen, ihm verschwiegen, dass ich die Nummer dieses Mannes habe, dass ich ihn angerufen hatte, dass ich mir die Nummer aufgeschrieben hatte. Immer wieder kam etwas heraus, ich gestand etwas um ihn gleich darauf wieder anzulügen- und das habe ich noch nie zuvor gemacht, ihn so bewusst so anzulügen. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, den anderen Mann nie wieder kontaktieren zu können. Die darauffolgenden Tage waren der Horror, nicht auszuhalten, weder für ihn noch für mich. Er fühlte sich an die Situation im Sommer erinnert, in der ich auch zuerst fälschlicherweise davon ausging „verliebt“ zu sein und erst im Nachhinein verstanden habe, wie hinterhältig sich der Typ damals verhalten hat und meine Beziehung absolut gar nicht respektierte. Mein Freund hatte damals den Impuls mich zu beschützen, vor dem Typ und vor allem von mir selbst. Meine Gefühle in der zweiten, jetzigen Situation waren für ihn dieseleben wie damals und er konnte darin nichts anderes erkennen. Für mich war und ist das Ganze komplett anders, als die Situation im Sommer, schon allein weil der andere Mann meine Situation komplett versteht, respektiert und von Anfang an klarstellte, dass er sich auch in mich verliebt habt und mich gerne in seinem Leben haben will, aber sich niemals zwischen mich und meinen Freund stellen will und sich einfach nur wünscht, dass ich glücklich bin- ob mit oder ohne Kontakt zu ihm.
Mein Freund und ich haben uns dann Hilfe gesucht und waren jeweils einzeln bei einer psychologischen Beratung. Ich hatte zu Beginn das Gefühl, mich jetzt wohl entscheiden zu müssen: für meine Beziehung oder für den neuen Mann. Obwohl mir eigentlich die ganze Zeit klar war, dass ich meinen Freund sehr liebe und es in unserer Beziehung nichts gibt, was ein unlösbares Problem oder Konflikt darstellt. Mir war also klar, dass die Option ohne ihn eigentlich nicht existiert für mich. In der Beratung wurde mir ganz viel klar: dass es wieder ganz viel um mich geht, um meine Muster, Komplexe, Kindheitserfahrungen etc. Mir wurde empfohlen, meinem Freund ehrlich zu sagen, dass ich gerade das Bedürfnis habe diesen anderen Mann weiter kennenzulernen. Es war dann auch so, dass ich tatsächlich über ein Wochenende lang noch einmal Kontakt mit dem anderen Mann hatte (Whatsapp/Telefon), mein Freund das auch wusste, aber dann einfach klar wurde, dass es so nicht weitergehen kann. Mein Freund war so am Ende und meinte, er schafft das nicht, dass ich so parallel diesen Kontakt habe. Und auch mir war ja nicht klar, wie das weitergehen soll, wie lange Kontakt, muss ich mich irgendwann entscheiden etc. Jetzt habe ich seit über zwei Wochen keinen Kontakt mehr zu dem anderen Mann und es war auch wichtig und richtig, so zu entscheiden, denn auch ich war mit meinen Nerven am Ende und es war gut alles zu kappen und nur für mich zu sein. Seit ein paar Tagen geht es mir aber zunehmend wieder schlechter und ich denke viel an den Mann. In meinem Kopf schwirren so wahnsinnig viele Gedanken:
Ich liebe meinen Freund.
Auf eine andere Art und Weise liebe ich auch diesen Mann- es war nur eine Begegnung, aber die war wahnsinnig intensiv und es gibt eine Seelenverbindung zwischen uns.
Ich hätte so gerne beide Menschen in meinem Leben- weiss aber, dass das für meinen Freund nicht infrage kommt.
Ich möchte mit diesem Mann einfach in Kontakt bleiben und sei es als Freunde/Verbundene.
Ich habe das Gefühl die Balance verloren zu haben zwischen den Bedürfnissen meiner Beziehung und meinen eigenen Bedürfnissen.
Ich habe das Gefühl, dass entweder Ich oder mein Freund wahnsinnig leiden werden muss.
Ich weiss nicht, inwieweit man ein eigenes Gefühl, welches so stark zutage tritt, zugunsten eines anderen Menschen nicht ausleben darf.
Ich habe keine Ahnung, wie sich mein Wunsch praktisch ausleben liesse.
Ich weiss nicht, ob oder inwieweit das alles eine Projektion von mir ist ( ich hatte Sex mit diesem Mann, er hat meine Zuneigung erwidert etc. )- aber ich würde es gerne herausfinden.
Das ist wirklich ein wahnsinnig langer Text.
Vielleicht hat jemand etwas ähnliches erlebt?
Vielleicht hat jemand Inspiration für mich?
Vielleicht hat jemand einen Rat.
Liebe Grüsse
Nun haben wir schon seit längerem (Jahren!) über das Bedürfnis nach „anderen“ miteinander gesprochen. Über die Situation für uns beide, dass wir jeweils der erste für den anderen waren, auch was alles körperliche angeht. Ob das irgendwie relevant ist, ob wir uns manchmal wünschen, Sex oder auch einfach nur die Situation eines Dates mit anderen zu erleben- unabhängig von unserer Priorität füreinander und unserer Liebe. Ich bin da immer sehr zwiegespalten gewesen, habe viel gelesen und mir viel Input zu alle diesen Themen geholt. So waren wir also schon seit längerem im Gespräch über all diese Themen, im weitesten Sinne vielleicht „offene Beziehung“ und ihre Formen genannt.
Im letzten Sommer dann gab es eine Situation (die wichtig für später ist), in der mein Freund längere Zeit im Ausland war und ich von einem Mann angeflirtet wurde, mit ihm Nummern getauscht habe und mich noch am Abend mit ihm für einen Drink verabredet habe. Mein Freund wusste Bescheid, ich habe ihn über alles informiert und er freute sich auch für mich, einfach weil ich es schön fand, mal wieder auszugehen. Schlussendlich bin ich mit diesem Mann nach dem Drink noch nachhause und wir haben uns geküsst, ich habe die Situation dann aber schnell verlassen. Die darauffolgenden Tage waren der Horror, mein Freund war zutiefst verletzt, wütend und traurig, hatte Sorge um mich weil dieser andere Mann nicht lockerliess und sich weiterhin treffen wollte. Jemand anderen zu küssen war definitiv nicht ausgemacht und ich habe eine Grenze überschritten, die wir noch nicht besprochen hatten. Im Nachhinein hatte das alles ganz viel mit mir selbst zu tun; mit einer gewissen Selbstwert-Thematik, dass ich jemanden auch sehr schnell mag, wenn er mich mag (auch bei Freundschaften und sonstigen Beziehungen mit anderen Menschen) und dass ich schon das Gefühl habe, nicht „trainiert“ zu sein, was dieses ganze Männer-Frauen-Dating-Zuneigungs- Ding angeht, weil die erste und einzige Erfahrung überhaupt mein jetziger Freund war. Wir haben die Situation jedenfalls genutzt um noch mal ganz klar, offen und ehrlich zu besprechen, warum passiert ist was passiert ist und was wir ändern können. Wir haben uns viel ausgetauscht, was wir fühlen, denken etc. und wie es mit diesen Sehnsüchten (die vor allem von meiner Seite aus bestanden) weitergehen könnte.
Wir haben alles dann längere Zeit ruhen lassen, was das Thema angeht und uns einfach darüber ausgetauscht und uns vor ein paar Wochen zum Spass mal Tinder installiert-jeder seinen eigenen Account, zusammen Bilder ausgesucht uns über andere Profile lustig gemacht/ darüber diskutiert, wer uns gefällt, rumgeswipt, gematcht, geschrieben. Unsere Idee war dann, uns darauf zu einigen, dass jeder von uns ein Date über Tinder ausmachen kann- mit folgenden „Regeln“: nur einmal treffen, keine Handynummern austauschen, kein weiterer Kontakt, nur Treffen in einer anderen Stadt. Es kann alles passieren an dem Abend und es ist auch ok. Es kann bei einem schönen Abend in der Bar bleiben oder auch mehr passieren. Der Datingpartner muss bescheid wissen über unsere Situation und die Regeln und dem bewusst zustimmen. Wir wollten einfach wissen, ob das etwas für uns wäre, solche Treffen oder ob wir nach dem einem Mal sagen würden, okay, das ist nicht, was uns gefällt. Ich als Frau hatte natürlich schneller Matches und habe dann auch ein Date mit einem Mann (30) ausgemacht, ihm vorher über Tinder alles erklärt und er wirkte sehr vernünftig, reflektiert und erzählte, dass er selbst polygamere Beziehungserfahrung hat und anderen Beziehungsformen gegenüber immer sehr aufgeschlossen ist. Ich habe mich mit ihm in seiner Stadt getroffen und wir waren in einer Bar und danach bei ihm zuhause. Wir haben uns ganz viel über das Leben unterhalten, über unsere Wege was das Studium angeht, über unsere Erkenntnisse diesbezüglich, waren uns in ganz vielem einig und hatten einfach wunderbare Gespräche. Bei ihm zuhause sassen wir sehr, sehr lange einfach nur da, haben uns im Arm gelegen und gestreichelt, geredet und uns angesehen. Es war keinesfalls so, wie man sich das vorstellt so „direkt ins Bett“. Wir haben auch Sex gehabt, aber mit viel Reden und Kuscheln dazwischen, es war also auf keinen Fall wahnsinnig leidenschaftlich. Hier muss ich vielleicht ganz kurz einfügen, dass der Sex mit meinem Freund wahnsinnig gut ist und wir alles, aber auch wirklich ALLES ausprobieren, was uns Spass macht und da keine Scham voreinander haben. Der Sex mit dem anderen Mann war also auf keinen Fall besser (er weiss ja auch gar nicht, was mir gefällt-was mein Freund sehr gut weiss). Mir ist von dem Abend auch gar nicht mehr soviel von dem Sex im Kopf, sondern mehr seine Blicke, unsere Berührungen, seine Stimme. Soviel kurz zwischendurch.
Er hat mich dann in der Nacht bzw am frühen Morgen nachhause gefahren und waren uns beide so einig, dass wir uns in unseren Leben haben wollen, dass wir eine besondere Verbindung haben - unabhängig von meiner Beziehung. Er hat mir ein Buch geschenkt, über welches wir lange gesprochen hatten und er hatte seine Handynummer vorne hineingeschrieben. Das wusste ich, aber war irgendwie so naiv und geflasht von dem ganzen Erlebnis, dass ich dachte, das alles werde ich meinem Freund irgendwie erzählen und erklären können, das muss er verstehen, das ist ja eine ganz besondere Situation. Als mein Freund am nächsten Tag nachhause kam, war er am Boden zerstört, ohne dass ich überhaupt irgendetwas erzählt hatte, einfach weil er in dieser Nacht festgestellt hatte, dass es doch alles nicht in Ordnung für ihn war und ihm sein Herz zerrissen hat. Die Vorstellung, dass ich mich gerade mit jemand anderem treffe, war nicht auszuhalten für ihn. Als er sich nach einer Welle etwas beruhigt hatte, erzählte ich ihm natürlich gleich von meiner Erfahrung und davon, dass ich glaubte, mich verliebt zu haben, gestand ihm allerdings nicht, dass ich die Nummer des anderen Mannes hatte. Um das Ganze abzukürzen: in den nächsten Tagen habe ich meinen Freund einige Male bewusst angelogen, ihm verschwiegen, dass ich die Nummer dieses Mannes habe, dass ich ihn angerufen hatte, dass ich mir die Nummer aufgeschrieben hatte. Immer wieder kam etwas heraus, ich gestand etwas um ihn gleich darauf wieder anzulügen- und das habe ich noch nie zuvor gemacht, ihn so bewusst so anzulügen. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, den anderen Mann nie wieder kontaktieren zu können. Die darauffolgenden Tage waren der Horror, nicht auszuhalten, weder für ihn noch für mich. Er fühlte sich an die Situation im Sommer erinnert, in der ich auch zuerst fälschlicherweise davon ausging „verliebt“ zu sein und erst im Nachhinein verstanden habe, wie hinterhältig sich der Typ damals verhalten hat und meine Beziehung absolut gar nicht respektierte. Mein Freund hatte damals den Impuls mich zu beschützen, vor dem Typ und vor allem von mir selbst. Meine Gefühle in der zweiten, jetzigen Situation waren für ihn dieseleben wie damals und er konnte darin nichts anderes erkennen. Für mich war und ist das Ganze komplett anders, als die Situation im Sommer, schon allein weil der andere Mann meine Situation komplett versteht, respektiert und von Anfang an klarstellte, dass er sich auch in mich verliebt habt und mich gerne in seinem Leben haben will, aber sich niemals zwischen mich und meinen Freund stellen will und sich einfach nur wünscht, dass ich glücklich bin- ob mit oder ohne Kontakt zu ihm.
Mein Freund und ich haben uns dann Hilfe gesucht und waren jeweils einzeln bei einer psychologischen Beratung. Ich hatte zu Beginn das Gefühl, mich jetzt wohl entscheiden zu müssen: für meine Beziehung oder für den neuen Mann. Obwohl mir eigentlich die ganze Zeit klar war, dass ich meinen Freund sehr liebe und es in unserer Beziehung nichts gibt, was ein unlösbares Problem oder Konflikt darstellt. Mir war also klar, dass die Option ohne ihn eigentlich nicht existiert für mich. In der Beratung wurde mir ganz viel klar: dass es wieder ganz viel um mich geht, um meine Muster, Komplexe, Kindheitserfahrungen etc. Mir wurde empfohlen, meinem Freund ehrlich zu sagen, dass ich gerade das Bedürfnis habe diesen anderen Mann weiter kennenzulernen. Es war dann auch so, dass ich tatsächlich über ein Wochenende lang noch einmal Kontakt mit dem anderen Mann hatte (Whatsapp/Telefon), mein Freund das auch wusste, aber dann einfach klar wurde, dass es so nicht weitergehen kann. Mein Freund war so am Ende und meinte, er schafft das nicht, dass ich so parallel diesen Kontakt habe. Und auch mir war ja nicht klar, wie das weitergehen soll, wie lange Kontakt, muss ich mich irgendwann entscheiden etc. Jetzt habe ich seit über zwei Wochen keinen Kontakt mehr zu dem anderen Mann und es war auch wichtig und richtig, so zu entscheiden, denn auch ich war mit meinen Nerven am Ende und es war gut alles zu kappen und nur für mich zu sein. Seit ein paar Tagen geht es mir aber zunehmend wieder schlechter und ich denke viel an den Mann. In meinem Kopf schwirren so wahnsinnig viele Gedanken:
Ich liebe meinen Freund.
Auf eine andere Art und Weise liebe ich auch diesen Mann- es war nur eine Begegnung, aber die war wahnsinnig intensiv und es gibt eine Seelenverbindung zwischen uns.
Ich hätte so gerne beide Menschen in meinem Leben- weiss aber, dass das für meinen Freund nicht infrage kommt.
Ich möchte mit diesem Mann einfach in Kontakt bleiben und sei es als Freunde/Verbundene.
Ich habe das Gefühl die Balance verloren zu haben zwischen den Bedürfnissen meiner Beziehung und meinen eigenen Bedürfnissen.
Ich habe das Gefühl, dass entweder Ich oder mein Freund wahnsinnig leiden werden muss.
Ich weiss nicht, inwieweit man ein eigenes Gefühl, welches so stark zutage tritt, zugunsten eines anderen Menschen nicht ausleben darf.
Ich habe keine Ahnung, wie sich mein Wunsch praktisch ausleben liesse.
Ich weiss nicht, ob oder inwieweit das alles eine Projektion von mir ist ( ich hatte Sex mit diesem Mann, er hat meine Zuneigung erwidert etc. )- aber ich würde es gerne herausfinden.
Das ist wirklich ein wahnsinnig langer Text.
Vielleicht hat jemand etwas ähnliches erlebt?
Vielleicht hat jemand Inspiration für mich?
Vielleicht hat jemand einen Rat.
Liebe Grüsse