Deutsch - türkische Beziehung / dickes Problem

Dabei
27 Jan 2013
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#1
Hallo zusammen...

Ich lebe seit fast einem Jahr in einer deutsch- türkischen Beziehung. Ich bin deutsch, sie also Türkin. Soweit läuft alles eigentlich relativ gut. Wir ecken nur häufiger mal an, weil wir beide echte Dickköpfe sind. Das ist aber nicht das Ding. Ich habe das Gefühl, das wir uns irgendwann wegen ihres Glaubens trennen werden.

Und zwar:

Ich muss sagen, sie geht eigentlich ganz locker mit ihrem Glauben um - lebt ihn also nicht 100%. Und ich habe echt kein Problem mit Glauben ansich. Nur gibt es leider Dinge, die ich, als Nichtgläubiger" nicht verstehen kann. Ja, ich bin tolerant. Aber zum Beispiel wenn ich aus dem Bad muss, weil sie ihren Abdest/ Waschung durchführen möchte.... Es ist ja eigentlich nichts dabei, wenn ich NICHT im Bad bin. Doch ich komme mir total sch.... vor, wenn ich rausgehen muss.
Oder: Es gab ne Situation, wo sich EIGENTLICH ganz spontan einmal xxx draus ergeben hätte. Doch dann kam. geht nicht, Schatz. Ich habe schon geduscht.
Die letzte Waschung (möge sie nie von Nöten sein): Man(n) darf nicht dabei sein.
Unter anderen (älteren oder fremden Türken): Kein Kuss. Weil es als respektlos galt.

Ich könnte ewig so weiter erzählen. Mein Problem ist nun: Bis zu einem gewissen Grad kann ich alles ohne Probleme ab und auch verstehen. Doch fühle ich mich irgendwie... wie soll ich sagen... "untergraben". Soll heissen: Ihr Glaube und ihre Kultur steht über mir, weil ich mich dem fügen muss. Wo ist denn die Toleranz und Akzeptanz ihrerseits bzw. die ihres Glaubens? Versteht mich bitte nicht falsch: Ich akzeptiere und respektiere Religionen absolut. Doch irgendwie sorgt dieses Thema, da ich auch vieles hinterfrage, immer wieder und SEHR HEFTIG für Zündstoff bei uns. Wenn ich frage, ob ich, wenn ich mich "normal" nach dem xxx wasche, denn nicht "schmutzig" sei, wenn ich aus der Tür gehe, geht sie total ab. Ich würde es lächerlich machen. Ich habe nun mal als Nichtgläubiger `zig Fragen. Ich meine es nicht böse. Doch immer steht der Glaube über dem Nicht-Glaube.

Manche mögen jetzt sagen: Du wusstest doch, das sie gläubig ist. Ja, aber wer kann schon so weit in die Zukunft schauen, oder wer ist schon so weit informiert, das alles vorher zu wissen und es womöglich als "Entscheidunghilfe" heranzuziehen.
Ich habe mich beschneiden lassen, will Türkisch lernen, liebe ihre Mama, habe die Verlobung nach türkischer Tradition mitgemacht usw. Und ich muss mir anhören: Ich "dulde" ihre Religion und Herkunft nur.

Ich weiss nicht, was ich noch machen soll. Ich versuche, auf die Fragen, die sich mir auftun, selbst eine Antwort zu finden, damit ich 1. sie nicht fragen muss und 2. ich vielleicht entspannter werde, da mir alles logischer erscheint. Oder sollte ich auch einfach lernen, zumindest den Abdest/ die Waschung(en) zu machen? Ich bin echt am Ende mit meinem Latein, denn ich finde das schon echt krass. Und ich bin ein Mensch, der sich nicht zu 100% fügen und schweigen kann.

Vielleicht ist ja auch eine Trennung sinniger. DAS wiederrum ist aber eben suuuuper schwer.

Eventuell habt ihr ja einen Rat, oder eigene Erfahrungen?! Denn ich geh echt kaputt, weil ich ihr weh tue aber mich selbst bevormundet fühle, da immer alles nach ihrem Glauben etc. geht.


Liebe Grüsse
 
Dabei
15 Mai 2011
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#2
Trennung ist das einzig Vernünftige. Alles andere ist Quatsch. Man könnte Dir empfehlen, Dich damit auseinanderzusetzen, toleranter zu werden etc. etc. Aber das klappt in Deinem Fall einfach nicht. Und Du musst Dir klar werden, dass Menschen, die unter diesem Glauben aufwachsen, dieser Gehirnwäsche bereits seit Kindesalter unterzogen wurde. Die ändert sich nicht für Dich. Und für Dich wird es immer eine Belastung sein. Und mehr als oft eine Einschränkung. Allein sich dafür beschneiden zu lassen, halte ich für absolut sinnfrei.

Ergo: Eine Beziehung soll glücklich machen. Passiert das nicht und ist auch kein Kompromiss zu erwarten (oder eben nur von Deiner Seite) musst Du konsequent sein und für Dein Glück sorgen, selbst wenn das die Trennung bedeutet. Such Dir stattdessen jemand, mit dem Du Deinen Alltag beschwerdefrei und ohne Einschränkungen genießen kannst.
 
Dabei
27 Jan 2013
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#3
@Jesse: Ich habe seit Tagen den Kopf mit dieser Entscheidung den Kopf voll. Auf jeden Fall hat sie mir recht deutlich gemacht, das sie jeden Partner gehen lassen würde, der mit ihrem Glauben nicht klar kommt. Ich halte soetwas schon für fanatisch. Und sie bekehren will ich ja auch nicht. Ich wollte eigentlich immer nur, wie du schon geschrieben hast, gegenseitiges Verständnis...

Mist.... Wenn gehen lassen nicht so verdammt schwer wäre.... :-/
 
Dabei
15 Mai 2011
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#4
Das Problem ist, dass gegenseitiges Verständnis nicht geht, weil ein gläubiger Mensch wie sie der weiter oben erwähnten Gehirnwäsche unterliegt, Du hingegen nicht. Du hast Freiheiten, die sie zwar faktisch auch hat, aber nie annehmen würde. Somit habt ihr keine Schnittmenge, die euch beide glücklich macht.

Gehen lassen ist schwer, aber es wird leichter. Und später wirst Du froh darüber sein.
 
Dabei
27 Aug 2011
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#5
Ich will mir gar nicht vorstellen, wie das für mich wäre. Ich finde es erstaunlich, dass du überhaupt schon so weit gehst.. Also du hast dich beschneiden lassen (?) und es gab bereits eine Verlobung? Das ist alles ziemlich krass.

Und Jesse hat Recht. Sie wird sich nie ändern! Sie ist so aufgewachsen und ihr Glaube wird IMMER über dir stehen. Das sagt allein schon deine Aussage:
"Auf jeden Fall hat sie mir recht deutlich gemacht, das sie jeden Partner gehen lassen würde, der mit ihrem Glauben nicht klar kommt."

Du hast nichts gegen ihren Glauben, aber im Endeffekt wird es dadurch nur mehr Probleme geben, irgendwann musst du vorher noch beten bevor ihr dann miteinander schlafen dürft, und Analsex ist auch ne Sünde...

Es liegt natürlich ganz allein bei dir, aber ich persönlich könnte das nicht! Ich habe unheimlich viel über den Islam gelesen und habe auch schon den Koran teilweise in den Händen gehalten und einfach immer wieder gestaunt wie die Leute an etwas glauben können, das soviele Vorschriften hat.. Ist ja in jeder Religion so. Aber der Islam ist da schon ziemlich krass.

Und wenn du sie heiraten willst, gehe ich davon aus das du konvertieren musst(?) für sie.
 
Dabei
18 Dez 2009
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#6
Wie alt seid ihr? Und wie lange seid ihr zusammen?

Antworten auf Fragen zum Islam zu bekommen, die nicht aus ihrem Munde stammen, ist nicht das Problem. Das geht per i-net und auch durch Gespräche mit anderen Gläubigen und Lektüre.

Das Problem ist, dass es in Zukunft trotzdem nicht anders wird, Du kannst diese Probleme nur immer weiter auf andere Unterthemen verlagern, aber nicht lösen. Ein Mann könnte sie nur lösen, in dem er sich ebenfalls "dieser Gehirnwäsche" unterzieht und anfängt, wirklich auch das Selbe zu glauben. Also ich meine wenn eine Partnerschaft auf Lebenszeit, und damit die Ehe angestrebt wird. Nach Koran darf eine Muslima nur an einen Muslim verheiratet werden, während ein Muslim auch eine Frau christlichen Glaubens heiraten darf. Ich glaube nicht, dass Du für diese Liebe so weit gehen willst, zum Islam zu konvertieren und fünf mal am Tag zu beten, oder? Doch selbst wenn Du das tun würdest ... mindestens unterschwellig würde man Dir immer wieder signalisieren, dass Du ja kein echter Muslim bist oder es nur getan hast, um eben sie zu heiraten - und damit blieben auch mit so einem Schritt die Probleme leider letztlich immer die selben: Du bist kein ebenbürtiger Ehemann.
 
Dabei
27 Jan 2013
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#7
Ja, das ist eben das suspekte: Heiraten ohne Konvertierung wäre nicht das Problem für sie und ihre Familie. Doch das, WAS sie praktiziert schafft eben diese Probleme. Tja.... Sackgasse...
Übrigens bin ich ende dreissig und sie anfang vierzig. Und eben DAS alles löst in mir das Gefühl aus, das Religion echt was böses sein kann....
Ich bin echt überfordert... :-/
 
Dabei
27 Aug 2011
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#8
Also im Islam ist es so, dass Frauen verheiratet werden "müssen". Das erzählte mir eine Muslima.

Und jedes Mädchen gilt als "Belastung" für die Familie bis zu ihrer Vermählung...

Ich finde es schon merkwürdig, dass ihre Eltern die Konvertierung nicht in Betracht ziehen... Erwartet deine Freundin von dir das du konvertierst?

Es ist einfach widersprüchlich finde ich. Also, dass sie an ihrem Glauben festhält aber eben gegen diese "wichtige" Vorgabe "verstößt".

Aber ich finde Religionen sind immer ein heikles Thema. Weil die Menschen sich vor der "Realität" verschließen und in dem Sinne nicht frei handeln, sondern immer Regeln unterworfen sind..

Wenn du das nicht kannst, dann löse die Verlobung und trenne dich. Ansonsten bleibt dir nur, dich den Lehren des Korans zu unterwerfen und ein "ebenbürtiges Leben" wie deine Freundin zu führen.
 
Dabei
27 Jan 2013
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#9
Nein... Eine Konvertierung wird nicht verlangt. Klar - sie würden es begrüssen, doch wüssten genau, das es nicht meinem Herzen entspräche. Und eben: Unser Leben ist voll mir Widersprüchen, was sie betrifft.
Heute morgen sagte sie zu mir: "Und wenn du einmal die Woche in Busch gingst um nen Stein anzubeten - ich würde es akzeptieren und respektieren." Ich sagte ihr: "Klar, weil DU gläubig bist." Nur das Verständnis, nicht gläubig zu sein fehlt ihr komplett. Sie weiss nicht, wie es ist "frei" zu sein und nach belieben handeln zu können. Und sie kann und oder will es sich nicht vorstellen.

Wisst ihr, wenn sie mich beschi..en hätte, dann hätte ich keine Skrupel nen Schlussstrich zu ziehen. Doch das jetzt it so... so unwirklich. Es belastet uns und die Beziehung, doch lässt mich dennoch zögern....
 
Dabei
15 Mai 2011
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#11
Nein... Eine Konvertierung wird nicht verlangt. Klar - sie würden es begrüssen, doch wüssten genau, das es nicht meinem Herzen entspräche. Und eben: Unser Leben ist voll mir Widersprüchen, was sie betrifft.
Heute morgen sagte sie zu mir: "Und wenn du einmal die Woche in Busch gingst um nen Stein anzubeten - ich würde es akzeptieren und respektieren." Ich sagte ihr: "Klar, weil DU gläubig bist." Nur das Verständnis, nicht gläubig zu sein fehlt ihr komplett. Sie weiss nicht, wie es ist "frei" zu sein und nach belieben handeln zu können. Und sie kann und oder will es sich nicht vorstellen.

Wisst ihr, wenn sie mich beschi..en hätte, dann hätte ich keine Skrupel nen Schlussstrich zu ziehen. Doch das jetzt it so... so unwirklich. Es belastet uns und die Beziehung, doch lässt mich dennoch zögern....
Du hörst Dich an wie ein Verurteilter, der redet, um den Zeitpunkt seiner Hinrichtung hinauszuzögern. Du musst handeln.
 
Dabei
27 Jan 2013
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#12
Hm... Ja. Ich komme mir auch vor, als ginge ich zu meiner eigenen Hinrichtung... Kopf und Herz kämpfen gegeneinander. Und ich weiss, das der Kopf siegen muss....
 
P

Papatom

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#13
Moin,
versuche Dich davon zu lösen, mit Rationalität da ran zu gehen. Zu argumentieren und zu verstehen. Religion ist nicht logisch. Natürlich kannst Du da nicht weiterkommen, mit Deinen Ansätzen. Das hat ja auch nix mit dem Islam speziell zu tun. Radikale Christen sind nicht viel besser.

Beispiel aus meiner Kindheit: Meine Oma hat mir statt Geschenken zum Geburtstag ihren speziellen Segen und eine Erwähnung in den Fürbitten der Messe "geschenkt". Für sie war das total schlüssig....

"Nicht Glauben" ist für den Gläubugen daher völlig unverständlich.....

Grüße
 
Dabei
18 Dez 2009
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#14
Also mir ist unklar, wie das gehen soll, dass ihr heiratet OHNE eine Konvertierung Deinerseits. Ich meine klar, ihr könnt zum Standesamt gehen, heiraten und fertig. Aber würdet ihr dann bei ihr und ihren Eltern als verheiratetes Paar gelten?

Anderes Thema:
Wenn Du Dir vorstellst, Eure Bezi ginge jetzt so wie sie ist, 10 Jahre weiter: Was löst das in Dir aus an Gefühlen und Gedanken? Du bist dann Ende 40. Wie lebst Du dann? Wie geht es Dir dann? Pack nochmal 10 Jahre drauf. Wie ist es dann?

Ich wüsste gern, ob sich da mehr stimmig anfühlt, oder ob Du mehr Unwohlsein empfindest bei diesen Vorstellungen.
Denn rein logisch, könnte man sich auch mit folgender Krücke über Dein Problem hinweg helfen:

Jeder Mensch hat Regeln, nach denen er lebt. Nur der Ursprung ist anders. Religiöse Menschen leben nach denen von der Religion vorgegebenen und für sie ist das logisch. Alternativ leben andere Menschen mit anerzogenen Regeln oder selbst aufgestellten Regeln. Für den, der nach seinen Regeln lebt, sind seine Regeln logisch. Könntest Du nun leben mit dem Gedanken, dass Deine Freundin wählt, nach ihren Regeln zu leben, das akzeptieren und mit ihren Regeln leben? Willst Du das? Und ist es wenigstens so, dass sie umgekehrt das Gleiche für Dich macht: Deine Regeln akzeptieren?

Was glaubst Du im tiefsten Innern? Könntet ihr gemeinsam eine glückliche Zukunft haben?

Wenn ja, warum glaubst Du das? Wenn nein, warum nicht? :)
 
Dabei
15 Mai 2011
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#15
Der Fragesteller hat nicht das Problem, dass ihm nicht unklar ist, dass sie nicht zusammenpassen, sondern er ist bequem und feige und handelt deswegen nicht. Aber wer glücklich und frei sein will, muss eben Rückgrat und Konsequenz zeigen.
 
Dabei
10 Jul 2012
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#16
Tu's nicht! Fehler deines Lebens, das versprech ich dir. Dies ist verboten, das ist verboten, hier Sünde, da Sünde. Es gibt nichts Schlimmeres, als in ein Leben gedrängt zu werden, das dir nicht gefällt. Brich aus, bevor es zu spät wird und deine Kinder zwischen den Religionen aufwachsen. Nicht gut! Besser dreimal drüber nachdenken.
 

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