Moin,
mit diesem Thread möchte ich mich von meinem Kreta-Aufenthalt zurückmelden.
Wie viele von Euch vielleicht wissen habe ich nicht wirklich Urlaub gemacht sondern eine Gruppe geistig- und körperlich behinderter Menschen begleitet.
Ich weiß nicht so richtig, mit welcher Einstellung ich daran gegangen bin, aber ich muß sagen es hat ALLES übertroffen was ich erwartet habe.
Ich bin tief beeindruckt, gerührt, hatte jede Menge Spaß an der Arbeit, den Menschen und mit dem Betreuer-Team. Zusätzlich die neuen Eindrücke über Land, Menschen und Gastfreundschaft der Einheimischen. Dem nicht genug war es ja auch noch meine erste Flugreise überhaupt.
Eigentlich bin ich vollkommen Artfremd. Das heißt, ich habe keinen sozialen Beruf gelernt. Ich bin gelernter Werkzeugmacher und studiere Maschinenbau. Beim Bund war ich untauglich und hatte somit auch nie einen Zivildienst abzuleisten.
Das Ganze war also VÖLLIG neu für mich. Ich habe NIEMALS auch nur ansatzweise in dieser Richtung gearbeitet. Umso verrückter klingt es, wenn ich sage, daß in dieser Richtung wohl genauso meine Erfülllung hätte finden können.
Fast jeder Mensch mit dem ich rede und geredet habe sagt "..ICH könnte so etwas nicht.."- Geschwätz, JEDER kann so etwas, JEDER kann helfen. Ich bin das beste Beispiel denn auch ICH habe diesen Satz sehr oft schon gesagt. Ich hatte immer Berührungsängste und hatte gegenüber Behinderten Bedenken. Nicht daß ich sie nicht leiden konnte, aber ich wußte sie nie einzuschätzen und daher rührte eine Gewisse Zurückhaltung. Diese wurde aber durch die Verantwortung meiner Aufgabe schon nach kürzester Zeit weggewischt.
Auf der Hinreise hatte ich faktisch keine Zeit mir Gedanken zu machen. Wir kamen am Flughafen an und schon ging die Arbeit los, Gepäck aufgeben, schauen das sich keiner von der Gruppe entfernt, die Leute zu den Toiletten begleiten, durch den Sicherheits-check und ins Flugzeug. Dazu drei Rollstuhlfahrer, die man stellenweise Tragen mußte, usw...
Auch auf meinen allerersten Flug konnte ich nicht wirklich achten, einige aus der Gruppe hatten mehr Angst als ich, also galt es diese zu beruhigen, dann später, in der Luft mit Essen zu versorgen und zu unterhalten..
Nach der Landung wurden wir aus dem Flugzeug ausgespuckt.. sofort wieder die Gruppe zusammen"treiben" diejenigen die Laufen konnten ab zum Flughafen, Rollis kamen nach.. also wieder warten, durchzählen.. dann endlich wieder alle komplett, Gepäck holen, ab zum Shuttle-Bus Richtung Hotel, der dann nicht behindertengerecht war usw.. usw..
Ihr seht, ich hatte derart viel zu tun, ich hatte kaum Zeit nachzudenken WAS ich tue. Ich tat es einfach.
Als ich dann Abends mit den Menschen zusammen saß merkte ich, daß DAS was mich einstmals immer zrückgehalten hatte verschwunden war. Ich sah in diesen Menschen nicht mehr wirklich Behinderte. Es waren meine Schutzbefohlenen und auch Freunde und ich sorgte gerne für sie.
Viele von ihnen waren im Kopf völlig klar, waren aber durch Spastik oder andere Symptome die ich einfach nicht kenne, Gefangene ihres eigenen Körpers.
Ein Rollstuhlfahrer war dabei, der sogar Geburtstag zu dieser Zeit feierte, der NICHTS selber konnte.
Er konnte sich kaum bewegen, nur schwer sprechen mußte gefüttert, gewaschen ins Bett gelegt werden. Er konnte seinen Rollstuhl nicht alleine bewegen, war also VOLLKOMMEN abhängig, ohne Pfleger wäre er nicht EIN Jahr alt geworden. Dennoch hatte er eine derartige Lebensfreunde. Er hörte sogar meine Musik! Ich sprach viel mit ihm da ich einfach beeindruckt von ihm war.
Allgemein muß ich sagen, daß die Menschen die am meisten Respekt in mir hervorriefen zwei der drei Rollstuhlfahrer waren.
Sie tragen Ihr Schicksal einfach, WISSEN um ihr Handicap, denn auch darüber sprach ich mit ihnen, aber sie haben damit kein Problem. Ich hörte sie nicht einmal klagen, im Gegenteil, sie lachten, hatten Spaß. Ich tanzte mit ihnen in der Disco, sang mit Menschen mit Down-Syndrom Karaoke..
Dazu kam ein unglaublich starkes Team. Vier Frauen, zwei Männer. Wir sprachen uns perfekt ab, einer konnte die Bezugsbetreuten-Personen des anderen übernehmen. Wir griffen ineinander wie Zahnräder.
Wenn dann unsere Leute Nachts im Bett waren gingen wir noch ein Bisschen auf die Piste. Für mich als Disco-Hasser dennoch sehr angenehm. Ich hatte unglaublich viel Spaß mit den Mädels, sprach mit ihnen und sie brachten mir Tanzen bei
.. lag vielleicht auch am Alkohol-Konsum.
Ich habe in diesen Tagen kaum geschlafen, war aber selten deart glücklich und zufrieden.
Dazu kamen noch die Bewunderung anderer Hotel-Gäste die uns für unseren Full-Time-Job und die Verantwortung bewunderten. Aber auch leider verächtliche Blicke wenn sich unsere "Truppe" lautstark spielend durch den Pool bewegte. Aber ich trage das den Menschen nicht nach. Ich hätte vielleicht vor einigen Monaten selbst noch so geguckt.
Bei all diesen Eindrücken frage ich mich immer, warum WIR uns eigentlich beklagen.
Es gibt Menschen die viel mehr Recht dazu hätten, aber von genau diesen hört mant nicht einmal ein Wort des Verdrusses. DIESE Menschen sind wirklich stark und ich bin unendlich dankbar diese Erfahrung gemacht haben zu dürfen.
Und.. ich werde alles daran setzen die nächste Freizeit wieder begleiten zu dürfen.
Ich denke ich habe ein TEIL meiner Mitte gefunden..
Ich wünsch Euch was
Franky
mit diesem Thread möchte ich mich von meinem Kreta-Aufenthalt zurückmelden.
Wie viele von Euch vielleicht wissen habe ich nicht wirklich Urlaub gemacht sondern eine Gruppe geistig- und körperlich behinderter Menschen begleitet.
Ich weiß nicht so richtig, mit welcher Einstellung ich daran gegangen bin, aber ich muß sagen es hat ALLES übertroffen was ich erwartet habe.
Ich bin tief beeindruckt, gerührt, hatte jede Menge Spaß an der Arbeit, den Menschen und mit dem Betreuer-Team. Zusätzlich die neuen Eindrücke über Land, Menschen und Gastfreundschaft der Einheimischen. Dem nicht genug war es ja auch noch meine erste Flugreise überhaupt.
Eigentlich bin ich vollkommen Artfremd. Das heißt, ich habe keinen sozialen Beruf gelernt. Ich bin gelernter Werkzeugmacher und studiere Maschinenbau. Beim Bund war ich untauglich und hatte somit auch nie einen Zivildienst abzuleisten.
Das Ganze war also VÖLLIG neu für mich. Ich habe NIEMALS auch nur ansatzweise in dieser Richtung gearbeitet. Umso verrückter klingt es, wenn ich sage, daß in dieser Richtung wohl genauso meine Erfülllung hätte finden können.
Fast jeder Mensch mit dem ich rede und geredet habe sagt "..ICH könnte so etwas nicht.."- Geschwätz, JEDER kann so etwas, JEDER kann helfen. Ich bin das beste Beispiel denn auch ICH habe diesen Satz sehr oft schon gesagt. Ich hatte immer Berührungsängste und hatte gegenüber Behinderten Bedenken. Nicht daß ich sie nicht leiden konnte, aber ich wußte sie nie einzuschätzen und daher rührte eine Gewisse Zurückhaltung. Diese wurde aber durch die Verantwortung meiner Aufgabe schon nach kürzester Zeit weggewischt.
Auf der Hinreise hatte ich faktisch keine Zeit mir Gedanken zu machen. Wir kamen am Flughafen an und schon ging die Arbeit los, Gepäck aufgeben, schauen das sich keiner von der Gruppe entfernt, die Leute zu den Toiletten begleiten, durch den Sicherheits-check und ins Flugzeug. Dazu drei Rollstuhlfahrer, die man stellenweise Tragen mußte, usw...
Auch auf meinen allerersten Flug konnte ich nicht wirklich achten, einige aus der Gruppe hatten mehr Angst als ich, also galt es diese zu beruhigen, dann später, in der Luft mit Essen zu versorgen und zu unterhalten..
Nach der Landung wurden wir aus dem Flugzeug ausgespuckt.. sofort wieder die Gruppe zusammen"treiben" diejenigen die Laufen konnten ab zum Flughafen, Rollis kamen nach.. also wieder warten, durchzählen.. dann endlich wieder alle komplett, Gepäck holen, ab zum Shuttle-Bus Richtung Hotel, der dann nicht behindertengerecht war usw.. usw..
Ihr seht, ich hatte derart viel zu tun, ich hatte kaum Zeit nachzudenken WAS ich tue. Ich tat es einfach.
Als ich dann Abends mit den Menschen zusammen saß merkte ich, daß DAS was mich einstmals immer zrückgehalten hatte verschwunden war. Ich sah in diesen Menschen nicht mehr wirklich Behinderte. Es waren meine Schutzbefohlenen und auch Freunde und ich sorgte gerne für sie.
Viele von ihnen waren im Kopf völlig klar, waren aber durch Spastik oder andere Symptome die ich einfach nicht kenne, Gefangene ihres eigenen Körpers.
Ein Rollstuhlfahrer war dabei, der sogar Geburtstag zu dieser Zeit feierte, der NICHTS selber konnte.
Er konnte sich kaum bewegen, nur schwer sprechen mußte gefüttert, gewaschen ins Bett gelegt werden. Er konnte seinen Rollstuhl nicht alleine bewegen, war also VOLLKOMMEN abhängig, ohne Pfleger wäre er nicht EIN Jahr alt geworden. Dennoch hatte er eine derartige Lebensfreunde. Er hörte sogar meine Musik! Ich sprach viel mit ihm da ich einfach beeindruckt von ihm war.
Allgemein muß ich sagen, daß die Menschen die am meisten Respekt in mir hervorriefen zwei der drei Rollstuhlfahrer waren.
Sie tragen Ihr Schicksal einfach, WISSEN um ihr Handicap, denn auch darüber sprach ich mit ihnen, aber sie haben damit kein Problem. Ich hörte sie nicht einmal klagen, im Gegenteil, sie lachten, hatten Spaß. Ich tanzte mit ihnen in der Disco, sang mit Menschen mit Down-Syndrom Karaoke..
Dazu kam ein unglaublich starkes Team. Vier Frauen, zwei Männer. Wir sprachen uns perfekt ab, einer konnte die Bezugsbetreuten-Personen des anderen übernehmen. Wir griffen ineinander wie Zahnräder.
Wenn dann unsere Leute Nachts im Bett waren gingen wir noch ein Bisschen auf die Piste. Für mich als Disco-Hasser dennoch sehr angenehm. Ich hatte unglaublich viel Spaß mit den Mädels, sprach mit ihnen und sie brachten mir Tanzen bei

Ich habe in diesen Tagen kaum geschlafen, war aber selten deart glücklich und zufrieden.
Dazu kamen noch die Bewunderung anderer Hotel-Gäste die uns für unseren Full-Time-Job und die Verantwortung bewunderten. Aber auch leider verächtliche Blicke wenn sich unsere "Truppe" lautstark spielend durch den Pool bewegte. Aber ich trage das den Menschen nicht nach. Ich hätte vielleicht vor einigen Monaten selbst noch so geguckt.
Bei all diesen Eindrücken frage ich mich immer, warum WIR uns eigentlich beklagen.
Es gibt Menschen die viel mehr Recht dazu hätten, aber von genau diesen hört mant nicht einmal ein Wort des Verdrusses. DIESE Menschen sind wirklich stark und ich bin unendlich dankbar diese Erfahrung gemacht haben zu dürfen.
Und.. ich werde alles daran setzen die nächste Freizeit wieder begleiten zu dürfen.
Ich denke ich habe ein TEIL meiner Mitte gefunden..
Ich wünsch Euch was
Franky