Er redet nicht über seine Gefühle

Dabei
2 Jul 2007
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#1
Hallo,

eigentlich bin ich ja ganz glücklich in meiner Beziehung. Wir sind jetzt schon seit vier Jahren zusammen und haben sehr viel gemeinsam und streiten auch nur selten. Doch eine Sache bedrückt mich schon.
Mein Partner kann einfach nicht über seine Gefühle reden. In seinem Elternhaus war sowas tabu und von daher hatte er es nie gelernt. Er ist kein Macho oder so, ganz im Gegenteil: Er ist "empfindlich", wenn auch ohne Feingefühl und nimmt sich oft zuviel zu Herzen.
Schon öfters hatten wir intime Gespräche aber eben nur dann, wenn ich anfange und sehr oft, geht von ihm null Eigeninitative aus und ich muss ihm alles aus der Nase ziehen. Sauer deswegen möchte ich aber auch nicht werden, sonst zieht er sich vielleicht ganz in sein Schneckenhaus zurück. Nach einer Krise war es mal für einen Zeitraum ganz ok, obwohl ich da auch immer selbst solche Themen anscheiden musste. Und dass ihm oft etwas auf der Seele lastet oder er einen Wunsch hat sehe ich ja aber wenn ich ihn darauf anspreche verneint er das immer.
Zwar sagt er mir, dass er mich liebt und dass ich seine Traumfrau bin, etc. Das finde ich auch echt schön von ihm aber wenn das Thema mal auf unsere Beziehung zusteuert oder ich ihn frage, wie er sich fühlt, ob ihn etwas stört, etc. sind die Antworten meistens sehr knapp oder er fängt an zu witzeln und zieht das Thema ins Lächerliche. So langsam finde ich das Ganze aber gar nicht mehr witzig. Aufgrund dieser Sache, traue ich mich auch schon bald nichts mehr zu sagen, aus Angst ins Lächerliche gezogen zu werden oder mir als Depp vorzukommen, wenn ich ihm alles aus der Nase ziehen muss. Oft muss er dann auch ganz dringend aufs Klo, der Hund muss plötzlich raus, usw., wenn ich mit ihm ein intimes Gespräch führen will.
Bitte denkt jetzt nicht, dass ich ihm ständig hinterher renne und Vertrauensgespräche mit ihm führen will, so ist das auch wieder nicht. Das kommt nicht oft vor, vielleicht einmal im Monat, also kann es an der Häufigkeit schon mal nicht liegen.
Wie bringe ich ihn dazu über seine Gefühle zu reden, ohne dass er sich in sein Schneckenhaus verkriecht?

Danke schonmal im Voraus für eure Ratschläge.
 
Dabei
1 Jul 2007
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#2
ich glaube nicht, das man jemanden dazu kriegen kann über seine gefühle zu reden.... ich sehe das eher als eine charaktereigenschaft, die man nicht beeinflussen kann! ich mach es ehrlich gesagt auch nicht gerne...

vielleicht hat es aber auch ein bißchen mit vertrauen zu tun. menschen die probleme haben über ihre gefühle zu reden können sich halt nicht richtig öffnen wenn das vertrauen nicht 100% da ist... und bis das erreicht ist, können jahre vergehen...

kleiner tipp: bloß nicht drängen, das verschließt nur noch mehr ;)
 
Dabei
2 Jul 2007
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#3
Hi,

danke für den Tipp. Gedrängt habe ich ihn noch nie aber ich denke mal, dass er es bestimmt trotzdem merkt, dass es mir nicht gefällt, wenn er mal wieder abblockt.
Ich habe einfach Angst, dass irgendwann mal unsere Beziehung daran zerbricht. Man hört so oft von Ehepaaren, die nicht miteinander reden und sich irgendwann total fremd geworden sind. Und ehrlich gesagt, kommt er mir auch mittlerweile echt ein bisschen fremd vor, weil ich eben nicht weiß, was in ihm vorgeht und wie er über uns denkt.
 
Dabei
1 Jul 2007
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#4
hmmm, aber wenn er dir sagt, dass er dich liebt und du seine traumfrau bist, teilt er dir doch seine gefühle mit, oder?

hast du denn das gefühl, dass er sich in eurer beziehung nicht wohl fühlt oder warum willst du das wissen?
 
Dabei
2 Jul 2007
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#5
Ja, es ist manchmal zu deutlich, dass er mir etwas mitteilen möchte aber es einfach nicht sagt, weil er sich nicht traut.
Es gab auch schonmal eine Krise, weil er den Mund nicht aufgemacht hatte (ok, ich war natürlich auch nicht unschuldig daran). Eines Tages kommt er auf einmal an und sagte er habe Selbstmordphantasien seit einem halben Jahr und liebe mich nicht mehr :shock: Und damit rückte er erst raus, als ich wissen wollte warum er so kalt zu mir ist und nicht mehr mit mir kuschelt. Und selbst da musste ich nachhaken. Er wollte mich eines Abends nicht mehr in den Arm nehmen, nix. Und als ich ihn das erste Mal fragte, antwortete er gar nichts. Auch wenn ich sonst nicht aufdringlich bin aber da bohrte ich ausnahmsweise doch nach, warum er mich plötzlich nicht mehr anfassen wollte (nicht sexuell). Ihn hatte die ganze Zeit schon meine schlechte Laune gestört und weil er mir nichts sagte, hat sich das immer höher geschaukelt mit seiner Depression und er hat mir den glücklichen Ehemann vorgespielt. Eine Woche vorher meinte er noch im Suff, wie sehr er mich liebe und ich für immer in seinem Herzen sein werde (ja im Suff kann er über Gefühle reden, nur ob sie dann ehrlich gemeint sind und er am nächsten Tag noch was davon weiß, ist fraglich). Als wir diese Krise überstanden hatten, versprach er mir in Zukunft immer zu sagen, wenn ihn etwas belastet und generell öfter über uns zu reden. Das hat die erste Zeit auch einigermaßen funktioniert, auch wenn ich immer ankommen musste. Und jetzt ist es fast schon so wie vorher. Meine Laune hat sich zwar gebessert und ich reiße mich am Riemen was das betrifft aber trotzdem kriecht er schon wieder in sein Schneckenhaus und ich habe keine Ahnung warum.
Eine Erklärung könnte mangelndes Selbstvertrauen sein. Er traut sich oft selbst nichts zu, sagt er kanns ja sowieso nicht, usw. Das führt auch dazu, dass er generell nur schlecht aus sich herausgehen kann. Oft genug habe ich ihn schon unterstützt und gesagt, "dass schaffst du" und beim nächsten Mal war es genau dasselbe wieder. Er hat auch Angst davor, wie andere auf ihn reagieren könnten, wenn er mal was unangenehmes sagt, das ist also nicht nur bei mir so.
Eigentlich ist er ja total liebevoll und zärtlich und wir verstehen uns auf allen Ebenen (als Paar und als Freunde) sehr gut. Dass wir uns nicht nur in der Liebe verstehen, verleiht der Beziehung meiner Meinung nach schon einmal viel Stabilität. Aber so langsam bekomme ich wirklich Angst, dass wir uns in ein paar Jahren total fremd geworden sind, weil keiner so recht weiß, was der andere überhaupt für Vorstellungen hat und jeder seinen eigenen Weg geht, getrennt voneinander.
 

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