Täuschen mich meine Gefühle?

Dabei
27 Feb 2020
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#1
Hallo zusammen,

Ich war seit 2,5 Jahren mit meiner Freundin zusammen, wird sind beide 21 Jahre alt. Sie ist bis jetzt meine längste Beziehung gewesen. Sie ist leider von einem recht harten Schicksal getroffen worden. Mit 15 wurden Ihre beiden Eltern im Haus während der Nacht erschossen und sie konnte selber nur knapp entkommen. Geschwister hat sie keine und mit den Grosseltern pflegt sie ein sehr schlechtes Verhältnis. Als wir uns verliebten sah ich meine Rolle nicht nur als Freund sondern auch als Beschützer, Ratgeber und Wegweiser. Sie ist ein sehr unsicheres und ängstliches Mädchen welches viel Liebe und Aufmerksamkeit benötigt. Ich habe mir in diesen 2,5 Jahren immer Mühe gegeben diese eine Person zu sein welche ihr Halt gibt, sie beschützt und liebt. Natürlich hatten wir wie jedes Paar viele Streitigkeiten und Momente wo nichts funktionierte.

Das Problem welches ich auch erkenne und mich dafür echt mies fühle ist dass ich meine Position als Geber in der Beziehung ausgenützt habe, da ich den längeren Hebel hatte und sie sozusagen von mir mehr abhängig war als ich von ihr. Der Mitleidsfaktor war immer ein Teil in der Beziehung, leider konnte ich das nicht unterdrücken.

Jedenfalls haben wir uns zum ersten mal getrennt da echt nichts mehr funktioniert hat. Sobald ich jedoch daran denken musste was jetzt aus ihr werden soll, wie sie ohne mich zurecht kommt, und was für einen Fall sie ertragen muss da die einzige Person die ihr Halt und Sicherheit geben konnte plötzlich verschwindet.
Ich habe die ersten Tage nach der Trennung sehr schwer mit mir selbst kämpfen müssen, habe mir Vorwürfe gemacht, mich elendig gefühlt, als hätte ich ihr den Boden unter den Füssen zerstört.
Ich muss gestehen dass die ca. 70% der Streitigkeiten wegen mir waren, sie musste viel auf sich nehmen und hat auch auf vieles verzichtet und sich an mich anzupassen. Trotz all dessem blieb sie immer bei mir und hat 100% zu mir gehalten.
Durch ihre Vorgeschichte ist sie jedoch höchst Empfindlich bei Streit, Vorwürfen usw. und da ich ein sehr direkter Mensch bin hat dies beim Streit oft zur Katastrophe geführt.
Als sie dann bei mir vorbei kam um Ihre Sachen in meiner Wohnung abzuholen waren wir beide von Emotionen total überrollt.
Der Gedanke sie nicht mehr hier zu haben (da sie 4-5x die Woche bei mir schlief) und der Gedanke wie sie gerade aus allen Wolken fällt brach mir das Herz. Wir versöhnten uns somit und ihre Sachen blieben bei mir. Jetzt, 1 Jahr später befinden wir uns wieder in der Phase wo wir uns gegenseitig fast nicht mehr ertragen konnte, nur noch Vorwürfe, Streit usw. Ich habe ihr dann geschrieben und gesagt dass ich so nicht weitermachen möchte und sie nicht mehr ertragen kann.
Dies fühlte sich gut und richtig an da im Vergleich zum letzten Jahr diese starken Bauchschmerzen, Schuldgefühle und Herzschmerzen nicht da waren und ich dachte ich sei jetzt soweit loszulassen und einen getrennten Weg zu gehen. Die Trennung per Nachricht war vor ca. 1 Woche, es wird aber von Tag zu Tag schlimmer, diese alte Gefühl welches ich so befürchtet habe tritt täglich stärker ein.. Sie ging bei meinen Eltern vorbei und bedankte sich für all die Unterstützung und Liebe (Sei feierte zum ersten Mal seit Jahren Weihnachten und Ihren Geburtstag bei uns), auch diese Gefühl nächstes Weihnachten ohne Sie zu feiern, sie nicht mehr dabei zu haben usw. füllte mich mit Schmerz und Vorwürfen.
Sie versucht mit allen Mitteln die Beziehung zu retten und schreibt mir täglich versucht die Dinge zu reparieren, wobei sie garnichts falsch gemacht hat. Gestern kam sie vorbei um Ihre Sachen abzuholen, ich Versprach mir dieses Mal nicht durch Emotionen Schwach zu werden, was auch gut funktionierte, wir redeten über die Punkte die nicht mehr funktionieren, weshalb die Dinge so gekommen sind. Als sie jedoch gehen wollte überfielen sie die Gefühle und sie fing an der Tür an zu weinen, mich anzubetteln sie nicht im Stich zu lassen. Ich umarmte sie und mir schwerem Herzen sagte ich pass gut auf dich auf und sie bedankte sich für alles was ich für sie in den letzten 2,5 Jahren getan habe. Ich musste mich fast einsperren um ihr nicht hinterher zu laufen und sie zurück zu holen, doch ich wollte nicht wie beim letzten Mal alles zurücksetzen. Jetzt habe ich weder geschlafen noch gegessen und mir schiessen Fragen durch den Kopf ob das richtig war ob es wirklich zu Ende sein muss. Je mehr der Gedanke sich mit dem Mitleid für ihre Situation vermischt habe ich ein Verlangen sie zurück zu holen, es erneut zu versuchen.
Ist dieses schmerzhafte Gefühl ein Produkt von unendlichem Mitleid und Mitgefühl welches ich mit wiederkehrender Liebe verwechsle oder ist Tatsächlich noch etwas da?
Ich kann mir echt nicht erklären was in mir gerade vorgeht, jedoch fühlt es sich alles andere als richtig an...
Danke fürs Mitlesen und für jeden Rat den ich erhalte.
Gruss
Lucas
 
Dabei
6 Feb 2017
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#2
Hi Lucas,

ich würde sagen, halte erst mal weiter durch. Jemanden zurückzuweisen und dann zurückzunehmen ist auch kein faires Verhalten und richtet auf Dauer auf Schaden bei der Person an. Da ist es fairer, wenn du erst in die Beziehung zurückgehst, wenn du dir auch wirklich, wirklich sicher bist, dass du das für DICH möchtest.
Und da ist das Zeitfenster auch nicht so eng. In einer Woche kann sich natürlich kaum etwas entwickeln, natürlich seid ihr beide in Trauer. Aber warte erst mal noch ab und vielleicht tut es ihr auch gut mal auf eigenen Beinen zu stehen, vielleicht tut es auch dir gut mal keine Verantwortung für eine zweite Person zu haben. Vielleicht entwickelt ihr euch in dieser Phase beide weiter und dann werdet ihr merken, ob ihr es - als verbesserte Versionen - nochmal miteinander probieren wollt und es dann sogar auf Augenhöhe stattfinden kann, oder ob ihr besser weiterhin getrennte Wege geht.
 
Dabei
27 Feb 2013
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5.263
#3
Hallo Lucas,

Mitleid ist keine Basis für eine Beziehung.

Du schreibst selber, dass ihr euch nicht mehr ertragen könnt - das spricht schon sehr für sich.

Das, was dich jetzt so hernimmt, ist dein schlechtes Gewissen und aber auch der normale Trennungsschmerz, den man immer nach einer Trennung hat.

Mir tat beispielsweise eine langjährige Beziehung gar nicht gut, ich hab ihn auch nicht ertragen und hab trotzdem Rotz und Wasser geheult. Es spielt auch sehr die Gewohnheit eine Rolle, du schreibst ja selber, sie war oft bei dir und wenn etwas nicht mehr so ist wie vorher, ist die Umstellung erstmal nicht so einfach.

Ich würde dem Rat meiner Vorrednerin folgen und durchhalten.

Auch denke ich ähnlich, dass ihr beide jetzt eine Entwicklung durchmacht. Die ist wichtig. Und du bist nicht verantwortlich für das, was ihr passiert ist und kannst es auch nicht wiedergutmachen. Sowas gehört in die Hände eines erfahrenen Therapeuten. Das bist du nicht.

Alles Gute!
 

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