- Dabei
- 26 Jun 2016
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Seit einigen Wochen leide ich schrecklich unter Liebeskummer. Vor ein paar Monaten habe ich jemanden kennengelernt. Wir kannten uns schon von früher, jedoch hatten wir nie näheren Kontakt. Dann sind wir uns im Internet über eine Dating-App über den Weg gelaufen. Zunächst haben wir nur grob über alte Zeiten gequatscht, jedoch wurden unsere Gespräche immer intensiver und vertrauter. Nach ungefähr einer Woche haben wir dann auf allen möglichen Kanälen geschrieben und uns den ganzen Tag über Gott und die Welt unterhalten. Es kamen Bilder dazu, Videos und wir haben auf diesem digitalen Wege unglaublich viel Spaß zusammen gehabt. Irgendwann kam es dann zu einem ersten Treffen.
Ich war überhaupt nicht aufgeregt, sondern habe mich total gefreut, ihn zu sehen. Wir haben einige Stunden zusammen verbracht und waren zusammen in der Stadt unterwegs. Direkt habe ich mich super wohl gefühlt. Jedoch habe ich gleich bei unserem Abschied das Gefühl gehabt, ich könnte ihn so schnell, wie er gekommen ist, wieder verlieren. Mir war direkt klar, dass ich mich ziemlich in ihn verliebt habe. Nach dem Treffen schrieb er mir, dass er es schön fand und bis zu unserem zweiten Treffen lief alles wie vorher. Auch das zweite Treffen war angenehm und wir hatten uns viel zu erzählen. Hinterher fing ich jedoch das erste Mal an, unsicher zu werden und ich hatte das Gefühl, er erwidert unsere gemeinsame Sache nicht so sehr wie ich. Ich habe ihm gesagt, dass es mir komisch vorkommt, dass er mir bei unserem letzten Treffen nicht näher gekommen ist. Er hingehen schrieb darauf, dass sich das aus seiner Sicht von ganz alleine entwickeln würde und es für ihn noch etwas zu früh sei. Ab diesem Moment fingen lauter Missverständnisse an. Er hatte meinen Kommentar so gedeutet, dass ich von ihm erwartet hätte, wir hätten direkt miteinander schlafen sollen, ich hingegen hatte mich nur gewundert, wieso er mich nicht in den Arm genommen hat. Als er neben mir saß, schien er so aufgeregt und ich wollte ihm nur klarmachen, dass er sich ruhig trauen darf, mir näher zu kommen. Wir konnten das zunächst klären.
Dann ein paar Tage danach schlug er mir vor, ihn zu besuchen (er wohnt in einer etwas größeren Stadt ungefähr 200 km von mir entfernt, kommt ursprünglich aber aus derselben Gegend und ist am Wochenende öfter zuhause). Dieser gemeinsame Abend war richtig schön. Zuerst haben wir eine Ausstellung besucht, danach waren wir noch essen und abends bei ihm zuhause haben wir TV geguckt. Hier hat er mich zum ersten Mal in den Arm genommen, mich so sehr gedrückt und dann auch geküsst. Ich war richtig glücklich. Wir beide hatten in diesem Moment so ein Verlangen nacheinander, dass wir dann, auch aus meiner Sicht, viel zu früh, miteinander geschlafen haben. Aber in diesem Moment hat sich mein Verstand ausgeschaltet und es ist einfach passiert. Im Nachhinein bereue ich es auch nicht, denn es war einfach nur schön. Die ganze Nacht lagen wir wach, haben uns immer wieder umarmt und dann noch ein zweites Mal Sex gehabt. Am nächsten Morgen musste er früh zur Arbeit und ich blieb bei ihm, da wir nachmittags zusammen nach Hause fahren wollten. Als wir uns nach der Arbeit in der Stadt verabredet haben, war es uns beiden im ersten Moment unangenehm, allerdings hat er mich direkt wieder in den Arm genommen. Nachdem wir dann zusammen nach Hause gefahren sind, hat er mich zum Abschied geküsst. Bis hierhin war es ziemlich perfekt – zumindest für mich. Doch genau ab diesem Moment sind bei mir die Synapsen durchgebrannt. Wenn er mir mal eine Zeit lang weniger geschrieben hatte, bekam ich gleich Panik, er würde sich von mir distanzieren. Auch habe ich von ihm direkt eingefordert, sich zu entscheiden, ob er mit mir zusammen sein möchte. Es folgten unzählige direkte und indirekte Gespräche (über Facebook), wo er mir seine Ängste schilderte und trotzdem habe ich ihn immer stärker eingekesselt. Er schrieb mir, dass er furchtbare Angst vor einer Beziehung hat, da er das Gefühl hat, am Ende dann doch wieder alleine und verlassen dazustehen. Ich verstand einfach nicht, wieso er mir nicht vertrauen konnte.
Nach einer ersten kurzen Auszeit gab er mir jedoch zu verstehen, dass er mich vermisst und sich die Kontaktsperre für ihn komisch anfühlt. Jedoch behielt ich die Auszeit bis zu unserem vereinbarten Treffen bei. Als wir uns dann trafen, konnten wir zum ersten Mal richtig gut miteinander sprechen und auch habe ich zum ersten Mal begriffen, wie er wirklich tickt. Also gab ich ihm zu verstehen, dass er mit seiner Einstellung Recht hat und konnte begreifen, dass ich ihn total eingeengt und überfordert habe. Es folgte ein zweiter Besuch bei ihm und diese zwei Tage werde ich niemals vergessen. Wir liefen durch die Stadt – Hand in Hand – und er zeigte mir jede Ecke dort. Er hat mich so oft von der Seite angeschaut und mich ständig gefragt, ob alles gut sei. Er war mir so nah. Abends haben wir uns in einer Bar zusammen betrunken und bis tief in die Nacht über alles Mögliche diskutiert. Vor allem aber auch so herzlich zusammen gelacht.
Als ich am nächsten Tag alleine nach Hause gefahren bin, kamen jedoch wieder Ängste und Zweifel in mir hoch. Mir fiel es so schwer, ihn zurück zu lassen und ich konnte mir nicht vorstellen, ihn nur so selten zu sehen. Ab diesem Moment war ich mir einfach gar nicht mehr sicher, ob ich es aushalten kann, weil ich ihn jede Minuten vermisst habe. Ich glaub, in der Zeit merkte auch er, dass etwas nicht stimmte. Eine Zeit lang versuchte er noch, mir alles recht zu machen und nahm sich viel Zeit für mich, jedoch merkte ich bei unseren Treffen, wie gestresst und unglücklich er wirkte. Ich habe einfach total egoistisch reagiert. Er ist ein Mensch, der super viel Wert auf seine Freunde, Familie und seine Hobbies legt. Und er hat ein sehr zeitintensives Hobbie, sodass er am Wochenende in der Heimat wirklich kaum Zeit für eine Frau hat. Trotzdem hat er immer versucht, mir zu schreiben, mich zu sehen usw. Ich jedoch habe meinen Fokus nur auf die Mängel gelegt. Wenn ich jetzt im Nachhinein auf mein Verhalten zurückblicke, bin ich einfach nur enttäuscht von mir selber. Auf der anderen Seite waren meine Gefühle so konfus und sogar Freunde berichteten mir, ich sei nicht mehr so glücklich wie zuvor.
In unserer letzten gemeinsamen Woche kam es dann noch zu den letzten Höhen- und Tiefpunkten: Nach weiteren Debatten über unsere „Beziehung“, was es ja einerseits schon war, aber offiziell auch eben nicht, trafen wir uns an einem Abend bei mir. Wir unterhielten uns sehr intensiv und waren beide der Meinung, dass es ohneeinander auch schwer wäre. Es gab diesen einen Moment, wo er mich angeschaut hat und nur sagte: „Tu mir bitte den Gefallen und küss mich.“ Ich war wie erstarrt in Anbetracht meiner Zweifel und konnte ihm diesen Gefallen nur sehr halbherzig tun. Zum Abschied nahm er mich lange in den Arm. Am nächsten Tag kam er ebenfalls kurz bei mir vorbei. Jedoch hatte ich den Eindruck, er war total gestresst, weil er direkt zu einem nächsten Termin musste. Es war einfach alles schwierig. Nachdem er wieder gegangen war, hab ich nur noch geweint.
Am nächsten Tag wollten wir uns auf einer Party treffen uns daher Kontakt halten. Ich habe mich an diesem Tag total betrunken und wollte alles einfach nur vergessen, sodass ich mich bei ihm nicht mehr gemeldet habe oder gar auf mein Handy geachtet habe. Hinterher schrieb er mir, dass er es schade fand, mich dort nicht getroffen zu haben und er extra wegen mir dorthin gefahren ist. Dann schreib ich ihm mitten in der Nacht, er solle zu mir kommen, weil ich ihn so vermisse. Er antwortete, dass es jetzt zu spät sei, obwohl er es wirklich gerne gemacht hätte. Er musste morgens früh raus. Am nächsten Tag habe ich wieder nur geweint und meine Gefühle fuhren Achterbahn. Ich war sauer, traurig, dann wieder glücklich. Als wir abends wie verabredet zusammen zu ihm gefahren sind, wusste ich einfach nichts mehr. Ich saß neben ihm und spürte nichts mehr. Ich war wie betäubt und hatte ständig das Gefühl „Nimm mich in den Arm, küss mich und halte mich ganz doll fest“ und „Ich will hier weg. Ich halte es nicht aus.“ Ich distanzierte mich extrem von ihm. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, irgendwann merkt er, dass er mich nicht mehr will. Abends im Bett bleib es genauso und alles lief nur noch halbherzig ab. Noch einmal haben wir miteinander geschlafen und ich konnte mich ein letztes Mal fallen lassen. Danach haben wir uns einen Moment schweigend angesehen und ich wusste direkt: Es war der letzte schöne Augenblick zusammen.
Am nächsten Morgen gingen wir frühstücken, meine Stimmung blieb nach wie vor wie verkatert und seine zunehmend auch. Zum Abschied nahm er mich in den Arm und sagte mir, dass er es schön fand, dass ich da war. Irgendwie glaubte ich ihm das nicht. Als ich zuhause war, schrieb ich ihm, dass ich es auch schön fand, aber er reagierte ab dem Moment nur noch sehr zurückhaltend. Ich wusste nicht, ob ich es zu einem weiteren Treffen kommen lassen wollte. Er wusste es auch nicht mehr. Einen Tag später war er nachts auf einem Geburtstag und schickte mir die ganze Nacht Fotos davon. Am nächsten Morgen schrieb er mir, es ginge ihm nicht so gut und er hätte Bauchschmerzen. Ich reagierte darauf richtig scheiße und warf ihm an den Kopf, dass es nur eine Ausrede sei, weil er mich gar nicht sehen will (es war geplant, dass wir an dem Tag irgendwas schönes Größeres zusammen unternehmen wollten). Hierauf reagierte er richtig sauer (verständlich!) und zum ersten Mal sagte er, dass er glaube, er könne das nicht mehr. Er schrieb mir, dass er trotz der Schmerzen zu mir fahren gefahren wäre und er nicht mehr versteht, warum ich sowas schreibe.
Und genau danach machte er den Cut. Er schrieb, dass zwischen uns von Anfang an alles kompliziert war und wir die Zeit so gar nicht richtig genießen konnte. Und das er allmählich auch Zweifel daran hat. Ab diesem Moment hat er dicht gemacht. Es kam nicht mehr zu einem weiteren Treffen und er machte für ein paar Tage eine Art Urlaub. Ich hingegen habe auf einmal realisiert, wie dumm ich einfach war. Ich habe mich so sehr von meinen Ängsten leiten lassen und musste mir die Frage stellen, ob ich wirklich aufrichtig in ihn verliebt war, wenn ich ihn so schlecht behandelt habe. Im Nachhinein hat er sich so sehr bemüht und einfach alles für mich getan, wie es ihm nur möglich war. Ich hingegen habe die Ansprüche immer höher gesetzt und mich nur noch meinen eigenen Gefühlen ergeben. Einfach schrecklich selbstsüchtig! Mit etwas Abstand begreife ich, dass ich ihn so sehr vermisse und mir einfach alles an ihm fehlt. Er gab mir einfach das Gefühl, zuhause zu sein. Aber es ist mir klar, dass wir nach diesen Erlebnissen nie wieder eine Chance haben werden.
Vor ein paar Tagen habe ich ihn gefragt, ob es nun endgültig ist und er schrieb mir, dass er keine Beziehung führen kann und er mich in der Zeit des Abstandes auch nicht wirklich vermisst hat. Das tut richtig doll weh. Ich habe ihm daraufhin gesagt, dass es bei mir genau das Gegenteil ist, jedoch kam darauf keine Antwort mehr. Ich weiß nun einfach nicht, wie ich mit diesem Thema abschließen soll. Ich habe einfach das Gefühl, dass ich ganz alleine alles kaputt gemacht habe, obwohl er mir so viel bedeutet hat. Andererseits erschrecke ich so sehr über mich selber, dass ich so egoistisch war. Ich war so gekränkt, dass er nicht direkt eine Beziehung mit mir wagen wollte, dass ich den Bezug zur Realität total verloren habe.
Immer wieder hat er erwähnt, dass ich ihm sehr wichtig wäre, jedoch sei eine Beziehung für ihn etwas so Heiliges, sodass er es nur eingehen würde, wenn er das Gefühl hätte, da wäre eine echte gemeinsame Zukunft. Doch gleichsam hat er auch erwähnt, dass er Angst davor hätte, sich noch einmal so stark zu verlieben und diese Person dann irgendwann verlieren zu müssen aufgrund einer Trennung. Es ist einfach so traurig. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Kann mir jemand einen Tipp geben, wie man mit dieser Sache ein gutes persönliches Ende findet? Bin in den letzten Wochen sehr hart mit mir ins Gericht gegangen und versuche einfach so viel wie möglich aus dieser Geschichte zu ziehen: Selbstloser werden, einfach dankbar sein, dass man trotz allem einen so lieben Menschen begegnet ist, anfangen, diesem Leben zu vertrauen.
Ich habe ihn zu sehr gemocht, binnen weniger Tage extreme Gefühle aufgebaut. War dann jedoch selber manchmal nicht in der Lage, dem Ganzen hinterher zukommen und ich glaube zwischen dem, was ich gesagt habe und dem, wie ich mich letztlich verhalten habe, lagen Welten. So habe ich ihm genau das Gefühl der Unsicherheit gegeben, wovor er so Angst hatte. Er sagte einmal zu mir, er könne mich nicht richtig einschätzen. In einem Seminar an der Uni habe ich gelernt, dass wir Menschen uns entscheiden müssen, welches Gesicht wir dem anderen preis geben, Indem wir in diesem Gesicht konstant und authentisch sind, können wir unserem Gegenüber Sicherheit vermitteln und Vertrauen initiieren. Ich glaube ich muss erstmal lernen, mein eigenes Gesicht zu finden. Trotzdem fehlt er mir.
Wird das aufhören? Ich komme zu nichts mehr, hänge nur noch lustlos und träge rum. Er hat das Ganze scheinbar schon gut verarbeitet. Im Grunde bin ich auch froh, dass er nicht so leidet, wie ich. Das wünsche ich ihm nämlich nicht, sondern einfach nur so viel Glück! Vielleicht sehen wir uns nie wieder, aber ich hoffe, dass in seinem Leben alles gut wird und er irgendwann von einem Menschen die Liebe und Sicherheit erhält, die ich ihm nicht geben konnte.
Und ich danke euch, dass ihr diese lange Geschichte lest! Es tut mir grad unglaublich gut, alles aufzuschreiben und somit raus- und loszulassen. Er wird immer ein Teil in meinem Herzen bleiben und die Kapitel sind beschrieben mit diesen kleinen, wunderbaren, nahezu perfekten Momente des Glücks. Ich bin dankbar, dass ich sie erleben durfte!
Noch kurz zu meiner Person: Ich bin Mitte 20, wohne im Norden Deutschlands und bin Pädagogikstudentin. Ich lese super viel und war bis vor einem Jahr in einer sehr langen Beziehung (8 Jahre). Wir haben uns im Guten getrennt, weil wir mit der Zeit gemerkt haben, dass vielmehr Gewohnheit und immer weniger wirkliche Liebesgefühle vorhanden waren. Wenn ich Art der Trennung mit diesem neuen Mann betrachte, weiß ich, dass ich für ihn (damit ist nicht mein langjähriger Ex gemeint) sehr tiefe Gefühle besitze. Aber ich weiß auch, dass in einer echten Beziehung neben den Gefühlen auch noch andere Dinge passen müssen. Ich hoffe, ich werde mit der Zeit meinen Frieden finden.
Freue mich über eure Gedanken und über einen regen Erfahrungsaustausch. Auch dürft ihr ehrliche Kritik äußern! Wenn jemand von euch psychologisch in die Tiefe gehen möchte, darf er dies gerne tun. Bin gespannt darauf, welche wirklichen Motive hinter meinem Verhalten stecken mögen (hatte im Verlauf meines Lebens lange Zeit eine Essstörung und habe dann über 2,5 Jahre eine tiefenpsychologische Therapie gemacht, wo es sehr viel um meine Familie, speziell um meine Mutter ging. Tief in meinem Inneren sehne ich mich sehr nach Liebe, finde jedoch genauso kein richtiges Maß dafür, weil es dieses gesunde Maß in der Beziehung zu meiner Mutter nicht gab. Genauer gesagt gab es Liebe immer nur indirekt und auch nie einfach so bedingungslos. Vielleicht spielt das auch mit hinein.
Auch freue ich mich über Tipps, wie es für mich nun weitergehen soll in Anbetracht dieses schrecklichen Liebeskummers.
Liebe Grüße!
Ich war überhaupt nicht aufgeregt, sondern habe mich total gefreut, ihn zu sehen. Wir haben einige Stunden zusammen verbracht und waren zusammen in der Stadt unterwegs. Direkt habe ich mich super wohl gefühlt. Jedoch habe ich gleich bei unserem Abschied das Gefühl gehabt, ich könnte ihn so schnell, wie er gekommen ist, wieder verlieren. Mir war direkt klar, dass ich mich ziemlich in ihn verliebt habe. Nach dem Treffen schrieb er mir, dass er es schön fand und bis zu unserem zweiten Treffen lief alles wie vorher. Auch das zweite Treffen war angenehm und wir hatten uns viel zu erzählen. Hinterher fing ich jedoch das erste Mal an, unsicher zu werden und ich hatte das Gefühl, er erwidert unsere gemeinsame Sache nicht so sehr wie ich. Ich habe ihm gesagt, dass es mir komisch vorkommt, dass er mir bei unserem letzten Treffen nicht näher gekommen ist. Er hingehen schrieb darauf, dass sich das aus seiner Sicht von ganz alleine entwickeln würde und es für ihn noch etwas zu früh sei. Ab diesem Moment fingen lauter Missverständnisse an. Er hatte meinen Kommentar so gedeutet, dass ich von ihm erwartet hätte, wir hätten direkt miteinander schlafen sollen, ich hingegen hatte mich nur gewundert, wieso er mich nicht in den Arm genommen hat. Als er neben mir saß, schien er so aufgeregt und ich wollte ihm nur klarmachen, dass er sich ruhig trauen darf, mir näher zu kommen. Wir konnten das zunächst klären.
Dann ein paar Tage danach schlug er mir vor, ihn zu besuchen (er wohnt in einer etwas größeren Stadt ungefähr 200 km von mir entfernt, kommt ursprünglich aber aus derselben Gegend und ist am Wochenende öfter zuhause). Dieser gemeinsame Abend war richtig schön. Zuerst haben wir eine Ausstellung besucht, danach waren wir noch essen und abends bei ihm zuhause haben wir TV geguckt. Hier hat er mich zum ersten Mal in den Arm genommen, mich so sehr gedrückt und dann auch geküsst. Ich war richtig glücklich. Wir beide hatten in diesem Moment so ein Verlangen nacheinander, dass wir dann, auch aus meiner Sicht, viel zu früh, miteinander geschlafen haben. Aber in diesem Moment hat sich mein Verstand ausgeschaltet und es ist einfach passiert. Im Nachhinein bereue ich es auch nicht, denn es war einfach nur schön. Die ganze Nacht lagen wir wach, haben uns immer wieder umarmt und dann noch ein zweites Mal Sex gehabt. Am nächsten Morgen musste er früh zur Arbeit und ich blieb bei ihm, da wir nachmittags zusammen nach Hause fahren wollten. Als wir uns nach der Arbeit in der Stadt verabredet haben, war es uns beiden im ersten Moment unangenehm, allerdings hat er mich direkt wieder in den Arm genommen. Nachdem wir dann zusammen nach Hause gefahren sind, hat er mich zum Abschied geküsst. Bis hierhin war es ziemlich perfekt – zumindest für mich. Doch genau ab diesem Moment sind bei mir die Synapsen durchgebrannt. Wenn er mir mal eine Zeit lang weniger geschrieben hatte, bekam ich gleich Panik, er würde sich von mir distanzieren. Auch habe ich von ihm direkt eingefordert, sich zu entscheiden, ob er mit mir zusammen sein möchte. Es folgten unzählige direkte und indirekte Gespräche (über Facebook), wo er mir seine Ängste schilderte und trotzdem habe ich ihn immer stärker eingekesselt. Er schrieb mir, dass er furchtbare Angst vor einer Beziehung hat, da er das Gefühl hat, am Ende dann doch wieder alleine und verlassen dazustehen. Ich verstand einfach nicht, wieso er mir nicht vertrauen konnte.
Nach einer ersten kurzen Auszeit gab er mir jedoch zu verstehen, dass er mich vermisst und sich die Kontaktsperre für ihn komisch anfühlt. Jedoch behielt ich die Auszeit bis zu unserem vereinbarten Treffen bei. Als wir uns dann trafen, konnten wir zum ersten Mal richtig gut miteinander sprechen und auch habe ich zum ersten Mal begriffen, wie er wirklich tickt. Also gab ich ihm zu verstehen, dass er mit seiner Einstellung Recht hat und konnte begreifen, dass ich ihn total eingeengt und überfordert habe. Es folgte ein zweiter Besuch bei ihm und diese zwei Tage werde ich niemals vergessen. Wir liefen durch die Stadt – Hand in Hand – und er zeigte mir jede Ecke dort. Er hat mich so oft von der Seite angeschaut und mich ständig gefragt, ob alles gut sei. Er war mir so nah. Abends haben wir uns in einer Bar zusammen betrunken und bis tief in die Nacht über alles Mögliche diskutiert. Vor allem aber auch so herzlich zusammen gelacht.
Als ich am nächsten Tag alleine nach Hause gefahren bin, kamen jedoch wieder Ängste und Zweifel in mir hoch. Mir fiel es so schwer, ihn zurück zu lassen und ich konnte mir nicht vorstellen, ihn nur so selten zu sehen. Ab diesem Moment war ich mir einfach gar nicht mehr sicher, ob ich es aushalten kann, weil ich ihn jede Minuten vermisst habe. Ich glaub, in der Zeit merkte auch er, dass etwas nicht stimmte. Eine Zeit lang versuchte er noch, mir alles recht zu machen und nahm sich viel Zeit für mich, jedoch merkte ich bei unseren Treffen, wie gestresst und unglücklich er wirkte. Ich habe einfach total egoistisch reagiert. Er ist ein Mensch, der super viel Wert auf seine Freunde, Familie und seine Hobbies legt. Und er hat ein sehr zeitintensives Hobbie, sodass er am Wochenende in der Heimat wirklich kaum Zeit für eine Frau hat. Trotzdem hat er immer versucht, mir zu schreiben, mich zu sehen usw. Ich jedoch habe meinen Fokus nur auf die Mängel gelegt. Wenn ich jetzt im Nachhinein auf mein Verhalten zurückblicke, bin ich einfach nur enttäuscht von mir selber. Auf der anderen Seite waren meine Gefühle so konfus und sogar Freunde berichteten mir, ich sei nicht mehr so glücklich wie zuvor.
In unserer letzten gemeinsamen Woche kam es dann noch zu den letzten Höhen- und Tiefpunkten: Nach weiteren Debatten über unsere „Beziehung“, was es ja einerseits schon war, aber offiziell auch eben nicht, trafen wir uns an einem Abend bei mir. Wir unterhielten uns sehr intensiv und waren beide der Meinung, dass es ohneeinander auch schwer wäre. Es gab diesen einen Moment, wo er mich angeschaut hat und nur sagte: „Tu mir bitte den Gefallen und küss mich.“ Ich war wie erstarrt in Anbetracht meiner Zweifel und konnte ihm diesen Gefallen nur sehr halbherzig tun. Zum Abschied nahm er mich lange in den Arm. Am nächsten Tag kam er ebenfalls kurz bei mir vorbei. Jedoch hatte ich den Eindruck, er war total gestresst, weil er direkt zu einem nächsten Termin musste. Es war einfach alles schwierig. Nachdem er wieder gegangen war, hab ich nur noch geweint.
Am nächsten Tag wollten wir uns auf einer Party treffen uns daher Kontakt halten. Ich habe mich an diesem Tag total betrunken und wollte alles einfach nur vergessen, sodass ich mich bei ihm nicht mehr gemeldet habe oder gar auf mein Handy geachtet habe. Hinterher schrieb er mir, dass er es schade fand, mich dort nicht getroffen zu haben und er extra wegen mir dorthin gefahren ist. Dann schreib ich ihm mitten in der Nacht, er solle zu mir kommen, weil ich ihn so vermisse. Er antwortete, dass es jetzt zu spät sei, obwohl er es wirklich gerne gemacht hätte. Er musste morgens früh raus. Am nächsten Tag habe ich wieder nur geweint und meine Gefühle fuhren Achterbahn. Ich war sauer, traurig, dann wieder glücklich. Als wir abends wie verabredet zusammen zu ihm gefahren sind, wusste ich einfach nichts mehr. Ich saß neben ihm und spürte nichts mehr. Ich war wie betäubt und hatte ständig das Gefühl „Nimm mich in den Arm, küss mich und halte mich ganz doll fest“ und „Ich will hier weg. Ich halte es nicht aus.“ Ich distanzierte mich extrem von ihm. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, irgendwann merkt er, dass er mich nicht mehr will. Abends im Bett bleib es genauso und alles lief nur noch halbherzig ab. Noch einmal haben wir miteinander geschlafen und ich konnte mich ein letztes Mal fallen lassen. Danach haben wir uns einen Moment schweigend angesehen und ich wusste direkt: Es war der letzte schöne Augenblick zusammen.
Am nächsten Morgen gingen wir frühstücken, meine Stimmung blieb nach wie vor wie verkatert und seine zunehmend auch. Zum Abschied nahm er mich in den Arm und sagte mir, dass er es schön fand, dass ich da war. Irgendwie glaubte ich ihm das nicht. Als ich zuhause war, schrieb ich ihm, dass ich es auch schön fand, aber er reagierte ab dem Moment nur noch sehr zurückhaltend. Ich wusste nicht, ob ich es zu einem weiteren Treffen kommen lassen wollte. Er wusste es auch nicht mehr. Einen Tag später war er nachts auf einem Geburtstag und schickte mir die ganze Nacht Fotos davon. Am nächsten Morgen schrieb er mir, es ginge ihm nicht so gut und er hätte Bauchschmerzen. Ich reagierte darauf richtig scheiße und warf ihm an den Kopf, dass es nur eine Ausrede sei, weil er mich gar nicht sehen will (es war geplant, dass wir an dem Tag irgendwas schönes Größeres zusammen unternehmen wollten). Hierauf reagierte er richtig sauer (verständlich!) und zum ersten Mal sagte er, dass er glaube, er könne das nicht mehr. Er schrieb mir, dass er trotz der Schmerzen zu mir fahren gefahren wäre und er nicht mehr versteht, warum ich sowas schreibe.
Und genau danach machte er den Cut. Er schrieb, dass zwischen uns von Anfang an alles kompliziert war und wir die Zeit so gar nicht richtig genießen konnte. Und das er allmählich auch Zweifel daran hat. Ab diesem Moment hat er dicht gemacht. Es kam nicht mehr zu einem weiteren Treffen und er machte für ein paar Tage eine Art Urlaub. Ich hingegen habe auf einmal realisiert, wie dumm ich einfach war. Ich habe mich so sehr von meinen Ängsten leiten lassen und musste mir die Frage stellen, ob ich wirklich aufrichtig in ihn verliebt war, wenn ich ihn so schlecht behandelt habe. Im Nachhinein hat er sich so sehr bemüht und einfach alles für mich getan, wie es ihm nur möglich war. Ich hingegen habe die Ansprüche immer höher gesetzt und mich nur noch meinen eigenen Gefühlen ergeben. Einfach schrecklich selbstsüchtig! Mit etwas Abstand begreife ich, dass ich ihn so sehr vermisse und mir einfach alles an ihm fehlt. Er gab mir einfach das Gefühl, zuhause zu sein. Aber es ist mir klar, dass wir nach diesen Erlebnissen nie wieder eine Chance haben werden.
Vor ein paar Tagen habe ich ihn gefragt, ob es nun endgültig ist und er schrieb mir, dass er keine Beziehung führen kann und er mich in der Zeit des Abstandes auch nicht wirklich vermisst hat. Das tut richtig doll weh. Ich habe ihm daraufhin gesagt, dass es bei mir genau das Gegenteil ist, jedoch kam darauf keine Antwort mehr. Ich weiß nun einfach nicht, wie ich mit diesem Thema abschließen soll. Ich habe einfach das Gefühl, dass ich ganz alleine alles kaputt gemacht habe, obwohl er mir so viel bedeutet hat. Andererseits erschrecke ich so sehr über mich selber, dass ich so egoistisch war. Ich war so gekränkt, dass er nicht direkt eine Beziehung mit mir wagen wollte, dass ich den Bezug zur Realität total verloren habe.
Immer wieder hat er erwähnt, dass ich ihm sehr wichtig wäre, jedoch sei eine Beziehung für ihn etwas so Heiliges, sodass er es nur eingehen würde, wenn er das Gefühl hätte, da wäre eine echte gemeinsame Zukunft. Doch gleichsam hat er auch erwähnt, dass er Angst davor hätte, sich noch einmal so stark zu verlieben und diese Person dann irgendwann verlieren zu müssen aufgrund einer Trennung. Es ist einfach so traurig. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Kann mir jemand einen Tipp geben, wie man mit dieser Sache ein gutes persönliches Ende findet? Bin in den letzten Wochen sehr hart mit mir ins Gericht gegangen und versuche einfach so viel wie möglich aus dieser Geschichte zu ziehen: Selbstloser werden, einfach dankbar sein, dass man trotz allem einen so lieben Menschen begegnet ist, anfangen, diesem Leben zu vertrauen.
Ich habe ihn zu sehr gemocht, binnen weniger Tage extreme Gefühle aufgebaut. War dann jedoch selber manchmal nicht in der Lage, dem Ganzen hinterher zukommen und ich glaube zwischen dem, was ich gesagt habe und dem, wie ich mich letztlich verhalten habe, lagen Welten. So habe ich ihm genau das Gefühl der Unsicherheit gegeben, wovor er so Angst hatte. Er sagte einmal zu mir, er könne mich nicht richtig einschätzen. In einem Seminar an der Uni habe ich gelernt, dass wir Menschen uns entscheiden müssen, welches Gesicht wir dem anderen preis geben, Indem wir in diesem Gesicht konstant und authentisch sind, können wir unserem Gegenüber Sicherheit vermitteln und Vertrauen initiieren. Ich glaube ich muss erstmal lernen, mein eigenes Gesicht zu finden. Trotzdem fehlt er mir.
Wird das aufhören? Ich komme zu nichts mehr, hänge nur noch lustlos und träge rum. Er hat das Ganze scheinbar schon gut verarbeitet. Im Grunde bin ich auch froh, dass er nicht so leidet, wie ich. Das wünsche ich ihm nämlich nicht, sondern einfach nur so viel Glück! Vielleicht sehen wir uns nie wieder, aber ich hoffe, dass in seinem Leben alles gut wird und er irgendwann von einem Menschen die Liebe und Sicherheit erhält, die ich ihm nicht geben konnte.
Und ich danke euch, dass ihr diese lange Geschichte lest! Es tut mir grad unglaublich gut, alles aufzuschreiben und somit raus- und loszulassen. Er wird immer ein Teil in meinem Herzen bleiben und die Kapitel sind beschrieben mit diesen kleinen, wunderbaren, nahezu perfekten Momente des Glücks. Ich bin dankbar, dass ich sie erleben durfte!
Noch kurz zu meiner Person: Ich bin Mitte 20, wohne im Norden Deutschlands und bin Pädagogikstudentin. Ich lese super viel und war bis vor einem Jahr in einer sehr langen Beziehung (8 Jahre). Wir haben uns im Guten getrennt, weil wir mit der Zeit gemerkt haben, dass vielmehr Gewohnheit und immer weniger wirkliche Liebesgefühle vorhanden waren. Wenn ich Art der Trennung mit diesem neuen Mann betrachte, weiß ich, dass ich für ihn (damit ist nicht mein langjähriger Ex gemeint) sehr tiefe Gefühle besitze. Aber ich weiß auch, dass in einer echten Beziehung neben den Gefühlen auch noch andere Dinge passen müssen. Ich hoffe, ich werde mit der Zeit meinen Frieden finden.
Freue mich über eure Gedanken und über einen regen Erfahrungsaustausch. Auch dürft ihr ehrliche Kritik äußern! Wenn jemand von euch psychologisch in die Tiefe gehen möchte, darf er dies gerne tun. Bin gespannt darauf, welche wirklichen Motive hinter meinem Verhalten stecken mögen (hatte im Verlauf meines Lebens lange Zeit eine Essstörung und habe dann über 2,5 Jahre eine tiefenpsychologische Therapie gemacht, wo es sehr viel um meine Familie, speziell um meine Mutter ging. Tief in meinem Inneren sehne ich mich sehr nach Liebe, finde jedoch genauso kein richtiges Maß dafür, weil es dieses gesunde Maß in der Beziehung zu meiner Mutter nicht gab. Genauer gesagt gab es Liebe immer nur indirekt und auch nie einfach so bedingungslos. Vielleicht spielt das auch mit hinein.
Auch freue ich mich über Tipps, wie es für mich nun weitergehen soll in Anbetracht dieses schrecklichen Liebeskummers.
Liebe Grüße!
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