Verlieben? Bloß nicht!

Dabei
22 Aug 2011
Beiträge
3.785
#1
Neulich, nach einigen Gläsern Wein, gestand eine Freundin, dass sie sich eigentlich gern mal wieder verlieben würde. Am liebsten hätte ich ihr das Glas entrissen und sie zwecks Ausnüchterung in den nahe gelegenen Springbrunnen gesteckt. Kopfüber. Da jedoch in unserer schönen Stadt die Springbrunnen um 20:00 Uhr abgeschaltet werden, haben wir stattdessen die nächste Flasche geöffnet und uns mal ganz nüchtern die Nachteile einer Verliebtheit im Vergleich zu einer Affäre oder einer Freundschaft++ vor Augen geführt.

Verliebtheit bedeutet ja nicht nur, dass man diese wunderbaren Schmetterlinge im Bauch hat. Dass Dinge wie knutschen oder Händchenhalten plötzlich wieder reizvoll werden. Dass man Teddybären mit sich herum trägt und bei jeder SMS dümmlich grinst. Es bedeutet vor allem, dass einem ein anderer Mensch wichtig wird. Dass man mit diesem Menschen zusammen sein möchte. Mit ihm gemeinsam etwas unternehmen möchte. Zusammen Zukunftspläne schmiedet - vielleicht sogar gemeinsam alt werden will. Und es bedeutet sexuelle Exklusivität. Und damit beginnen sie dann auch schon - die Probleme.

Gehen wir sie mal in wahlloser Reihenfolge durch - beginnend mit dem scheinbar einfachsten Thema: Sex. Sex in einer Affäre ist per se immer befriedigend - sonst hätte man ja keine solche. Und wenn der Gegenpart mal verhindert ist - was soll's? Ruft man eben einen der anderen Bewerber an. Oder meldet sich mal kurz bei einschlägigen Portalen im Internet an. Ist man verliebt, ist das nicht mehr drin. Nicht, weil es dann verboten oder moralisch fragwürdig wäre - nein, schlimmer: man selbst will einfach nicht. Sex mit dem Menschen, den man liebt, ist nun mal Klassen besser - da ist unverbindliches spaßvögeln vergleichsweise reizlos. Hat man als verliebter Unglücksrabe also das Pech, dass der Gegenpart nicht immer dann verfügbar und willig ist, wenn man selbst Lust hat, bleiben nur die guten alten Handarbeiten. Zumindest nach 20:00 Uhr, wenn die schönen kalten Springbrunnen abgeschaltet sind.

Problem Nummer 2: gemeinsame Unternehmungen. Dazu ist nicht viel zu sagen, oder? Er Berge, sie Meer. Er Camping, sie Wellnesstempel. Er Fußball, sie Theater. Sicher, man kann so etwas auch mit anderen Freunden oder Freundinnen machen - würde da nicht Problem Nummer 3 dazwischenfunken: diese verdammte Sehnsucht danach, mit dem Objekt des Interesses einfach nur zusammen zu sein. Dummerweise neigen die Leute nicht gerade dazu, nach ein paar Wochen zusammenzuziehen - selbst tägliche Treffen sind die absolute Ausnahme. Insofern verbringt man einen deutlichen größeren Teil seiner Freizeit damit, den anderen zu vermissen, als damit, nebeneinander zu sitzen / stehen / gehen / liegen und einander in die Augen zu schauen. Oder so ähnlich. Bedenkt man, dass die gemeinsamen Stunden wie im Flug vergehen, während die Zeit, in der man sehnsuchtsvoll allein zu Hause sitzt, sich scheinbar unendlich dehnt, rückt der Punkt, an dem die Schön / Doof - Waage sich bedenklich in letztgenannte Richtung neigt, gefährlich nahe.

Kommen wir lieber zum vierten Problem: den Zukunftsträumen. Und dabei rede ich noch nicht einmal von der schwierigen Frage, dass diese bei allen Beteiligten einigermaßen kompatibel sein sollten - das Übel liegt bereits in der Präsenz des Wortes "Zukunft". Fährt die Affäre gewohnheitsmäßig auf einem schweren Motorrad vor und hat mehr Punkte in Flensburg als ein Zebra Streifen, ist das vielleicht noch ziemlich cool. Langfristig betrachtet weiß man jedoch, dass es in dieser Konstellation mit dem "gemeinsam alt werden" schlecht aussieht - und muss die Aussicht, irgendwann ein Kreuz am Alleebaum zu pflegen, zumindest mit einkalkulieren. Dreht die Affäre die Zahnpastatube nicht zu, ist unfähig, die Kaffeetasse in den Geschirrspüler zu bringen und lässt die Socken mitten im Zimmer liegen, ist das zu verschmerzen. Die Socken nimmt man ja wieder mit - und einmal pro Woche räumt man den restlichen Kram dann eben selbst auf. Sich das für den Rest des Lebens vorzustellen ist etwas schwerer. Wir schauen genauer hin, legen höhere Maßstäbe an - und müssen selbst ebenfalls strengeren Kriterien genügen. Nicht wirklich einfach.

Und damit sind wir beim fünften Problem dieser sicher endlos fortsetzbaren Liste angekommen: der leidigen Tatsache, dass uns dieser Mensch etwas bedeutet. Und dass wir damit verwundbar werden. Hat eine Affäre etwas an unserem kleinen Bauch herumzunörgeln - so what? Wenns ihm nicht passt, kann er ja gehen. Ähnliche Kritik vom Menschen, den man liebt, ist härter zu verkraften. Entweder steckt man den Treffer dann irgendwie weg - oder man igelt sich samt allen verletzbaren Gefühlen ein - oder man schlägt zurück. Alles nicht unbedingt konstruktiv.

Fazit: Finger weg vom Verlieben. Bringt echt einen Haufen Probleme mit sich, die man in einer netten kleinen Affäre nie hätte. Sollte sich doch mal ein Schmetterling in den Bauch verirren, empfiehlt sich der Genuss von Insektenvernichtungsmitteln. Umgehend!

Nein??? Du magst diese Schmetterlinge? Willst sie wachsen und gedeihen lassen? Dann herzlich willkommen im Club der Unbelehrbaren. Der ewigen Optimisten, die daran glauben, dass all diese Probleme lösbar sind. Nicht, weil man irgendwann den 100% kompatiblen Menschen trifft (das ist die Tür nebenan - der Club der Träumer und Irrationalen), sondern weil man sich in einen Menschen verliebt, mit dem man gemeinsam eine Lösung finden kann. Kompromisse erarbeiten kann. Probleme zusammen anpackt, statt das Ganze einfach hinzuschmeißen. Mit dem man irgendwann zu einer Art von Beziehung finden kann, in der die Schmetterlinge einfach frei und sicher fliegen können - in der es mehr Sonnenschein als Gewitter gibt - in der beide einfach glücklich sind. Nicht pausenlos, aber doch überwiegend. Allein für diese Chance lohnt es schon, all die oben genannten Probleme zu lösen, statt vor ihnen zu flüchten. Auch wenn es zwischenzeitlich vielleicht etwas unangenehm ist.

Und wenn's trotz allem nicht klappt, kann man immer noch Tucholsky lesen ... dann weiß man wenigstens, was einem erspart geblieben ist.
 
Anzeige:
Dabei
13 Sep 2015
Beiträge
488
#2
Variata -
Oder: Tucholski ins 21.Jahrhundert jeholt


Davor



Es wird vor einem happy end
oft jewöhnlich abjeblendt.
Man sieht bloß noch auf ihre Titten
und möchte gern mal wieder stippen -
da hat sie nun den Schentelmen.
Na, und denn - ?


Doch jehn die beeden brav ins Netz
Naja ..... diß fetzt.
A manchmal möchte man doch jern wissen:
Wat tun se, wenn se sich nich sehn?
sie lassen sich jehn ..... !
Na, und denn - ?


Denn säuseln im Posteingang die Worte
frisst das Weib derweilen Torte.
Denn sauft se Wein. Dann ist`s ihr üba.
Denn macht er Krach. Denn weent sie drüba.
Denn wolln sich beede jänzlich trenn .....
Na, und denn - ?


Denn is een Kind nich uffn Damm.
Denn steht der nöchste ebn stramm.
So quäln se sich nicht mal 2 Jahre.
Inzwisdchen kricht er graue Haare:
vorn wird er kleena, kricht ditt flenn .....
Na, und denn - ?


Denn sind se alt.
De Jören raus.
Die beeden denken voller graus:
Scheiss watt uff`s Internet -
Ach, Menschenskind, wie blöd die Welt!
Wie scharf ick war,
det is schon beinah nich mehr wahr!
Die beeden ollen schaun zurück:
wat ham wa nu von unsrem Jlück?
Der Flirt war zum jrößten Teile
vabrühte Milch und Langeweile.
Und darum wird vorm happy end
im Internet jewöhnlich abjeblendt.

(von mir)



 

maelcom

Moderator
Dabei
14 Apr 2015
Beiträge
676
#3
Es ist letztlich immer das Gleiche - nur Gesichter ändern sich und Namen. Entweder man rafft sich zusammen und kriegt es auf die Reihe oder wird / bleibt überzeugter Single mit Phantasie & Toys.

Die glücklichsten Kerle gestern in der Sports Bar waren Singles :roll: Kein Jammern darüber, nichtmal als sie besoffen waren. Die meinen das Ernst :mrgreen:
 
Dabei
5 Nov 2007
Beiträge
6.454
Alter
82
#4
.....Und wenn's trotz allem nicht klappt, kann man immer noch Tucholsky lesen ... dann weiß man wenigstens, was einem erspart geblieben ist.
Interessant, von welcher Seite du das Thema in der dir eigenen ironisch -sarkastischen Art beleuchtest.

Wenn ich es lese, (und viele andere Thread's hier im Lauf der Jahre) kommt mir in den Sinn, empfinde ich, dass wir in einer Zeit leben, wo viele Menschen eine falsche, idealisierte Vorstellung von der Liebe haben. Die falsche Vorstellung, Liebe sei etwas, das von Außen in Form einer Person auf uns zukommt und uns glücklich macht. Dass wir so glücklich werden. Aber diese Vorstellung von der Liebe war nicht immer so, ist vor allem eine Erfindung der Neuzeit, der Romantik im 19. Jahrhundert.

Es ist aber nach meiner Erfahrung und Empfindung falsch. Liebe ist das, was wir aus einer Beziehung machen. Wir haben es in der Hand, glücklich und zufrieden zu sein.

Und es ist auch eine Frage des Alters. In jungen und mittleren Jahren geht es vor allem auch um guten Sex. Und wenn da was geht, fühlen wir uns auch glücklich. Das Alter hat aber andere Prioritäten: Es so gestalten, dass es auch nach vielen Jahren noch nicht langweilig, eingefahren ist. Oder dass man füreinander da ist, wenn man wirklich Hilfe braucht. Jedenfalls versuchen wir, meine Frau und ich, es so.

Ich beschäftige mich gerade mit der Erforschung meiner Familie, wie meine Vorfahren in früheren Generationen gelebt haben. Und wenn der Herrgott es noch zuläßt, wird daraus vielleicht sogar noch ein Buch. Meine Tochter wünscht es jedenfalls, dass es noch so komme.

Und erstaunlich, wie sie noch im 19. Jahrhundert gelebt haben. Zehn bis zwanzig Schwangerschaften gab es oft, und mindestens die Hälfte der Kinder haben das Kindalter nicht überlebt, sind gestorben. Einschließlich der jungen Mütter. Und sie sind zusammen gekommen, haben geheiratet, weil sie existentiell aufeinander angewiesen waren. Das Recht auf individuelles Glück hat keine Rolle gespielt. Gemessen an heutigen Maßstäben war das Leben hart, karg und voller Leid.

Aber ob sie deshalb unglücklicher waren? Ein weites Thema...........
 
Dabei
13 Sep 2015
Beiträge
488
#5
Respektschon mal dafür, das ihr auch nach der zweiten Flasche Wein die"Nachteile einer Verliebtheit ganz nüchtern" vor Augenführen konntet :mrgreen:

Aberauch sonst ist der Artikel in vielerlei Hinsicht erstaunlich, etwa weil er beweiskräftig zu erörtern sucht was nicht unbedingt zu beweisen ist.
Ist es nicht so, das das Lieben so manche vorgefertigten Prämissen mal eben so außer Kraft setzt? Das man oft liebt, sozusagen "Wider aller Vernunft"?
Zugespitzt die Frage: Ist es überhaupt "vernünftig", jemanden zu lieben?

Wie nic99 schon andeutete gab es ja mal eine Zeit, da hat man Ehen eher aus Vernunftgründen geschlossen. Noch heute gibt es Kulturen, in denen man so "vernünftig" ist, das es die Eltern - und hier besonders wohl die Väter sind, welche 2 Menschen als"füreinander bestimmt" deklarieren. Bis ins 19.Jahrhundert hinein existierte auch im westlichen Kulturkreis sozusagen Beides: Auf der einen Seite vornehmlich wirtschaftliche Aspekte (Beispiel Handwerksbetriebe, welche ohne die Rollenaufteilung und damit Ehe gar nicht hätten existieren können), auf der anderen Seite die irrationale Romantisierung der Liebe als ein (unerreichbares) Ideal, an welchem nicht nur Taugenichtse zerbröseln.


Und nun, in unseren ach so modernen und aufgeklärten Zeiten, stehen die Menschen da und müssen sich damit plagen, was die Liebe wirklichsei. Die alten Ideale, z.T. Mit Recht, sind längst über Bord gekippt und die Neuen noch nicht hinreichend etabliert. Wie ist es denn, abseits jeder wirtschaftlichen Notwendigkeit längst vergangener Zeiten, um die Liebe bestellt?


Experimente mit dazugehörig zeitweiligen Überlebens - „Philosophien“, wie etwa „Freie Liebe“ oder Polyamorität – stellen sie nicht insgesamt eher jene Fluchtmöglichkeiten dar, jenen selbst erstellten Freibrief für das Scheitern einer wirklichen Liebesfähigkeit in der mehrheitlich nach wie vor ersehnten „Exklusivität“ des Liebens? Nach dem Motto: „Ich liebe Dich. Aber nur so lange, wie Du mir gegenüber alle Funktionen erfüllst, die ich von Dir erwarte.“(Und ansonsten gibt es ja noch andere liebenswerte Menschen – und das Spiel beginnt von vorne)


Und diejenigen vielleicht, welche abseits jeglicher Philosophie auf ihre Kosten kommen wollen, gehen eben permanent fremd oder tummeln sich in Swinger-Clubs oder gar „Darkrooms“, wenn sie nicht längst -noch bequemer- im Nirwana des Cybersex unterwegs sind.


Wir leben längst mehrheitlich abseits jeglicher Moral. Und das hat das Leben und auch das Lieben nicht unbedingt einfacher gemacht.


Ist die Liebe, als Kind der Freiheit, nicht immer (wenn es sich denn um Liebe handelt) jener letzte Rest einer anarchistischen Bastion, reine Anarchie bei gleichzeitiger Erfüllung grundlegender Lebensgesetze?


Würde Liebe vernünftig sein, was bliebe übrig von jener Energie die wir so sehr ersehnen? Ich glaube, niemand mehr würde lieben wenn er es aus Vernunftgründen tun müsste. Und niemand mehr würde sich geliebt fühlen.


Aber vielleicht sind wir schon so „weit“.
 
Dabei
12 Dez 2010
Beiträge
1.144
#6
Kann man das entscheiden – ob man sich verliebt ?
Ich denke nicht, Gefühle kann man nicht steuern und in Anbetracht dessen, was uns heute suggeriert wird von den Medien – muss sich keiner wundern, wenn solche Nebensächlichkeiten wie Beziehungen heutzutage kein Fundament mehr haben .


Alles was nicht passt – wird entweder passend gemacht, oder ausgetauscht . Genau das sollten wir auch – egal, ob mit Menschen die uns Nahe stehen, oder Gebrauchsgegenstände .


Es kann nur für sich jeder ausmachen, was er möchte und dies nach seinen Möglichkeiten umsetzen . Ich beobachte das Phänomen bereits seit geraumer Zeit . Beziehungen die beendet werden, weil der kick fehlt, oder man sich daran stört, dass der Partner zu wenig Zeit hat . Da fällt das Einlassen schwer, wenn es bereits in anfänglicher Annäherung darum geht, wessen Terminkalender voller ist .


Die meisten Beziehungen haben in meinen Augen etwas von Kapitalismus und der wahre Wert ist verloren gegangen . Ich kenne mehr als eine Person, die sich aus Bequemlichkeit von ihrem Partner durch das Leben zerren lässt und die angenehmen Seiten der finanziellen Absicherung geltend macht – dafür aber vieles in Kauf nimmt .


Es wird uns suggeriert, dass Frau spätestens nach dem 2. date Sex haben muss – weil wozu warten, wenn man diese Komponente sofort abchequen kann ?
Diese Billigkeit – dieses sich dann echauffieren darüber, wenn man sich dem nicht hingibt und man hätte nix zu verlieren . Das sehe ich „anders“ - aber wahrscheinlich gehöre ich zur aussterbenden Rasse, der noch etwas an ihr selbst liegt .


Die Wertigkeiten legt jeder für sich selbst fest . Ich verurteile niemanden der nicht meinen Stil gutheißt, oder anders forciert .


Jedoch ist die Liebe „nur“ ein Gefühl, und wir haben verlernt auf unser Gefühl zu hören und geben uns lieber unserem Verstand hin, der uns ja sagt, dass Verlieben rein rationell betrachtet im Endeffekt ein Fiasko heraufbeschwört, weil es keinen Garantieschein gibt .
 
Dabei
13 Sep 2015
Beiträge
488
#7
Kann man das entscheiden – ob man sich verliebt ?
Wohl kaum. Aber man kann es zulassen oder eben nicht. Ich denke nach wie vor, die wirkliche Entscheidung wird ganz woanders getroffen.
Nenne es Gott, nenne es das Unbewusste, gib dem Entscheidungsträger noch einen anderen Namen. Aber es gibt immer zwischen zwei Menschen irgend ein drittes Element. Oft ist es ein Konglomerat verschiedenster "Zufalls-" Begebenheiten, welches -oft in einer sehr entscheidenden Sekunde des Lebens- greift oder eben nicht greift.


Gefühle kann man nicht steuern
Doch, in gewisser Weise schon. Und zwar, indem man sich über seine Gefühle rückhaltlos im Klaren wird und sich selbst gegenüber ehrlich wird.
Die Liebe ist doch zuvorderst eine geistige Dimension. Ich würde nicht so weit gehen, den Menschen als permanentes Opfer seiner Gefühle zu beschreiben.

Viele sind es, keine Frage. Aber sie sind es immer dann, wenn sie sich über ihre wahren Gefühle nicht im Klaren sein wollen. Dann entsteht automatisch Verzweiflung. Das Gegenteil ist Glück. Glück ist die Abwesenheit von Zweifel.

Aber um Glück empfinden zu können, muss der Mensch die Arbeit auf sich nehmen über jedes Gefühlsmoment hinaus die geistige Dimension seines Liebens zu hinterfragen.

Die meisten Beziehungen haben in meinen Augen etwas von Kapitalismus und der wahre Wert ist verloren gegangen .
Hier gebe ich Dir unbedingt recht. Die menschlichen Beziehungen in unseren Zeiten spiegeln auch wieder, wie bestechlich und käuflich alles geworden ist.
Oft zählt nur noch "Was hat er", "Was stellt er dar" und "Erfüllt dieser Mensch den ich liebe seine Funktionen, die ich von ihm mir gegenüber erwarte?".

Entsprechend sind Menschen leichter austauschbar geworden. Ein älteres Auto, wo viel zu investieren wäre damit es weiterhin seinen sicheren Dienst täte, wird ohne viel Emotionen gegen ein Neues ausgetauscht, wenn der Kredit dafür sich rechnet.
Insofern ja: Menschliche Bindungen, Liebe, ist zunehmend den Bedingungen des Materialismus unterworfen. Das hatte schon u.A. Erich Fromm ("Die Kunst des Liebens", "Haben oder Sein") einst hinlänglich dargestellt.
Zudem: Neil Postman griff diese Thesen auf, als er in "Wir amüsieren uns zu Tode" die zunehmende Abhängigkeit des Menschen von den Bespassungsfabriken die uns umgeben und permanent beeinflussen, beschrieb. Auf der einen Seite also gemahnt uns das Lieben an den reinen "Seins-Modus", auf der anderen Seite erleben wir tatsächlich, das so viele Menschen mit ihren Partnern und "Der Liebe an sich" im Grunde so umgehen wie mit ihren Autos..... .

Ich kenne mehr als eine Person, die sich aus Bequemlichkeit von ihrem Partner durch das Leben zerren lässt und die angenehmen Seiten der finanziellen Absicherung geltend macht – dafür aber vieles in Kauf nimmt
.

Mir fallen da eine Menge Frauen vor allem ein .....
 
Dabei
5 Nov 2007
Beiträge
6.454
Alter
82
#8
Kann man das entscheiden – ob man sich verliebt ?
Ich denke nicht, Gefühle kann man nicht steuern und in Anbetracht dessen, was uns heute suggeriert wird von den Medien – muss sich keiner wundern, wenn solche Nebensächlichkeiten wie Beziehungen heutzutage kein Fundament mehr haben .....
Ich möchte nur diesen Aspekt herausgreifen. Weil ich da auch immer heraushöre, wie unmoralisch die Zeiten geworden sind. Und das impliziert ja auch, dass es früher moralischer war. Aber ist das wirklich so?

Die subjektive Wahrnehmung, dass die Zeiten jeweils immer schlechter werden, gab es schon immer. Im Altertum, Römer, Griechen, wo es viele schriftliche Überlieferungen gibt. Schon Platon beklagte, "....und die Jugend so schlecht ist..."

Aber ich sehe keine Anzeichen, dass die Welt heute unmoralischer ist. Vor allem nicht umgekehrt, dass die Menschen früher "besser", moralischer waren.

Was sich wirklich ändert, ist die technische Entwicklung, die auch unser Verhalten prägt und ändert. Und das gilt auch für die "große" Politik. Zum Beispiel Krieg. Während früher jeder Einzelne noch erschlagen und erdolcht werden musste, und es schon deshalb weniger tote gab, können heute durch einen einzigen Knopfdruck tausende vernichtet werden. Und vermutlich gab es noch nie in überlieferter Menschheitsgeschichte eine Zeit wie heute, wo sich innerhalb einer Generation durch technische Entwicklungen die Bedingungen für das Leben der Menschen, jedenfalls in der westlichen Welt, so radikal änderte.

Um auf das Thema von nixe zurück zu kommen: Wir leben in einer Zeit, wo wir uns den Luxus erlauben können, so zu leben und zu experimentieren, wie nixe es skizziert. Früher gab es Institutionen, in unserem Kulturkreis die Kirche, die die "richtige" Moral vorgaben. Und der Einzelne hatte nicht die Freiheit der Wahl, jeder musste sich daran halten. Und wer es wagte, das nicht zu tun, war geächtet. Mit entsetzlichen Folgen.

Ob wir heute mit dieser Freiheit auch klar kommen, ist eine andere Frage. Ich jedenfalls lebe lieber in heutiger Zeit..........
 
Zuletzt bearbeitet:
Dabei
13 Sep 2015
Beiträge
488
#9
wie unmoralisch die Zeiten geworden sind. (...)

Ich lebe lieber in heutiger Zeit..........
Ich würde sagen, das unsere heutigen Zeiten "unmoralischer" geworden sind insofern, als viele der einst sehr verlogene Moralitäten (z.B. durch den Einfluss einer kirchlichen Moral) über Bord geworfen wurden. Auch hat es gesellschaftlich Wandlungen gegeben, die nicht nur durch den technischen Fortschritt bestimmt sind sondern durch veränderte Möglichkeiten. Niemand ist heute mehr gezwungen, aus wirtschaftlichen Gründen bei einem Partner zu bleiben. So wie in früheren Zeiten es sich die Reichen immer schon leisten konnten, Sodom und Gomorrha zu spielen. Am Hofe, das wissen wir heute, waren diejenigen welche am Ehesten von den Früchten der Arbeit der Massen profitierten indem sie diese einsammelten, welche nicht nur rückhaltlos Wein soffen (und Wasser predigten), sondern auch herrlich und in Freuden durcheinander vögelten. Nach außen hin der schöne Schein. Wirklich, sehr höfliche (!) Leute...... . Und von den Kirchenfürsten bis in unsere heutigen Tage hinein wollen wir hier mal besser auch gar nicht reden..... .

Ich glaube, niemand will diese Doppelmoral zurück. Auch nicht hinsichtlich der Gleichstellung in Bezug auf Frauen oder Geschiedenen usw. .

Es geht wohl eher darum, das die neue Grundlage für ein Verständnis von Liebe, die in unseren Zeiten greifbar und haltbar sein könnte, noch nicht ausreichend erschlossen ist. Gerade der Luxus hinzu gewonnener Freiheiten führt viele Menschen unter das Joch neuer Unfreiheiten.
 
Dabei
5 Nov 2007
Beiträge
6.454
Alter
82
#10
....Es geht wohl eher darum, das die neue Grundlage für ein Verständnis von Liebe, die in unseren Zeiten greifbar und haltbar sein könnte, noch nicht ausreichend erschlossen ist. Gerade der Luxus hinzu gewonnener Freiheiten führt viele Menschen unter das Joch neuer Unfreiheiten.
Ja, im Mittelpunk steht die Freiheit. Freiheit ist einer der wichtigsten menschlichen Grundwerte. Der Mensch hat viel mehr die freie Wahl, sein Leben zu gestalten.

Aber kann der Mensch mit Freiheit wirklich umgehen? Ich habe so meine Zweifel. Ob die Menschen glücklicher werden, wenn sie so experimentieren, wie nixe es skizziert.

Ich beobachte in meinem Umfeld auch anderes. Dass die Menschen auf der Schnauze landen. Oder auch, dass sie sich in die Tasche lügen......
 
Dabei
13 Sep 2015
Beiträge
488
#11
Ja, im Mittelpunk steht die Freiheit. Freiheit ist einer der wichtigsten menschlichen Grundwerte. Der Mensch hat viel mehr die freie Wahl, sein Leben zu gestalten.

Aber kann der Mensch mit Freiheit wirklich umgehen? Ich habe so meine Zweifel. Ob die Menschen glücklicher werden, wenn sie so experimentieren, wie nixe es skizziert.

Ich beobachte in meinem Umfeld auch anderes. Dass die Menschen auf der Schnauze landen. Oder auch, dass sie sich in die Tasche lügen......
Genau das meine ich.
Ich beobachte so manchen Beitrag hier sehr genau. Und immer wieder glaube ich nachzuspüren, das es gerade der eigene, unverantwortlicher Umgang mit den "neuen" Freiheiten ist, welcher nachgerade in die Problematik führt.

Warum beispielsweise muss sich ein 16 Jähriger massive Gedanken machen, wenn er noch keine Freundin hatte? Noch nie gevögelt hat?

Er unterliegt der Freiheit, es zu tun obwohl er erst 16 ist. Ich glaube, nicht mal eine Vielzahl von Eltern wären heutzutage unbedingt dagegen.
Er unterliegt somit aber nicht nur der Freiheit, sondern sogar dem Erwartungsdruck es tun zu müssen. Deswegen hat er ein Problem.

Wie oft lese ich hier, das die letzte Beziehung gerade 3-4 Monate her ist und schon wird von Schwierigkeiten in der neuen Beziehung geredet. Auch von recht jungen Menschen, wir haben ja auch Beiträge von 14-jährigen zuweilen.
Die Liebe ist einer sexuellen Dominanz unterworfen worden und zudem längst im "Haben-Modus" gelandet. Schon junge Kinder reden davon, wer mit wem "geht" und das "Schluß" ist bzw. man sich "getrennt" habe. Eifersucht. Depressionen folgen. Lernen geschieht nur noch zufällig oder gar nicht. Bekommen diese kleinen sexgeilen Monster überhaupt noch etwas mit davon, das Liebe nicht nur Geilheit und Sex ist, das Liebe auch Freundschaft und Zuneigung bedeuten kann?
15-jährige versenden per Smartphones Videos von "Gang-Bang" - Partys. Zum Onanieren gibt es Pornos per Flatrate. Eine Lehrerin aus der Klasse meiner Tochter (11) brachte es mal verzweifelt auf den Punkt: "Ihr habt nur noch Sex im Kopf und sonst nichts". Eine völlig verpornographisierte Welt haben wir, in der nur noch zählt wer wen in den Arsch vögeln darf und wann er es tut, mit wem spielt schon kaum mehr eine wirkliche Rolle.

Aber wehe, jemand mahnt eine neue Moralität an! Man soll und muss doch allen Menschen ihre Freiheit lassen. Nicht wahr?

Ja, es so, das Freiheit ein unveräußerliches Gut einer modernen und vor allem demokratischen Gesellschaft ist. Aber den geistig-seelischen Verirrtheiten vieler Menschen, nicht nur der Kinder, muss auch eine Wertigkeit gegenüber gestellt werden, die neuen Sinn macht. Der Gebrauch der Freiheit ist ein Inflationärer und kehrt sich bei näherer Betrachtung so oft ins Gegenteil.
 
Dabei
15 Sep 2015
Beiträge
129
#12
15-jährige versenden per Smartphones Videos von "Gang-Bang" - Partys. Zum Onanieren gibt es Pornos per Flatrate. Eine Lehrerin aus der Klasse meiner Tochter (11) brachte es mal verzweifelt auf den Punkt: "Ihr habt nur noch Sex im Kopf und sonst nichts". Eine völlig verpornographisierte Welt haben wir, in der nur noch zählt wer wen in den Arsch vögeln darf und wann er es tut, mit wem spielt schon kaum mehr eine wirkliche Rolle.
Ich glaube, das ist ein zentraler Punkt bei der Bewertung der Jugend durch die älteren (nicht böse gemeint) Generationen. Es sind die eigenen Kinder. Die, die man beschützen muss. Die nicht mit 14 schwanger sein sollen. Deren Nacktfotos man nicht im Internet sehen will.
Studien zufolge sind Menschen jeder Altersklasse im Internet auf Seiten mit pornografischem Inhalt – Gerade auch Ältere suchen dort eine Art Kopfkino, weil ihnen selbst vielleicht etwas fehlt o.ä.. Es geht hier nicht nur um Jugendliche (du hast den Kirchenskandal ja schon angesprochen). Nur die eigenen Sprösslinge sollen behütet aufwachsen. Das ist ja auch menschlich und ganz normal – dennoch stört es mich seit jeher, dass uns (ich bin ja selbst erst 19) so ein Stempel aufgedrückt wird.
Natürlich gibt es 15-Jährige Jungs, die die Fotos ihrer Exfreundinnen im Internet hochladen. Aber ganz ehrlich; was für eine Erziehung hat das Mädchen genossen, dass es in dem Alter überhaupt solche Fotos versendet? Es sind nicht nur die „bösen Medien“ - es sind vor allem auch die Erziehungspersonen (wie mit Hund und Herrchen).
Neulich habe ich eine circa Sechsjährige mit einem iPhone 6 gesehen, was ziemlich sicher ihr gehörte. Wofür so viele Möglichkeiten der Medien, die das Kind nicht bewerten kann? Klar, es gibt Sicherheit, dem Kind ein Handy zu geben, damit man es erreichen kann und andersrum, wenn es zu einem Notfall kommt. Aber dafür reicht auch ein „Knochen“, so wie es sie früher gab. Telefonieren, SMS – keine Frage, das ist ok. Im Internet auf fragwürdige Seiten gehen können, obwohl man einfach nicht reif genug ist, die Warnungen der Eltern wirklich auch zu verstehen und nicht nur zu hören, ist ein Fehler bei den Eltern. Keineswegs bin ich für absolute Kontrolle, ich selbst bin beispielsweise auch relativ „frei“ aufgewachsen, da meine Eltern oft weg waren und ich selbst zurechtkommen musste. Aber ich hatte auch gar nicht die Möglichkeit großartig ins Internet zu kommen und habe auch NIE mitbekommen, dass irgendjemand in meinem Jahrgang Pornos hin und hergeschickt hat.
Klar, mag daran liegen, dass ich gerade noch die Generation bin, die erst zum Zeitpunkt jener gewissen Verstehens-Reife die Möglichkeit des Internets und Smartphones hatte. Aber ich kenne auch jüngere, die nicht so sind, wie viele Erwachsene uns „pauschalisieren“. Es ist wie mit dem Benutzen der Jugendsprache – es wird suggeriert, dass ALLE Jugendlichen verlernt haben mit Punkt, Komma und vernünftigen Wörtern zu schreiben. Aber dem ist nicht so. Es gibt gewisse Schichten und Ortsteile, in denen ich dies natürlich auch schon beobachtet habe – aber hier fehlt offensichtlich auch ein Blick der Eltern dafür, sich selbst adäquat auszudrücken und Wert darauf zu legen. Und wenn Kinder, die es zuhause nie gelernt haben, dann auf Gleichgesinnte treffen und es so fortführen – wer kann dann was dafür, dass das Kind „Ey Alter, lass ma Chias abchecken und saufen“ sagt? Das hat mit sozialem Milieu zu tun. Und wie soll man da heraus kommen, wenn man aufgrund der Erziehung in eine Schule kommt, wo alle "so" drauf sind und man sich weder verändern KANN noch DARF weil nun Gleichaltrige Druck machen und man "dazugehören" will?
Selbiges gilt eben auch für besagte Pornografie und Verhaltensweisen in Liebesbeziehungen. Geht Papa immer fremd und kommt damit durch – warum darf der Sohn das dann nicht? Kinder lernen durch ihre Bezugspersonen. Und Medien sind eine Bezugsperson, die Eltern durchaus beeinflussen können.

Die Liebe die auf Zuneigung und guten Gesprächen und Respekt füreinander aufbaut, existiert auch bei jungen Menschen. Es geht nicht immer nur um Sex bei Jugendlichen. Die Menschen die ich kenne, suchen nach einer Liebe die beides vereint – Sex und Zuneigung. Das mag natürlich daran liegen, dass ich nicht in einer Großstadt lebe, aber ich bin auch nicht aus dem letzten Kuhdorf.

Tut mir leid, dass das jetzt so lang geworden ist, aber diese Vorurteile gegenüber Jugendlichen sind einfach nicht richtig und stören mich schon lange. Sie treffen teilweise zu (eben auf manche Gruppen) und werden im Schwarz-Weiß Denken anderer (außenstehender) Gesellschaftsmitglieder in pures Schwarz-Denken umgewandelt. Und das ist genauso ungerecht, wie wenn ich sagen würde „Mit 60 muss man ja auch auf Zuneigung bauen, man ist doch eh zu alt für Sex“. Das stimmt einfach nicht und ist trotzdem in den Köpfen vieler junger Menschen verankert.

Und wenn ich jetzt wieder Nachrichten bekomme, ob ich wirklich erst 19 bin, ist das der optimale Beweis für dieses stereotype Denken. Jugendliche führen genauso Diskussionen über Philosophische und politischeThemen bis Spät in die Nacht hinein, wie das den älteren Semestern zugeschrieben wird.

Und vorangegangene Eltern haben bei der Erfindung der Pille auch gedacht „Gott, jetzt vögeln sie sich überall durch, weil es keine Konsequenzen mehr gibt“ - dass ist dasselbe wie jetzt mit dem Internet. Nur mal als Denkanstoß zur sexuellen Freiheit. Die entwickelt sich schon seit jeher.
 
Dabei
2 Mrz 2015
Beiträge
625
#13
Ich habe eine etwas andere Sicht auf die Dinge.

Wir leben längst mehrheitlich abseits jeglicher Moral. Und das hat das Leben und auch das Lieben nicht unbedingt einfacher gemacht.
Nicht einfacher, aber ehrlicher.
Eine Beziehung unter dem Druck der gesellschaftlichen Moral ist für mich eine Lüge.

Nach dem Motto: „Ich liebe Dich. Aber nur so lange, wie Du mir gegenüber alle Funktionen erfüllst, die ich von Dir erwarte.“(Und ansonsten gibt es ja noch andere liebenswerte Menschen – und das Spiel beginnt von vorne)
Beziehungen sind immer abhängig vom "Kosten-Nutzen-Faktor". Das war früher so wie heute... die Unterpunkte von "Kosten" und "Nutzen" haben sich nur verändert.
Fundamentales wie wirtschaftliche Abhängigkeit sind weggefallen und werden einfach durch etwas Anderes ersetzt.
Niemand geht eine Beziehung ein, von dem er selbst keinen Nutzen hat.

Die meisten Beziehungen haben in meinen Augen etwas von Kapitalismus und der wahre Wert ist verloren gegangen .
Man möchte den maximalen Nutzen bei möglichst geringen Kosten. Das ist vollkommen normal.
Und ist es nicht Vorteilhaft für beide, wenn BEIDE geringe Kosten und BEIDE einen hohen Nutzen aus der Beziehung ziehen.

auf der anderen Seite erleben wir tatsächlich, das so viele Menschen mit ihren Partnern und "Der Liebe an sich" im Grunde so umgehen wie mit ihren Autos..... .
Ist das im Gesamten so schlimm ? Sicherlich, wenn man in der Position des Autos ist, aber doch nicht für den Besitzer.
Ich verstehe natürlich, dass es eher ein Forum für Liebeskummer-Geplagte ist und somit viele in der Position des Autos sind.
Doch ist es für den Besitzer nicht schön die Freiheit zu haben "Ich bin nicht auf das alte Auto angewiesen, ich such mir ein Neues aus."

Wir sind alles Menschen und so hart es klingt und so schmerzhaft es manchmal ist; Auch austauschbar.
Viele, die sich darüber beschweren ausgetauscht worden zu sein, vergessen, dass sie auch von dieser Freiheit gebrauch machen können (Oder es bereits in vielen Fällen getan haben).

Ich habe oft erlebt, dass Menschen schluss machen und sagen "Naja, hat nun einmal nicht gepasst" und es abtun. Doch in der Rolle des Verlassenen sieht es ganz anders aus.
 
Dabei
12 Dez 2010
Beiträge
1.144
#14
Also deine Interpretation liest sich wie eine Facharbeit über Kosten-Nutzen-Aufteilung und Einsparungsmaßnahmen bzw. das kaufmännische Prinzip : Mit möglichst geringen Aufwand den höchstmöglichen Gewinn erzielen .
Wenn ich nur einmal in meinem Leben Gefühle auf diese Art und Weise interpretiert und fokussiert hätte, dann könnte ich mich im Spiegel nicht mehr ansehen .
Es gibt etwas das nennt man – Geben ohne zu Nehmen . Ich denke nicht, dass dir das ein Begriff ist . Es tut der Seele gut – ohne Hintergedanken und ohne Erwartungen etwas zu geben . Ich denke jeder Vater, jede Mutter tut das . Das kann ich umlegen, auf jede Beziehung (auch gleichgeschlechtlichen – sprich Freundschaften).



Wahre Liebe macht frei – also warum sollte man Freiheit anstreben, wenn dies dem zu Grunde liegt ?



Aber damit kann nicht jeder etwas anfangen :)
 
Dabei
15 Sep 2015
Beiträge
129
#17
Schade, testestero - aber dass du das nicht hauptsächlich meintest war mir bewusst. Trotzdem war es ein Teilaspekt den ich gern aufgreifen wollte weil er mich immer ärgert. :p Nicht speziell gegen dich bzw deine Ansichten gerichtet. einfach allgemein :)
 
Dabei
2 Mrz 2015
Beiträge
625
#18
Es tut der Seele gut – ohne Hintergedanken und ohne Erwartungen etwas zu geben .
Menschen machen nichts ohne Hintergedanken. Im Endeffekt geht es immer um uns selbst, auch wenn es nicht immer so aussieht.
Nehmen wir mal als Beispiel etwas so selbstloses wie Spenden.
Die Unterbewussten Hintergedanken und Erwartung sind das Gefühl etwas Gutes getan zu haben. Anerkennung Dritter und uns selbst.

Also deine Interpretation liest sich wie eine Facharbeit über Kosten-Nutzen-Aufteilung und Einsparungsmaßnahmen bzw. das kaufmännische Prinzip : Mit möglichst geringen Aufwand den höchstmöglichen Gewinn erzielen .
Natürlich ein wenig pauschal ausgedrückt und runtergebrochen... Doch im Prinzip das, was alle Menschen unbewusst machen.
Warum trennt sich jemand von Partner X um mit Partner Y zusammen zu kommen ? - Weil es einen größeren Nutzen hat.
Jeder verlässt seinen Partner, wenn er jemand Besseres gefunden hat.

Warum bleibe ich nicht mit einen Partner zusammen, für den ich keine Gefühle mehr habe, der mich aber noch liebt ?
Ganz einfach; Zu hohe Kosten, wenig Nutzen.

In Beziehungen geht es uns immer um uns selbst.
 
Dabei
22 Aug 2011
Beiträge
3.785
#19
Interessant, von welcher Seite du das Thema in der dir eigenen ironisch -sarkastischen Art beleuchtest.
Freut mich, dass Du die Ironie erkannt hast. Obwohl ... im vorletzten Absatz gehe ich tatsächlich etwas in Richtung Ernsthaftigkeit ...

Und noch mehr freut mich die entstandene Diskussion. Romantiker wie Avocado, für die das reine, nicht steuerbare Gefühl im Vordergrund steht, Pragmatiker wie Izzy, der den Kosten-Nutzen-Aspekt einer Beziehung bewertet und im Ernstfall auf ein anderes Modell umsteigt, junge Menschen wie heartit, Suchende wie testestero und erfahrene Veteranen wie nic ... alles ist vertreten. Und ergibt ein schönes, vielschichtiges Bild, in dem sicher viele Leser ihre passenden Denkanstöße finden.

Um übrigens das Geheimnis mal zu lüften: ich selbst bin von Natur aus die klassische Romantikerin. Egal, wie alt, wie fett, wie reich, wie weit entfernt oder wie "fest im Leben stehend" der Mann meines Herzens ist - rein instinktiv springe ich mit Anlauf und Kopfsprung ohne weiter nachzudenken in den undurchsichtigen Pool namens Beziehung.

Nur ... inzwischen bin ich keine so völlig von Bindungen freie Frau mehr ... von mir hängen diverse Menschen ab. Emotional und wirtschaftlich. Und diese Menschen liebe ich bereits heftig. Verliebe ich mich also - oder sehe die Möglichkeit, dass dies passieren könnte - schalte ich wider alle Instinke die Vernunft ein. Und sehe dann durchaus, dass ich nicht dem Mann meines Herzens auf seinem beruflichen Weg durch die ganze BRD folgen und jedes Jahr in einer anderen Stadt wohnen könnte. Dass ich und mein Liebster körperliche Nähe zu sehr brauche, als dass eine "man sieht sich vielleich alle 3 Monate"-Fernbeziehung hinreichend stressfrei ablaufen würde - insbesondere wenn er zu recht promiskem Sexualverhalten neigt. Dass ich der Sehnsucht, mal eben zu ihm zu fahren, nicht nachgeben kann, weil ich mich zwischen ner Tankfüllung und neuen Winterschuhen in Größe 32 entscheiden muss. Und dass all diese Gründe ausreichend sind, um zu sagen: ja: ich liebe Dich. Aber dennoch: für eine Beziehung mit Dir reicht es nicht. Nicht aufgrund zu geringer Gefühle - aber aufgrund zu geringer eigener Ressourcen.

Ich bin fest davon überzeugt, dass man mit genug "Beziehungsarbeit" (sofern sie denn von beiden Seiten geleistet wird) aus jeder Verliebtheit eine gute, langlebige Beziehung machen kann. Aber zuweilen muss ich eben auch Rücksicht auf meine eigenen Grenzen nehmen - und auf die Tatsache, dass viele Menschen, die ich liebe, unzumutbar leiden würden, wenn ich von der ganzen "Beziehungsarbeit" seelisch vollkommen erschöpft bin - und vielleicht nicht mehr fähig bin, ihnen die Liebe und die Schuhe zu geben, die sie brauchen.

Das hat übrigens nichts mit "Du lieferst nicht, also liebe ich Dich nicht mehr" zu tun. Das Gefühl bleibt ... es gilt ja dem Menschen, und der verändert sich in dieser Situation nicht. Aber niemand hat gesetzlich festgelegt, dass man Liebe unbedingt in eine klassische Beziehung überführen muss - zuweilen ist beiden mit einer Freundschaft einfach mehr gedient. Auch wenn es emotional gesehen nicht das Optimum ist.
 
Dabei
2 Mrz 2015
Beiträge
625
#20
Pragmatiker wie Izzy, der den Kosten-Nutzen-Aspekt einer Beziehung bewertet und im Ernstfall auf ein anderes Modell umsteigt
Natürlich sehr Pragmatisch, doch genau danach handelst du ja auch.
In der Situation die du beschreibst, ist der Aufwand/Kosten (oder wie immer man es deklarieren will) zu hoch.

Was machen Unternehmen in solchen Fällen!? -Sie versuchen die Kosten zu senken (Beziehungstechnisch "Kompromisse eingehen") oder sie geben eine Gewinnwarnung raus (Es wird dann eben doch keine klassische Beziehung)

Die stetig steigende "Kapitalisierung" von Beziehungen hat - wie ich bereits sagte - nicht nur Nachteile. Schließlich möchte keiner einen Partner, der nur durch irgendwelche "Umstände" bei einem bleibt oder eine Beziehung eingeht.
Nur eine Beziehung wo BEIDE Parteien geringen Aufwand und hohen Gewinn haben, ist eine wahrhaftige Liebesbeziehung.
Denn beide Partner haben die freie Wahl. Beide haben das (momentan) "Beste" gefunden.
 
Dabei
22 Aug 2011
Beiträge
3.785
#21
Natürlich sehr Pragmatisch, doch genau danach handelst du ja auch.
In der Situation die du beschreibst, ist der Aufwand/Kosten (oder wie immer man es deklarieren will) zu hoch.
Stimmt. Ich verurteile Deinen Ansatz ja auch nicht. Aber in einem Punkt differieren unsere Beschreibungen: nach Deinem Ansatz (wobei ich nal annehme, dass es eine stark vereinfachte Beschreibung ist), könnte man das Auto austauschen, sobald ein besseres Modell am Horizont auftaucht - oder sobald man feststellt, dass die Sitze so unbequem sind, dass man doch lieber zu Fuß geht und bei dringendem Bedarf ein Taxi nimmt (übersetzt: Single bleibt und ab und zu nen ONS oder ne Prostituierte nutzt).

Ich fahre das Auto, wenn ich es einmal gekauft habe, bis ich es mir beim besten Willen nicht mehr leisten kann, es zu reparieren. Und das sogar, wenn jemand mir eine Mail schickt in der steht "Sie haben einen nagelneuen Porsche gewonnen!" .

Aber gerade weil ich dieses Verhalten von mir kenne - und weil ich dann im Ernstfall eben nicht allein in meiner geliebten Rostlaube sitze und meine kompletten Ressourcen in die Reparatur stecke - achte ich sehr darauf, dass ich vor dem Eingehen einer Beziehung mal genau den Motor und die Karosserie untersuche. Das ist zwar mit dieser blöden rosaroten Brille nicht allzu leicht, und zuweilen wünsche ich mir auch ne gut funktionierende Glaskugel - aber mitunter erkennt man doch schon deutliche Zeichen für einen in naher Zukunft liegenden Totalschaden. Und sollte dann vom Kauf absehen und dem Auto die Chance geben, einen Käufer zu finden, der genug Zeit und Geld hat, um es liebevoll zu restaurieren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dabei
12 Dez 2010
Beiträge
1.144
#22
Und noch mehr freut mich die entstandene Diskussion. Romantiker wie Avocado, ........
Nein, liebe Nixe ich bin keine Romantikerin . Jedoch wurde mir im Laufe des Lebens die Liebe demonstriert auf eine Art und Weise, wie sie wahrscheinlich selten jemandem begegnet und daraus resultiert meine Einstellung .


Auf Grund dessen lebe ich auch weitaus anders als der normale Mensch . Das Prinzip gilt auch für meine Freunde / Familienangehörigen .


Bei den meisten Menschen beobachte ich diese unglaublichen Erwartungshaltungen – die meisten haben jene, die sie selbst nicht erfüllen können . Wie kann man dann etwas von einem anderen erwarten, wenn man selbst nicht bereit ist, das zu geben ?
 
Dabei
2 Mrz 2015
Beiträge
625
#27
Aber in einem Punkt differieren unsere Beschreibungen: nach Deinem Ansatz (wobei ich nal annehme, dass es eine stark vereinfachte Beschreibung ist), könnte man das Auto austauschen, sobald ein besseres Modell am Horizont auftaucht - oder sobald man feststellt, dass die Sitze so unbequem sind, dass man doch lieber zu Fuß geht und bei dringendem Bedarf ein Taxi nimmt (übersetzt: Single bleibt und ab und zu nen ONS oder ne Prostituierte nutzt).
Nein, in der Hinsicht unterscheiden wir uns nicht.
Ein neues Auto wäre ja auch mit neuen Kosten verbunden. In dem Fall fängt man an zu differenzieren: ist der Mehrwert (zwischen dem alten und neuen Wagen!) so groß, dass die Kosten sich lohnen ?

Smartphone wäre ein gutes Beispiel:
Du hast ein Iphone 5 und das neue Iphone 6 kommt raus; Für die paar Features mehr, würdest du dir ja nicht gleich ein neues Handy kaufen (ergo, der Mehrwert ist für dich nicht da)
Du hast ein Nokia 3210 und willst ein Iphone 6. In dem Fall ist der Mehrwert für dich deutlich höher.

Es ist schwer meine Gedanke richtig auszudrücken, ohne das es einen bitteren Beigeschmack hat.
Der Punkt ist das jeder den "Nutzen" oder den "Wert" des Partners für sich anders definiert.
Jeder bezieht einen "Mehrwert" aus einer Partnerschaft.... Wie auch immer der aussehen mag.

-Manche haben eine Beziehung, weil sie nicht alleine sein wollen.
-Manche haben eine Beziehung, weil sie Sex wollen.
-Manche haben eine Beziehung, damit sie sich geborgen, geliebt, oder sonst wie fühlen wollen.
-Manche haben eine Beziehung, weil sie dadurch Ansehen und Anerkennung bekommen.
-Manche haben eine Beziehung, weil sie die oberen drei Punkte wollen und noch mehr.

Natürlich klingt es unromantisch zu sagen "Beziehungen sind reiner Eigennutz"

Ich möchte niemanden seine Vorstellungen zerstören. Für mich ergibt es einen Sinn. Es erklärt für mich Verhalten, welches ich vorher nicht verstanden habe. Ich kann besser damit umgehen.
Um mal beim grandiosen Autobeispiel zu bleiben:

Wenn ich mir nach 10 Jahren ein neues Auto zulege, heißt es nicht, dass ich 10 Jahre mit einem "Scheiß-Auto" rumgefahren bin.
Ich bin gerne mit dem Auto gefahren.
Aber vielleicht haben sich die Lebensumstände geändert, dass ich nun ein anderes Auto brauche.
Vielleicht ist man es auch leid noch groß in das Auto zu investieren.

Nur weil eine Frau keinen nutzen mehr aus der Beziehung mit mir zieht, heißt es auch nicht, dass die ganzen Jahre für den Arsch waren.

Es kommt nicht drauf an, ob man bis zum Lebensende glücklich zusammen ist. Einen Garantieschein gibt es dafür nicht.
Es kommt darauf an, dass man die Zeit, die man gemeinsam verbringt genießt.
 
Dabei
5 Nov 2007
Beiträge
6.454
Alter
82
#28
Im Zweier-Bereich???

2-4-8-16-32-64-128-256-512-1024-2048

Man kommt mit Potenzen total schnell hoch ... wertmäßig ;)
Zur info: nixe ist Informatikerin. Da neigt sie halt zu mathematischer Darstellung. Und dazu, das mit der Mächtigkeit der Männer gern eindeutig auszudrücken.

Und möglicherweise meint sie mit "wertmäßig" auch nicht den Anstieg, sodern eher das Nachlassen über der Zeit........
 
Zuletzt bearbeitet:
Dabei
22 Aug 2011
Beiträge
3.785
#29
Nein, in der Hinsicht unterscheiden wir uns nicht.
Ein neues Auto wäre ja auch mit neuen Kosten verbunden. In dem Fall fängt man an zu differenzieren: ist der Mehrwert (zwischen dem alten und neuen Wagen!) so groß, dass die Kosten sich lohnen ?
Deswegen hab ich ja den gewonnenen Porsche als Beispiel genannt. Mancher würde das Altauto verschrotten und ab jetzt Porsche fahren. Ich würde den Porsche verkaufen und mit dem Geld das Altauto restaurieren. Einfach weil Vertrautheit, Gewohnheit, Loyalität und all die mit ihm verbundenen Erinnerungen für mich genau den von Dir genannten "Mehrwert" darstellen.

Es liegt vielleicht einfach nur daran, wo genau jeder für sich den Wert eines Menschen, einer Beziehung, sieht.

Ich habe übrigens ein Galaxy S2. Geschenk einer lieben Fteundin ... Solange es sich noch anschalten lässt, benutze ich es weiter - wäre allerdings dankbar für Tipps, wie ich die völlig zerkratzte Fotolinse wieder nutzbar machen kann.
 
Anzeige:

Ähnliche Themen


Oben