Vergessen, vergeben, das ist mein Thema...
Seit nicht ganz einem Jahr bin ich nun in einer Beziehung mit meiner absoluten Traumfrau. Wir sind wirklich glücklich und nach 25 Jahren kann ich zum ersten mal wahrhaft sagen, dass ich jemanden liebe. Doch es ist auch so vieles schief gelaufen und es zermürbt mich. Es geht darum, was vor mir gewesen ist und wie es mit allem, was während der Beziehung geschehen ist, zusammen hängt.
Sie ist damals in einer verzweifelten Lebenslage zu mir gekommen. Sie brauchte wohl jemanden und hat sich auf einer Internetseite in mich verknallt, weil ich ihr zumindest vom Äußeren sehr gefallen habe. Wir lernten uns kennen und waren eigentlich von der ersten Begegnung an zusammen. Es war, als hätte es wirklich so sein müssen.
Doch sie war sehr vorbelastet. Sie hatte vor mir eine furchtbare Lebensphase, unter anderem ausgelöst durch eine sehr schwere Trennung. Ihr Ex hatte sie sehr kalt abserviert und sie war am Boden zerstört. Ich denke, dass sie ihn zu Anfang unserer Beziehung noch nicht verwunden hatte, denn ich habe sie mal dabei beobachtet, wie sie sich wehmütig ein Video von ihm angesehen hatte.
Ich lernte sie mit der Zeit immer besser kennen und erfuhr auch über die Abgründe, die Teil ihrer Person sind. Vielleicht basiert alles darauf, dass sie Kindesmissbrauchsopfer ist und auch ihr wirkliches erstes Mal ebenfalls wenig mit Freiwilligkeit und Lust zu tun hatte. Ich hatte mir fest vorgenommen, sie so zu nehmen, wie sie ist, auch wenn ich damit durchaus nicht die leichteste Entscheidung für mein Leben getroffen habe. Wenngleich ich überzeugt bin, dass es die einzig richtige ist.
Ich bin bis heute beeindruckt und froh, welche Offenheit sie mir bezüglich ihrer schlimmen Vorgeschichte entgegen gebracht hat. Vor allem hatte sie sich nach einiger Zeit ein Herz gefasst und mir von einer der grausamsten Phasen, wenige Monate vor mir, erzählt, auch wenn sie an der Angst, mich dadurch zu verlieren, beinahe einging. Nach der Trennung von ihrem Ex ist sie in tiefe Depressionen gestürzt. Selbstmord wäre wohl eine Option gewesen, aber sie hat sich für eine andere Art der Selbstzerstörung entschieden: Sie hat sich prostituiert. Das ganze lief übers Internet, wo sie Bilder und Videos von sich gegen Geld zur Schau gestellt hatte. Später erfuhr ich, dass dazu auch Telefonsex und Webcam-Chats gehörten. Und einige wenige male hat sie sich auch real verkauft.
Ich habe mir das alles angehört, fragte, wenn mir etwas nicht klar war und machte mir ein Bild. Sie war so von Selbsthass zerfressen, dass sie dachte, zu mehr als Sex sei sie eh im Leben nicht zu gebrauchen und vielleicht würde sie ja als Püppchen von irgendwelchen Kerlen wenigstens irgendeinen Zweck erfüllen. Ich habe es mir angehört, alles erfahren, was ich wissen musste, bin fast zerbrochen an dem furchtbaren Schmerz, den ich bei ihr gesehen habe - und dann habe ich sie in den Arm genommen und gesagt, dass ich sie liebe...
Doch die entscheidende Geschichte beginnt erst hier, als sie einen großen Fehler gemacht hatte. Einige Zeit später hat sie mir dann gestanden, dass sie wieder auf der besagten bösen Seite war, um zu schauen, ob sie wieder Geld für die angesehenen Videos abschöpfen konnte. Ich erlebte den größten Schock meines Lebens.
Mir war nicht bewusst, dass sie auf diese Inhalte zugriff hatte und ebenso war mir nicht bewusst, dass sie diese auch löschen konnte. Ich bin so selbstverständlich davon ausgegangen, dass sie das von sich aus getan hätte... Ich habe es von ihr eingefordert, das alles auf der Stelle zu entfernen. Ihr zweiter Fehler war, es zwar zu löschen, aber auf eine murrige Art, die ich fast als widerwillig empfunden habe. Tatsächlich war es wohl eher ihr schlechtes Gewissen... wahrscheinlich.
Ich war darauf wochenlang krank, nahe dem Wahnsinn, Nacht um Nacht habe ich kein Auge zu gedrückt und habe schließlich eine Weg gefunden mich in ihren Account einzuloggen und dort aus erster Hand mitgelesen, was alles mit wem gewesen ist. Welche sexuellen Vorliebe sie angegeben hatte...
All das verzerrte mein Bild von ihr. Ich habe lange mit ihr darüber gesprochen und letztlich erkannt, dass sie das weder aufgrund des Profits noch aus Lust auf den Sex getan hatte, sondern weil sie sich so unglaublich selbst hasste und meinte, das sei die einzige Art, wie man sie zu behandeln hätte. Ebenso habe ich von ihr erfahren, dass die verstörenden Vorlieben aus ihrem Profil nur teilweise echt waren, diejenigen, die ich bereits kannte, der Rest Scharade war, eine Rolle, die sie gespielt hatte.
Doch der große Fehler war da schon passiert und ich hatte in Folge dessen mehr erfahren, als ich hätte sollen...
Mit der Zeit ging es aufwärts, ich habe nach und nach wieder Vertrauen gefasst, gelernt, was das ganze zu bedeuten hatte und war immer mehr in der Lage das alles auszublenden. Und doch gab es dann immer wieder die Nächte, in denen mich dieser Wahnsinn umtrieb, mir wie im Fieber keinen klaren Gedanken lies und ich habe noch mehr Zeit im Internet verbracht. So habe ich nach und nach viel über ihre Vergangenheit erfahren, von den Zeiten mit den dutzenden ihrer Exfreunde und was sie mit denen so ausgelebt hatte...
Ich bekämpfte den Wahnsinn, der in mir gärte, so gut ich konnte. Es gab auch Phasen, in denen ich nicht dachte, es überstehen zu können und verlegte mich in den Zeiten darauf handfeste Selbstmordpläne zu schmieden. Was mich ironischerweise davon abgehalten hatte, war sie. Sie besitzt diese unermesslichen Abgründe, aber wenn man sie in Gänze versteht, bildet sich daraus zwar ein zerstörter, aber dennoch überlebender und wunderschöner Mensch, mit einer unvergleichlichen Empfindsamkeit, dem ich so viel Liebe entgegen bringe.
Doch es gibt noch einen weiteren großen Fehler, den sie begangen hatte. Wir hatten da mal einen recht hitzigen Streit per SMS. Sie ist wütend geworden, in Rage geraten, und hatte sich dann in den Kopf gesetzt, sich mit irgendwem zu treffen. Wer, war ihr egal, sie wollte einfach jemanden bei sich haben, der sie ablenkt. Dummerweise kennt sie nicht viele Leute, die da in Frage kämen und sie meldete sich bei einem Bekannten, den sie von Partys kennt. Sie hatte einen wohl lustigen Abend mit ihm, viel Alkohol. In der ganzen Zeit herschte Funkstille zwischen ihr und mir.
Von ihrem Besuch erfahren hatte ich mitten in der Nacht, als er schon weg war. Irgendwann schrieb sie mir, dass sie nicht wüsste, ob sie noch mit mir zusammen bleiben könnte. In meiner Verzweiflung bin ich direkt zu ihr aufgebrochen, um das zu klären. Dort angekommen merkte ich sofort, dass sie betrunken war. Zunächst habe ich versucht den Streit zu klären, es gab noch kleines Wortgefecht, nach dem ich mich aufgemacht habe zu gehen ( wohl ohne Wiederkehr ). Doch sie fing mich bei der Tür ab und beruhigte sich. In dem Moment, als sie merkte, dass ich sie wirklich verlassen würde, merkte sie, dass sie mich doch brauchte.
Nun begannen wir uns wieder näher zu kommen und ich begann zu fragen, ob sie den Abend über allein gewesen wäre. Sie meinte Ja. Dann fragte ich, ob sie allein getrunken hätte. Sie meinte es seien draußen paar Idioten gewesen. Ich fragte, ob sie draußen gewesen ist. Wieder Ja. Ich fragte Allein? Sie zögerte... dann: Sie wäre von nem Typen, den Sie aus nem Callshop kennt nach Hause gebracht worden - nur bis zur Tür. Ich fragte erneut, diesmal energischer, ob sie allein nach draußen gegangen wäre und dort allein getrunken hätte. Wieder ein Zögern von ihr... dann erfuhr ich, dass der besagte Bekannte den Abend über bei ihr gewesen ist. Ich begann sie über den Abend auszufragen. Es sei Nichts passiert. Er wär zwar liebesbedürftig gewesen und hätte sich einmal bei ihr angelehnt, aber sie sei nicht drauf eingegangen und mehr war auch nicht. Also war der Bekannte bei ihr und ein anderer Typ hat sie völlig betrunken nach Hause gebracht...
Der Hammer kam am nächsten Morgen: Ich entdeckte einen Knutschfleck an ihrem Hals.
Sie war schockiert. Sie wusste nicht, woher der hätte kommen können. Sie meinte: Oh Gott, Schatz, was musst du jetzt von mir denken...
Ich kürz es nun ein wenig ab. Ich habe ihr auch diesen zweiten großen Fehler verzeihen wollen. Mich trieb zwar wieder der Wahnsinn, ich habe mir den Arm mit Brandnarben übersät, und es dauerte lange, bis ich wieder vertrauen konnte, aber ich bin irgendwann doch auf ein erträgliches Maß gekommen. Es mag naiv klingen, aber ich nehme ihr ab, dass sie nicht weiß, wie der Knutschfleck entstanden sei.
Es gab noch mehr Vorkommnisse, aber ich habe euch von den grundsätzlichen Dingen berichtet.
Wenn ihr nun eure Meinung zu der ganzen Geschichte kund gebt, dann bedenkt bitte, dass das alles nur meine Perspektive ist und ich sicherlich auch hier und da mein Scherflein mit beigetragen habe. Dass dies alles nur Auszüge einer langen und sehr komplexen Geschichte sind. Dass sehr viele Fragen offen bleiben. Dass ich es in meinem momentan wieder lebendigen Wahnsinn vielleicht auch verzerrt dargestellt habe. Ich kann es nicht sagen, da mein Verstand so angeschlagen ist, dass ich ihm nicht mehr vollends traue.
Worum es mir schlussendlich geht ist die Frage, wie ich es schaffe zu vergessen und zu verzeihen, damit sich mein Vertrauen eines Tages wieder vervollkommnet. Ich liebe diese Frau trotz allem und mich zu trennen käme nie in Frage. Es ist viel passiert, aber ich bin trotz allem unbeschreiblich glücklich sie zu haben. Ihre Beweggründe sind durch eine lange Biographie grausamer Erfahrungen nicht vergleichbar mit denen "normaler" Menschen und nach allem, was ich über sie weiß, ist sie ein wahrhafter und treuer Mensch, mit Fehlern zwar, aber die lernt man lieben. Sie hat diese Abgründe und mein Entschluss steht fest, sie mit diesen Abgründen zu nehmen, denn sie sind Teil von ihr.
Ich fürchte nur manchmal, dass mir die Kraft fehlt das alles zu überleben. Meine psychische Gesundheit ist bereits dahin, mein Körper zieht ebenfalls nach, es macht mich alt und mürbe, zu einem Knäuel Schmerz. Doch ich will diesen Schmerz los werden. Das ist mein Anliegen. Ich möchte, dass es aufhört weh zu tun, dass sich mein Wahnsinn einstellt und ich all diese Bilder, was vor mir gewesen ist, aus dem Kopf verliere. Wie schüttel ich die Bilder ab? Wie verarbeite ich den Schmerz?
Danke, wenn ihr das alles gelsen habt...
Seit nicht ganz einem Jahr bin ich nun in einer Beziehung mit meiner absoluten Traumfrau. Wir sind wirklich glücklich und nach 25 Jahren kann ich zum ersten mal wahrhaft sagen, dass ich jemanden liebe. Doch es ist auch so vieles schief gelaufen und es zermürbt mich. Es geht darum, was vor mir gewesen ist und wie es mit allem, was während der Beziehung geschehen ist, zusammen hängt.
Sie ist damals in einer verzweifelten Lebenslage zu mir gekommen. Sie brauchte wohl jemanden und hat sich auf einer Internetseite in mich verknallt, weil ich ihr zumindest vom Äußeren sehr gefallen habe. Wir lernten uns kennen und waren eigentlich von der ersten Begegnung an zusammen. Es war, als hätte es wirklich so sein müssen.
Doch sie war sehr vorbelastet. Sie hatte vor mir eine furchtbare Lebensphase, unter anderem ausgelöst durch eine sehr schwere Trennung. Ihr Ex hatte sie sehr kalt abserviert und sie war am Boden zerstört. Ich denke, dass sie ihn zu Anfang unserer Beziehung noch nicht verwunden hatte, denn ich habe sie mal dabei beobachtet, wie sie sich wehmütig ein Video von ihm angesehen hatte.
Ich lernte sie mit der Zeit immer besser kennen und erfuhr auch über die Abgründe, die Teil ihrer Person sind. Vielleicht basiert alles darauf, dass sie Kindesmissbrauchsopfer ist und auch ihr wirkliches erstes Mal ebenfalls wenig mit Freiwilligkeit und Lust zu tun hatte. Ich hatte mir fest vorgenommen, sie so zu nehmen, wie sie ist, auch wenn ich damit durchaus nicht die leichteste Entscheidung für mein Leben getroffen habe. Wenngleich ich überzeugt bin, dass es die einzig richtige ist.
Ich bin bis heute beeindruckt und froh, welche Offenheit sie mir bezüglich ihrer schlimmen Vorgeschichte entgegen gebracht hat. Vor allem hatte sie sich nach einiger Zeit ein Herz gefasst und mir von einer der grausamsten Phasen, wenige Monate vor mir, erzählt, auch wenn sie an der Angst, mich dadurch zu verlieren, beinahe einging. Nach der Trennung von ihrem Ex ist sie in tiefe Depressionen gestürzt. Selbstmord wäre wohl eine Option gewesen, aber sie hat sich für eine andere Art der Selbstzerstörung entschieden: Sie hat sich prostituiert. Das ganze lief übers Internet, wo sie Bilder und Videos von sich gegen Geld zur Schau gestellt hatte. Später erfuhr ich, dass dazu auch Telefonsex und Webcam-Chats gehörten. Und einige wenige male hat sie sich auch real verkauft.
Ich habe mir das alles angehört, fragte, wenn mir etwas nicht klar war und machte mir ein Bild. Sie war so von Selbsthass zerfressen, dass sie dachte, zu mehr als Sex sei sie eh im Leben nicht zu gebrauchen und vielleicht würde sie ja als Püppchen von irgendwelchen Kerlen wenigstens irgendeinen Zweck erfüllen. Ich habe es mir angehört, alles erfahren, was ich wissen musste, bin fast zerbrochen an dem furchtbaren Schmerz, den ich bei ihr gesehen habe - und dann habe ich sie in den Arm genommen und gesagt, dass ich sie liebe...
Doch die entscheidende Geschichte beginnt erst hier, als sie einen großen Fehler gemacht hatte. Einige Zeit später hat sie mir dann gestanden, dass sie wieder auf der besagten bösen Seite war, um zu schauen, ob sie wieder Geld für die angesehenen Videos abschöpfen konnte. Ich erlebte den größten Schock meines Lebens.
Mir war nicht bewusst, dass sie auf diese Inhalte zugriff hatte und ebenso war mir nicht bewusst, dass sie diese auch löschen konnte. Ich bin so selbstverständlich davon ausgegangen, dass sie das von sich aus getan hätte... Ich habe es von ihr eingefordert, das alles auf der Stelle zu entfernen. Ihr zweiter Fehler war, es zwar zu löschen, aber auf eine murrige Art, die ich fast als widerwillig empfunden habe. Tatsächlich war es wohl eher ihr schlechtes Gewissen... wahrscheinlich.
Ich war darauf wochenlang krank, nahe dem Wahnsinn, Nacht um Nacht habe ich kein Auge zu gedrückt und habe schließlich eine Weg gefunden mich in ihren Account einzuloggen und dort aus erster Hand mitgelesen, was alles mit wem gewesen ist. Welche sexuellen Vorliebe sie angegeben hatte...
All das verzerrte mein Bild von ihr. Ich habe lange mit ihr darüber gesprochen und letztlich erkannt, dass sie das weder aufgrund des Profits noch aus Lust auf den Sex getan hatte, sondern weil sie sich so unglaublich selbst hasste und meinte, das sei die einzige Art, wie man sie zu behandeln hätte. Ebenso habe ich von ihr erfahren, dass die verstörenden Vorlieben aus ihrem Profil nur teilweise echt waren, diejenigen, die ich bereits kannte, der Rest Scharade war, eine Rolle, die sie gespielt hatte.
Doch der große Fehler war da schon passiert und ich hatte in Folge dessen mehr erfahren, als ich hätte sollen...
Mit der Zeit ging es aufwärts, ich habe nach und nach wieder Vertrauen gefasst, gelernt, was das ganze zu bedeuten hatte und war immer mehr in der Lage das alles auszublenden. Und doch gab es dann immer wieder die Nächte, in denen mich dieser Wahnsinn umtrieb, mir wie im Fieber keinen klaren Gedanken lies und ich habe noch mehr Zeit im Internet verbracht. So habe ich nach und nach viel über ihre Vergangenheit erfahren, von den Zeiten mit den dutzenden ihrer Exfreunde und was sie mit denen so ausgelebt hatte...
Ich bekämpfte den Wahnsinn, der in mir gärte, so gut ich konnte. Es gab auch Phasen, in denen ich nicht dachte, es überstehen zu können und verlegte mich in den Zeiten darauf handfeste Selbstmordpläne zu schmieden. Was mich ironischerweise davon abgehalten hatte, war sie. Sie besitzt diese unermesslichen Abgründe, aber wenn man sie in Gänze versteht, bildet sich daraus zwar ein zerstörter, aber dennoch überlebender und wunderschöner Mensch, mit einer unvergleichlichen Empfindsamkeit, dem ich so viel Liebe entgegen bringe.
Doch es gibt noch einen weiteren großen Fehler, den sie begangen hatte. Wir hatten da mal einen recht hitzigen Streit per SMS. Sie ist wütend geworden, in Rage geraten, und hatte sich dann in den Kopf gesetzt, sich mit irgendwem zu treffen. Wer, war ihr egal, sie wollte einfach jemanden bei sich haben, der sie ablenkt. Dummerweise kennt sie nicht viele Leute, die da in Frage kämen und sie meldete sich bei einem Bekannten, den sie von Partys kennt. Sie hatte einen wohl lustigen Abend mit ihm, viel Alkohol. In der ganzen Zeit herschte Funkstille zwischen ihr und mir.
Von ihrem Besuch erfahren hatte ich mitten in der Nacht, als er schon weg war. Irgendwann schrieb sie mir, dass sie nicht wüsste, ob sie noch mit mir zusammen bleiben könnte. In meiner Verzweiflung bin ich direkt zu ihr aufgebrochen, um das zu klären. Dort angekommen merkte ich sofort, dass sie betrunken war. Zunächst habe ich versucht den Streit zu klären, es gab noch kleines Wortgefecht, nach dem ich mich aufgemacht habe zu gehen ( wohl ohne Wiederkehr ). Doch sie fing mich bei der Tür ab und beruhigte sich. In dem Moment, als sie merkte, dass ich sie wirklich verlassen würde, merkte sie, dass sie mich doch brauchte.
Nun begannen wir uns wieder näher zu kommen und ich begann zu fragen, ob sie den Abend über allein gewesen wäre. Sie meinte Ja. Dann fragte ich, ob sie allein getrunken hätte. Sie meinte es seien draußen paar Idioten gewesen. Ich fragte, ob sie draußen gewesen ist. Wieder Ja. Ich fragte Allein? Sie zögerte... dann: Sie wäre von nem Typen, den Sie aus nem Callshop kennt nach Hause gebracht worden - nur bis zur Tür. Ich fragte erneut, diesmal energischer, ob sie allein nach draußen gegangen wäre und dort allein getrunken hätte. Wieder ein Zögern von ihr... dann erfuhr ich, dass der besagte Bekannte den Abend über bei ihr gewesen ist. Ich begann sie über den Abend auszufragen. Es sei Nichts passiert. Er wär zwar liebesbedürftig gewesen und hätte sich einmal bei ihr angelehnt, aber sie sei nicht drauf eingegangen und mehr war auch nicht. Also war der Bekannte bei ihr und ein anderer Typ hat sie völlig betrunken nach Hause gebracht...
Der Hammer kam am nächsten Morgen: Ich entdeckte einen Knutschfleck an ihrem Hals.
Sie war schockiert. Sie wusste nicht, woher der hätte kommen können. Sie meinte: Oh Gott, Schatz, was musst du jetzt von mir denken...
Ich kürz es nun ein wenig ab. Ich habe ihr auch diesen zweiten großen Fehler verzeihen wollen. Mich trieb zwar wieder der Wahnsinn, ich habe mir den Arm mit Brandnarben übersät, und es dauerte lange, bis ich wieder vertrauen konnte, aber ich bin irgendwann doch auf ein erträgliches Maß gekommen. Es mag naiv klingen, aber ich nehme ihr ab, dass sie nicht weiß, wie der Knutschfleck entstanden sei.
Es gab noch mehr Vorkommnisse, aber ich habe euch von den grundsätzlichen Dingen berichtet.
Wenn ihr nun eure Meinung zu der ganzen Geschichte kund gebt, dann bedenkt bitte, dass das alles nur meine Perspektive ist und ich sicherlich auch hier und da mein Scherflein mit beigetragen habe. Dass dies alles nur Auszüge einer langen und sehr komplexen Geschichte sind. Dass sehr viele Fragen offen bleiben. Dass ich es in meinem momentan wieder lebendigen Wahnsinn vielleicht auch verzerrt dargestellt habe. Ich kann es nicht sagen, da mein Verstand so angeschlagen ist, dass ich ihm nicht mehr vollends traue.
Worum es mir schlussendlich geht ist die Frage, wie ich es schaffe zu vergessen und zu verzeihen, damit sich mein Vertrauen eines Tages wieder vervollkommnet. Ich liebe diese Frau trotz allem und mich zu trennen käme nie in Frage. Es ist viel passiert, aber ich bin trotz allem unbeschreiblich glücklich sie zu haben. Ihre Beweggründe sind durch eine lange Biographie grausamer Erfahrungen nicht vergleichbar mit denen "normaler" Menschen und nach allem, was ich über sie weiß, ist sie ein wahrhafter und treuer Mensch, mit Fehlern zwar, aber die lernt man lieben. Sie hat diese Abgründe und mein Entschluss steht fest, sie mit diesen Abgründen zu nehmen, denn sie sind Teil von ihr.
Ich fürchte nur manchmal, dass mir die Kraft fehlt das alles zu überleben. Meine psychische Gesundheit ist bereits dahin, mein Körper zieht ebenfalls nach, es macht mich alt und mürbe, zu einem Knäuel Schmerz. Doch ich will diesen Schmerz los werden. Das ist mein Anliegen. Ich möchte, dass es aufhört weh zu tun, dass sich mein Wahnsinn einstellt und ich all diese Bilder, was vor mir gewesen ist, aus dem Kopf verliere. Wie schüttel ich die Bilder ab? Wie verarbeite ich den Schmerz?
Danke, wenn ihr das alles gelsen habt...