Probleme als Patchwork Familie

Dabei
9 Mrz 2020
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#1
Liebes Forum

Ich brauche eure Hilfe und Einschätzung – v. a. der weiblichen Leser. Ich versuche mich auch kurz zu fassen ;-)

Wir sind nun seit 3.5 Jahren zusammen. Sie war meine erste Beziehung seit der Trennung von meiner Frau. Die Ehe war damals kaputt, meine Ex-Frau hatte mich zum damaligen Zeitpunkt schon mehrfach betrogen. Man kann sagen, sie hat ein klassisches Doppelleben geführt.
Meine Partnerin war in dieser schweren Zeit eine Stütze und daraus ist dann auch Liebe entstanden. Seit Beginn der Beziehung bin ich zu ihr gezogen bzw. wir haben ein gemeinsames Haus bezogen (Patchwork) und durch die räumliche Veränderung habe ich auch den Job/die Firma gewechselt. Sie hat ihr Leben weiter gelebt, ich bin dazu gekommen.

Mein Problem:
Die Stimmung zwischen uns ist immer extrem angespannt, wenn meine Kinder zu Besuch sind. Sie fühlt sich dann ausgeschlossen, wie sie sagt. Obwohl ich sie immer Frage, ob sie bei Unternehmungen mitkommt (und sie dies ablehnt) zieht sie sich eher zurück. Auch bekomme ich zu hören, ich würde sie nicht integrieren – wobei ich nicht nachvollziehen kann, was sie meint (und sie es mir aber auch nicht plausibel erklären kann). Dies ist insofern traurig, da meine Kinder sie sehr mögen und wir auch zu Beginn sagten, dass es eine Patchwork Familie werden solle.
Das Ganze gipfelte kürzlich, als die Umgangsregelung mit meinen Kindern neu festgelegt wurde. Da ich meine Kinder nur noch selten sehen (nur noch in den Schulferien) bat ich sie, ob sie vielleicht eine Woche Betreuung mit übernehmen könnte in den Ferien. Das würde mir erlauben, meine Kinder eine Woche mehr wenigstens abends, nach der Arbeit, nochmal zu sehen. Sie lehnte ab mit der Begründung, dass sie die Zeit für sich und ihre Kinder benötigt.
Im gleichem Atemzug wollte sie dann, dass ich ein Umgangswochenende tausche, damit sie ihren Geburtstag feiern kann. Sie wollte meine Kinder da nicht mit dabeihaben, da ich dann ja abgelenkt bin und mich nicht (auf sie und die Gäste) konzentrieren könne. Dies zu einem Zeitpunkt, als schon klar war, dass es kein Tauschwochenende mehr gibt und er Umgang zu meinen Kindern weiter eingeschränkt wird.
Umgekehrt ist es allerdings so, dass sie mit ihren Kindern ebenfalls das tägliche Leben bespricht und ich dort ausgeschlossenen bin – schon alleine deshalb, da ich ja nicht der leibliche Vater bin.

Fazit:
Seither ist für mich ein Bruch passiert. Ich habe das Gefühl, eigentlich mehr in die Beziehung investiert zu haben als sie. Es gab noch andere kleinere Meinungsverschiedenheiten, welche mich aber zunehmend mit Kopfschütteln und Unverständnis zurückliessen. Jedoch ist es immer die gleiche Gangart: sie macht mir Vorwürfe, was ich angeblich alles falsch mache und kurz darauf erlebe ich, wie sie selbst Dinge tut, welche sie bei mir zuvor kritisiert.
Wir sind jetzt 3.5 Jahre zusammen – sehe aber keine Lösung für dieses Problem und für mich hat es das Potential des Endes. Denn als liebender Vater kann ich mich nicht gegen meine Kinder entscheiden.
 
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Dabei
6 Feb 2017
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#2
Inwiefern wirst du bei ihrem Alltag mit ihren Kindern des ausgeschlossen?

Was waren deine Beweggründe damals direkt mit ihr zusammenzuziehen anstatt dir erst mal eine eigene Wohnung zu nehmen?

Wenn du schon mit ihr gesprochen hast und sie deine Anliegen nicht als berechtigt anerkennen will, finde ich es schwierig eine gemeinsame Lösung für euch vorzuschlagen. Deine Kritik an ihr kann ich in jedem Fall nachvollziehen. Ich bin ein Kind in einer Patchworkfamilie und konnte auf der Seite meines Vaters und seiner neuen Frau einen komplett anderen (schlechteren) Umgang damit erleben als auf der Seite meiner Mutter und ihres neuen Mannes.
Mit meiner Stiefmutter habe ich inzwischen keine Probleme mehr, aber das hat über 10 Jahre gedauert, bis wir da angekommen sind.

Ich finde bei dir sehr gut, dass du die Kinder an erste Stelle für dich stellst. Ich wünschte mein Vater hätte dies getan. ;)
 
Dabei
9 Mrz 2020
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#3
Naja - ihre Kinder sind deutlich älter als meine. D. h. es werden eher Dinge wie "heim kommen von Partys", Schulische Themen etc besprochen. Also der normale "erzieherische" Auftrag des Elternteils eben. Da bin ich aussen vor (was ja auch normal ist).

Ebenso verkriechen sich ihre Kinder eher in den Zimmern (was auch normal ist im pupertären Alter) während meine Kinder doch präsent sind (was auch normal ist im Gurndschulalter) und eben noch ein gewisses Mass an Anleitung/Beschäftigung benötigen.

Wenn meine Kinder dann da sind, dann wollen sie natürlich den Papa auch bei sich haben. Und da fangen die Probleme dann an - denn während ich eingebunden bin, fühlt sie sich aussen vor.

Und: wir sind damals nicht direkt zusammen gezogen. Es war eine Fernbeziehung und nur am Wochenende. Nach über 1 Jahr sind wir dann zusammen gezogen, da:

1. Die Pendelei am WE einfach zu anstregend war
2. Der Wohnraum zu eng wurde und eh eine Veränderung anstand. Die Umgangs- und Zimmer"belegungs"-PLanung war schon fast wie in einem Hotel
3. Die Beziehung eigentlich gut lief und nichts im Wege stand, es nicht zu tun. Zumal der berufliche Wechsel bei mir auch kein Rückschritt war.
4. Es auf Dauer für beide Parteien günstiger ist, unter einem Dach zu leben.
 
Dabei
6 Mrz 2013
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#4
Wenn du schon mit ihr gesprochen hast und sie deine Anliegen nicht als berechtigt anerkennen will, finde ich es schwierig eine gemeinsame Lösung für euch vorzuschlagen. Deine Kritik an ihr kann ich in jedem Fall nachvollziehen.
Da geht es mir wie idkat. Deine Partnerin scheint nach deiner Schilderung inkonsequent zu sein, ihre Vorwürfe an dich scheinen "unlogisch" zu sein, sie scheint ihre Anliegen dir nicht plausibel erklären zu können. Mit sowas hab ich Probleme, ein klares Verhalten und eine klare Kommunikation sind für mich entscheidend in einer Beziehung, erst recht wenn die Konstellation wie bei euch etwas komplizierter ist.

Als ich das mit der Betreuungswoche gelesen habe, dachte ich mir "Vielleicht fühlt sie sich da ausgenutzt, und es ist nicht das was sie sich unter "einbezogen werden" vorstellt, aber das ist nur 1 Mutmaßung in Bezug auf 1 Facette.

Umgekehrt ist es allerdings so, dass sie mit ihren Kindern ebenfalls das tägliche Leben bespricht und ich dort ausgeschlossenen bin – schon alleine deshalb, da ich ja nicht der leibliche Vater bin.
Also das finde ich jetzt nicht so selbstverständlich wie du. Ich kenne auch einige Patchworkfamilien. Da spielt sich kein "Neuer" als Elternteil auf, aber wenn man zusammen in 1 Haus lebt, ist keiner beim "täglichen Leben" ausgeschlossen. Die Erwachsenen besprechen "Kindersachen" auch gemeinsam, man lebt ja in einer Partnerschaft, und das ist für mich und anscheinend auch für meine in Patchwork lebenden Freunde auch eine Freundschaft, bei der man sich mit Rat und Tat unterstützt.
Seit Beginn der Beziehung bin ich zu ihr gezogen bzw. wir haben ein gemeinsames Haus bezogen (Patchwork)
es war eine Fernbeziehung und nur am Wochenende. Nach über 1 Jahr sind wir dann zusammen gezogen,
Da bin ich auch erst drüber gestolpert. Also du bist nicht "seit Beginn der Beziehung zu ihr gezogen" sondern erst nach 1 Jahr?
 
Dabei
9 Mrz 2020
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#5
Hallo Twi-n-light

Danke für die Rückmeldung. Ja, Inkosequenz trifft es ganz gut denke ich.

Was die Betreuungswoche betrifft: sie hätte in dieser Woche eh Urlaub gehabt, da ihre Kinder da ja Schulferien haben. Meine Kinder sind die Woche vor Ostern da - ihre Kinder die Woche nach Ostern. Das Argument war dann, dass ihr das dann zuviel ist. Gut. So viel zum Thema Patchwork und den Vorwürfen, dass sie sich ausgeschlossen fühlt.....
Das hat einfach weh getan - zusammen mit der Tatsache, dass ich mein ganzes Leben ein mal auf Links gekrempelt hatte, hatte ich da in diesem Punkt etwas mehr erwartet. V. a. dann aber der Tag darauf - die Diskussionüber ihre Geburtstagsfeier und die Tatsache, dass sie meine Kinder da gar nicht dabei haben will, hat das Thema Patchwork noch mehr pervertiert.

Seither komme ich mir mächtig verarXXXX vor, denn als wir zusammen kamen, war dies genau ein Punkt, den wir beide wollten (familienähnliche Strukturen). Und was die Beziehung von Anfang an ein anderes, ernsteres Gewicht gab.

Inzwischen habe ich den Eindruck, dass "Patchwork" immer dann funktioniert, wenn ich Arbeitskraft, Zeit, Geld und Freizeit in ihren Teil investiere (also ihre Kinder, Familie und das Gemeinsame (Haus)) - das Thema Patchwork aber dann endet, wenn ich die Aufmerksamkeit meinen Kindern zuwende und sie in diesem Moment erst mal hinten ansteht.

Was das Zusammenziehen betrifft - formuliere ich mal um:

Seit Beginn der Beziehung, welche zunächst eine Wochenend-Beziehung war, sind wir nach über 1 Jahr auch zusammen gezogen. Es war der WUnsch von beiden.

LG
 
Dabei
9 Mrz 2020
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#7
Ja - du darfst. Aber da muss man komplett ausholen dazu - und das sprengt den Rahmen hier.....

Nur so viel: es ist ein Rosenkrieg mit der Ex. Besonders bitter ist das Gezerre um die Kinder - trotz erfolgter Scheidung und grosszügiger Einigung (finanziell) . Es werden Hobbies, Feiern usw. in die Umgänge gelegt usw.
Regelungen sind nur per Gericht möglich - wobei sich eine Seite auch dort grosszügig drüber hinweg setzt. Des Weiteren werden Umgänge erschwert hinsichtlich kurzfristiger Abänderungen der Absprachen usw.

Meine Freundin versucht mir in dieser Zeit beizustehen und versteht das Verhalten der Ex nicht. Ihrer Meinung nach entzieht die Ex die Kinder bzw. sieht die Kinder als "ihre Mitgift" aus der Scheidung (also meine Ex). Sie sagt, dass es so genau nicht laufen solle - der Vater ist nicht "trennbar", er bleibt dies auf Lebenszeit. Sie zeigt hinsichtlich ihrem Ex auch nicht die selben Tendenzen wie meine Ex bezüglich ihrer Kinder. Gott sei Dank!
 
Dabei
6 Feb 2017
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#8
Das bedeutet, dass deine Ex wohl immer noch sehr verletzt ist.

Wie hast du das Gefühl, wirkt sich das auf die Kinder aus?
Kriegen sie zu Hause viele negative Dinge über dich und deine Freundin zu hören?

Ich erinnere mich an die Zeit nach der Trennung meiner Eltern auch noch ziemlich gut. Ich war fünf, als sie sich getrennt haben.
Natürlich haben sie versucht so zu tun, als ob sie alles ganz erwachsen händeln würden, aber im Endeffekt war bei meinem Vater ein leichtes Schmunzeln zu erkennen, wenn wir Kinder über unsere Mutter bei ihm meckerten und meiner Mutter schien es zu gefallen, wenn wir bei ihr schlecht über unseren Vater und seine Neue sprachen. Und natürlich rissen wir uns vor der neuen Freundin zusammen und waren nett zu ihr. Ich umarmte sie immer zur Begrüßung und fragte wie es ihr geht und bot ihr immer an im Haushalt zu helfen und irgendwo wollte ich auch, dass sie mich mochte, aber ich mochte sie selbst nicht.
Das hat sie sicherlich auch gespürt. Ich erinnere mich sogar an die ein oder andere Aktion, die ich gemacht habe, in der Berechnung, dass mir nicht zugetraut werden würde, sowas bewusst zu machen. Dass es danach heißen würde, ich hätte mir nichts Schlimmes dabei gedacht, ich sei schließlich ein Kind und Kinder würden sich bei sowas nichts denken. Aber ich habe sie bei diesen Aktionen eher bewusst ausgegrenzt.

Bist du dir sicher, dass deine Freundin von deinen Kindern nichts zu spüren bekommt?
Das fiele mir noch als letzte Möglichkeit ein. Vielleicht würde ich auch mal mit den Kindern sprechen. Hast du das schon gemacht? Die Kinder fragen, wie sie alles wahrnehmen, wie es zu Hause bei der Mutter ist, mit was für "Input" sie quasi zu euch kommen, ob sie das Gefühl haben zwischen Vater und Mutter zu stehen, ob sich das auf ihre wahrnehmung deiner Freundin auswirken könnte.
Mit mir hat als Kind nie jemand gesprochen, deshalb weiß ich nicht, ob das etwas positiv bewirkt hätte.
Aber ich kann mir eben vorstellen, dass sich alle Beteiligten in deinem Umfeld in einer ihrem empfinden nach unfairen Situation befinden und dass es schon helfen würde zu sehen "das geht allen anderen hier aber auch so, ich bin nicht die einzige, für die es blöd ist".
Denn ich denke oft ist das Problem, dass man selbst denkt, dass man ja alles in seiner Macht stehende tut und die anderen tun ja nichts. (so war das als Kind für mich auch. Ich dachte immer ich bin ja nett und helfe im Haushalt und die Frau kann mich trotzdem nicht leiden, merkt man doch, auch wenn sie auf nett tut). Nur, dass alle anderen auch so denken und genauso wenig sehen, wo man sich selbst überwindet und sich selbst Mühe gibt.
 
Dabei
9 Mrz 2020
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#9
Wow - Danke. So hab ich es noch gar nicht gesehen. Zumal meine Freundin vor einiger Zeit andeutete, dass sie die Böse wäre, die den Papa genommen hat.

Sagen wir mal so - beim letzten Mal hat meine Tochter gesagt, sie freue sich auf die Zeit bei mir und meine Freundin zu sehen. Hat sie beim nach Hause kommen auch umarmt und sich zu ihr gesetzt. Das ganze geschah ohne vorherige Thematisierung. Das sieht ja auch erst mal nach "alles in Ordnung" aus.
Da werd ich das nächste mal etwas "nachfühlen".

Aber ja - natürlich sind die Kinder hin und her gerissen und werden natürlich beeinflusst.

Darf ich dich auch mal was fragen - gehe davon aus, dass auch du klassisch bei deiner Mutter und ihrem neuen Freund gelebt hast (und das dir das Leben dort natürlich vertrauter war als das Leben bei deinem Vater und seiner neuen Beziehung): wie ist heute das Verhältniss zu deinem Vater nach der Trennung? Gibt es eine Beziehung? Ist sie stärker oder schwächer als zum Partner deiner Mutter?

Was meine Ex betrifft: Verletztheit kann ich hier nicht erkennen. Wenn man ein Doppelleben führt, zunächst zum Anwalt geht und sich ausrechnen lässt, ob sich denn eine Trennung für sich lohnt, dies dann auch thematisiert - dann muss man nicht mehr verletzt sein, wenn es dann tatsächlich knallt. Dann ist dieses Verhalten eher mit Narzissmus oder Borderline zu beschreiben.
 
Dabei
6 Feb 2017
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#10
Ich bin auf jeden Fall ein Mama-Kind.
Mein Vater hatte einen direkten Übergang von meiner Mutter zu seiner neuen Freundin. Meine Mutter hatte ihren neuen Freund erst fünf Jahre später. Mein Vater hat sich bei Problemen zwischen seiner Freundin und uns Kindern außerdem immer gerne rausgehalten. Ich meine nicht, dass er hätte Seite beziehen sollen, aber zumindest als Mediator zu vermitteln wäre schon nett gewesen. Hätte sicherlich auch für weniger Frust ihm gegenüber gesorgt.
Ich habe meinen Vater nur jedes zweite Wochenende besucht und ab und an wurden die von seiner Seite aus abgesagt, weil irgendwas mit seiner Freundin anstand, wo wir nicht mitkonnten. Mein Zimmer bei ihm war außerdem kalt und grau. Das war zusammengewürfelt aus Zeug, das sie noch hatten, aber nichts davon sah nach Kinderzimmer aus. Außer, dass eben meine Bücher und Kassetten in den Regalen standen. Aber bei meiner Mutter zu Hause (also mir zu Hause) war alles bunt in meinem Zimmer und ich hatte einen Kaufmannsladen und eine Kletterwand und ein Trampolin und ganz viel Spielzeug. Bei meinem Vater eben nur ein paar Bücher und Kassetten. Deshalb habe ich mich da auch sehr ungerne aufgehalten. Dann hat die neue Freundin von meinem Vater auch gar nicht kindgerecht gekocht. Ständig gab es da irgendein Fleisch, auf dem ich gefühlt 15min lang rumkauen musste, ehe ich es runterschlucken konnte.
Ich will damit nur sagen: Es waren sehr viele Punkte, die auf mein Verhältnis zu meinem Vater eingewirkt haben, nicht nur die Tatsache, dass meine Mutter das Sorgerecht hatte.

Mein Verhältnis zu meinem Vater ist inzwischen besser. Es war lange Zeit ein sehr "gespieltes" Verhältnis für mich. In dem immer so getan wurde, als wäre alles super, obwohl ich eigentlich nicht der Ansicht war, dass er seine Vaterrolle seit der Trennung von meiner Mutter besonders erfolgreich ausgefüllt hatte. Ich habe in dieser Zeit irgendwann ein Gedicht über ihn geschrieben, das endete auf "So I play the part, hoping to note a good feature. But all I can see is a barely trying, overrated creature."
Ich glaube, das zeigt es relativ gut. Am meisten hat mich eben frustriert, wie er offensichtliche Missstände nie adressiert und sich überall rausgehalten hat, was bei mir immer ankam, wie "es ist ihm wohl egal".
Jetzt inzwischen ist es wie gesagt besser. Wir hatten vor drei Jahren etwa ein langes Telefonat, in dem ich einiges ansprach und er dann auch endlich mal darauf einging und seine Sicht ehrlich beschrieb. Vor zwei Jahren etwa hatten wir dann noch mal ein etwas unsachlicheres Gespräch, weil es nachts war und wir beide betrunken waren. Da lachte ich ihn mehr oder weniger für seine Schilderung unserer Vergangenheit aus und fing dann aber an zu weinen und erzählte ihm, wie sehr ich es als Kind gehasst hätte ihn zu besuchen. Er meinte, dass ihm das so nicht bewusst gewesen wäre und ihm leid tut.
Ich denke er hat einiges versäumt. Da ist einiges, was er hätte besser machen können. Aber es ist ja nie zu spät - als ich vor einigen Monaten meine Abschlussarbeit schrieb, war er zB eine sehr hilfreiche Stütze für mich.

Interessant finde ich jetzt inzwischen übrigens auch, dass meine "Stiefmutter" zB auch kein einfaches Verhältnis zu ihrem Vater hat. Eigentlich kann sie vieles, was ich empfunden habe, sehr gut nachvollziehen. Aber es hat eben wirklich lang gedauert, ehe man sich überhaupt für die Sicht des anderen interessiert hat und nicht nur seine eigene gesehen hat. Und damit meine ich alle Menschen dieser Konstellation. Ein bisschen mehr Empathie hätte uns sicher gut getan. ;)

Ich hoffe, das ist dir nicht zu lang geworden, Verzeihung.
 
Dabei
9 Mrz 2020
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#12
Nein - hab den Film nicht gesehen.

Tut mir leid, dass die Trennung deiner Eltern eine solche "Durchschlagskraft" auf das Verhältniss zu deinem Vater hatte. Vieles was du schreibst war sicherlich auch einfach der Trennungssituation geschuldet.
Es ist immer einfacher für das sorgeberechtigte Elternteil, das/die Kinder zu versorgen hinsichtlich Zimmer, Kleidung, Spielsachen, Regeln in der Familie etc. Da das Kind hier dauerhaft ist, hinterfragt es gewisse Abläufe erst gar nicht. Auch die Tatsache, dass dein Vater Unterhalt bezahlen durfte und sicherlich knapp bei Kasse war in der ein oder anderen Situation bzw. so alles doppelt kaufen musste (Unterhalt an deine Mutter + Möbel, Spielsachen, Kleidung, Hobbie für dich zusätzlich bei ihm). Ein eigenes Leben hatte er ja auch noch irgendwo.

Sicherlich ist/war deine Mutter auch nicht ganz unschuldig an deinem Vaterbild. Das Stichwort "beeinflussen" viel hier ja schon.

Aber das führt jetzt vom Thema des Threads weg.

Daher: nein, deine Antwort war nicht zu lange und Danke für deine ehrliche Antwort auf meine Frage - und ja, ich bin jetzt noch beunruhigter was das zukünftige Verhältniss zu meinen Kindern anbelangt.
Zeigt mir aber auch, wie wichtig es ist, jeden Kampf um die Kinder zu führen und nicht "klein bei zu geben".
 
Dabei
6 Feb 2017
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#13
Ja, das hat sicherlich alles mit reingespielt. Ich denke auch, dass bei meiner mutter mehr ausgesprochen oder adressiert wurde. Wenn man das Kind nur in den Ferien hat, ist man mehr versucht, die heile Welt zu spielen und die Zeit nicht unangenehmen Themen zuzuwenden. Meine Mutter kam mir jedenfalls immer authentischer vor und mein Vater eher heuchlerisch.

Ich denke Kinder nehmen sehr viel wahr und in sich auf. Ihnen fehlt nur das Skillset daraus, was sie aufnehmen, etwas zu machen. Die Fähigkeiten lernen sie erst noch. Zumindest war das bei mir so.
Das einzige, was ich als Kind wusste, war wie ich mich verhalten muss, um keinen Ärger zu bekommen. Das hab ich gemacht. Alles andere hab ich in mir aufgenommen und bei niemandem angesprochen und es hat auch niemand bei mir angesprochen. Trotzdem bin ich mir sicher, dass die neue Freundin wusste, dass sie nicht mein Lieblingsmensch war.

Den Film würde ich dir wirklich sehr ans Herz legen. Der Vater in dem Film liebt seinen Sohn auch sehr und hat große Angst ihn durch die Scheidung zu verlieren.
Vielleicht hilft der Film dir beim reflektieren und schafft ein bisschen Perspektive.
 
Dabei
23 Nov 2016
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#14
Hallo Titlis,
Idkat hat es ziemlich genau getroffen: die Situation ist für euch alle schwierig. Für dich, für deine Freundin, für deine Kinder und für die Kinder deiner Freundin.

Patchwork ist eine wirklich große Herausforderung. Für mich liest es sich so, als hätten du und deine Freundin recht große Erwartungen an dieses Konstrukt, die sich aber nicht erfüllen lassen. Oder für die es viel Geduld und Zeit braucht. Ihr erwartet, dass ihr eine Familie seid, wie man sich eben eine Familie vorstellt. Aber ihr seid momentan im Grunde nur ein Paar, das sich füreinander entschieden hat, mit Kindern, die keine großartige Wahl hatten. Es ist verständlich, dass da das Teilen allen Beteiligten schwerfällt.

Warum denkst du, dass jetzt schon, nach nur einem Jahr, alles klappen sollte?

Es braucht mindestens 5 Jahre, bis man als Patchwork zusammen gewachsen ist (hat mal ein Familientherapeut gesagt; stammt nicht von mir).

Du zeigst meiner Meinung nach auch nicht viel Verständnis für die Bedürfnisse der "pubertierenden" Kinder deiner Freundin. Nur weil sie größer sind als deine, heißt das nicht, dass es ihnen weniger ausmacht. Im Gegenteil.

Kleine Fortschritte, wie die Umarmung, siehst du kaum. Aber es wird nur in sehr kleinen Schritten gehen. Du kannst deine Freundin nicht dazu zwingen, deine Kinder zu mögen. Oder Verantwortung für sie zu übernehmen. Die Bereitschaft dazu muss von ihr selbst kommen.

Es gibt nur zwei Möglichkeiten: freue dich über die kleinen Fortschritte. Schaue nicht auf das, was (noch) nicht funktioniert und versuche Verständnis für die anderen großen und kleinen Menschen in dem Gefüge aufzubringen. Sei zuversichtlich, dass ihr zusammenwachsen werdet, langsam, aber stetig.

Oder trenne dich.

LG, Badesalz
 
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