Freundschaft trotz blindem Verständnis

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Wasserfall

Gast
#1
Hallo Forianer,

ich hab da mal wieder ein Problem, dass ich zur Diskussion stellen will. Nennen wir es mal eine hypothetische Situation.

Im Chat lernen sich ein Mann und eine Frau "kennen". Zunächst weil die Nicknames ganz interessant sind. Man schreibt viel miteinander, direkt im Chat, über kleine Pins oder etwas später mit längeren Nachrichten. Es macht sogar Spaß, weil die Unterhaltung sehr abwechslungsreich ist. Es werden kleinen Nettigkeiten, Frechheiten, Provokationen und dann auch Gedanken und Anekdoten zum persönlichen Alltag ausgetauscht. Hier entwickelt sich so etwas wie ein blindes Verständnis. Fühlt sich gut an und macht Freude.

Als dann auch noch der Tag kommt, wo Bilder ausgetauscht werden und man sich sehr gefällt "hab ich ja noch nie gesehen", ändert sich das miteinander sofort. Von da an kommt noch mehr Gefühl rein in den Gedankenaustausch.

Schließlichlich trifft man sich. Die Bedenken, dass man sich in der Realität möglicherweise nicht verstehen könnte, verfliegen sofort. Man trifft sich viele Male. Tiefe Gefühle sind da. Es ist als wenn man jemanden neben sich hat, der einen komplett ergänzt und als würde man sich schon ewig kennen.

Problem an der Geschichte: Der Mann würde schon gern weiter gehen. Sie ist jedoch vergeben, hat das auch klargestellt, lebt aber in einer unglücklichen Beziehung. Was den Mann betrifft, den sie trifft, hat sie mehrere Male in größeren Zeitabständen betont, dass sie eine Freundschaft erhalten wolle, weil die ja länger halten als Beziehungen. Das gefiel dem Mann natürlich nicht wirklich. Denn er hatte sich schon in sie verliebt.

Und jetzt die Fragen an euch, was würdet ihr tun: Doch was macht Mann in so einer Situation? In eine Beziehung hineinfunken und der Frau so sehr den Kopf verdrehen, dass sie sich trennt? Oder lieber dem Wunsch der Frau entsprechen und eine "Freundschaft" beibehalten, auch wenn man in sie verliebt ist? Ist das nicht schon sadomasochistisch?


EDIT: Die "Freundschaft" verlief im Sande als sie plötzlich mit einem neuen Freund auftauchte und brach dann komplett ab.
 
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Dabei
10 Jul 2014
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#2
Ist das nicht schon sadomasochistisch?

EDIT: Die "Freundschaft" verlief im Sande als sie plötzlich mit einem neuen Freund auftauchte und brach dann komplett ab.
Wenn sich die Angelegenheit bereits erledigt hat verstehe ich nicht so ganz, wohin dies führen soll. Meiner Meinung nach lautet die Antwort ja, unglücklich verliebt sein und Freundschaft beibehalten geht in Richtung Selbstgeißelung. Es fehlt da einfach die Konsequenz einzusehen, dass es nichts bringt. Allerdings hängt es auch von der Situation ab, hier kanntet ihr euch ja noch nicht lange. Bei einer langjährigen Freundschaft, in der bei einem Teil mehr entsteht kann das durchaus anders aussehen.

Ich habe mit Internetbekanntschaften meine Erfahrungen gemacht und weiss, dass man sich über Chat und Telefon schon "vergucken" kann. Aber das ist einfach naiv und dumm. Wenn man merkt dass man sich gut versteht sollte man sich umgehend treffen und schauen, was daraus wird. Aber nicht auf Distanz Gefühle aufbauen, die wie eine Seifenblase sind - und meistens auch genau so zerplatzen. Deine Erfahrung bestätigt genau das, was ich schon erlebt habe.

Spätestens als sie dir offenbart hat, dass sie in einer Beziehung ist und auch daran festhalten will (unglücklich hin oder her, so schlimm war es ja offenbar nicht und so viel hat sie für dich auch nicht empfunden, denn sonst hätte sie sich getrennt) sollten alle Alarmglocken losgehen.

Fazit: Dieses Erlebnis eine Lehre sein lassen - sollte es ein nächstes mal geben erst persönlich kennen lernen, dann weiter sehen und vielleicht Gefühle entwickeln. Herzlichen Glückwunsch dazu, dass sich diese problembehaftetete und vermutlich auch aussichtslose Geschichte ("plötzlich tauchte sie mit einem neuen Freund auf.... no comment) in Luft aufgelöst hat.
 
Dabei
7 Nov 2010
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#3
Der Mann will keine Freundschaft, sondern eine Beziehung. Er kriegt die Beziehung nicht, und Freundschaft nur mit der Einschränkung, dass er leidet, weil er selbst verliebt ist.
Die Lösung ist demnach alles abzubrechen.
Wenn keine Gefühle mehr im Spiel sind, kann man sich ja eventuell mit einer Freundschaft-Wiederbelebung beschäftigen.
 
Dabei
27 Aug 2012
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#5
Um bei der dritten Person zu bleiben: Der Mann muss für das einstehen, was er will, und danach handeln. Heißt also sein Glück versuchen und die Frau aus der alten Beziehung lösen.
 
Dabei
22 Apr 2013
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#6
Der Mann muss für das einstehen, was er will, und danach handeln. Heißt also sein Glück versuchen und die Frau aus der alten Beziehung lösen.
Das sehe ich anders. Klar ist es gut zu kämpfen und am Ball zu bleiben. Etwas zu riskieren.
Jedoch sollte es NICHT seine Aufgabe sein, dem Typ die Freundin auszuspannen. Mit wem die Frau eine Beziehung führen möchte, hat lediglich sie selbst zu entscheiden.
Meiner Meinung nach sollte er ihr klar sagen, was er möchte und ihr ggf. ein Ultimatum stellen, sofern er merkt dass sie ernstes Interesse an ihm hat. Ansonsten: next! Alles andere wäre reine Zeitverschwendung
 
Dabei
27 Aug 2012
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#8
Jedoch sollte es NICHT seine Aufgabe sein, dem Typ die Freundin auszuspannen. Mit wem die Frau eine Beziehung führen möchte, hat lediglich sie selbst zu entscheiden.
Sorry, aber das ist Blödsinn. Die Frau wird so oder so selbst entscheiden, mit wem sie eine Beziehung möchte. Der Mann von außen kann nur seinen Teil dafür tun, sie davon zu überzeugen, dass er die bessere Wahl ist. Die Entscheidung, ob sie das auch so sieht oder ihren bisherigen Partner bevorzugt, trifft sie jedoch eigenständig. Die Verantwortung liegt somit bei ihr als diejenige, die vergeben ist. Nicht bei ihm. Er muss für sein eigenes Glück Rechnung tragen und nicht dafür sorgen, dass andere ihres haben. Wenn er sie also haben will, ist die Bahn frei, es zu versuchen. Ob es auch klappt, hängt dann von ihrem Willen ab.

Wo ich dir jedoch zustimme: Er sollte keinen allzu großen Aufwand betreiben, wenn sie sich kein Stück auf ihn zubewegen will.
 
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Wasserfall

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#9
Bei der ganzen Fragestellung habe ich natürlich mal wieder mehrere Aspekte im Auge: Den Mann, die Frau, Kommunikationswege und Beziehungskonstellationen.

@Schmolli: "Konsequenz einzusehen, dass es nichts bringt" ... Was, wenn die Vorzeichen anders aussahen? Der Begriff "Freundschaft" fühlte sich immer so an, als würde ihn die Frau wie einen Vorwand schnell einschieben; als wenn sie Angst vor irgendwas hätte. Die Gefühle bei beiden sprachen jedenfalls eine andere Sprache. "Dass es nichts bringt" ist eigentlich erst ab dem Punkt nachvollzihbar, wo der Mann mal eben die Gefühle ignorierte, die sich da gerade abspielten, und sich darauf verließ "na wenn sie Freundschaft sagt, muss sie doch auch Freundschaft meinen". Ab diesem Punkt änderte Mann seine Sprache und hielt auch mehr seine Gefühle zurück bzw. versuchte die nicht weiter durchzulassen.

Wie passen diese Teile zusammen: Frau ist in einer unglücklichen Beziehung, lernt einen Single-Mann kennen, mit dem sie sich gut versteht und sogar ein bisschen von ihm schwärmt und dann taucht sie nach einer Pause auf - die alte Beziehung ist beendet und an ihrer Seite ein neuer Freund. Wieso nicht der Mann, denn sie schon kennengelernt hatte???

Ninju: Warum sollte man eine solche Geschichte wieder aufleben lassen? Es gibt doch nichts mehr zu sagen?

Don Diro: Weiß mans?

YKMN: Also gibt es diese Beziehungskonstellation tatsächlich, wo Mann sich nicht von irgendwelchen moralischen Grundsätzen (Frau ist doch vergeben) zurückhalten lassen sollte, sondern eben einfach dem folgen, was ihm sein Gefühl sagt?

Kleine: Wie siehts mit der Variante aus, dass Frau eigentlich nur auf ein eindeutiges Zeichen wartet "ich will dich", um die alte Beziehung zu beenden, die eigentlich nur noch wie ein platter Reifen läuft? (PS: Von Ultimatum und Zeitverschwendung sprechen sind eigentlich meine Worte, wenn ich rational denke; im Grunde sehe ich diesen Punkt mit Zeitverschendung und next jedoch genauso)

Daisy: Ja, an diesem Punkt hat sich die Geschichte schon erledigt. Die Frage ist, ob der Mann zu einem anderen vorangegangenen Zeitpunkt "falsch" gehandelt hat.
 
Dabei
22 Apr 2013
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#10
Wie siehts mit der Variante aus, dass Frau eigentlich nur auf ein eindeutiges Zeichen wartet "ich will dich", um die alte Beziehung zu beenden, die eigentlich nur noch wie ein platter Reifen läuft?

Ich denke / HOFFE, das hat er ihr bereits unmissverständlich klar gemacht. Da sie anscheinend dennoch ihre Meinung nicht ändert, ist das für mich eher ein schlechtes Zeichen.
 
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Wasserfall

Gast
#11
Ich denke / HOFFE, das hat er ihr bereits unmissverständlich klar gemacht. Da sie anscheinend dennoch ihre Meinung nicht ändert, ist das für mich eher ein schlechtes Zeichen.
Nein, das eben nicht. Da haben sich beide bedeckt gehalten und vieles nur zwischen den Zeilen formuliert. Das war ihre Sprache. Der Freundschaftsbegriff ist hier evt. missbräuchlich bzw. wie ein Schutzmechanismus verwendet worden. Mit dem Resultat, dass keiner den nächsten Schritt ging. "So wie es war, war es doch schön - warum das alles mit dem Versuch einer Beziehung aufs Spiel setzten" könnte die Devise des Ganzen gelautet haben.
 
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27 Aug 2012
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#12
YKMN: Also gibt es diese Beziehungskonstellation tatsächlich, wo Mann sich nicht von irgendwelchen moralischen Grundsätzen (Frau ist doch vergeben) zurückhalten lassen sollte, sondern eben einfach dem folgen, was ihm sein Gefühl sagt?
Gegenfrage - bei welchem dieser Szenarien wird man sich unterm Strich wohl besser fühlen?

a) Man hat angeblich moralisch gehandelt, ist dafür aber allein und quält sich mit der Frage, was hätte mit der Frau sein können.
b) Man pfeift auf Konventionen und strebt nach der Erfüllung des eigenen Glücks und landet am Ende tatsächlich bei der tollen Frau

Davon abgesehen ist Moral sowieso kein relevanter Punkt für den Mann in deiner Geschichte. Er ist ungebunden, Single, und darf mit allen Mitteln spielen. Die einzige Person, die sich die moralische Frage überhaupt stellen könnte, wäre die Frau, weil sie ja vergeben ist. Aber auch für sie gilt am Ende des Tages, dass sie den Weg gehen sollte, der das meiste Glück verspricht. Und wenn dieser Weg eben beinhaltet, dass man zuerst etwas kaputt machen muss, um auf diesem Fundament etwas Neues zu errichten, ist das nur legitim.

Nein, das eben nicht. Da haben sich beide bedeckt gehalten und vieles nur zwischen den Zeilen formuliert. Das war ihre Sprache. Der Freundschaftsbegriff ist hier evt. missbräuchlich bzw. wie ein Schutzmechanismus verwendet worden. Mit dem Resultat, dass keiner den nächsten Schritt ging. "So wie es war, war es doch schön - warum das alles mit dem Versuch einer Beziehung aufs Spiel setzten" könnte die Devise des Ganzen gelautet haben.
Bei so einer Geschichte wie dieser ist die Person, die noch vergeben ist, naturgemäß immer vorsichtiger, sei es wegen der Gefahr des Erwischtwerdens, der Unsicherheit, ob man das Wagnis ins Ungewisse eingehen sollte, schlechtes Gewissen gegenüber dem Noch-Partner etc. D.h. in diesem Fall ist die Frau hier deutlich gehemmter in ihren Aktionen aufgrund dieser Einflüsse. Der Mann hingegen, welcher als freier Single keinen dieser Punkte berücksichtigen muss und somit keine Risiken trägt, kann viel freier agieren, da man im worst-case nichts verlieren kann und der Alltag wie gewohnt weitergeht. Für die Frau bedeutet der worst-case Beziehungsverlust, potenziell schlechtere Stellung im Freundes- und Familienkreis, finanzielle Nachteile.

Der Mann hat also eine viel bessere Ausgangsbasis, um zu handeln und sollte das auch nutzen. Entsprechend sollte er die ersten konkreten Schritte Richtung "Näherkommen" einleiten, die dann wiederum dazu führen können, dass die Frau Argumente sieht, um auch selber eigene Schritte einzuleiten und die Hemmnisse zu überwinden. Das ist deutlich effektiver, als auf die ersten Schritte durch die Gegenseite zu warten. Das ist auch übrigens eine Formel, die allgemein gilt. Wieso darauf warten, dass der Andere was tut, wenn man selber die Möglichkeit hat, das Ganze zu steuern? Man kann von anderen nicht erwarten, tätig zu werden, wenn man selber den Hintern nicht hochbekommt. Insofern: Ran an den Speck!
 
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Wasserfall

Gast
#13
Danke YKNM, das war die fehlende Perspektive in meiner Sicht. Mit dem Perspektivwechsel tue ich mich immer schwer.
 
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